Ein Blick in die Glaskugel für 2024

Der Blick nach vorne in das kommende Jahr ist auf meinem Blog schon Tradition. Natürlich geht es dabei hauptsächlich um die Fotografie und ihre Technik, wenn ich auch gelegentlich etwas darüber hinausblicke. Die vorigen Artikel finden Sie über die Suche: https://fotoschule.westbild.de/?s=Glaskugel&submit=Suchen.

Im letzten Jahr ist endlich der Global Shutter, den ich seit Jahren erwarte, in einer Profikamera Wirklichkeit geworden. Ein Global Shutter ist in der Lage, das gesamte Bild gleichzeitig auszulesen, so dass schnelle Bewegungen nicht verzerrt erscheinen, Schwenks im Video nicht zu Schrägen führen und mit sehr kurzen Zeiten geblitzt werden kann. Bei der Sony α9 III beträgt die Blitzsynchronzeit 1/80.000s statt 1/250s, wie bei vielen üblichen Kameras. Ein Kamerablitz auf voller Leistung leuchtet ca. einhundertmal länger.

Das genaue Gegenteil eines Global Shutters hat die Fujifilm GFX 50R eingebaut. Die Auslesezeit bei elektronischem Verschluss beträgt eine Drittelsekunde und führt zu so absurden Verzerrungen.

Ich denke, dass es bald mehr Kameras mit dieser Technik geben wird, aber die Entwicklung nur recht langsam stattfinden wird. Denn erstens ist diese Technik noch sehr teuer umzusetzen und zweitens verschlechtert sie die Bildqualität ein wenig. Als Faustregel kann gelten, dass der Global Shutter ca. eine Blendenstufe an ISO-Leistung frisst. Auch ohne Global Shutter werden die Auslesezeiten der Bildsensoren aber immer kürzer, so dass der Rolling-Shutter-Effekt geringer wird und mit dem leisen, elektronischen Verschluss geblitzt werden kann. Ich erwarte auch, dass neue Blitzgeräte auf den Markt kommen werden, die besser an die neuen Möglichkeiten der Kameras angepasst sind.

2024 kommt wahrscheinlich die Einführung von Quadpixel CMOS AF bei Canon. Der bisherige Dualpixel AF scheitert bei waagerechten Linien (im Querformat), weil sich die nebeneinanderliegenden Pixel nicht unterscheiden. Die übereinanderliegenden würden das sehr wohl tun, wenn man ein Quadrat von 2*2 Pixeln auswertet, wird der AF noch einmal schneller und genauer, auch wenn das nur in wenigen Situationen einen großen Unterschied machen wird. Ich erwarte von Canon zwei wichtige Kameras, einmal das Topmodel R1, dass zur Olympiade zumindest den dort akkreditierten Fotografen zur Verfügung stehen muss, und die R5 Mark II, die auch bald fällig ist, ich werde mich dann hier gesondert mit ihr beschäftigen.

KI wird der übergreifende Megatrend bleiben. es kommen bald Computer und Betriebssysteme, die als KI-Systeme beworben werden und viel Aufgaben auch lokal erledigen können, ohne dafür ständig mit einem Server in Verbindung zu stehen. Die KI-Revolution ist schneller als die letzten, schon ein Jahr nach den ersten wirklich öffentlichen Systemen gab es in der FAZ „Das Prompt der Woche“. Ich erwarte eine weiter sehr schnelle Entwicklung, nicht frei von Rückschlägen und Enttäuschungen, mit auf Dauer soliderer Basis als „Wir klauen einfach alles und trainieren damit unsere Modelle“, aber auf mittlere Sicht sehr erfolgreich und auf lange Sicht wird sie uns vor sehr interessante Herausforderungen stellen, um es mal vorsichtig auszudrücken.

Social Media wurde auch ohne KI schon sehr manipulativ verwendet. Aber auch die Tatsache, das emotionale Impulse und Aufreger mehr Interaktion hervorrufen als differenzierte Information, hat zur Polarisierung und Verflachung des politischen Diskurses geführt. Mit KI wird es noch leichter werden, zielgerichtet zu manipulieren. Die Werbe-Industrie hat gewaltige Datenberge gesammelt, die helfen werden, die Menschen in Gruppen einzuteilen und ihnen das vorzusetzen, was am besten auf sie wirkt. Manchmal auch nur mit dem Zweck, Zwietracht zu sähen und die Gesellschaft auseinander zu treiben oder Propaganda zu verbreiten.

Ab einem bestimmten Punkt beginnt ein neues Kapitel in der Menschheitsgeschichte, in der sich die weitere Entwicklung auch vom Menschen abkoppeln kann. Die Frage ist jedenfalls nicht nur, was die KI für uns sein wird, sondern auch, was wir für die KI sein werden. Natürlich ist sie jetzt noch sehr begrenzt und macht lustige Fehler. Aber das waren wir auch, als wir zwei Jahre alt waren. Im Unterschied zu uns ist ihre Entwicklung aber nicht durch einen Schädel begrenzt, in den nur ein Gehirn von der Größe zweier Fäuste passt, sondern diese baut auf eine Technik, die sich, wenn das Mooresche Gesetz noch passen sollte, alle 18 Monate in ihrer Leistung verdoppelt und somit exponentiell wächst. Die technische Entwicklung beschleunigt sich aber zusätzlich durch die Intelligenz, die ihr zur Verfügung steht.

Die Generative Bild-KI wird immer besser, die neueste Midjourney-Version liefert teilweise Ergebnisse, die so nah an den geklauten Originalen sind, dass spätestens dies zu Copyright-Verfahren führen wird. Das kann auch den Anwender betreffen, der die Ergebnisse kritiklos weiterverwendet. Ich gehe davon aus, dass dieses Thema in 2024 deutlich mehr Aufmerksamkeit erhalten wird.

So stellt sich Stable Diffusion einen Fotografen vor. Nach den charmanten Fehlern der KI in der Anfangszeit werden wir uns irgendwann zurücksehnen.

Bislang finde ich Generative KI zwar spannend und technisch interessant, die Ergebnisse lassen mich aber kalt. Das meiste ist Kitsch, der Rest auch nicht viel interessanter. Ich denke schon, dass auch da bessere Werke kommen werden, aber wir auf der anderen Seite mit Müll zugeschmissen werden, eben weil die Erzeugung so schnell und billig möglich ist und es vielen auch einfach egal ist, Hauptsache es kostet nichts oder fast nichts. Für mich hat KI-Look in der Werbung deswegen schon etwas Unseriöses bekommen, auch weil es sich einreiht in die Scam-Werbung, die bei manchen Webseiten erscheint, wenn man zu weit nach unten scrollt.

Auf der anderen Seite wird es schwieriger werden, KI von Fotografie zu unterscheiden. Deswegen werden in Profi- und Semiprofikameras Methoden eingebaut werden, sicher den Autor, Ort und Aufnahmezeitpunkt abzuspeichern, und in der Bildbearbeitungssoftware die Bearbeitungsschritte vollständig erfasst werden. Bilder ohne interne Dokumentation werden zumindest im Pressekontext immer schwerer zu verkaufen sein, so dass auch Kameras, die das nicht können, immer mehr vom Markt verschwinden werden.

KI wird sicher auch Gegentrends hervorrufen. Ich habe an mir selbst schon vor KI eine deutliche Hinwendung zur dokumentarischen Fotografie ohne jede Retusche festgestellt. Die analoge Fotografie kann auch deutlich profitieren, allerdings machen die immer mehr steigenden Filmpreise einen Erfolg wie den von Vinyl-Schallplatten unwahrscheinlich.

Polaroid 55 lieferte ein gutes SW-Negativ zusammen mit einem Positiv. Manche Freuden der analogen Fotografie sind leider vorbei, das Material verschwand 2008 vom Markt.

Die technische Entwicklung der Bildsensoren ist z.B. in der ISO-Leistung schon nah an Ihre Grenzen gekommen. Schnell auslesende Sensoren werden über die Addition von Sensordaten allerdings einen fast unbegrenzten Dynamik-Umfang liefern können, wenn auch mit deutlichen Einschränkungen bei bewegten Motiven. Bei kleinen Sensoren wird man immer mehr versuchen, die Bildqualität über KI zu verbessern. Das führt aber auch dazu, dass Nutzer unzufrieden werden mit den Ergebnissen der Smartphones, weil die Ergebnisse nicht mehr natürlich wirken oder im Einzelfall auch zu Fotomontagen werden, ohne dass das dem Nutzer direkt mitgeteilt wird. Wenn Sie z.B. eine Gruppe bei schwachem Licht fotografieren, wird ein neueres Smartphone für eine längere Zeit Licht sammeln, um das Rauschen zu verringern und die Dynamik zu verbessern. Die Personen bewegen sich aber dafür zu viel, so dass je nach Person der Aufnahmeabschnitt gewählt wird, der das schärfste Bild ergibt. Dieser wird je nach Person unterschiedlich sein, so dass eine zeitliche Montage entsteht bzw. ein Bild, dass es so nie gegeben hat. Gerade bei Reaktionen auf Ereignisse kann das Bild die Realität so stark verzerren.

Das GF 30mm f5,6 T/S ist wahrscheinlich das beste Shiftobjektiv, das je gebaut wurde. Wenn Sie die Wand rechts betrachten, erkennen Sie aber eine tonnenförmige Verzeichnung, die ein (Ausschnitt-beachtendes) Objektivprofil beheben könnte

Ein Wunsch für 2024 sind Objektivprofile für Shift-Objektive. Das GF30mm f5,6 T/S für Fujifilms Mittelformatkameras zeichnet die Verschiebung des Objektivs bereits in den Exif-Daten auf. Canon wird in diesem Jahr wahrscheinlich sogar Tilt-Shift-Objektive mit AF herausbringen, bei denen ich auch davon ausgehe, dass die Exif-Daten die nötigen Informationen enthalten werden. Die Entwickler der Raw-Konverter müssen ihre Objektivkorrektur so erweitern, dass sie für den Ausschnitt des Bildkreises gilt, der sich durch die Verschiebung des Objektivs ergibt.

Bei den Objektiven erwarte ich den Mut zur Nische und auch ein vermehrtes Angebot an günstigen manuellen Objektiven. Manches wird sehr seltsam wirken. Ich finde es zum Beispiel verblüffend, wie viele Standardzooms Canon für das RF-Bajonett auf den Markt gebracht hat, bevor ein Lichtstarkes 24 oder 35mm-Objektiv verfügbar ist. Letztere werden jetzt aber wohl auch endlich kommen. Der Video-Markt wird noch mehr Beachtung finden als 2023 schon. Canon hat auch schon ein APS-C Dual-Fisheye für die VR-Produktion gezeigt. Apple wird seine VR-Brille bringen, aber ich bin skeptisch, was die weitere Bedeutung betrifft. Ich habe 3D schon so häufig kommen und gehen sehen und vermute, dass das die meisten Menschen außer vielleicht junge Gamern und Gamerinnen nervt. Das Metaverse als next big thing sehe ich nicht, während ich bei KI keine Zweifel habe.

Die Nikon Z f ist zu Recht ein großer Erfolg geworden, weil sie aktuelle Technik mit einem gelungenen Retro-Design verbindet. Ich kann mir gut vorstellen, dass Canon dem Beispiel folgen wird. Zumindest scheinen sie bereits zu sondieren, welches historische Design dafür am besten Pate stehen sollte.

Ich hoffe sehr, dass Canon aufhören wird, das RF-Bajonett für AF-Objektive anderer Hersteller zu blockieren. Nikon mit seinem Z-Bajonett ist zwar nicht ganz so rigoros, hat aber noch sehr viel Luft nach oben. Die Verfügbarkeit von Fremdobjektiven ist ein gutes Argument, Sony zu wählen. Auf der Seite https://www.sigma-foto.de/objektive/ können Sie links nach Anschluss filtern. Sony E-Mount kommt auf 42 Objektive, Canon EF auf 25, bei denen aber die neuen Konstruktionen für die Spiegellosen natürlich nicht dabei sind.

Manche Dinge, die wir heute tun, werden kommenden Generationen so verrückt vorkommen wie uns heute z.B. das Verwenden von Asbestpulver als Kunstschnee auf Tannenbäumen in den 50ern oder Zahnpasta mit radioaktivem Thorium-X in den 30ern. Unser sorgloser Ressourcenverbrauch mag dazu gehören. Trotz klarer Anzeichen einer sich verstärkenden Klimakatastrophe, von der im Moment niemand weiß, wann wir Kipppunkte erreichen werden, die das ganze System so ins Rutschen bringen können, dass wir das mit CO2-Einsparungen und -Speicherung vielleicht nicht mehr kompensieren können, hatten wir im Sommer 2023 so viele Flüge wie noch nie in der Menschheitsgeschichte.
Die Russen meinen, einen Eroberungskrieg führen zu müssen, als hätten wir 1939, die Amerikaner können sich vorstellen, auch nach der Erstürmung des Kapitols noch einmal Trump zu wählen und in Europa wenden sich immer mehr Menschen den Populisten zu und setzen die Demokratie aufs Spiel, obwohl ihre Lage besser ist als in den meisten Jahrzehnten davor. China droht Taiwan offen mit einem Angriffskrieg als Teil das Planung für die nächsten fünf Jahre, von einem Risikobewusstsein ist aber in Deutschland genauso wenig zu spüren wie zu dem Zeitpunkt, als uns unsere europäischen Nachbarn vor North Stream 2 gewarnt haben.

Immerhin hatten wir in Deutschland 2023 einen Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromproduktion von über 50% und haben so wenig CO2 ausgestoßen, wie seit 1950 nicht mehr. Der Verkehrsbereich hängt dabei aber deutlich hinterher. Mir fehlen die positiven Zukunftsvisionen in der öffentlichen Wahrnehmung. Angst ist kein guter Berater. Eine Zukunft, in der die Menschen glücklicher und gesünder sind, das Artensterben gebremst wird und neue Entwicklungen tatsächlich eher „solutions for a small planet“ darstellen, wie es IBM einmal so schön als Werbespruch formuliert hat, und nicht zu einer Gefährdung werden, ist gar nicht so schwierig zu erreichen. In vielen Bereichen sind wir schon auf dem Weg dahin. Aber das setzt auch ein bisschen Flexibilität voraus und den Willen, notwendige Anpassungen nicht zu einem politischen Streitthema zu machen, sondern gemeinsam Probleme zu lösen und wichtige Voraussetzungen zu schaffen.

Repro einer Glasplatte von ca. Ende des 19. Jahrhunderts. Der Hafen von Concarneau.

Ich wünsche Ihnen ein gutes 2024, bleiben Sie beweglich im Kopf und in den Beinen und machen Sie was draus. Ich wünsche Ihnen Freude an der Fotografie und vielleicht können Sie in diesem Jahr auch etwas retten aus der Fotogeschichte. In zwei Jahren wird die Fotografie 200 Jahre alt, Sie finden noch sehr viel sehr günstig auf den Flohmärkten, vielleicht haben Sie auch aus der Familiengeschichte noch alte Fotografien, die es sich zu digitalisieren lohnen. An uns liegt, was die nachfolgenden Generationen aus dem ersten Jahrhundert der Fotografie (und danach) noch werden anschauen können.

Zeitumstellung

Ein Großteil Ihrer Technik stellt die Uhr bereits automatisch auf die Sommerzeit um, die meisten Kameras jedoch nicht. Wenn Sie es noch nicht erledigt haben, stellen Sie jetzt alle Ihre Kameras auf die aktuelle Zeit ein. Seien sie dabei vorsichtig, es kann schnell passieren, dass man die Zeit um mindestens 30 Jahre zurückstellt oder gleich auf die Zeit vor 1953.
нет войны.

Ein Blick in die Glaskugel für 2022

Wie immer um diese Zeit, versuche ich, in die nähere Zukunft des Fotomarkts zu schauen und etwas über die voranschreitenden Entwicklungen zu reflektieren. Wie gut oder schlecht das gelingt, können sie in den vergangenen Jahresvorschauen überprüfen.

In den nächsten Monaten wird der Fotomarkt sicher nicht die Schlagzeilen beherrschen, weil die nächste Welle der Pandemie die vermutlich stressigste von allen werden wird. Für alle, die inzwischen dreimal geimpft sind, wird sie deutlich weniger bedrohlich sein als vor einem Jahr, aber insgesamt hat sie das Potenzial, sehr viele zu treffen und auch Abläufe außerhalb der Krankenhäuser stark durcheinanderzubringen. In den Monaten darauf wird der Fotomarkt auch nicht die Schlagzeilen beherrschen, weil er außer für uns Fotobegeisterte eine unbedeutende Nische geworden ist, die Zeiten, in denen es in fast jedem Haushalt eine „richtige“ Kamera gab, sind endgültig vorbei. Aber auch abgesehen von den Smartphones, die die Kameras zu einem großen Teil ersetzt haben, gibt es für die Hersteller von Bildsensoren und Objektiven genug zu tun. Weltweit gibt es mehr als eine Milliarde Überwachungskameras, fast 2/3 davon in China, ein Durchschnittsneuwagen besitzt mehr als eine Kamera, die Zahl und die Qualität wird noch zunehmen, je mehr wir uns dem autonomen Fahren nähern. In Industrie, Wissenschaft und Robotik wächst der Bedarf auch, viele der Techniken aus diesen Bereichen wirken zurück auf die Fotografie. Meine EOS R5 kann Menschen, Tiere und Kraftfahrzeuge recht zuverlässig erkennen und im Fokus behalten, etwas, woran eine DSLR aufgrund der sehr viel kleineren Sensoren für die Fokusermittlung scheitern würde.

Der AF einer EOS R5 macht solche Aufnahmen einfacher als jede DSLR (500mm, f7,1, 1/2000s)

Auch deswegen haben wir die DSLR in diesem Jahr beerdigt, Nikon und Canon haben mit der Z9 und der R3 Kameras herausgebracht, die ihre Top-DSLRs übertreffen. Und sie haben klargemacht, dass ihre letzte Top-DSLR auch die letzte bleiben wird. Nur Pentax, die das Pentaprisma der SLR schon im Namen tragen, bekennt sich weiterhin ganz zur DSLR. 2021 war das Jahr, in dem die Spiegellosen endgültig vorbeigezogen sind. Dazu brauchte es Sensoren, die sich schnell genug auslesen lassen, um zeitlich feinaufgelöste Daten für die Bewegungsermittlung zu liefern, Prozessoren, die diese Daten in Echtzeit sinnvoll inklusive Bilderkennung auszuwerten und Sucher, die so schnell und hochaufgelöst sind, dass wir den optischen Sucher der Spiegelreflex nicht mehr vermissen. Das bedeutet aber auch, dass viele DSLR-Objektive jetzt schon nicht mehr in der Produktion sind und nur noch Lagerbestände abverkauft werden. Viele der EF-Objektive z.B. werden Sie bald nicht mehr neu kaufen können. Dafür werden wir in 2022 wohl RF-Objektive auch von Sigma und anderen sehen, der Markt verschiebt sich stark zu den Spiegellosen.

Vermutlich als nächstes wird der mechanische Verschluss verschwinden. Er war bei einer Digitalkamera hauptsächlich notwendig, um den Sensor nur für eine kurze Zeit zu belichten, die kürzer war, als die Auslesezeit des Sensors. Ansonsten hätten Sie mit einem starken Rolling-Shutter-Effekt zu kämpfen und würden beim Blitzen nur einen Teil des Bildes belichten. Sobald aber die Auslesezeit in den Bereich der Blitzsynchronzeit kommt, verschwinden die Vorteile des mechanischen Verschlusses weitgehend und man kann auf dieses aufwendige und anfällige Bauteil verzichten. Die erste professionelle Kamera, die das tatsächlich auch so macht, ist die Nikon Z9, sie hat nur noch einen mechanischen Hilfsverschluss, der den Sensor beim Objektivwechsel bedeckt, um ihn vor Staub zu schützen.

Bei den Sensoren gibt es zwar immer schnellere Auslesezeiten, ob bald eine Kamera mit einem echten Global Shutter (zeitgleiches Auslesen des gesamten Sensors) kommt, ist aber weiterhin ungewiss. Mit gebogenen Sensoren rechne ich abseits von kleinen, integrierten Lösungen nicht, auch wenn sie immer mal wieder in Gerüchten auftauchen. Alternativen zu Sensoren mit Bayermuster sind allerdings langsam fällig, bislang sind Alternativen wie Foveon sind nur in Nischen zu finden, genau wie Quantum Dot Sensoren. Auflösung und Lichtempfindlichkeit aktueller Sensoren sind schon sehr gut, aber ich würde mir einen höheren Dynamikumfang wünschen, der es möglich macht, das, was das Auge wahrnehmen kann, in einer einzigen Belichtung zu erfassen. Noch kürzere Auslesezeiten würden auch weniger Blitzleistung erfordern, wenn sich der Blitz gegen das Tageslicht durchsetzen soll.

Ich denke auch, dass die Zeit, in der wir spezielle Cinema-Versionen zu Systemkameras sehen, langsam zu Ende gehen wird. Von der EOS R5 wird es bald eine C-Version geben, bei der kommenden R1 gehe ich davon aus, dass sie beide Bereiche perfekt beherrschen wird. Die Frage ist auch, ob es sich bei einem schrumpfenden Markt noch lohnt, eine große Modellvielfalt zu pflegen, eine Sony A7C halte ich z.B. für verzichtbar und es scheint, dass Sony die im Moment auch nicht weiterproduziert. Es werden sicher noch kleine Vloggerkameras erscheinen oder große Filmkameras, die nicht für die Fotografie gedacht oder geeignet sind, aber das man eine Systemkamera in Foto- und Videoversion aufspaltet, ist technisch nicht mehr notwendig.

Ich rechne schon damit, dass einige Kameragehäuse vor der Vorstellung stehen, Canons EOS R wird vier Jahre alt, auch die RP kann eine Auffrischung gebrauchen. Ich vermute, dass das EOS-M-System keine lange Zukunft haben wird und stattdessen bald eine APS-C mit RF-Mount kommen wird. Später ist auch eine EOS R1 absehbar. Bei Sony wartet die A9 II und die A7RIV auf einen Nachfolger. Ich denke aber, dass wir in der ersten Jahreshälfte kaum etwas in den Händen werden halten können, sondern nur Ankündigungen mit späterer Lieferbarkeit sehen werden. Mit noch späterer, wenn China es nicht schaffen sollte, Omikron unter Kontrolle zu halten, was schwieriger als alles bisher werden wird. Chipkrise und Lieferprobleme werden uns nicht nur in diesem Bereich noch eine Weile begleiten und wir können nur hoffen, dass sie nicht durch zusätzliche Ereignisse verschlimmert wird. Eine ernsthafte Taiwankrise wäre eine Katastrophe, aber auch „Kleinigkeiten“, wie die Zerstörung einer Fabrik durch Brand oder Überschwemmung/Tsunami etc. können weitreichende Folgen haben. Vor ein paar Jahren wurden Chips teuer, weil eine der Fabriken, die den Kunststoff für die Ummantelung herstellte, ausgefallen war. Im Moment werden die Folien knapp, die für die Isolation der Platinen sorgen. Ein Teil der Probleme rührt aber auch daher, dass wir unsere knappen Ressourcen verschwenden, indem z.B. riesige Bitcoin-Miner-Farmen aufgebaut werden oder Festplatten für „proof-of-space“-Cryptowährungen verbraucht werden. Es kann auch sein, dass die Zeiten, in denen fast alles kurzfristig verfügbar ist, langsam ganz vorbei gehen, nicht weil ich eine große Wirtschaftskrise erwarte, sondern weil die Wirtschaft soviel wichtige Dinge erledigen muss, während gleichzeitig Ressourcen knapper werden oder wir uns es aus anderen Gründen nicht leisten können, diese zu verbrauchen. Das muss aber kein Nachteil sein.

Der Trend weg von Lightroom und hin zu anderen Raw-Konvertern, vor allem zu CaptureOne, hat sich bei mir und befreundeten Profikolleg:innen fortgesetzt. In der neuen Version beherrscht CaptureOne auch HDR und Panoramen, damit gibt es eigentlich keine echten Gründe mehr für Lightroom, es sei denn, Sie verwenden Plugins wie z.B. Negative Lab Professional, die nur für LR verfügbar sind.

Die Verbreitung von Mittelformatkameras hat ebenfalls zugenommen, auch weil die Preise langsam in Regionen ankommen, die auch zu analogen Zeiten für Mittelformatkameras normal waren. Die Unbezahlbarkeit ist eindeutig vorbei, eine Fujifilm GFX 50S II ist günstiger zu haben als eine Canon EOS R5, selbst 100MP bekommen Sie jetzt für unter 6000 €. Immer noch viel Geld, aber noch vor einer Weile hätten Sie eher 40.000 € anlegen müssen, bei geringerer Alltagstauglichkeit. Die ist immer noch nicht so hoch, wie beim Vollformat, ich denke aber, dass in den nächsten zwei bis drei Jahren ein Sensor für Mittelformat kommen wird, der sich sehr schnell wird auslesen lassen und auch einen schnelleren und genaueren AF ermöglichen wird. Ich halte es auch für möglich, dass eine noch kleinere und günstigere Mittelformatkamera auf den Markt kommen wird, die den Systemeinstieg noch weiter erleichtern wird.

rolling shutter effect der Fujifilm GFX100S Mittelformatkamera
Dieses Bild ist so in der Kamera entstanden. Die langsame Auslesezeit des elektronischen Verschlusses der GFX100S zeichnet das Drehen der Kamera nach der Auslösung mit auf

Bei den Blitzgeräten geht der Trend weiter zu Fremdherstellern. Nikon hat sogar einen Vertrag mit Nissin geschlossen, um die Versorgung mit Systemblitzen für das Z-System sicherzustellen. Fremdhersteller wie Godox sind inzwischen innovativ und liefern TTL-kompatible Akkublitze vom kleinen Aufsteckblitz bis hin zu 1200J Energie. Auch hier geht der Trend eindeutig zu Lithium-Ionen-Akkus, die schneller und ausdauernder sind als NiMH-Akkus. Allerdings auch nicht so standardisiert wie AA-Zellen.

Ein weiterer Trend führt zum Dauerlicht. LED-Technik ist günstig und gut geworden, ist hell genug bei ca. achtmal weniger Stromaufnahme als bei Glühlicht. Viele Leuchten sind obendrein über den gesamten Farbbereich regelbar, so dass Filter überflüssig werden. Vorteile sind, dass Sie auch für Video verwendbar sind oder für automatisches Fokusstacking, dass viele Kameras nur mit dem elektronischen Verschluss unterstützen, der oft nicht mit Blitz zusammen verwendbar ist.

Bei den Objektiven zeichnet sich eine Verbreiterung des Angebots ab, Zooms werden lichtstärker oder auch lichtschwächer, weil die Spiellosen auch mit kleinen Anfangsblenden fokussieren können. Festbrennweiten kommen in früher eher unüblichen Werten wie 45,65,70 oder 75mm, es gibt vermehrt sehr lichtstarke oder auch günstige Objektive ohne AF. Bei den besseren Objektiven werden Abbildungsfehler bewusst als Stilmittel verwendet. Das Fujifilm GF80mm f1,7 (für Mittelformat) besitzt zum Beispiel bei Offenblende ein paar ganz bewusst übriggelassene Abbildungsfehler, um dem Ergebnis bei immer noch sehr guter Schärfe mehr Charakter zu verleihen. Das Canon RF 100mm f2,8L Macro ist mit einem Ring ausgestattet, der die Sphärische Aberration in zwei Richtungen verändern kann. Dadurch ändert sich das Bokeh und die Bildschärfe verringert sich deutlich. Natürlich können Sie einen ähnlichen Look auch mit alten Objektiven erreichen. Das machen in der Fotografie schon einige, bei den Filmern gehört es schon zum Standard und etliche Objektive werden gerade deutlich teurer, weil sie aufgekauft werden, um ein Rehousing für den Kinobereich zu erfahren. Ein Olympus OM Zuiko-W 21mm f2 geht heute für mindestens 2000 € weg (gerade fand ich nur ein einziges Angebot, dass 3850 € kosten sollte), aber auch ein verhältnismäßig häufiges Objektiv wie das Canon FD 35mm F2 S.S.C. hat seinen Preis in der letzten Zeit verdoppelt.

KI ist ein großer Trend in der Bildbearbeitung, zum Teil auch in der Bilderstellung. Manches davon ist spannend und eröffnet neue Möglichkeiten, zum Beispiel GANs und Deepfake-Software, in der Bildbearbeitung sorgt sie aber leider oft nur dafür, den Zuckerguss noch dicker zu machen, die Bilder noch glatter zu bügeln und Landschaftsfotos zu erzeugen, die drei verschiedene Sonnenstände für den Himmel, den Mond und die Landschaft haben. In den Smartphones wird oft schon stark optimiert, ohne dass wir das extra einschalten müssen. Mich langweilt das eher und ich habe meine fotografische Arbeit 2020 darauf konzentriert, dokumentarisch und frei von jeder Retusche zu fotografieren. Zum einen haben ich mit http://ruhrstadt-revisited.de/ eine Arbeit aus meinem Fotodesignstudium wieder aufgenommen, zum anderen mit https://flusslandschaften.westbild.de/ eine Serie von Flusslandschaften in Nordrhein Westfalen aufgenommen. Und wenn ich für Kunden Dinge visualisieren soll, die es noch nicht gibt, verwende ich dafür heute eher die 3D-Software Blender als Photoshop, auch weil es mir ermöglicht, gleich mehrere Ansichten aus unterschiedlichen Perspektiven zu erzeugen.

https://www.ibfdo.de/
Solartankstelle für Elektroboote, 3D-Rendering

Wenn Corona endemisch geworden sein wird, wird uns wieder klarer werden, dass wir noch viel größere Probleme zu lösen haben. Der Klimawandel schreitet schneller voran als die meisten von uns das erwartet haben, auch in Deutschland haben wir 2021 erfahren, welch katastrophale Auswirkungen er mit sich bringt. Der wahre Preis einer Tonne CO2 ist nicht der, zu dem man sie an anderer Stelle am günstigsten einsparen kann, sondern der, den man aufwenden muss, um sie wieder aus der Atmosphäre zu entfernen. Zuzüglich des Methans, dass durch die Erwärmung freigesetzt wird oder des CO2s, dass durch die verstärkten Waldbrände entsteht. Zuzüglich der Schäden, die durch die Fluten, Trockenheiten, Stürme, Brände, das Artensterben etc. zusammenkommen. Wenn Sie zu zweit nach Neuseeland fliegen, erzeugen Sie zwischen 12 und 24t CO2 (hin und zurück), bei kürzeren Strecken weniger, aber immer noch enorme Mengen. Ich kann mir im Moment nicht vorstellen, in den nächsten Jahren noch in ein Flugzeug zu steigen und mein nächstes Auto wird mit Sicherheit batterieelektrisch. Den Haushalt habe ich schon lange auf 100% Ökostrom und Ökogas umgestellt. Und selbst damit komme ich noch lange nicht dahin, wo ich sein müsste, damit mein C02-Fußabdruck umweltverträglich wäre. Sie können das für sich selbst unter https://uba.co2-rechner.de/de_DE/ ausrechnen. Vieles davon wird allerdings von alleine besser werden, indem die Unternehmen, deren Kunde ich bin, ihre CO2-Bilanz verbessern, aber ich werde auch noch sehr viel ändern müssen, damit ich in einen wirklich umweltverträglichen Bereich komme.

Auch wenn sich manches vielleicht in der Produktion verzögern wird, die Entwicklung geht weiter, auch abseits der Fotografie. Alleine in den letzten Tagen wurde das James Web-Teleskop erfolgreich gestartet und ein chinesischer Tokamak hat es geschafft, für 17min. 70 Millionen Grad aufrecht zu erhalten. Vor nicht allzu langer Zeit liefen Kernfusionsreaktoren nur Sekunden. Bis zum praktischen Einsatz wird es noch sehr lange dauern, aber die Erfolge machen Mut, dass wir das hinkriegen können. Wie schnell Impfstoffe gegen Sars-CoV-2 in Menge verfügbar waren, macht ebenfalls Hoffnung für die Zukunft. Wir werden sehr viele Probleme lösen und Krisen entschärfen müssen, aber wir stehen auch nicht mit leeren Händen da. Ich wünsche Ihnen ein erfolgreiches, gesundes und angenehmes Jahr, machen Sie was draus.

Nikon Z9 vorgestellt

Nikon hat gestern seine Profi-Spiegellose vorgestellt. 45MP, 20FPS, bei 11MP JPGs sogar 120FPS. 8K30 und 4K120 Video, auch in 10Bit (inkl. ProRes intern, ab 2022 wird sogar 8K in 60FPS und 12Bit N-Raw möglich sein), 2 CFExpress/QXD-Slots, Blackout-freier Sucher, solides Profigehäuse mit Profibatterie und integriertem Hochformatauslöser. Dazu ein AF, der auf anspruchsvollste Aufgaben in der Sport- oder Naturfotografie meistert und ein Tiltscreen, der die Kamera sehr viel flexibler macht als eine D6.

Die Nikon Z9 Bild: Nikon

Fehlt also nix. Doch, der Verschluss, aber es geht auch ohne. Die Z9 ist die erste Profikamera, die keinen mechanischen Verschluss mehr hat. Der eingebaute Verschluss ist nur für die Sensorabdeckung beim Objektivwechsel, wird aber bei der Belichtung nicht verwendet. Das geht nur, weil der Sensor schnell genug ausgelesen werden kann, Nikon gibt eine Synchronzeit von 1/200s an, mit leichten Einschränkungen in der Leitzahl auch 1/250s. Rolling Shutter ist damit auf dem gleichen Level wie bei einem mechanischen Verschluss. Das gilt für Fotoaufnahmen, im Videobereich muss jede Kamera auf den mechanischen Verschluss verzichten, deswegen wird die Nikon Z9 dort besser sein als alle Kameras mit langsamerer Auslesezeit.

Die Kamera ist sehr interessant positioniert, bei Canon gibt es zum gleichen Preis eine Kamera mit 24MP und 6K60-Video, bei Sony muss man für eine vergleichbare Kamera 1300€ mehr zahlen und hat dann noch nicht einmal den optionalen Hochformatgriff dabei. Im Verhältnis zum Body der Z9 sieht der der Sony aus wie ein drei Mal gefalteter CD-Player, so ein Body mag an einer Drohne oder in einem Rig für Video Vorteile haben, kommt aber ergonomisch nicht an eine Z9 oder R3 heran.

Nikon hat zeitgleich das NIKKOR Z 100–400 MM 1:4,5–5,6 VR S und den Objektivadapter FTZ II vorgestellt. Der erste FTZ-Adapter macht an der Z9 wenig Spaß, weil er bei der Verwendung des Hochformatgriffs ergonomisch im Weg ist.

Ich bin zwar auf Langzeiterfahrungen gespannt, z.B. wie gut die Kamera 8K-Video thermisch verkraftet oder ob der rein elektronische Verschluss in bestimmten Fällen doch noch Nachteile offenbart. Ich erwarte aber keine bösen Überraschungen und halte die Z9 für sehr gelungen und zudem preislich interessant, wenn man sie mit den DSLR-Vorgängern vergleicht, die weniger konnten, aber teurer waren. Wäre ich hauptsächlich ein Nikon-Fotograf, würde mich die Kamera sehr beruhigen, weil klar geworden ist, dass Nikon sich nicht abhängen lässt und den Umstieg ins Spiegellose sehr gut bewältigt, obwohl Sie ein wenig zu zaghaft begonnen hatten.

Ich denke, das Canon im nächsten Jahr eine R1 bringen wird, die technologisch noch weiter sein wird, aber die wird wohl teurer als die Nikon sein und zweitens werden die Unterschiede für die meisten Anwendungen so relevant sein, wie es die Endgeschwindigkeiten von Sportwagen im normalen Straßenverkehr sind.

Neues von Canon

Auch wenn die offizielle Vorstellung wohl erst am 14.9. stattfinden wird, sind schon sehr konkrete Daten, Preise und Bilder öffentlich geworden. Die EOS R3 wird offiziell, der Preis wird bei 5999€ liegen. Sie wird die erste richtige Profikamera im R-System, in der Solidität absolut vergleichbar mit der EOS 1D Mark III, technisch diese übertreffend. Das heißt nicht, dass die EOS R5 oder R6 nicht für Profis gebaut werden, aber es gibt eine eigene Klasse von Kameras, die für höchste Leistung und Belastbarkeit ausgelegt ist, bei Nikon ist das die D6. Die meisten meiner Leser werden diese Kamera nicht brauchen und nicht kaufen, bei mir ist das genauso, obwohl ich sehr schätze, was Canon da entworfen hat. Ich benötige in meiner fotografischen Praxis nicht so viel Belastbarkeit und schätze höhere Auflösungen sehr. Trotzdem freue ich mich, wenn ein blitztauglicher elektronischer Verschluss irgendwann in den Klassen darunter ankommen wird.
Aber Canon bring auch etwas für „Normalbürger“, ein bezahlbares Telezoom, das Canon RF 100-400 f/5.6-8 IS USM (699$), das auch Extender-tauglich sein wird und das RF16mm f2,8 STM, das die gleiche Bauform wir das RF50mm f1,8 STM hat und 299$ kosten wird. So günstig gab es Ultraweitwinkel bei Canon im Vollformat bislang noch nie, ich bin gespannt auf die Leistung des Objektivs.
Es kommt auch neues Zubehör, die EOES R3 wird einen neuen Zubehörschuh haben, der zum Beispiel Digitalmikros direkt unterstützt. Der Zubehörschuh wird wahrscheinlich auch für die EOS R5 als kostenpflichtiges Update angeboten werden. Ich hoffe sehr, dass Canon den Schuh besser macht als Sony, mit dem Schuh hatte ich schon Ärger, zudem sind die Blitzfüße für Sony oft in Plastik ausgeführt und brechen leicht ab.

Ein Blick in die Glaskugel für 2021

Traditionell nutze ich die Zeit um die Jahreswende, um meine Erwartungen für die nahe Zukunft hauptsächlich in Bezug auf den Fotomarkt aufzuschreiben. Wie gut oder schlecht das gelingt, können sie in den vergangenen Jahresvorschauen überprüfen.

Im nächsten Jahr wird es die erste richtige Profi-Spiegellose geben. Natürlich gibt es jetzt schon spiegellose Kameras, die von Profis gerne verwendet werden, oder die von der Leistung her traditionelle Profikameras in den Schatten stellen, wie z.B. die EOS R5, die 20 Bilder pro Sekunde bei 45MP schafft, ohne den geringsten Kompromiss beim AF einzugehen. Aber eine Kamera wie die Nikon D6 oder die EOS 1DX Mark III gab es bisher nicht als Spiegellose. Das wird 2021 anders werden, ich erwarte entsprechende Kameras von Canon, Nikon und vielleicht Sony, wobei ich bei Nikon nicht ganz sicher bin, ob sie wirklich nächstes Jahr fertig damit werden. „Sicher“ bin ich bei den anderen beiden auch nicht, aber ich halte es für sehr wahrscheinlich.

Es kann gut sein, dass wir in dem Zusammenhang zum ersten Mal einen Global Shutter in einer normalen Fotokamera sehen werden. Das ist ein elektronischer Verschluss, der das gesamte Bild gleichzeitig aufnimmt, so dass beliebig kurze Blitzsynchronzeiten möglich werden und auch der Rolling-Shutter-Effekt nicht mehr auftritt. Trotzdem wird es weiterhin einen mechanischen Verschluss geben, weil er wahrscheinlich bei langen Zeiten noch Vorteile hat, den Sensor vor Verschmutzung schützt (wenn man es wie Canon richtig macht) und Reflexionen bei kurzen Belichtungszeiten verhindert.

Canon ist strategisch sehr gut aufgestellt und ich habe schon vorher geschrieben, dass ich fest davon ausgehe, dass sie Marktführer auch bei den Spiegellosen werden. Aber sie haben eine Bruchstelle im System, es gibt keinen Upgrade-Pfad von den EOS M zu den EOS R-Kameras. Ich vermute deswegen, dass bald auch eine EOS R im APS-C-Format herauskommen wird. So etwas ähnliches gibt es schon jetzt mit der Canon Cinema EOS C70, einer Filmkamera mit RF-Bajonett, aber einem kleineren Sensor. Das M-System ist zwar ein Erfolg, aber ich könnte mir vorstellen, dass das mittelfristig ausläuft und R auch den APC-Bereich übernimmt.

Stadtnahe Natur, mit dem Fahrrad erreichbar, eine zehntel Sekunde belichten mit dem IBIS der EOS R6, das war typisch für 2020.

Im Spiegelreflexbereich erwarte ich signifikante Neuerungen nur noch von Nikon, d.h. DSLRs, die auf den Profi zielen. Pentax wird sicher auch bei DSLR bleiben, aber wie lange das gut gehen wird, weiß ich nicht. Und ob Nikon den Entwicklungsaufwand nicht auch lieber in die Spiegellosen hätte stecken sollen, wird sich zeigen. Ohnehin ist Nikon durch die Verluste in der Halbleitersparte gerade etwas angeschlagen und das Marktumfeld wird auch in den nächsten Monaten nicht besser werden. Ich gehe aber insgesamt von einer Besserung der Lage bei Nikon aus, das Z-System macht auch objektivseitig inzwischen einen guten Eindruck. Nikon stellt 2021 die Kameraproduktion in Japan ein und wird auch die Profikameras in Zukunft in Thailand fertigen. Die Kamerasparte von Olympus ist bereits an Japan Industrial Partners verkauft worden, eine Investmentfirma, die sich um die Sanierung von Unternehmen kümmert. Was das für die Zukunft bedeutet, muss man abwarten, aber der harte Konkurrenzkampf zwischen den großen Kameraherstellern wird auf Dauer wahrscheinlich zum Aufgeben von einem oder mehreren der kleinen führen. Ich kann mir auch vorstellen, das mittelfristig ein chinesischer Hersteller hinzukommt. Einigermaßen einfach wird die nächste Zeit nur für Canon, Fuji und Sony.

Das größte Objektivfeuerwerk wird im nächsten Jahr Canon zünden, zudem werden die Fremdhersteller endlich AF-Objektive für das RF-Bajonett bringen. Samyang tut das schon jetzt. Wir werden auch verblüffende Objektive sehen, die es bisher so noch nicht gab. Ich denke, dass Objektive für Fotografen wichtiger werden werden, da im Kamerabereich eine durchgängig hohe Leistung erreicht wird, die für eine Systementscheidung nicht mehr ganz so bedeutend ist. Es werden auch mehr kleine und scharfe Objektive für das spiegellose Vollformat erscheinen, die zusammen mit günstigen Kameras den Trend zum Vollformat noch weiter verstärken werden. APS-C wird es weiter gut gehen, aber bei Micro Four Thirds bin ich mir da nicht langfristig sicher.

Kleine Trends, die ich gerade beobachte, sind, dass in meinem professionellen Umfeld Lightroom immer mehr an Bedeutung verliert und immer mehr meiner Profikollegen hauptsächlich Capture One verwenden und dass immer mehr mit Mittelformat arbeiten. Das liegt sicher an sinkenden Preisen und höherer Praxistauglichkeit, aber auch am anderen Arbeiten und der besseren Bildqualität.

Ein weiterer Trend, den Sie auch 2020 schon beobachten können, sind leistungsfähige ARM-Prozessoren, die durch ihren geringen Stromverbrauch auch schon in Servern oder Macs Verwendung finden. Die neuen M1-Prozessoren, auf die Apple nach und nach sein gesamtes Computerangebot umstellen will, basieren auf ARM. Microsoft fängt auch an, eigene ARM-Architektur zu entwickeln. Die Prozessoren in den Kameras wie BIONZ (Sony) oder DIGIC (Canon) basieren meist auch auf ARM-Architektur. Auch im X86-Bereich verschiebt sich der Markt, AMD ist inzwischen effizienter als Intel, die immer noch Probleme haben, ihre Chip-Produktion auf kleinere Strukturbreiten umzustellen, die höhere Leistung bei geringerem Stromverbrauch ermöglichen. Während AMD schon seit einem Jahr auf 7nm fertigt, ist man bei Intel wohl nicht einmal sicher, ob man das bis 2022 hinbekommt. Vielleicht ist das auch einfach schlechtes Karma, Intel hat AMD früher sehr unfair aus dem Markt zu drängen versucht. Ein weiterer Trend ist die Zunahme der Wichtigkeit von Grafikkarten bei Berechnungen. Nicht nur Adobe oder Capture One verwenden die GPUs immer mehr, um die Bildbearbeitung zu beschleunigen, sondern auch Anwendungen aus der KI benutzen hautsächlich GPU-Rechenpower, wenn Sie Videos mit anderen Gesichtern fälschen möchten, dann läuft das über eine Nvidia-Grafikkarte.
Die Leistungsfähigkeit der Prozessoren ermöglicht heute Kameras, die über eine Milliarde Pixel pro Sekunde verarbeiten können, wie es die EOS R5 im 8K DCI mit 30 fps macht, bei 20 Raws mit 45MP sind es auch schon 900 Mio. Pixel/s. Da diese Technik jetzt möglich ist, wird Sony wohl 2021 eine ähnlich leistungsfähige Kamera herausbringen. Bislang mussten sich Kamerahersteller immer entscheiden, ob sie hohe Auflösung oder hohe Geschwindigkeit umsetzen wollten, diese Zeiten sind ab jetzt vorbei. Vielleicht war die Sony A9 II auch deswegen so ein lahmes Update, weil klar war, dass bald eine deutlichere Technikumstellung folgen wird.

Ich habe 2020 so viele Firmware-Updates durchgeführt wie noch nie, auch das ist ein Trend, der vorerst so weiter gehen wird. Kameras, Objektive und Blitze enthalten immer mehr Software, die immer öfter aktualisiert werden muss, um die Kompatibilität mit neuen Geräten zu gewährleisten oder um alte Fehler loszuwerden. Ich kann damit leben, denn erstens sind die Geräte von Anfang an meist so gut, dass man professionell damit arbeiten kann und zweitens profitiert der Kunde, wenn die Geräte besser werden und durch Firmware-Anpassungen zukunftssicherer werden. Firmen, die das vernachlässigen, werde ich auf Dauer nicht mehr kaufen, über die Update-Politik von Yongnuo (bestimmte Blitze werden nicht mehr aktualisiert, obwohl praktisch baugleiche neue Firmware bekommen) und Nissin (nur beim Service) habe ich mich schon so geärgert, dass die Hersteller bei mir rausgeflogen sind.

Kein Foto, sondern eine schnelle Übung in einer 3D-Software.

Vielleicht nicht direkt Fotografie, aber doch extrem nah und in direkter Konkurrenz steht 3D-Visualisierung. Ich habe in diesem Jahr meine ersten Jobs als reines Rendering abgegeben, gerade wenn man Dinge visualisieren will, die es so noch nicht gibt oder die noch keiner sehen soll, ist das viel mächtiger als Photoshop. Und in manch anderen Bereichen die einfachere Lösung. Wenn Sie sich den kürzlich verstorbenen IKEA-Katalog oder die Webseite, die ihn beerbt, anschauen, werden Sie feststellen, dass fast alles berechnet wurde und kaum etwas fotografiert. Auto-Werbung ist auch nur noch teilweise fotografisch, selbst im Food-Bereich wird manchmal 3D verwendet.

Ich selbst habe darüber auch entdeckt, wie gut freie Software inzwischen geworden ist. Das liegt auch daran, dass dort bezahlte Programmierer arbeiten, die von Firmen oder Einzelpersonen, die die Software nutzen, gefördert werden. Trotzdem können Sie sie auch einfach legal und dauerhaft kostenlos verwenden, ohne ein schlechtes Gewissen dabei zu haben. Beispiele:
Office: https://de.libreoffice.org/
3D: https://www.blender.org/
Illustration: https://krita.org/en/

Nicht Open Source, aber in einer guten kostenfreien Version erhältlich, ist folgende Videosoftware: https://www.blackmagicdesign.com/de/products/davinciresolve/

Und bis zu einem recht ordentlichen Jahresumsatz ebenfalls kostenlos ist eine Software zur 3D-Echtzeitvisualisierung oder die Game-Entwicklung: https://www.unrealengine.com/en-US/

Wir bewegen uns langsam aber stetig auf den 200. Geburtstag der Fotografie zu. 1826 nahm Nicéphore Niépce das erste beständige Bild auf. Diese Beständigkeit ist aber auch endlich. Wir haben es mit in der Hand, wieviel aus der Frühzeit der Fotografie überlebt, einer Zeit, in der sehr viel weniger Bilder aufgenommen wurden und die die erste überhaupt war, die fotografisch dokumentiert wurde.

Eine Glasplatte, deren Emulsion sich auflöst. Wahrscheinlich Paris, Anfang des 20. Jahrhunderts.

Wenn Sie noch alte Schätze haben, dann digitalisieren Sie sie und stellen Sie sie am besten auch online, so dass sie für die Nachwelt verfügbar sein werden. Das muss auch nicht auf die ersten Jahrzehnte der Fotografie beschränkt bleiben, die gesamte Zeit vor Internet und Digitalfotografie ist schlecht repräsentiert. Ein Trend, den ich für verzichtbar bis ärgerlich halte, ist die nachträgliche Kolorierung, Hochskalierung von Fotos oder das Umrechnen auf 60fps von altem Filmen. Für nachfolgende Generationen ist die Originalinformation viel wichtiger als irgendwelche KI-Spielereien, die Artefakte hinzufügen oder den Eindruck verfälschen.

Paris, nach 1889, denn das Plakat im Vordergrund wirbt für den Eiffelturm. Ein Klick aufs Bild zeigt die volle Auflösung.

Im Bereich Social Media und Internet wird es 2021 richtig knallen. Google und Facebook (Whatsapp und Instagram gehören zum Konzern) werden mit Ihren Geschäftspraktiken so sehr anecken, dass auch eine Zerschlagung der Konzerne möglich wird, auch wenn die Prozesse bis dahin vielleicht etwas länger dauern. Aber ab jetzt wird es Ernst für die beiden. Vielleicht sollte auch jeder einzelne schon darauf achten, sich weniger abhängig von nur ein paar Konzernen zu machen, Alternativen zu suchen und zu nutzen und auch die eigene kreative Produktion nicht nur in die immer gleichen Social-Media-Kanäle zu füllen. Leider ist das Internet seinem schnellen Wachstum in manchen Ebenen nicht hinterhergekommen, das Risiko, dass ernsthafte Störungen oder Krisen dadurch hervorgerufen werden, steigt kontinuierlich weiter. Künftig wird noch mehr am Internet hängen (z.B. Autos), es ist sehr wichtig, dass die Infrastruktur dafür stabil und sicher genug ist. Wenn Sie bei manchen Dingen hinter die Fassade gucken, wie zum Beispiel vielen IOT-Produkten (Internet of Things, auch Smart Home), dann wird Ihnen schlecht.

Die Digitalisierung beeinflusst den Fotomarkt immer mehr. Künstliche Intelligenz kommt zunehmend zum Einsatz und ist auch im Videobereich schon ein fast normales Produktionswerkzeug geworden. Bildbearbeitungssoftware setzt immer mehr darauf, nicht immer zum Vorteil der Ergebnisse, aber oft doch. Der Trend wird zu noch mehr überwürzten Landschaftsaufnahmen und süßlichen Porträts führen, aber auch zu spannenden neuen Bildern. Ob KI zu Kitsch führt, ist ein Luxusproblem, auf lange Sicht werden wir mit ganz anderen Fragen konfrontiert werden. Als ich zwischen sechzehn und einundzwanzig war und mich sehr für Kognitionswissenschaften interessiert habe, hätte ich bestimmte Dinge, die wir heute schon nutzen, für in meiner Lebenszeit nicht erreichbar gehalten. Viele Entwicklungen werden noch Zeit benötigen, aber da sie oft exponentiell verlaufen, werden sie schneller vonstatten gehen und größer werden, als wir es uns vorstellen können. Was machen wir, wenn die Maschinen uns weit überlegen sein werden und ihre Weiterentwicklung von ihnen selbst weitergetrieben wird? Wie viele Menschen werden noch ansatzweise erfassen können, was technisch gerade passiert? Abgesehen davon, dass das auch jetzt schon gilt. Ich befürchte, dass die Abkehr von Fakten und Wissenschaft, die wir bei Vielen beobachten können, auch damit zusammenhängt, dass sie bereits überfordert sind und lieber nach ganz einfachen oder monokausalen Zusammenhängen suchen, als nach verständlichen Zusammenfassungen von Menschen, die sich auskennen. Der andere Teil kommt daher, dass man dank Social Media zu jedem Unsinn genug Menschen findet, die einen gerne darin bestätigen.

Der größte „Trend“ für 2021 wird leider Covid-19 bleiben. Wir haben großes Glück, dass die Entwicklung der ersten Impfstoffe inkl. der Phase-III-Tests schon abgeschlossen ist, aber für die meisten wird das trotzdem noch recht lange dauern, bis sie die zweite Impfung erhalten haben und bald darauf etwas freier planen können. Es mag sein, dass sich das durch weitere Impfstoffkandidaten verkürzt oder durch Virus-Mutationen verlängert. Ich gehe bislang jedenfalls davon aus, auch den nächsten Sommer genau wie in diesem nicht zu verreisen, sehr viel lokaler zu fotografieren und meine Kontakte auch noch ein ca. Dreivierteljahr sehr stark einzuschränken. Wie in der Oper passiert in der zweiten Halbzeit meist mehr, wenn Sie sich frühzeitig darauf einrichten, können Sie die Zeit, bis sich die Lage entspannt, besser nutzen und verringern die Chance, das es für Sie oder Ihre Nächsten oder Fremde übel ausgeht. Ich meine damit nicht Angst, aber Respekt und einen vernünftigen Umgang mit dem Thema. Und eine Einstellung, die die Zeit nicht einfach als Abwarten begreift, sondern als eine, die Sie sinnvoll füllen können und in er Sie sich mit weniger Ablenkung als sonst entwickeln können. Ich weiß, dass das nicht für alle gilt, das die Lage für viele existenzbedrohend ist oder wirkt oder dass sie so viel für Eltern und Kinder erledigen müssen, dass sehr viel weniger Freizeit bleibt und der psychische Druck zunimmt. Die Maßnahmen abzukürzen und aus wirtschaftlichen Gründen wieder eine „Normalität“ einzuführen, ist aber auch keine gute Idee.

„Es gibt viel zu tun, packen wir’s an“ war mal ein Werbespruch von Esso…

Durch eine weltweite Pandemie werden andere Themen nicht weniger wichtig. Gerade beim Artensterben und beim Klimawandel bleibt uns nur wenig Zeit für durchgreifende Lösungen. Viele große Unternehmen haben schon Selbstverpflichtungen abgegeben, ab wann sie CO2-neutral arbeiten wollen. Auch wenn nicht jede Rechnung dahinter stichhaltig ist, ist der Trend klar. Aber wir sollten das nicht nur von Politik oder Wirtschaft erwarten, sondern uns selbst fragen, ab wann wir so weit sind. Unter https://uba.co2-rechner.de/de_DE/ können Sie überprüfen, wo Sie momentan stehen. Ich setze im Haushalt auf 100% Ökostrom und Ökogas, fahre weniger und langsamer, das nächste Auto wird batterieelektrisch, und wann ich das nächste Mal eine Flugreise machen werde, weiß ich nicht. Airbus plant, 2035 ein erstes emissionsfreies Verkehrsflugzeug auf den Markt zu bringen. Die Energiewende wird auch bei den Fotografen ein wichtiger Trend sein, ich kenne Kolleginnen, die bereits mit einem elektrischen Lastenfahrrad zum Kunden fahren, vielleicht werden Sie, wenn Sie für bestimmte Kunden tätig werden wollen, bald nachweisen müssen, dass auch Sie C02-neutral arbeiten.

Ich wünsche Ihnen frohe Weihnachten und einen besinnlichen Lockdown, passen Sie auf sich und andere auf, bei der nächsten Jahresvorschau sieht die Welt schon ganz anders aus. Wie, liegt auch an uns.

EOS R5 und EOS R6 Erfahrungen

Mit der EOS R5 arbeite ich nun seit Ende Juli, die R6 kam etwas später dazu und ist inzwischen (leider) wieder beim Verlag. Auch wenn die Specs sich sehr unterscheiden, sind die Kameras sich sehr ähnlich, wahrscheinlich hat Canon noch nie ein Kamerapaar herausgebracht, das so harmonisch zusammenpasst. Layout, Bedienung und der große Teil der Funktionen sind fast gleich. Auch wenn die R5 noch eine Menge kleiner Features hat, die den Profi erfreuen (Topdisplay, bessere Abdichtung, X-Kontakt, hochauflösenderer Sucher) sollte Ihre Frage sein, ob Sie mit 20 Megapixeln und 4K in 60fps hinkommen. Denn dann gibt es keinen Grund gegen die EOS R6. Die Bildqualität ist hervorragend, der AF gleich dem der R5 und die Kamera fasst sich gut an. Ich weiß nicht, ob ich außerhalb von Mittelformatkameras schon so schöne Pixel gesehen habe wie die von der R6.

EOS R6 Buch: https://www.rheinwerk-verlag.de/canon-eos-r6-das-handbuch-zur-kamera/?GPP=westphalen

EOS R5 Buch: https://www.rheinwerk-verlag.de/canon-eos-r5-das-handbuch-zur-kamera/?GPP=westphalen

Ich habe trotzdem die R5 gekauft, weil die Auflösung für mich wichtig ist. Gerade bei der Vogelfotografie entscheiden die Auflösungsreserven manchmal darüber, ob ein Bild einer etwas entfernteren Szene noch nutzbar ist. Zu analogen Zeiten habe ich viele meiner Arbeiten mit der SINAR gemacht, einige mit der Hasselblad und Kleinbild wurde immer unwichtiger. Mir war die Auflösung der Details auch damals schon wichtig.

Wenn ich mehr People und Events und weniger Architektur und Landschaft bzw. Naturfotografie machen würde, hätte ich vielleicht zur EOS R6 gegriffen. Allerdings ist die R5 Ihren Mehrpreis wert, eine Menge kleiner Details addieren sich zu einem tatsächlichen Mehrwert, der den höheren Preis verschmerzbar werden lässt. für den Profi noch einmal mehr.

Canon hat sich mit den beiden Kameras an die Spitze des Marktes gesetzt, das sehe nicht nur ich so, auch dpreview hat seine Kaufempfehlungen dementsprechend angepasst. In dem, was Canon-Fotografen zur Sony greifen ließ, hat Canon mindestens gleichgezogen, oft sogar überholt. Ich habe seit dem Erscheinen der A7 RII im Sommer 2015 mit Sony als Zweitsystem fotografiert, später die A7 R III gekauft und kenne auch die A7R IV sehr gut. Das ist jetzt für mich unwichtig geworden, weil ich einen vergleichbaren Dynamikumfang habe, der IBIS noch besser ist, die Bedienung ohnehin und ich bei den Objektiven nichts habe, was Canon nicht genauso gut oder besser kann. Damit will ich keineswegs sagen, dass man nicht auch sehr gut mit Sony (oder Nikon, Panasonic, Leica) arbeiten kann, aber für Canon-Fotografen erübrigt sich eine solche Ergänzung nun meistens und für die Konkurrenz ist die Ausgangssituation nicht einfacher geworden.

Als ich das erste Mal den Tieraugen-AF mit den 20 Bildern pro Sekunde des elektronischen Verschlusses ausprobiert habe, entfuhr mir ein spontaner Ausruf der Begeisterung. Das war wirklich völlig anders als alles was ich vorher ausprobiert habe. Der elektronische Verschluss ist auch erstaunlich gut zu verwenden, mit nur 16ms Auslesezeit bleiben die Rolling Shutter-Effekte meist überschaubar. Die Bildqualität ist nicht ganz so gut wie beim mechanischen Verschluss oder beim EFCS (elektronischer erster Verschlussvorhang), aber in den meisten Situationen immer noch so gut, dass Sie das gar nicht bemerken.

Meine EOS R fühlt sich nun alt an, weil das schnelle Feedback der neuen Kameras fehlt. Aber auch, wenn ich im Sucher nicht so gut wie bei der R5 erkennen kann, worauf sie gerade scharf stellt, macht sie, was sie soll und die Ergebnisse sind gut. Ich habe sie auch bei Jobs als Zweitkamera dabei und bin weiterhin sehr zufrieden mit ihr. Aber die R5 oder die R6 versaut einen schon, dieses unglaublich direkte Feedback und die Schnelligkeit lassen einen die R oder RP danach etwas anders wahrnehmen. Wenn Sie eine R haben, müssen Sie jetzt keine neue Kamera kaufen, aber sie können entspannt RF-Objektive erwerben, weil Sie wissen, dass das R-System Zukunft hat und mehr als konkurrenzfähig ist. Ich selbst hatte anfangs nur das RF35 f1,8 Macro IS USM und habe erst, als ich die Bücher zur R6 und R5 schreiben wollte, noch weiter in das System investiert.

Die R5 verfolgte diese Nilgans durch die Büsche am Ufer hindurch. 500mm f7,1 1/1500s ISO 800 Bildausschnitt 18%

Ich habe das RF100-500mm f4,5-7,1L IS USM gekauft, später auch den RF1,4X Extender dazu. Das Objektiv ist hervorragend und sehr vielseitig, durch seine Naheinstellgrenze von unter einem Meter kommen Sie damit auf einen Abbildungsmaßstab von 1:3, da können Sie das Macro oft zuhause lassen, besonders bei 45MP. Der AF ist schnell und genau, die Schärfe hervorragend und das Bokeh angenehm. Das einzige, was mich manchmal irritiert ist die Bildstabilisierung im Bereich zwischen ungefähr 1/100s und 1/250s. Während ich bei 500mm und 1/8s bei unbewegten Motiven oft Pixelschärfe erreiche, ist meine Trefferrate im Bereich der mittleren Zeiten geringer als erwartet. Kein echtes Problem, aber der einzige Nachteil, der mir überhaupt einfällt. Außer vielleicht, dass mit den Extendern nicht mehr der volle Brennweitenbereich verwendbar ist. Sie müssen das Objektiv auf min. 300mm stellen, um die Extender überhaupt ansetzen zu können, mit dem 1,4x ergibt sich also ein 420-700mm-Objektiv statt eines 140-700mm-Objektivs. Die Kombination passt zusammengesetzt auch nicht mehr so gut in die Fototasche. Die RF70-200mm-Objektive sind sehr kompakt und scharf, aber lassen sich nicht mehr mit Canon-Extendern verwenden. Vielleicht kommt da etwas von Fremdherstellern.

Als nächstes habe ich das RF50mm f1,2L USM erworben. Ich war mit meinem EF50mm f1,2L USM unterwegs gewesen und fand das Color-Fringing bei manchen Motiven so übel, dass ich ernsthaft ins Grübeln kam. Mit dem EF 50er hatte mich seit jeher eine Hassliebe verbunden, ich habe lange gezögert und auch das Sigma Art noch einmal getestet. Aber das RF50mm f1,2L USM ist leider großartig und bei meiner Vorliebe für 50mm-Objektive und hohe Lichtstärke konnte ich dann nicht mehr anders. Ich bereue es nicht, werde es viel verwenden, aber das ist kein Objektiv, das jeder braucht.

Etwas anders ist dies beim RF85mm f2 Macro IS STM, dieses Objektiv wird sich enorm gut verkaufen. Gute Schärfe, schönes Bokeh, Nahbereich bis 1:2, einigermaßen leicht und kompakt und eingebauter IS machen es für fast jeden Fotografen nützlich. Vor allem, bei dem Preis, der sich angenehm von den L-Objektiven unterscheidet.

Das 85mm f2 Macro IS STM eignet sich dank seiner für ein Makro großen Anfangsblende von f2 gut für Bokeh-Spielereien. 85mm f2 1/2000s ISO 200

Wer aber gute EF-Objektive besitzt, muss erstmal keine RF-Objektive kaufen. Die Adaptierung hat Canon sehr gut gelöst, die EF-Objektive arbeiten besser als an jeder DSLR. Ich habe die EOS R am ersten Tag gekauft, hatte nur einmal einen Hänger mit dem EF70-200 f2,8L IS II USM und dem 2x-Extender bei Kälte und schwachen Batterien. Mit dem RF100-500mm f4,5-7,1L IS USM und dem 1,4X Extender hatte ich das übrigens schon zweimal, nicht ganz so hart, das Sucherbild blieb stehen, beim ersten Mal habe ich die Kamera ausgeschaltet, beim zweiten Mal nur den Auslöser ein paar Mal angetippt. Das war auch die einzige Fehlfunktion der R5 bei gut 30.000 Aufnahmen. Gut möglich, dass dies nach einem Firmware-Update nicht mehr vorkommt.

Ich halte die R5 für die beste Kamera, die man heute kaufen kann und die R6 ist nah dran. Meine Begeisterung ist nicht weniger geworden, einen solchen Schritt nach vorne erlebt man auch als langjähriger Profi nur sehr selten. Trotzdem bleiben eine Reihe von Punkten, die sich noch verbessern ließen, ohne dass dafür eine neue Hardware gebraucht würde:

  1. Beim elektronischen Verschluss ist die Serienbildgeschwindigkeit immer bei 20fps, langsamere Optionen wären sinnvoll. 20 Bilder pro Sekunde sind zwar oft großartig, in manchen Situationen aber schlicht überflüssig.
  2. Das HEIF-Format ist im Moment noch wenig kompatibel, da müssen Canon und die Anwendungssoftware-Hersteller noch mehr zusammenkommen.
  3. Mit dem großartigen IBIS wäre auch ein hochaufgelöstes Multishot-Bild möglich, das Fokus-Bracketing, das Canon eingebaut hat, war sicher wichtiger, aber die Option bleibt wünschenswert.
  4. Im Video kann die Kamera so warm werden, dass sie eine längere Pause benötigt, bis sie wieder arbeitsfähig ist. 4K/30 geht ohne Beschränkung, aber in den anderen Modi sind bestimmt noch weitere Verbesserungen drin. Das Firmware-Update hat bereits etwas gebracht. Aber wer die Kamera hauptsächlich als Videokamera verwenden will, für den ist das immer noch ein signifikanter Nachteil. Die Videoqualität ist sehr gut, aber die R5 ist im Videobereich nicht die Profi-Produktionsmaschine, die den ganzen Tag mit den höchsten Qualitätseinstellungen läuft.
  5. Der elektronische erste Verschluss (EFCS) beschneidet bei kurzen Belichtungszeiten das Bokeh, wie auch bei anderen spiegellosen Kameras. Eine Automatik, die den Vollmechanischen Verschluss verwendet, wenn die Zeiten sehr kurz werden, wäre schön. Aber abschaltbar, da ganz kurze Zeiten auch immer Beugungsunschärfe am Verschluss erzeugen.
  6. Bei separater Aufzeichnung auf zwei Speicherkarten ist nur cRaw statt Raw möglich. Ich arbeite eh meist mit cRaw, weil der Qualitätsunterschied kaum sichtbar ist, aber manche Fotografen werden das vielleicht als Einschränkung empfinden.

Es werden wohl noch Kameras unter der R6 vorgestellt werden und Gerüchte gehen davon aus, dass eine noch höher aufgelöste R5s und eine R1 in der Klasse der 1DX Mark III kommen. Die Roadmap der RF-Objektive für das nächste Jahr sieht auch sehr vielversprechend aus, wobei Canon Fotografen wirklich sehr gut mit ihrem EF-Objektiven weiterarbeiten können. Trotzdem kann man gerade „gefahrlos“ kaufen, weil die großen Sensationen (IBIS, Sensor, AF, Prozessor) bereits da sind. Die einzige Revolution, die ich für die nähere Zukunft erwarte, ist Global Shutter, vielleicht in der R1, vielleicht dauert das aber auch länger als ich denke. Global Shutter würde den elektronischen Verschluss verzögerungsfrei auslesbar machen, keinen Rolling-Shutter-Effekt mehr erzeugen, blitztauglich sein mit kürzesten Zeiten ohne HSS.

Brauchen Sie nun eine neue Kamera? Nein.
Müssen Sie nun das System (wieder) wechseln? Erst recht nicht.
Aber wenn Sie ohnehin „dran“ sind und eine neue Kamera ansteht, dann machen sie mit der R6 und R5 nichts falsch. Bei mir haben sie sich in der Praxis sehr bewährt, die Kameras sind tatsächlich so gut und werden dem Hype gerecht. Die allgemeine technische Entwicklung macht ähnliche Leistungen aber in naher Zukunft auch bei anderen Herstellern möglich. Für die Spiegelreflextechnik ist dieser Schritt aber nicht mehr einzuholen.

Canon EOS R5 erste Eindrücke

Ich habe mit der R5 nun ein paar Tausend Bilder gemacht (klingt viel, geht aber sehr schnell) und möchte von meinen Erfahrungen berichten. Erster Eindruck im Laden: solide, super Sucher, erstaunlich leise, Ergonomie top, kann aber den Handgriff vertragen, zumindest wenn man selbst etwas größer ist.

Im Job ist das Klappdisplay sehr praktisch, gerade wenn man enge Räume fotografieren muss. Der Bildstabilisator ist wirklich erstaunlich, mit dem RF 35mm f1,8 habe ich 2s aus der Hand belichtet und das Bild war scharf, Das EF 16-35 f4L schneidet bei der Stabilisierung an der R5 allerdings schlechter ab. Ich hatte keine Probleme mit IS und Stativ.

Der Sucher ist sehr gut, auch bei schwachem Licht kein Rauschen oder Schmieren, es ist wohl die gleiche Bildschirmeinheit wie bei der A7R4, das Bild an der Sony sieht aber pixeliger aus, wenn man fokussiert hat (=den Auslöser angetippt). Die Kamera ist extrem responsiv, die AF-Rückmeldung ist sehr schnell, das Verschieben des Fokuspunkts auf dem Display ist verzögerungsfrei. Wenn Sie den Sucher auf 120 fps stellen, ist er auch für schnelle Motive gut geeignet.

Die der Tier-AF der R5 macht wirklich Spaß

Erste Videotests sind extrem vielversprechend, der IS arbeitet gut, die Qualität ist toll, alles lässt sich intern aufzeichnen. Wer nur Video machen möchte, kann vielleicht noch etwas abwarten, bis das Überhitzungsthema geklärt ist. In 8K oder den schnellen 4K-Modi wird die Kamera nach gut 20 bis 35 min so warm, dass sie die Videoaufnahme erst einmal einstellt, um abzukühlen.

Um die Kamera nicht nur im fototechnisch etwas drögen Job kennenzulernen, habe ich Makros und Tieraufnahmen gemacht. Ich habe eine A7R3 und kenne die A7R4 ganz gut, aber die R5 fühlt sich noch einmal eine ganze Ecke besser an im AF. Ich vermute, dass sorgfältige Vergleichstests ergeben werden, dass die R5 den besten AF aller lieferbaren Kameras hat. Und das in Verbindung mit 20 Bildern pro Sekunde und 45 MP. Für Naturfotografen ein Traum. Gesichts- Und Augenerkennung ist nach ersten Tests auch sehr gut und schnell, die AF-Abdeckung geht praktisch über den ganzen Sensor, ca. bei f7,1 wird sie zu einem großen Rechteck, dass immer noch das meiste abdeckt und bei Blende 11 zu einem großen Quadrat in der Mitte. Ich habe nur bis f13 Anfangsblende testen können, aber der AF soll auch noch mit f22 funktionieren. Das 800mm STM macht einen recht guten Eindruck, scharf und einigermaßen schnell. Mit 800 mm unregelmäßig bewegten Zielen zu folgen ist aber sehr schwierig.

Objektive am Adapter arbeiten problemlos und genau, genauer als an jeder DSLR. Es kann sein, dass es Ausnahmen bei Fremdherstellern und alter Firmware gibt, aber Umsteiger müssen nicht befürchten, dass sie alles neu kaufen müssen.

Die Kamera verbraucht recht viel Strom, das ist in der Praxis aber kein echtes Problem. Ich habe heute 1138 Aufnahmen gemacht und dabei 2 Akkus verbraucht, allerdings war einer davon ein Canon-Akku von 2012 (Status: rot) und der andere ein normaler 2 Jahre alter Patona, der noch die normale Kapazität erreicht. Mit der Kamera mitgeliefert wird ein kompatibler aber stärkerer Akku, der noch ein bisschen länger halten sollte als meine zufälligen Fototaschenfunde.

Die Bildqualität wirkt sehr gut, auch wenn man sie Schatten stark aufhellt. Im Moment kann aber erst Canons DPP und der DNG-Konverter von Adobe mit den cr3-Daten umgehen. Der Dynamikumfang ist sehr gut, ich werde das nochmal exakt vergleichen, aber die ersten Tests sind super und besser als ich es erwartet habe.

Fokus Bracketing ist gut zu verwenden, bei 20 Bildern pro Sekunde auch aus der Hand, DPP braucht recht lange zum Zusammenrechnen, macht das aber auch ganz gut, wobei ich natürlich noch nicht alles ausgiebig testen konnte.

Der leise Verschluss erzeugt zwar etwas Rolling Shutter, wenn ich es provoziere. In der Naturfotografie habe ich ihn bislang nicht als Einschränkung empfunden. Mit 900 Millionen Pixeln pro Sekunde erzeugt man aber enorme Datenmengen, ich werde mir angewöhnen müssen, die Bildwiederholrate an den Einsatzzweck öfter anzupassen. Die Ergebnisse sind aber atemberaubend, gerade bei der Vogelfotografie.

600mm, Bildausschnitt

Ich werde diesen Bericht ergänzen, wenn ich mehr Erfahrungen mit der Kamera gesammelt habe. Es ist jetzt schon klar, dass meine Sony-Objektive zum größten Teil verkauft werden, dass Spiegelreflex vorbei ist und dass das R-System eine große Zukunft hat. Der Schritt von der EOS 5D zur 5D Mark II war groß, aber der von der R zur R5 ist viel größer, mein erster Eindruck entspricht aufrichtiger Begeisterung.

Olympus verkauft Kamerasparte

Olympus hat heute bekannt gegeben, dass die Kamerasparte an JIP verkauft wird:
https://www.olympus-global.com/ir/data/announcement/2020/contents/ir00013.pdf

JIP, Japan Industrial Partners, hat z.B. die PC-Sparte VAIO von Sony gekauft, heute ist das ein chinesisches Unternehmen. Worauf dieser Verkauf hinauslaufen wird, kann ich ehrlich gesagt nicht abschätzen, denkbar wäre auch eine Zerschlagung oder eine Weiternutzung der Patente. Dass die Lage auf dem Kameramarkt gerade für die kleineren Hersteller ernst ist und durch Covid-19 noch einmal verschärft wurde, ist kein Geheimnis. Ich selbst habe mit dem Olympus OM-System angefangen zu fotografieren und bis später zu Canon gewechselt, als Olympus mit Kameras wie der OM 101 seinen Willen, dieses System mit Schwung an die Wand zu fahren, deutlich gemacht hat. Olympus‘ Power-Focus hat die Nachteile von manueller Fokussierung und dem damaligen Autofokus brillant zu etwas völlig Sinnlosem verbunden, deutlicher konnte man seine Ambitionen im Kameramarkt eigentlich nicht aufgeben.


„Neue“ Nikon D6

Nikon hat heute den Nachfolger der Nikon D5 vorgestellt. Viel Entwicklungsaufwand haben sie nicht hineingesteckt, Sensor und Bildschirm sind gleich, das AF-Modul wurde verbessert, der Livebild AF allerdings nicht. Es gibt nun eingebautes GPS. Das Video ist immer noch auf 4K 30fps beschränkt. Ein befreundeter Fotograf und D5-Nutzer war sehr interessiert an einer neuen Profikamera, IBIS und ein besserer Dynamikumfang und etwas mehr Auflösung hätten ihn sicher zum Umstieg veranlasst, so aber wird wahrscheinlich kaum jemand seine D5 ersetzen wollen, bevor sie nicht mehr zuverlässig zu verwenden ist. Sony hat bei seiner A9 II auch nicht gerade mit Neuigkeiten um sich geschmissen, aber Nikon hat das noch klar unterboten. Die spannendste Profikamera mit dem größten Fortschritt ist die 1D X Mark III, das wird kaum einen Nikon-Fotografen zum umsteigen veranlassen, aber für Erstkäufer einer Profi-DSLR wäre die Sache wohl ziemlich klar.

Mit der D5 wird Nikon wahrscheinlich kein Geld verdient haben, der Aufwand ist hoch und die Verkaufszahlen in der Klasse sind gering. Es ist wirtschaftlich sinnvoll, den Kostenaufwand gering zu halten, aber es sendet auch ein Signal, dass in diesem Bereich nicht mehr viel zu erwarten ist. Die Investitionen gehen in die Spiegellosen, DSLR läuft aus. Die F6 war die letzte analoge Profikamera von Nikon, die D6 wird wohl die letzte Profi-DSLR bleiben.

Ich selbst kann damit leben, ich habe nur noch eine DSLR im Einsatz, alles andere ist schon spiegellos. Ich denke auch, das spätestens im nächsten Jahr Spiegellose kommen werden, die wirklich echtzeittaugliche Sucher mit sehr wenig rolling shutter effect haben werden.

Und auch die nächsten Standard-Kameras werden schon Geschwindigkeiten bieten, die früher einer D5 oder 1DX Mark II vorbehalten waren, vor allem, wenn sie auf den mechanischen Verschluss verzichten können.

Die D6 ist immer noch eine super-solide Profikamera, aber Sie ist nicht mehr so State-of-the-Art, wie man das früher beim neuen Flaggschiff vorausgesetzt hat. 2020 wird trotzdem ein spannendes Kamerajahr.

Ein Blick in die Glaskugel für 2020

Es ist schon Tradition geworden, dass ich um die Jahreswende meine Erwartungen für die nahe Zukunft aufschreibe. Hauptsächlich bezogen auf den Fotosektor. Den letzten finden Sie unter https://fotoschule.westbild.de/2018/12/der-blick-in-die-glaskugel-fuer-2019/

Ich ändere daran nachträglich nichts, ich finde es auch auch interessant, wo ich falsch liege und wie die Entwicklungen von meinen Erwartungen abweichen. Für den Fotomarkt insgesamt bin ich nicht so optimistisch, aber es wird Bereiche geben, die im Trend liegen und gut laufen werden. Trotzdem kann es gut sein, dass der eine oder andere Markteilnehmer den Fotomarkt verlassen wird, weil es keinen Sinn mehr ergibt. Je kleiner das eigene System ist, desto weniger sind Fremdhersteller willens, Produkte zu entwickeln und desto weniger lohnen sich auch eigene Neuentwicklungen wie neue Objektive. Der Kunde muss ja nicht einmal das System wechseln, es reicht ja schon, wenn er bei seiner Ausrüstung bleibt und nichts neues mehr kaufen möchte.

Im Kamerabereich wird zwar mittelfristig noch einiges passieren, aber wenn Sie sich eine der aktuellen hochauflösenden und schnellen Spiegellosen Kameras anschauen, die um die 10 Bilder pro Sekunde schaffen, 47-61 und bald noch mehr Megapixel und einen guten AF und detailreichen Sucher haben , dann werden sich sehr viele Fotografen fragen, warum Sie danach noch eine neue Kamera benötigen sollten. Zumal die technische Entwicklung gerade etwas stagniert. Die letzten Sony-Kameras waren eher inkrementelle Updates und die Sensorleistung ist auch schon zwischen der A7R II und der A7R III nicht viel besser geworden, auch wenn der Rest ein deutliches Update war.

Sensoren von 2014 wie z.B. der 50 MP Sony Mitteformatsensor, der in der Hasselblad, Pentax oder Fuji steckt, spielen auch heute noch ganz oben mit. Canon hat gerade den Vorteil, dass ihre Sensoren noch Spielraum nach oben haben, so dass es für Canon-Fotografen noch mehr Anreize gibt, im nächsten Jahr eine neue Kamera zu kaufen. Auch weil IBIS bislang noch nicht zu bekommen war, ab 2020 aber Standard auch bei Canon werden wird.

Viele der Fotografen werden ihre Möglichkeiten über neue Objektive also besser erweitern können als über eine neue Kamera. Der Trend zu einem erweiterten Fokus auf den Objektivbau wird verstärkt durch den Wettstreit neuer spiegelloser Systeme. Nikon Z, Canon RF und das L-Bajonett (Leica, Panasonic, Sigma) müssen Kaufentscheidungen auch über ein möglichst vollständiges und interessantes Objektivprogramm gewinnen.

Die neuen Objektive werden für sehr hohe Megapixelzahlen gerechnet und für schnelle Kamerakommunikation ausgelegt. Sie sind meist sehr scharf und haben ein weiches Bokeh, außer manchmal bei den kürzeren Brennweiten unter 35mm. Das führt für manchen zu einer langweiligen Perfektion und zu einer Gegenbewegung, die wieder verstärkt Objektive aus der Vor-AF-Zeit verwendet. Das Scharfstellen von manuellen Objektiven ist mit einer Spiegellosen, die Suchervergrößerung und Fokus-Peaking bietet, auch deutlich einfacher geworden. Die meisten Fotografen, die ich kenne, arbeiten nicht ausschließlich mit „Altglas“, sondern setzen dieses als Ergänzung dort ein, wo ein schnelles AF-Objektiv nicht notwendig ist, wie z.B. im Porträtbereich.

Wenn Sie eh schon ein altes Objektiv verwenden, dann können Sie auch eine alte Kamera dahinter setzen und einen Film einlegen. Die Analoge Fotografie hat Ihre Talsohle wahrscheinlich durchschritten, inzwischen liest man mehr Nachrichten über Neuerscheinungen (Ektachrome als Roll- und Planfilm z.B.) als über Produkteinstellungen. Fujifilm macht einen recht großen Anteil seines Umsatzes im Sofortbildbereich. Ich erwarte nicht, dass wieder ernstzunehmende analoge Kameras neu entwickelt werden, aber die analoge Szene und das Materialangebot wächst und die analoge Fotografie wird nicht aussterben.

Ein paar technische Entwicklungen sind schon mehr oder weniger absehbar:

  • 20 Bilder pro Sekunde mit mechanischem Verschluss, mehr mit elektronischem
  • 6K Video oder 4K Raw-Video in der Kamera
  • 75MP oder mehr Auflösung im Vollformat
  • CFexpress kommt als Speichermedium in Kameras
  • Neue Objektive mit bisher nicht dagewesen Spezifikationen, z.B. sehr lichtstarke Weitwinkelzooms, neue Makros etc.
Dr. Ganske vom TPDNI, Linktipp zu KI-Informationen folgt später *

Ein weiterer Trend ist immer mehr KI in Software. Skylum 4 z.B. nutzt das, um den Himmel auszutauschen und das Bild dazu anzupassen oder um Porträts zu verschönern. Das kann im Einzelfall nützlich sein, wird aber hauptsächlich dazu führen, dass wir noch mehr Schrott im Internet sehen werden. Analoge Fotografie oder SOOC-Bilder (straight out of camera- also ohne jede Nachbearbeitung) werden durch solche Entwicklungen als Gegenbewegung bestärkt, auf lange Sicht wird KI aber auch im kreativen Bereich immer mehr übernehmen, in seiner eigenen Arbeit die kreative Kontrolle zu behalten wird nicht einfacher werden. In vielen Bereichen wird die Arbeit der Fotografen auch durch Maschinen ersetzt werden. Das ist heute schon so, gucken Sie mal in einen IKEA-Katalog, der besteht zu 95% aus CGI und nicht mehr aus Fotos.

Haben Sie „The Irishman“ von Martin Scorsese gesehen? Robert De Niro, Joe Pesci und Al Pacino spielen ihre Rollen im Alter von 30,50 und 70 Jahren. Die Filmbilder wurden mittels KI verjüngt. Das Verjüngen benötigte dafür nicht einfach Trackingpunkte auf dem Gesicht, sondern arbeitete mit einer Standard-Filmaufnahme. Statt aus einem alten Robert de Niro einen jungen zu machen, hätte man ihn auch zu Arnold Schwarzenegger werden lassen können. Und das nicht nur durch ein großes Filmstudio, sondern das können Sie auch zu Hause hinbekommen, wenn Sie sich ein wenig mit Video und Computer auskennen und etwas Rechenleistung zur Verfügung haben werden. Software ist frei verfügbar, z.B. hier https://github.com/iperov/DeepFaceLab

Es gibt Nachrichten, dass im nächsten Jahr ein neuer Film mit James Dean ins Kino kommen soll. Er starb 1955 bei einem Autounfall, aber es gibt genug Filmmaterial, um ihn digital wieder auferstehen zu lassen. Kennen Sie Shudu oder Lil Miquela? Das sind virtuelle Models, die durchaus Aufträge von den großen Modefirmen erhalten. Die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua hat einen virtuellen Nachrichtensprecher im Einsatz. Auch wenn vieles noch etwas hölzern wirkt, ist manches davon schon sehr überzeugend und es ist nur eine Frage der Zeit, bis diese Techniken bis zur Ununterscheidbarkeit perfektioniert worden sind. Suchen Sie einfach in Netz nach „Deepfake“ und Sie werden eine Menge finden, je später Sie suchen, um so besser werden die Ergebnisse sein.

Das wird natürlich nicht nur in der Unterhaltungsbranche Anwendung finden, sondern auch zur Verbreitung von Fake News eingesetzt werden. Ich habe weniger Angst vor dieser Technik als davor, dass sich eine zunehmende Anzahl von Menschen ohnehin nicht mehr für die Wahrheit interessiert, Fakten ignoriert und alles was sie aus Ihrer selbst gewählten Blase holt als „Systemmedien“ oder „Lügenpresse“ diffamiert um dann auf der anderen Seite die vollkommen hanebüchene Informationsquellen zu akzeptieren oder einem obskuren YouTube-Video den Vorzug vor tausenden Mannjahren wissenschaftlicher Forschung zu geben.

Dass, was Maschinen in 10 Jahren können werden wird sich von heute viel deutlicher unterscheiden als das was sie vor 10 Jahren konnten zu heute. Die IT befindet sich in einer exponentiellen Entwicklung, wenn wir die großen Katastrophen umschiffen können, wird sie uns in vielen wenn nicht allen Bereichen überholen. Das wird noch dauern, aber es wird schneller gehen, als Sie denken. Vor allem adaptiert die Technik schnell auf andere Bereiche. Die KI Alpha Go konnte 2018 nach vier Stunden Lernen die besten Schach-Programme schlagen, obwohl sie für das japanische Spiel Go gebaut worden war. Das sind Anwendungen auf geschlossene Systeme mit festen Regeln, die sicher einfacher sind als das wahre Leben, aber Schach und Go sind auch nicht trivial.

Apropos große Katastrophen. Die Forschungsergebnisse der letzten Jahre haben uns gezeigt, dass wir beim Klimawandel am oberen Ende der früheren Prognosen liegen und wir große Chancen haben, relativ schnell einen unumkehrbaren Kipp-Punkt des Weltklimas zu erreichen. Wir sind in Deutschland mit unserem CO2-Austoß leider noch nicht viel weitergekommen und ich schreibe diese Zeilen, während die Klimakonferenz in Madrid zu scheitern droht. Allerdings müssen wir nicht auf politische Rahmenbedingungen warten, um unser eigenes Verhalten zu verändern. Wenn ich mir so manchen Instagram-Account anschaue, auf dem die Fotografen ihre weltweite Bucketlist an touristischen Zielen abarbeiten und dabei hunderttausende Flugkilometer zusammenkriegen, dann merke ich, dass wir im Fotobereich auch viel ändern können.

Bei mir selbst hat die Flugscham schon sehr durchgeschlagen, auch Auto fahre ich weniger und langsamer, im Haushalt kommt 100% der verwendeten Energie aus Ökostrom. Trotzdem ist meine Bilanz noch nicht gut. Ich finde bereits die Entwicklung der letzten Jahre erschreckend, dass zum Beispiel die Insekten um 80% zurückgegangen sind und in der Folge auch die Vogelwelt kleiner geworden ist. 42° Außentemperatur sind in einer Dachwohnung auch nicht lustig. Die Gletscher sahen auf meiner ersten Norwegentour anfang der 90er Jahre auch ganz anders aus als auf meiner letzten vor ein paar Jahren. Und das ist alles noch Kleinkram gegen die weltweiten Folgen und vor allem gegen das, was noch kommen wird.

Zurück zu den Kameras. In diesem Jahr wurden unter 20 Millionen Kameras weltweit verkauft (Nach CIPA-Zahlen, die nicht ganz vollständig sind, aber doch den Großteil der Verkäufe erfassen), 2010 waren das ungefähr sechs mal so viele. Das liegt zum einen natürlich daran, dass die allermeisten Leute heute nur noch mit dem Smartphone fotografieren und zum anderen daran, dass die Boomphase, in der die Digitalkameras gut und erschwinglich wurden und die meisten noch keine hatten, vorbei gegangen ist. Zum Vergleich soll die Zahl der Überwachungskameras weltweit auf eine Milliarde ansteigen, die Hälfte davon in China. In der nahem Zukunft wird wahrscheinlich jedes Auto mehrere Kameras besitzen, um die Umgebung für das autonome Fahren erfassen zu können (neben anderen Systemen wie Radar oder LIDAR). Der eigentliche Markt liegt also schon längst woanders, der Fotomarkt schrumpft bis hin zur Existenzgefährdung manchen Herstellers. Die wenigen verbleibenden Kunden werden immer anspruchsvoller, der Trend geht zu größeren Formaten, das Vollformat wird immer günstiger und das Mittelformat ist in preislich in Bereiche vorgerückt, in denen vorher nur Vollformat zu bekommen war (Preis im November: Sony A7R IV 3999€, Fuji GFX 50R 3899€ inkl. Cashback).

2020 werden mit der Nikon D6 und der EOS 1DX Mark III die besten Spiegelreflexkameras aller Zeiten herauskommen, ob es von diesem Kameras noch einen Nachfolger geben wird, ist aber mehr als fraglich. Das nahende Ende der DSLR-Technik werden sie nicht aufhalten können. Im Moment sind wir in der komfortablen Position, dass die DSLR-Objektive wegen des größeren Auflagemaßes auch an die spiegellosen mit einem Adapter abschließbar sind. So kann ich zum Beispiel Canon-EF-Objektive auch an eine Sony oder eine Fuji GFX-Mittelformat anschließen. Die Objektive der Spiegellosen werden diese Möglichkeit nicht mehr haben, wenn man Ausnahmen absieht, so gibt es zum Beispiel einen 2mm dicken AF-Adapter, um Sony FE-Objektive an einer Nikon Z zu verwenden. Mit dem Ende der DSLR-Zeit wird das native System des Herstellers immer wichtiger, Kameraentscheidungen werden sich stark an den verfügbaren Objektiven ausrichten.

Wenn Sie den Sternenhimmel fotografieren möchten, fangen Sie bald damit an. Es gibt Pläne, den Orbit mit Massen von Mikrosatelliten zuzumüllen, um darüber weltweit Internet bereitzustellen. Die Lichtverschmutzung nimmt auch weiter zu, wenngleich es auch Gegenden gibt, in denen die Menschen etwas begriffen haben und sehr bewusst die Beleuchtung bei Nacht einschränken.

Eine weibliche Große Königslibelle lässt Ihre Flügel austrocknen. Naturfotografie ist auch in Fahrradentfernung möglich.

Bei der Naturfotografie möchte ich Sie nicht zur Eile anhalten, es ist wahrscheinlich zielführender, darauf zu achten, dass sie auch in der mittleren Zukunft noch ergiebig sein wird, indem wir unsere Anstrengungen für den Klima-, Natur-, und Artenschutz verstärken. Man muss auch nicht nach Afrika fliegen, um Tiere vor die Kamera zu bekommen, selbst ein Supertele und ein Stativ lassen sich noch gut mit dem Fahrrad transportieren. Investieren Sie lieber hier oder vergleichbar und lassen Sie sich die Safariziele von David Attenborough zeigen. Das heißt nicht, dass ich mit dem Reisen aufhören werde oder Ihnen das nahelegen möchte. Aber ich werde es sehr viel bewusster machen, Ziele vermeiden, die eh schon unter Overtourism leiden, und generell etwas langsamer werden, auch um konzentrierter zu Fotografieren und weniger Zeit im Auto zu verbringen.

* Haben Sie mir das geglaubt? Das Porträt wurde von einer KI, oder genauer von einem GAN erzeugt, das können Sie auch selbst ausprobieren unter https://thispersondoesnotexist.com/

LowePro Support – gibt es den wirklich?

Seit September versuche ich auf fünf unterschiedlichen Wegen, Ersatzteile von LowePro zu erhalten. Die Verschlüsse von drei meiner Fototaschen sind alle an der selben Stelle kaputt. Außer einer Ticket-Nummer von der VitecGroup und einer Nachfrage der Facebook-Seite (nach Wochen) nach meiner eMail-Adresse habe ich aber keine Antwort erhalten. Ich hatte das gleiche mal etlichen vor Jahren bei Rowi, da war das Thema in zwei Tagen abgehakt, mein Vorhaben scheint also prinzipiell möglich zu sein.

Deshalb meine Frage in die Runde, ist der Support bei LowePro nur so etwas wie Nessie, ein Yeti oder ein Bigfoot, von denen man zwar häufiger mal gehört hat, aber den es aller Wahrscheinlichkeit nach in der Realität nicht gibt? Oder hat schon mal jemand eine persönliche Sichtung dieses Supports gehabt, also nicht nur von Hörensagen. Gibt es da Tricks?

UPDATE: Inzwischen (13.1.2020) habe ich eine freundliche Antwort bekommen, der Trick ist, über die Seite https://www.manfrottospares.com/ zu gehen, leider sitzen die in England, aber die Teile sollen in einer Woche da sein.

Sony A7R III Erfahrungsbericht

Ich habe die A7R III seit dem ersten Tag der Lieferbarkeit in Verwendung. Auch wenn Sony nur mein Zweitsystem neben Canon ist, kann ich nach fast 30.000 Aufnahmen einen fundierten Erfahrungsbericht schreiben.

Die Bildqualität des Sensors ist tatsächlich hervorragend, die Kamera ist deutlich schneller geworden und lässt sich auch besser bedienen als der Vorgänger. Ich würde sie wieder kaufen, um ein Fazit vorwegzunehmen, aber die Kamera bei weitem nicht perfekt. In diesem Bericht werde ich hauptsächlich auf die Schwächen eingehen und ich werde ihn auch bei Sony posten, weil Sony genau mitliest. Meine Kritikpunkte an der A7R II hat Sony bei der A7R III fast alle behoben. Nicht meinetwegen natürlich, aber doch, weil das Userfeedback genau ausgewertet wurde.

Der elektronische Verschluss ist zwar absolut leise, aber leider auch nur beschränkt einsetzbar. Wenn Sie unkomprimiertes Raw eingestellt haben, benötigt die Kamera selbst bei 1/8000 s Belichtungszeit 1/13 s, um das ganze Bild auszulesen. Entsprechend stark ist der Rolling-Shutter-Effekt. Wenn Sie flimmerndes Licht haben, erhalten Sie eine starke Streifenbildung. Bei bestimmten Kunstlichtquellen oder stärker bewegten Motiven können Sie den elektronischen Verschluss also gleich wieder vergessen. Bei komprimiertem Raw liest die Kamera immerhin doppelt so schnell aus.

Der gleiche Effekt schränkt auch die Nutzbarkeit des Pixelshift-Modus ein. Denn die Kamera verwendet dabei immer den unkomprimierten leisen Modus. Wenn Sie blitzen, brauchen Sie also Belichtungszeiten von mindestens 1/13 s, der Abstand zwischen den 4 Belichtungen beträgt mindestens eine Sekunde, die Gesamtaufnahmezeit also mindestens 3 s. Das können andere besser.

Apropos andere können das besser: Ich habe es in drei Monaten nicht ein einziges Mal erlebt, dass die Sensorreinigung ein Staubkorn entfernt hätte. Und ich rede von Staubkörnern, die mit einem kleinen Gummiblasebalg problemlos zu entfernen waren. Das ist bei Olympus oder Canon deutlich besser. Gerade bei einer Spiegellosen, bei der der Sensor nah hinter dem Bajonett offen liegt, sollte eine bessere Methode zu finden sein.

Der Autofokus der A7R III ist bei Gesichtern hervorragend, wenn man die Kamera in AF-C machen lässt, ist er auch bei anderen Motiven oft sehr gut. Wenn man allerdings mehr Kontrolle übernehmen möchte, schwächelt das System bei kleineren Messfeldern aber deutlich. Immerhin können Sie in der Suchervergrößerung mit einem Fadenkreuz praktisch auf den Punkt scharf stellen, wenn auch nicht immer schnell. In der Gesamtheit ist der AF aber mit einer guten DSLR zu vergleichen. Der Sucher selbst lässt einen aber langsamer reagieren und auch nicht so schnell mitführen, wie das bei einer DSLR möglich wäre. Bei Personen ist die A7R III überlegen, bei schnellen Vögeln eher eine DSLR. Auch deswegen, weil die großen Teles noch nicht auf dem Markt sind, nach 100-400 mm Zoom ist bislang Schluss. Canon- oder Sigma-Teles funktionieren zwar mit Adapter, aber nicht auf dem Level, den Sport- oder Naturfotografen von guten DSLRs gewohnt sind. Insgesamt funktioniert der AF mit Adapter aber deutlich besser als an der A7R II.

Die Touchscreen-Unterstützung ist halbherzig, immerhin können Sie den Fokuspunkt verschieben. Wenn Sie das Sucherfeld in der Suchervergrößerung verschieben wollen, dann macht die Kamera das andersherum als beim Fokusfeld und für meine Anforderungen auch viel zu langsam. Auslösen über den Touchscreen geht nicht, das Menü können Sie darüber auch nicht bedienen.

Einer der Punkte, der mich wirklich nervt, ist, dass sich die Kamera oft gar nicht bedienen lässt, wenn die Kamera noch auf die Speicherkarte schreibt. Und was mich auch nervt, ist, dass in der Suchervergrößerung nicht die Blende oder Belichtungszeit angepasst werden kann. Die Bedienung ist etwas übersichtlicher geworden, immerhin haben die Reiter jetzt Überschriften. Aber das geht noch besser.

Meine Kamera hat öfter Probleme mit der Speicherkarte, vor allem im Slot I, die Karten selbst sind nicht das Problem, die laufen in den anderen Kameras problemlos, einmal in Amsterdam hat die Kamera ca. 35 Bilder hintereinander nicht auf die Karte geschrieben. Das war das einzige Mal, aber dass die Kamera die Speicherkarte neu eingesetzt haben möchte, passiert öfter. Ich vermute eine mechanisch nicht so gute Umsetzung der Kontakte. Genau wie beim Blitzschuh. Wer den entworfen hat, sollte bitte von Sony in die Hifi-Abteilung versetzt werden und nichts mehr bauen dürfen, was die Leute auch mit vor die Tür nehmen.
Wie wetterfest die Kamera ist, habe ich nicht wirklich ausprobiert, aber ich würde auch nicht zuviel erwarten. Sony könnte das meinetwegen genauer kommunizieren, als sie das jetzt tun.

Die Akkulaufzeit ist jetzt zwar recht gut, aber es gibt keine Fremdakkus und Sony kann wohl im Augenblick nicht liefern, ich habe jedenfalls von einigen gehört, dass Sie keine Akkus kaufen konnten. So etwas darf nicht passieren.

Die Bildqualität der Sony ist gut, bei langen Belichtungen habe ich allerdings Probleme mit Hotpixeln. Hier sollte Sony einen Weg finden, der weder Hotpixel- noch Star-Eater-Probleme mit sich bringt.

30s bei ISO 3200. Hotpixel sind leider immer noch ein Thema

Der Bildstabilisator ist super, gerade für alte manuelle Objektive.
Das neue Betriebssystem macht die Kamera schneller, es gibt aber keine Apps mehr. Den Touchless Shutter vermisse ich, den hätte Sony ruhig mit in die Firmware packen können. Die Umschaltung zwischen Sucher und Bildschirm ist manchmal immer noch ungenau. Generell dürfte der Sucher ruhig dann erst angehen, wenn das Auge nur noch wenige cm entfernt ist.

Die Verbindung mit dem Smartphone für die GPS-Koordinaten bricht mit dem iPhone 7 oft ab und muss immer händisch wieder aufgebaut werden. Wer genau daran Schuld ist, weiß ich nicht, aber es ist nicht praxistauglich.

Für die A7R IV wünsche ich mir: Einen schnelleren Sucher, einen besseren Spot-AF, weniger Bedienbremsen und mehr Responsiveness, robustere Auslegung und Wetterabdichtung, eine gute Touchscreen-Umsetzung, einen schnelleren leisen Verschluss, einen schnelleren Pixelshift-Modus (am besten so schnell wie die Serienbildfrequenz), den zweiten Kartenslot auch in UHS-II. Etwas mehr Auflösung wäre schön, aber mit den 42MP kann ich ganz gut leben.

Und, nach den ganzen Kritikpunkten: Insgesamt eine gute Kamera, inzwischen ernst zu nehmende Konkurrenz zur DSLR und ein großer Schritt nach vorne von der A7R II. Die meisten Nachteile sind gar keine technischen, sondern eher Designschwächen. Da kann Sony noch aufholen und vor allem früh den Profis Prototypen  in die Hand drücken.

Ein Blick in die Glaskugel für 2018

Traditionell denke ich am Jahresanfang über die kommenden Entwicklungen in der Fototechnik nach, meine Prognosen aus den letzten Jahren lasse ich unverändert im Netz stehen. Bei manchen Entwicklungen bin ich selbst verwundert, wie lange Sie brauchen. Zum Beispiel habe ich erst im November eine Kamera erworben, die einen der schnelleren Speicherstandards unterstützt, in diesem Fall UHS-II. Ich hätte gedacht, dass das früher der Fall sein würde.

In diesem Jahr werden sich spiegellose Systeme als gleichwertig zu den DSLRs zeigen. Manche werden fragen, warum das jetzt erst kommen soll und noch nicht so ist. Das liegt daran, dass es zwar Kameras gibt, die im AF mithalten können, wir z.B. die Sony A9, aber solange ein verhältnismäßig lichtschwaches 100-400mm-Zoom die längste Brennweite darstellt und die adaptierten Objektive ist schnell genug funktionieren, gucken Sportfotografen noch in die Röhre. Bzw. nicht in die Röhre, denn solche „Röhren“ wie ein 400mm f2,8 kommen erst in naher Zukunft.

2018 wird also das Jahr sein, in dem Spiegellose endgültig gleichziehen. In Zukunft werden sie sogar in manchen Belangen überlegen sein, zum Teil sind sie das jetzt schon. Aber wenn man genau hinguckt, ist vieles noch nicht rund. Der leise Verschluss einer Sony A7R III ist zwar geräuschlos, aber nur für wenig bewegte Motive gut zu verwenden. Es dauert 1/13s, ihn auszulesen, doppelt so schnell wird es nur mit komprimiertem Raw. Die Sony A9 ist deutlich schneller, kommt aber bei Auflösung, Farbe und Dynamikumfang nicht an die A7R III heran. Hier liegen auch noch Probleme, die die Kameraindustrie lösen muss, bevor Global Shutter Wirklichkeit werden können. Ein Global Shutter ist ein elektronischer Verschluss, der keine Auslesezeit mehr hat, sondern das ganze Bild auf einmal erfasst. Stellen Sie sich das einmal im Blitzbetrieb vor: Sie können Belichtungszeiten verwenden, die nur von der Abbrennzeit des Blitzes begrenzt werden. Ich vermute, manche Blitzhersteller wie z.B. Hensel haben damit gerechnet, dass das früher kommen würde, sonst hätten Sie wahrscheinlich schon längst Blitze mit HSS (HighSpeedSync) gebracht. HSS wäre mit einem Global Shutter nicht mehr nötig. Ich rechne noch nicht für 2018 damit, sage aber ganz klar: Global Shutter wäre für mich ein Grund, eine neue Kamera zu kaufen. Der Rolling Shutter-Effekt würde damit dann genauso der Vergangenheit angehören.

Da Spiegellose nun wirklich reif geworden sind, müssen die DSLR-Hersteller auch etwas bringen. Nicht etwas wie Nikon 1 oder EOS M, sondern etwas Richtiges  im Vollformat, das die technischen Vorteile eines spiegellosen Systems zur Geltung bringt. Es gibt bereits Patente dazu von Canon und Nikon, ich erwarte, dass Nikon schon 2018 etwas bringen wird, von Canon wird auch etwas kommen, aber ich bin mir nicht sicher, ob schon in diesem Jahr. Der Dual Pixel AF von Canon ist eine sehr gute Voraussetzung für eine spiegellose Kamera, das EF-Objektivsystem ebenfalls ein großer Vorteil, genauso wie eine native Unterstützung von Nikkor-Objektiven eine neue Nikonkamera mit einem Startvorteil versehen würde. Sony ist aber de facto schon einer der großen drei Kamerahersteller geworden, die Lücken im Objektivprogramm werden bald geschlossen sein und die Entwicklungsgeschwindigkeit wird bei den Kameras weiterhin hoch bleiben.

Apropos Objektive. Es werden sicher eine Menge sehr guter Objektive in naher Zukunft auf den Markt kommen, ein Supertele und ein 135er von Sony, ein 200-600 und ein neues 50er von Canon etc. Manche der neuen Objektive sind nahezu perfekt, manchmal wirken die Bilder aber dadurch fast schon etwas tot. Auch 2018 werden wieder mehr Fotografen den Charme alter analoger Objektive wiederentdecken und das wird ein Trend sein, der bleiben wird, ähnlich wie sich die Langspielplatte wieder etabliert hat. Mit alten Objektiven zu arbeiten ist sinnlich, günstig und spannend, manche davon sind viel besser als Sie ahnen würden. Die analoge Fotografie ist mühselig und ist leider auch schlechter als früher, da das Filmangebot immr kleiner wird und die Labors meist auch nur scannen und ausbelichten und nicht mehr abziehen. Die Arbeit mit analogen Objektiven ist aber besser als sie das jemals war, auch dank Bildstabilisator im Kameragehäuse oder Suchervergrößerung zum Scharfstellen.

Ein ca. 40 Jahre altes Nikon 35mm f1,4 trägt mit seinen Unperfektheiten hier sehr zur Bildstimmung bei.

Adobe hat Lightroom in einer Cloud-Variante herausgebracht. Für den Fotografen hat das eher wenig Vorteile, es ist langsamer durch die Datenübertragung und wird schnell teuer, wenn Sie mehr Platz benötigen. Aber denken Sie etwas in die Zukunft, wenn Sie alle Arbeitsschritte online machen und die Bilder auf Servern liegen, kommen die Server schnell an die Bilder und können sie automatisch analysieren und verschlagworten. Sie trainieren dann mit jedem Bearbeitungsschritt eine Künstliche Intelligenz, die mit den gesammelten Daten dann automatisch Bearbeitungsvorschläge macht. Wenn Sie die Bilder automatisch in Webdienste exportieren wie zum Beispiel an Instagram, dann kann die Software sogar Likes zählen und nachschauen, welche Bearbeitungen besonders gut ankommen. Es gibt also jetzt schon einen beginnenden Trend zur KI-unterstützten Bildoptimierung. Es gibt auch schon KI-Systeme, denen Sie nur noch mitteilen müssen, was der Bildinhalt sein soll und die dann die Bilder fast aus dem Nichts erzeugen. Glauben Sie nicht? Dann gucken Sie doch einmal hier: https://www.theverge.com/2017/10/30/16569402/ai-generate-fake-faces-celebs-nvidia-gan und hier https://www.youtube.com/watch?v=0fhUJT21-bs

Irgendwann wird es Maschinen geben, die in Echtzeit fotorealistische „Träume“ erzeugen können, die Vorstellung, dass die Künstliche Intelligenz es schwer haben wird, im kreativen Bereich genutzt zu werden, halte ich für sehr naiv. KI wird in fast allen Lebensbereichen große Änderungen bewirken.

Doch erstmal zu etwas Naheliegenderem, neuen Kameras: Die A7 III und A7S III werden sicher bald kommen, sie werden einige der Vorteile der A7R III auch in diesen Reihen verfügbar machen. Canon wird wohl weiter die Vollformatkamera mit der höchsten Auflösung anbieten, ein Nachfolger der 5Ds kommt. Wenn ich raten müsste: mit der Bedienung der 5D Mark IV, 60MP und besserem Dynamikumfang. Die 7D Mark III erscheint auch 2018 und wird bei der Bildqualität zulegen, vielleicht überrascht uns Canon auch mit echten Neuigkeiten im technischen Konzept. Es wird trotzdem viele Leute geben, die über Canon meckern werden und weiter viele Profis die mit den Kameras zufrieden ihren Job machen. Von der technischen Entwicklung werden alle großen Marke profitieren, wer die Notwendigkeit sieht, zu „switchen“, sollte sich fragen, woher das eigentlich kommt. Bei manchen Fotografen habe ich das Gefühl, dass sie sobald eine Kameraausrüstung rund ist, eine neue aufbauen müssen, eher um ihren Sammeltrieb zu befriedigen, als dass sie sich damit fotografisch weiterbringen.

Ich selbst arbeite mit Canon und Sony, halte die D850 für eine der besten Kameras überhaupt und freue mich über jede Innovation, die von Pentax, Olympus, Panasonic, Leica, Fuji und anderen kommt. Fanboys finde ich anstrengend, wir profitieren alle von einem breiten Fotomarkt, und wenn ich mir anschaue, wer früher alles Kameras und Objektive hergestellt hat, dann haben wir schon jetzt an Marktbreite eingebüßt. Aber früher konnten Sie Kameras mit etwas Uhrmacher-Knowhow in einem Hinterhof herstellen. Heute ist das ein Technologieprojekt, das nur noch ein Großkonzern stemmen kann. Zumindest wenn man von analogen oder simplen digitalen Crowdfunding-Projekten absieht, aber da ist auch viel Schrott darunter. Die neue Yashica ist ein Beispiel, ich denke, dass das in der derzeitigen Form bei vielen Unterstützern für Enttäuschung sorgen wird. Immerhin wurden damit bei Indiegogo schon über 1,3 Mio $ eingesammelt, und die meisten Smartphones sind deutlich bessere Kameras als diese. Es bleibt zu hoffen, dass es bessere Ideen und technische Konzepte geben wird, die die Sehnsucht nach einer ursprünglicheren Fotografie werden befriedigen können. Sie kennen diese Sehnsucht nicht? Dann lesen Sie doch einfach das Menü einer aktuellen Sony von vorne bis hinten durch, dann sollte sich diese auch bei Ihnen einstellen 😉

Im Eingangsbereich einer Ausstellung im ZKM sind Kameras aufgebaut, die Ihnen mitteilten, wie groß Sie sind und wie alt Sie wahrscheinlich sind. Die Kamerasysteme von heute kümmern sich nicht mehr nur um Bilderfassung sondern auch um Bilderkennung. Bald wird jedes Auto mehrere Kameras haben, die auch die Absichten der Verkehrsteilnehmer voraussagen können, zumindest innerhalb ähnlicher Grenzen, wie es auch menschliche Autofahrer können. Es werden mehr Kameras von Maschinen genutzt werden als von Menschen. Der Kameramarkt wird also deutlich wachsen und die technischen Fortschritte zurückfließen in den eigentlichen Fotomarkt. Die Gesichtserkennung ist heute schon sehr gut, wer den Dual Pixel AF einer Canon nutzt, den Eye-AF einer Sony oder manch andere Systeme, der kennt das aus eigener Erfahrung. Aber warum soll die AF-Unterstützung da stehen bleiben? Anhand von Bewegungsschemata oder Bildanalyse kann eine Kamera auch auswerten, was wohl unser Motiv ist. Dass eine Kamera z.B. auf die Wellen vor einem Wasservogel scharf stellt, wird irgendwann einmal Vergangenheit sein.

Für den Fotografen (und das ist hier nur ein Beispiel, weil es tatsächlich für alle Menschen gilt) wird es immer wichtiger, zu erkennen, was ihm die Technik vorgibt und erleichtert und davon zu unterscheiden, was er eigentlich erreichen und ausdrücken will. Es wird bestimmt nicht mehr lange dauern, dass Programme wie Lightroom Ihnen die besten Bilder einer Reihe automatisch vorschlagen, eine Grundbearbeitung über eine Automatik motivabhängig vornehmen und bestimmte „Fehler“ direkt entfernen können. Wenn Sie sich angucken, was Apps wie Google Photo schon vor Jahren gemacht haben, dann ist das wirklich keine Zukunftsmusik, sondern eine absehbare Entwicklung. Jedes Handy kann heute schon automatisch Selfies „schöner“ machen, eine Software wie Portrait professional treibt die automatische Verschönerung zu absurden Höhen, das gleiche können Sie auch mit Landschaftsbildern machen. Den Link http://www.landscapepro.pics/ poste ich hier nur als Warnung, nicht als Empfehlung, Landschaftsfotos sehen heute zum großen Teil auch so schon gleich aus. Wenn Sie Bilder machen möchten, die nicht im Strom untergehen und die eine persönliche Qualität haben, dann müssen Sie solchen Entwicklungen zumindest zum Teil widerstehen und sie sich im Ganzen bewusst machen. Auch Facebook macht mehr mit Ihnen als Sie mit Facebook. Und wir stehen erst am Anfang einer exponentiellen Entwicklung, Digitalisierung und Internet sind harmlos gegenüber dem, was Robotik und KI noch für uns bereithalten werden. Auch wenn viele von uns wahrscheinlich Maschinen erleben werden, die ihnen kognitiv überlegen überlegen sein werden (Damit, liebe Leser, spiele ich nicht auf Ihre Intelligenz an, sondern allein auf Ihr Lebensalter), sollten sie nicht vergessen, dass Sie als Mensch Stärken haben, die nicht so leicht veralten werden.

Denken Sie aber daran, dass der Fortschritt auch von Ihnen ausgeht. Jeder einzelne entscheidet durch sein Verhalten mit, wohin die Reise geht. Bei den meisten Dingen müssen Sie nicht auf Entscheidungen aus Politik oder Wirtschaft warten, um selbst etwas zu ändern oder zu bewirken.  Es gibt eine Menge wichtigerer Dinge als die Wahl der nächsten Kamera. Aber es wäre schön, wenn wir auch in Zukunft die Möglichkeit haben werden, so unwichtigen Luxusproblemen unsere Zeit zu widmen. Die Welt wird sich in den nächsten 20 Jahren stärker ändern als in den letzen 50. Machen Sie was draus!

 

 

 

Sony A9 (ILCE-9) vorgestellt

Sony hat einen Vorstoß ins Profisegment gewagt und heute die A9 vorgestellt, sie soll Kameras wie der Nikon D5 oder der Canon 1DX Mark II Konkurrenz machen. Die Specs sind in der Tat ordentlich:

  • 20 Bilder pro Sekunde ohne Sucherblackout
  • 24,3 MP
  • Silent Shutter bis 1/32000s
  • 4K Video 30fps
  • Touchscreen
  • 93% AF-Abdeckung
  • 693 Phasen-AF-Messpunkte
  • 2 SD Kartenslots (einer UHS II)
  • 241 Raws Burstrate
  • Doppelt so große Akkus, besserer Sucher, bessere Bedienung (Joystick, Touch)
  • Preis 5300€

Man wird erste Tests zum AF und zur Zuverlässigkeit abwarten müssen, aber grundsätzlich hat Sony den Markt um ein sehr interessantes Angebot bereichert.

Mich selbst reizt die Kamera aus verschiedenen Gründen nicht. Erstens ist der Body nur um den Griff herum ein bisschen Größer als die A7 RII und wie unergonomisch diese ist, weiß ich aus eigener Erfahrung. Zum zweiten wurde die Kamera nicht wetterabgedichtet, Sony schreibt „Vollständige Resistenz gegen Staub und Spritzwasser nicht gewährleistet“. Das ist ein bisschen schwach, schließlich kostet die Kamera 5300€ und man möchte nicht immer eine zweite mitnehmen, weil man sich auf die erste nicht verlassen kann. Gerade bei einer Kamera, die für Sport- Presse- und Naturfotografen gedacht ist, ist das ein Designfehler. Für diesen Bereich fehlen auch die Objektive, es gibt nur lichtschwache Zooms bei den langen Brennweiten, alles andere geht nur per Adapter und da wird die Serienbildgeschwindigkeit nicht mehr voll erreicht. Die Serienbildgeschwindigkeit fällt ohnehin auf mickrige 5 FPS, wenn der mechanische Verschluss benutzt werden muss, was bei der A7 RII zum Beispiel bei Kunstlicht der Fall ist, weil das Bild sonst leicht streifig oder farbverfälscht werden kann. Ob das bei der A9 auch so ist, bleibt abzuwarten. Die Kamera ist sicher ein Schritt in die richtige Richtung, aber eine ernsthafte Konkurrenz zur EOS 1DX Mark II oder Nikon D5 vermag ich darin nicht zu erkennen. Die A9 ist nur der erste Versuch, aber Sony lernt recht schnell und ich bin gespannt auf die A9 II. Mein Tipp an Sony wäre allerdings, endlich diese Spielzeuggehäuse aufzugeben, die Konkurrenz ist nicht deswegen größer, weil sie es nicht besser kann, sondern weil die Kameras sich besser bedienen lassen, robuster sind, Platz für größere Akkus und schneller Verschlussmechanik haben. Vielleicht wäre dann auch 4K in 60FPS drin, weil ein größeres Gehäuse natürlich auch bessere Kühlung bietet, die 1DX Mark II unterstützt das schon lange.

Mehr Informationen:
http://presscentre.sony.de/pressreleases/die-neue-alpha-9-kamera-von-sony-revolutioniert-die-professionelle-fotografie-1924006

Technische Daten:

https://www.sony.de/electronics/wechselobjektivkameras/ilce-9/specifications

Die Sony A9 (Bild:Sony)

Ein Blick in die Glaskugel für 2017

Um die Jahreswende blicke ich traditionell ein wenig in die Zukunft und äußere meine Erwartungen über die anstehenden technischen Entwicklungen in der Fotobranche. Einige der letzten Prophezeiungen sind eingetroffen, so wurden z.B. 2016 endlich spiegellose Mittelformatkameras von Hasselblad und Fuji vorgestellt. Hasselblad ist übrigens gerade chinesisch geworden, DJI (die Firma mit den Drohnen, genau) hat inzwischen die Mehrheit. Das entspricht sicher einem generellem Trend, die Chinesen werden auch im Rest der Industrie Europas weiter stark an Übernahmen interessiert sein. Japan hatte übrigens auch einmal das Image eines belächelten Billigproduzenten mit Nachbaumentalität. Von dem sind die Chinesen nun auch schon entfernt, aber die haben auch noch viel Luft nach oben und arbeiten mit großer Kraft am weiteren Aufstieg. Chinas Anteil am Fotomarkt wird auch zu Lasten etablierter Europäischer und Amerikanischer Hersteller weiter wachsen.

Morgen wird das iPhone 10 Jahre alt. Ich erinnere mich an den Tag und habe mir die Präsentation damals angeschaut. Ich war erleichtert, dass es endlich jemand richtig macht. Internet auf dem Handy war vorher fürchterlich. Es war so schlecht, dass die Provider die Handies so gebrandet hatten, dass die Wahrscheinlichkeit sehr hoch war, irrtümlich auf den Internet-Button zu kommen, damit überhaupt einmal Datenvolumen generiert wird. Die Benutzung war ein Krampf und die Gebühren ein Hohn. Dann kam das iPhone und der Rest ist Geschichte. Heute hat fast jeder ein Smartphone, die meistverwendete Kamera bei flickr ist ein iPhone, die Kamera an Platz 2 ist auch ein iPhone, Kompaktkameras werden kaum noch verkauft und wenn, dann sind Ihre Sensoren deutlich größer geworden, damit sie sich qualitativ absetzen. Diese Entwicklung ist noch nicht vorbei, Smartphones haben noch großes Entwicklungspotential und werden den Fotomarkt von unten weiter stark unter Druck setzen. Und trotz der Kulturrevolution, die Smartphones bei jedem von uns ausgelöst haben ist das nur ein Klacks im Vergleich zu dem, wie die Technik unser Leben und die Fotografie in den nächsten Jahren verändern wird.

Wie das fahrerlose Auto wird es auch die fotografenlose Kamera geben. In ein paar Jahren wird man Drohnen losschicken können, die auch ohne menschliche Steuerung Bilder von aktuellen Ereignissen liefern, Objekte aus der Luft fotografieren und selbsttätig gute Bildwinkel und Ausschnitte wählen. Techniken aus der Überwachung werden zurückschwappen in den fotografischen Bereich. Computer werden mehr und mehr in der Lagen sein, Bildinhalte zu erkennen, bei der Bildsuche und Bildverschlagwortung zu helfen und auch die Bildwirkung auf den Menschen analysieren. Computer werden auch immer mehr in die Bildbearbeitung eingreifen, schon heute erstellen Bilderdienste wie Google Photos selbstständig Montagen, Panoramen oder Zusammenstellungen.

Canon hat auf der CES gerade einen Sensor mit 250MP vorgestellt, dessen angedachter Anwendungsfall die Überwachung ist. Mit so einem Sensor kann man einen großen Platz mit einer Auflösung erkennen, die für die Erkennung einzelner Gesichter ausreicht. Auch im fotografischen Bereich werden die Auflösungen weiter steigen, ebenfalls auf der CES wurde der erste 8K-Monitor vorgestellt, 8K-Video wird in absehbarer Zeit auch für Normalanwender verfügbar sein. Der Schritt von FullHD zu 4K war aber sicher bedeutender, denn das Auge kann bei Ganzbildbetrachtung ohnehin nicht viel Mehr als 4K auflösen, ab einem gewissen Abstand zum Fernseher macht es auch keinen Unterschied mehr, ob der FullHD oder 4K kann. Trotzdem werden Fotografen von der Auflösungssteigerung profitieren, Ich fotografiere gerne mit der EOS 5DS R, weil Sie mir erlaubt, auch noch kleinere Ausschnitte des Bildes mit hinreichender Auflösung zu verwenden. Das ist vor allem in der Tierfotografie sinnvoll, weil ich fliegende Vögel auch in größerer Entfernung noch erfassen kann, ohne das es bildnerisch sinnlos wird. Ich würde auch eine 50MP-APS-C-Kamera kaufen, wenn Sie bei ISO-Leistung und Dynamikumfang gut genug wäre.

Apropos 4K:  4K würde am meisten Sinn im Beamerbereich ergeben, weil die großen Bilddiagonalen die Bildinformation dort wirklich sichtbar machen. Es ist zu hoffen, das 2017 endlich bezahlbare echte 4K-Beamer auf den Markt kommen, im Moment sind sie entweder bezahlbar oder echt („4K-Enhancement“).

Für viele Fotografen ist der Unterschied zwischen Gesehenem und Aufgenommenem bzw. Wiedergebbarem immer noch etwas frustrierend. Farb- und Dynamikumfang waren gerade in der Wiedergabe recht begrenzt. HDR-Monitore und neue Displaytechniken kommen immer mehr dem nahe, was das Auge verarbeiten kann.

Wenn Sie eine Sony A7R II oder eine vergleichbare Kamera im leisen Modus auslösen, hören Sie gar keinen Kameraverschluss mehr, weil die Belichtung rein elektronisch gestartet und beendet wird. Leider werden die Daten immer noch zeilenweise ausgelesen, so dass Sie bei Flackerlicht Bildstreifen erhalten, die sie beim mechanischen Verschluss nicht bekommen. Schön und technisch machbar wäre ein globaler elektronischer Verschluss, der das Bild gleichzeitig ausliest. Damit gäbe es keinen Rolling Shutter-Effekt mehr im Video und man könnte auch mit kurzen Belichtungszeiten blitzen, ohne dass man HSS einsetzen muss. Das wäre eine Entwicklung, die gerade professionelle Fotografen dazu verleiten könnte, sich eine neue Kamera zu kaufen. Auf der anderen Seite wird auch Hensel in diesem Jahr eine mobile Blitzanlage herausbringen, die HSS unterstützt.

Dass bei manchen neuen Kameras nicht auf neue Speicherstandards gesetzt wurde, damit die Käufer ihren alten Speicher weiterverwenden können, kann ich gut verstehen. Dass UHS-II bei SD-Karten-Slots noch nicht weiter verbreitet ist, wundert mich allerdings schon. Vielleicht liegt das auch an den langen Projektlaufzeiten bei der Kameraentwicklung. In UHS-II-Slots kann man auch alte SD-Karten weiterverwenden, es gäbe also keinen Kunden, der sich über die Einführung ärgern würde. Ich hoffe, dass das in 2017 endlich auf breiterer Basis passiert. Zumindest gute 300MB/s könnte man damit realisieren, ohne sich in der CFast gegen XQD-Frage entscheiden zu müssen. CF-Karten haben nämlich im Moment mindestens zwei Nachfolger, die auch mit der bisherigen Technik nicht kompatibel sind.

Ein weniger schöner Trend ist, dass Fototechnik etwas teuer wird. Das liegt nicht nur am Wechselkurs von Yen zu Euro, sondern auch am schrumpfenden Markt. Smartphones haben das untere Segment fast aufgelöst und im oberen ist eine gewisse Sättigung eingetreten, weil auch eine Kamera von vor fünf Jahren noch sehr gut ist. Trotzdem hat sich eine Menge getan und wenn Sie darüber nachdenken, ihre Ausrüstung aufzufrischen, dann möchte ich Sie nicht davon abbringen. Es gibt jetzt schon genug wirklich leistungsfähige Kameras wie z.B. die Nikon D500 oder die Canon 5D Mark IV, aber ich erwarte auch für dieses Jahr einige schöne Neuerscheinungen. Canon wird eine neue 6D bringen und auch die 750D/760D wird wohl aufgefrischt, Bei Nikon ist ein Nachfolger der D750 oder der D810 denkbar, Sony wird auch einen Schritt nach vorne gehen und hoffentlich eine A7 auf den Markt bringen, die bei Autofokus und Serienbildtauglichkeit deutlich besser geworden ist, es kommen ein paar schöne neue Objektive wie z.B ein 24-70mm und ein 70-200mm der ART-Serie von Sigma, ein 85er von Canon, vielleicht auch ein 50er. Und im Bereich der Spiegellosen werden auch die großen Hersteller, die nicht Sony heißen, fleißig weiterentwickeln. Ob da 2017 schon ein großer Wurf kommt, wage ich zu bezweifeln, aber wir werden dem näher kommen.

Vergessen wir bei alledem nicht, dass es ein großes Privileg ist, sich bei Anbruch eines Jahres um solche Themen Gedanken machen zu können. Das geht nur in Zeiten des Friedens, des Wohlstands und der Freiheit. Und nichts davon ist selbstverständlich.

 

 

Canon 5D Mark IV ist da

Canon hat heute die neue EOS 5D Mark IV vorgestellt, die technischen Daten können Sie in aller Ruhe hier durchlesen:

http://www.canon.de/cameras/eos-5d-mark-iv/specifications/

Canon 5D Mrk IV Bild: Canon

Canon 5D Mrk IV Bild: Canon

Das wichtigste in Kürze:

  • 30,4 MP, 7 Bilder/s
  • ISO 100-32.000, erweiterbar 50-102.400
  • erhöhter Dynamikumfang wie schon bei der 80D und 1D X Mark II
  • AF bis f8 und -3LW, 61 Messfelder, erweiterte Abdeckung
  • 4K-Video in voller DCI-Auflösung (4.096 x 2.160) und 30fps (aber wohl nur mit einem Cropfaktor von 1,74x), FullHD mit 60FPS und ohne Crop
  • besserer Spritzwasserschutz und leichteres Gehäuse
  • Dual Pixel CMOS AF bis LW-4, Dual Pixel RAW (mehr dazu unten)
  • GPS und WIFI mit NFC
  • Monitor mit Touchscreen und 1,6 Mio Pixel
  • Belichtungsmessung und AF Tracking gegenüber der 5D Mark III deutlich verbessert
  • gleiche Akkus und Speicherkarten
  • Preis: 4065€, Lieferbar ab Mitte September

Grundsätzlich wirkt das für mich sehr rund, das wird eine sehr gut bedienbare Kamera mit klasse Bildqualität, die fast jeder Aufnahmesituation gewachsen sein wird. Der Cropfaktor beim 4K-Video ist eine Enttäuschung, weil er Weitwinkelvideo in 4K sehr schwierig macht, für Tierfilmer ist das aber eher ein Vorteil auch in Verbindung mit dem tollen Video-AF. Schade finde ich es auch, dass nicht die Gelegenheit genutzt wurde, schnellere Speicherkarte wie SD UHS II oder CFast zu unterstützen, so ist nach 21 Raws Schluss.

Dual-Pixel-Raw speichert beide Hälften eines Pixels und Sie könne die 3D-Information darin für drei verschieden Anwendungszwecke mit DPP einsetzen:

  1. Nachfokussieren nach der Aufnahme um bis zu 5 Mikroschritte, so lässt sich die Schärfe auch nachträglich noch exakt auf die Augen legen, wenn Sie leicht daneben war.
  2. eine seitliche Verschiebung (bezogen aufs Querformat) unscharfer Bereiche, so lässt sich die Abdeckung des Motivs durch Vordergrundunschärfe nachträglich verschieben
  3. ein leichtes Herausrechnen von Überstrahlungen und Reflexen

Vor allem der erste Punkt kann sich als wirklich nützlich erweisen, auch wenn Sie dadurch mit doppelter Raw-Dateigröße arbeiten müssen. Im Porträtbereich hat die 5D-Reihe wahrscheinlich jetzt schon eine deutliche Marktführerschaft.

Den Mehrpreis haben wir wohl hauptsächlich der Euro-Yen-Entwicklung zu verdanken:

http://www.finanzen.net/devisen/euro-yen/chart

 

Bild und Videobeispiele:
http://web.canon.jp/imaging/eosd/samples/eos5dmk4/

 

 

Hasselblad X1D

 

Hasselblad X1D Bild: Hasselblad

Hasselblad X1D    Bild: Hasselblad

Mein Prognose zur neuen Hasselblad hat sich als richtig erwiesen. Wie gut die Kamera in der Praxis sein wird, vermag ich noch nicht ganz zu beurteilen, das hängt z.B. vom AF und der Sucherqualität ab, Hasselblad gehörte bislang nicht zu den Livebild-Königen. Allerdings kann ich jetzt schon sagen, dass Hasselblad ganz viel richtig gemacht hat. Die Gehäusegröße ist perfekt, die Bedienung ist auf den ersten Blick durchdachter als z.B. bei Sony (gut, das ist auch kein Kunststück, aber sie macht wirklich einen guten Eindruck). Der Zentralverschluss mit Blitzsynchronzeiten von bis zu 1/2000s bewahrt einen wichtigen Vorteil vieler Mittelformatkameras. Wichtig ist, dass der Adapter für die H-Objektive schnell verfügbar wird und das Hasselblad das Objektivprogramm erweitert, bislang gibt es erst ein 45er und ein 90er, von deren Brennweite man ungefähr ein Viertel abziehen muss, um auf vergleichbare Kleinbild-Brennweiten zu kommen. Das wird nicht die letzte spiegellose Mittelformatkamera bleiben.

Die wichtigste und erfreulichste Nachricht für mich: Hasselblad hat die Idioten rausgeworfen und der neue CEO arbeitet in die richtige Richtung.

http://www.hasselblad.com/de/x1d

 

Ein Blick in die Glaskugel für 2016

Wie auch schon im letzten Jahr (https://fotoschule.westbild.de/2014/12/ein-blick-in-die-glaskugel-fuer-2015/) möchte ich ein bisschen nach vorne gucken und über Entwicklungen berichten, von denen ich vermute, dass sie die nächste Zeit bestimmen werden. Ich erwarte dabei keine 100% Treffgenauigkeit, aber möchte zumindest interessante Anregungen geben, um über den Fotomarkt nachzudenken.

Ich erwarte Folgendes für die nähere Zukunft der Fototechnik:

  • Abschied vom Bayermuster: Das Bayermuster kommt langsam an die Grenzen, Canon hat bereits Prototypen mit 250MP vorgestellt. Ich vermute, dass diese schon nicht mehr mit dem Bayermuster arbeiten, weil die Beugungsgrenze dann schon bei unter f4 liegen würde, also man bei weiterer Abblendung die Auflösung des Sensors nicht mehr sinnvoll nutzen könnte. Nun sind die Megapixel mit dem Bayermuster ohnehin etwas gemogelt, weil ja Pixel mit einer einzelnen Farbe (Rot, Grün oder Blau) in der Interpolation zu echten RGB-Pixeln werden. Wenn man die Farbpixel untereinander legt, hat man echte Farbpixel und keine Probleme mehr mit Farbmoiré. Die Marketingabteilung wird die Pixelzahl wahrscheinlich analog dem Bayermuster angeben, zumindest vorerst, so dass 250MP in Wirklichkeit nur aus 83,3 Millionen einzelnen Flächen bestehen, die Rot, Grün und Blau untereinander aufzeichnen, wie das zum Beispiel Sigmas Fovoen heute schon tut. Mit dem Bayermuster werden wir auch vom AA-Filter Abschied nehmen, weil er dann nicht mehr notwendig ist, um Moirés zu vermeiden.
  • Canon macht die AD-Wandlung on Chip: Dass bei Canon die Schatten manchmal nicht ganz so gut nutzbar sind, wie zum Beispiel bei Sony-Sensoren, liegt auch an der etwas komplizierten Art, wie Canon die analogen Sensorwerte in Digitaldaten umwandelt. Ich erwarte, dass Canon das zeitnah ändert.
  • Langsamer Abschied von CF: Die CF-Karten sind am Ende Ihrer Leistungsfähigkeit angelangt, bei 166MB/s ist Schluss, solche Karten sind schon lange im Handel. High-Megapixel-Kameras brauchen für schnelle Bildfolgen mehr, ich vermute das CFast die CF-Karten ablösen wird.
  • UHS-II endlich auch in der Kamera: SD-Karten schaffen mit dem UHS-II-Standard bis zu 312 MB/s, bislang machen das die Kameras aber noch nicht mit. Ich erwarte, dass der Standard dieses Jahr auch in den besseren Kameras implementiert wird.
  • DSLRs zeigen noch mal, was sie können: Es werden Spiegelreflexkameras auf dem Markt kommen, die noch einmal bessere AF-Systeme mitbringen, schneller sind und deutlich zeigen, wo sie spiegellosen Systemen überlegen sind. Die spiegellose Technik hat es erst dann wirklich geschafft, wenn Sie bei Sportveranstaltungen zu einem Drittel Spiegellose in der Hand der Profis sehen.
  • Schwierige Zeiten für das Mittelformat: Die neuen Kameras mit über 40MP lassen den Vorsprung der Mittelformatkameras in der Bildqualität schrumpfen, in fast allen anderen Punkten hatten sie nie einen. Wenn jemand eine Spiegellose mit ein paar guten Objektiven und einem tollen MF-Sensor in einer Preisklasse auf den Markt bringt, die noch leicht unter der Pentax 645Z liegt, dann hätte er Chancen bei vielen Fotografen, die klassischen MF-Systeme werden eher Probleme haben, ihre ohnehin geringen Kundenzahlen zu halten.
  • Auflösungsunabhängige Sensoren: Zumindest bei kleineren Sensoren werden wir Systeme sehen, die nicht mehr auf statische Pixelgrößen setzen, sondern jedes Photon einzeln erfassen und je nach ISO-Wert unterschiedliche Auflösungen erzeugen. Quantum-Dot-Sensoren werden wahrscheinlich zuerst in Smartphones auftauchen.
  • Der Sensormarkt wird spannend: Im Moment hat Sony schon einen Anteil von über 42% und hat gerade das Sensor-Geschäft von Toshiba übernommen. Während Nikon die D800 deutlich vor der A7R von Sony auf den Markt gebracht hat (beide mit 36MP-Sony-Sensor), scheint Sony heute seine neuen Sensoren zuerst in eigene Kameras einzubauen. Im Mittelfomatbereich haben Hasselblad, PhaseOne und Pentax auch den selben Sony-Sensor im Einsatz. Sonys Marktmacht ist nicht ohne Risiken für die anderen Teilnehmer.
  • Trend zu Größe und Qualität: Während immer mehr auch gut mit einem Smartphone aufgenommen werden kann und der Normalbürger entweder schon zufrieden mit seiner jetzigen Kamera ist, auf dem Gebrauchtmarkt fündig wird oder in der Einsteigerklasse (in der der Preisdruck hoch ist) bereits ausreichende Qualität erhält, lässt sich am besten Geld verdienen mit wirklich hochwertiger Technik, großen Bildsensoren und High-End-Objektiven. Der Fotomarkt wird dabei weiter etwas schrumpfen, wenn man von Smartphones absieht. Aber manche Fotohersteller werden Ausweichmärkte erschließen in den Bereichen Überwachungstechnik, Bilderkennung und „Augen“ für die Robotik.
  • Das Smartphone wird immer mehr können: Hier liegt der eigentliche fotografische Massenmarkt, wer seine Geräte im hochpreisigen Segment anbieten möchte, wird sich auch über die fotografischen und filmischen Möglichkeiten vom Wettbewerb absetzen wollen. Wir werden Smartphones sehen, die mehr als eine Kamera gleichzeitig zu Bilderstellung verwenden werden, etwa um 3D-Techniken zu ermöglichen (inkl. Vermessung) oder um geringe Schärfentiefe als Gestaltungselement zu ermöglichen.
  • Beschleunigung der Entwicklung: Während es für den einzelnen Fotografen sich vielleicht anders anfühlen wird, wird sich die Technik der Bilderfassung rapide fortentwickeln. Manches von dem wird für den Consumer gar nicht mehr interessant sein, sondern eher für die Wissenschaft oder für die maschinelle Verarbeitung optischer Informationen.
  • Der Computer beginnt, die Bildauswahl selbst vorzunehmen und Serien zusammenzustellen: Es werden immer mehr Bilder aufgenommen, gleichzeitig haben Computer immer mehr Einblick, welche Bilder den Menschen im Gedächtnis bleiben bzw. eine Wirkung auslösen. Google Fotos erstellt heute schon selbsttätig Kollagen aus Ihren Bildern oder kombiniert ein Bild aus verschiedenen Aufnahmen. Das Smartphone wird ihnen sagen können, welches Selfie das beliebteste Profilbild ergeben wird, eine Kamera selbsttätig aus einer schnellen Sequenz das (ihrer „Meinung“ nach) beste Bild auswählen. Es wird selbstoptimierende Werbetafeln geben. Die Möglichkeiten der Maschinen, uns ein bestimmtes Verhalten nahezulegen, werden ständig wachsen, nicht nur im Bildbereich.
  • Mehr Gadgets: in einem zunehmend gesättigten Fotomarkt wird es immer wieder Raum für neue Produkte geben, die genug Charme haben, um sich auch über eine Kickstarter-Kampagne finanzieren lassen. Mit ein paar Bildsensoren und etwas Software lassen sich viele Produkte realisieren, für die es bisher noch keine Nische gab.

Die Sony A7R II und die Canon EOS 5DS R in der Praxis – ein Vergleich

Ich habe die EOS 5DS R und die Sony A7R II seit jeweils dem Tag, als sie auf den Markt kamen, im Einsatz. Die Canon war sofort in einer umfangreichen Canon-Ausrüstung zu Hause, während ich die Sony hauptsächlich mit dem Metabones-Adapter und Canon- bzw. Sigmaobjektiven verwendet habe. Das Sony-System wurde allerdings um das 90mm-Makro und den HVL-F60M-Blitz ergänzt. Sowie um den Batteriegriff und zwei weitere Akkus.

Auf La Palma konnte ich beide Kameras in Ruhe nebeneinander verwenden und hatte den direkten Vergleich. Ich will das Ergebnis in kurze Einzelwertungen aufteilen, sehen Sie die als persönliche Erfahrungswerte und ohne Anspruch auf absolute Allgemeingültigkeit:

  1. Bedienung: Die Sony ist umfangreich zu konfigurieren und hat einen Schwenkbildschirm. Allerdings sind die Konfigurationsmöglichkeiten auch notwendig, weil sie im Ausliefernungszustand nicht optimal ist. Bei mir hat sich der ISO-Wert oft verstellt, der Bildschirm war kaum zu betrachten, weil bei meiner Kamera schon in ca. 50cm Entfernung bei Annährerung der Sucher eingeschaltet wird, die Umschaltung habe ich dann auf eine Taste gelegt. Die 1:1-Rückschau braucht drei Sekunden, während sie bei Canon praktisch unverzögert erscheint. Manche Einstellungen sind tief im Menü versteckt und insgesamt ist die Kamera eher unübersichtlich. Die Canon hingegen lässt einen alles Wichtige in Schnellmenüs packen, ist im Auslieferungszustand schon viel runder und ist praxistauglicher. In der Bedienung liegt Canon vorne.
  2. Gehäuse: Sie Sony ist schön klein und hat einige schöne Details. Viele Dinge sind aber fummelig und lassen sich auch kaum besser einstellen. Die Wahl der AF-Messfelder ist zum Beispiel eher anstrengend. Das eckige Design ist zwar ganz schön, allerdings schaben die Ecken schon nach wenigen Tausend Aufnahmen so ab, dass das Metall durchscheint, während die Canon noch wie neu aussieht, obwohl ich damit deutlich mehr Aufnahmen gemacht habe. Auch ist die Sony die erste Kamera, für die ich eine Displayschutzfolie gekauft habe, weil es schnell begann, etwas unansehnlich zu werden. Die Canon hingegen ist ein klassisches Arbeitspferd, sehr anatomisch und robust. Hier liegt Canon deutlich vorne.
  3. Sensor: Die Sony hat nur 42 statt 50 Megapixel, in der ISO-Empfindlichkeit und beim Dynamikumfang liegt sie aber vorne. Ich mag die Ergebnisse der Canon sehr, auch was die Farbwiedergabe betrifft. Trotzdem geht die Sensorwertung deutlich an Sony, weil aus den Schatten mehr herauszuholen ist und die Daten einfach noch ein bisschen mehr Spielraum haben.
  4. Blitz: Der Sony-Blitz braucht 50% länger zum Aufladen als der 600EX-RT, hat ein nettes Videolicht eingebaut, aber unterstützt noch keinen Funk. Das Canon-Funkblitzsystem ist wirklich genial, wenn ich mit mehr als einem Blitz auf der Kamera arbeiten möchte, ist die Sony raus. Hier siegt die Canon deutlich.
  5. Zuverlässigkeit: Die Sony hat bei mir die Macke, dass sie, wenn ich den Auslöser zu kurz nach dem Einschalten antippe, ich oft nicht auslösen kann, bis ich die Kamera neu gestartet habe. Sie hat mehr Fehlermeldungen auf dem Display angezeigt als ich in fast 20 Jahren bei meinen Canons gesehen habe. Manchmal hat sie auch im Normalbetrieb einfach nicht ausgelöst, ich weiß bis heute nicht wieso. Zudem ist sie seit heute beim Service, weil Sie inzwischen bei jedem Einschalten „Dieses Zubehör wird von dem Gerät nicht unterstützt und ist nicht verwendbar. Bitte die Kompatibilität mit dem Gerät prüfen.“ sagt. Und das auch, wenn außer einem Akku überhaupt kein Zubehör angeschlossen ist, nicht mal eine Speicherkarte.
    Von der Canon gibt es gar nichts zu berichten. Es gab drei Situationen, in denen sie nicht das gemacht hat, was sie sollte, zweimal war ich das Problem, einmal ein Kurzschluss in einem USB-Kabel. Dieser Punkt geht eindeutig an Canon.
  6. Objektivangebot: Das Sony FE 90 mm 2.8 Macro G OSS ist wirklich großartig, Sony kann also Objektive bauen, ZEISS natürlich auch. Aber noch ist das Angebot etwas dünn. Ein scharfes und kompaktes leichtes Weitwinkel hätte ich gekauft, aber es gab nichts, was meinen Ansprüchen genügt hätte. Die Canon-Objektiven arbeiten an der Sony zwar meistens gut, aber für Action-Fotografie ist der AF damit nicht geeignet, die Fokussierung direkt aufs Auge funktioniert damit auch nicht. Bei Canon fehlt eigentlich nur ein perfektes 50mm-Objektiv und das baut Sigma. So geht dieser Punkt auch an die Canon. Allerdings wird Sony da aufholen und ist auch jetzt schon recht gut.
  7. Sucher: Der Sonybildschirm hat Vorteile, wenn man manuell scharfstellt, auch bei schwachem Licht ist er manchmal sehr gut, bei zu schwachem verschmiert er aber. Insgesamt ist er eher pixelig und überscharf, wärend die Canon einen guten klassisch optischen 100%-Sucher hat. Das Livebild ist bei der Sony recht gut, viel besser als bei meiner alten Nikon D800E, aber trotzdem war es leichter, mit der Canon auf helle Sterne scharfzustellen. Ein befreundeter Profifotograf sagte zum Sony-Sucher nur, dass der ausreichen würde, um die Kamera nicht zu kaufen. Für mich ist er eine willkommene Erweiterung, würde mich aber nerven, wenn ich mit der Kamera jeden Job machen müsste. Punkt an Canon.
  8. Bildstabilisator: Die Sony hat einen eingebauten Bildstabilisator, der den Sensor bewegt. Dieser funktioniert sehr gut auch mit lichtstarken Objektiven, die keinen eingebauten IS haben. Außerdem stabilisiert er anderes als bei optischen Suchern auch das Sucherbild. Die Canon unterstützt nur IS in manchen Objektiven, das funktioniert sehr gut, aber dieser Punkt geht eindeutig an Sony.
  9. AF: Der AF der Sony ist meistens sehr genau, da er auf dem Sensor gemessen wird. Dafür ist er nicht wirklich Action-tauglich, schon gar nicht mit Adapter und Canon-Objektiv. In manchen Situationen, wie z.B. im Jazzclub war der AF großartig, in anderen, wie z.B. mit dem Metabones-Adapter und einem Supertele Vögel zu fotografieren, absolut untauglich. Die Canon hat einen klassischen Profi-AF, der mehr an Justage verlangt, dann aber alles kann. Alles. Punkt an Canon. Aber Extrapunkt an Sony für die automatischen AF auf das Auge, der ist großartig. Leider noch nicht mit dem Metabones zu verwenden.
  10.  Akkulaufzeit: Ich habe gleich vier Akkus für die Sony und bekomme die an manchen Tagen alle. Ich bin von Dortmund nach Hamburg gefahren und hatte die Kamera in der Fototasche angelassen mit zwei Akkus auf 100%. Am Ziel sagte die Kamera mir gerade noch, dass die Batterien alle waren. Leider hatte ich da schon das Hotel verlassen und musste den Abend ohne Strom auskommen. Die Canon verbraucht deutlich weniger Strom und wacht auch nicht so einfach aus dem Standby in der Fototasche auf. Für die Sony sollten mehr als doppelt so viele Akkus wie für die Canon einplanen, noch dazu ist der Akkulader sehr langsam, der Akku ist in zwei Stunden leer, aber erst in vier wieder aufgeladen. Punkt für Canon, natürlich.
  11. Verschluss: Die Sony hat einen wirklichen Silent-Modus, bei dem an nur die Blende sich schließen hört, wenn man ganz genau hinhört. Zudem ist der Verschluss auf 500.000 Auslösungen ausgelegt. Bei Canon auf 150.000. Hier geht die Wertung an Sony. Mit einem großen Abzug für die Staubempfindlichkeit. Bei Canon kann man das Thema praktisch vergessen, wenn man das bei Sony macht, sehen die Bilder nach einer Zeit schlimm aus.

Das klingt insgesamt nicht so gut für die Sony, aber der Gesamteindruck ist doch etwas besser. Die Kamera liefert eine sehr gute Bildqualität, ist in vielen Bereichen innovativ und macht auch oft Spaß. Als Universalkamera für einen Fotografen, der damit auch schnelle Aufnahmesituationen abdecken muss, kann ich Sie nicht empfehlen. Für alles was ruhiger ist, wie Architektur, Landschaft und People, schon. Trotzdem vermittelt Sie einem nicht das Gefühl der unbedingten Verlässlichkeit, wie man es als Profi von seiner Kamera erwartet. Die 5DS ist einfach professionell ausgelegt. Das mag manchem langweilig vorkommen, weil es dadurch auch nicht so viele Neuigkeiten gibt und viel Bewährtes zum Einsatz kommt, aber ich vertraue ihr inzwischen, während die Sony heute erstmal zum Service ging (UPDATE 9.1: Heute wiedergekommen, gleicher Fehler, gleich wieder zurückgeschickt. Dabei reichte es, einen Originalakku einzulegen und die Kamera einzuschalten, um den Fehler zu reproduzieren. Das gibt einen neuen Minuspunkt, diesmal zum Thema Service. UPDATE 21.1.: Die Kamera ist wieder hier und funktioniert, die Elektronik wurde ausgetauscht. Was nützt es, wenn der Verschluss 500.000 Auslösungen schafft, wenn die Elektronik nach nicht mal 10.000 den Löffel abgibt?. Ich hoffe, sie hält sich ab jetzt besser.). Die 5DS wird meine Hauptkamera bleiben. Wenn man sich aber anschaut, was Sony heute schon in der Sensortechnik drauf hat und wie schnell sie sich weiterentwicklen, dann muss man die sehr ernst nehmen, auch für den professionellen Markt. Allein der Unterschied zwischen der A7R und der A7R II ist schon beeindruckend. Ich werde die Sony auch behalten, wenn sie sich nicht noch echte Macken zulegt und ihre Vorteile genießen. Allerdings mit der beruhigenden Sicherheit, die darin liegt, auch eine Canon dabei zu haben, die mich auch dann nicht im Stich lässt, wenn es schnell und sicher sein muss.