A9 III: Wichtige Neuigkeiten von Sony

Gerade findet ein Event von Sony mit Neuvorstellungen im Fotobereich statt. Normalerweise würde ich nur drüber schreiben, wenn es die Relevanzkriterien erfüllt, wie man bei Wikipedia so schön sagt. Diesmal ist es aber wirklich relevant, denn es kommt etwas, auf das ich schon seit Jahren warte, das aber außerhalb wissenschaftlicher und industrieller Anwendungen noch nicht verfügbar war: Eine Kamera mit Global Shutter. Ein Global Shutter erlaubt es, das gesamt Bild sofort zu speichern, ohne dass es erst zeilenweise ausgelesen werden muss, so dass Sie einen Rolling-Shutter-Effekt bekommen und auch meist mit dem elektronischen Verschluss nicht blitzen können.

Die Sony α9 III, die erste Kamera mit Global Shutter Bild: Sony

Die Sony Alpha 9 III hat einen Global Shutter, sie kann mit 1/80.000s Verschlusszeit blitzen, kann mit 120 Bildern pro Sekunde Raw aufnehmen, zumindest für gute 1,5s. Wie z.B. in der Canon EOS R6 Mark II unterstützt die Kamera Raw-Voraufnahme. Die Kamera arbeitet weiterhin mit 24,6MP wie der Vorgänger, der Sucher hat nun 9,44MP bei 120 fps. Die Kamera kommt im Frühling auf den Markt, ebenso wurde heute ein 300mm f2,8-Objektiv vorgestellt, das nur 1470g wiegt, mein Canon EF300mm f2,8L IS II USM (Baujahr 2011) wiegt 2350g zum Vergleich.

https://www.sony.de/electronics/wechselobjektivkameras/ilce-9m3

Der UVP für beide Produkte beträgt 6.699 € für das 300er und 6.999 € für die α9 III.

Sony A7 IV wird heute offiziell vorgestellt

Heute um 16.00 stellt Sony seine wahrscheinlich wichtigste Kamera vor, den Nachfolger der A7 III. Live auf youtube können Sie hier zuschauen:
https://www.youtube.com/watch?v=A1OXVkKyKBw

Natürlich ist schon schon sehr viel bekannt, das „leaking“ gehört zu den meisten Markteinführungen dazu.
33 MP, Dynamikumfang von 15 Blendenstufen, Gehäuse sehr ähnlich der A7S III, das heißt der Bildschirm kann so geklappt werden, dass er von der Vorderseite sichtbar ist, 4K 60 (aber vielleicht nicht von der vollen Sensorgröße), 5,5 Stops IBIS.

Auch angenehm ist, dass der Sucher besser wird, den fand ich persönlich schwach in der A7 III. Ebenso soll die Touchscreen-Unterstützung umfassender ausfallen, was nicht schwer ist, wenn man bedenkt, wie wenig Sony den bisher ausgenutzt hat.

Die Kamera trifft einen Bereich, der für viele Fotografen interessant ist, ich vermute, dass von Canon da bald (Anfang 2022?) auch etwas kommt, die EOS R ist inzwischen drei Jahre alt und zwischen der R6 mit 20MP und der R5 mit 45MP ist genug Platz für einen dritten Sensor und eine Brot und Butter-Kamera, die alles wichtige kann und bezahlbar bleibt.

Update: Die Daten sind nun alle da:

https://www.sony.de/electronics/wechselobjektivkameras/ilce-7m4/specifications

2799 EUR UVP

Neues von Canon

Auch wenn die offizielle Vorstellung wohl erst am 14.9. stattfinden wird, sind schon sehr konkrete Daten, Preise und Bilder öffentlich geworden. Die EOS R3 wird offiziell, der Preis wird bei 5999€ liegen. Sie wird die erste richtige Profikamera im R-System, in der Solidität absolut vergleichbar mit der EOS 1D Mark III, technisch diese übertreffend. Das heißt nicht, dass die EOS R5 oder R6 nicht für Profis gebaut werden, aber es gibt eine eigene Klasse von Kameras, die für höchste Leistung und Belastbarkeit ausgelegt ist, bei Nikon ist das die D6. Die meisten meiner Leser werden diese Kamera nicht brauchen und nicht kaufen, bei mir ist das genauso, obwohl ich sehr schätze, was Canon da entworfen hat. Ich benötige in meiner fotografischen Praxis nicht so viel Belastbarkeit und schätze höhere Auflösungen sehr. Trotzdem freue ich mich, wenn ein blitztauglicher elektronischer Verschluss irgendwann in den Klassen darunter ankommen wird.
Aber Canon bring auch etwas für „Normalbürger“, ein bezahlbares Telezoom, das Canon RF 100-400 f/5.6-8 IS USM (699$), das auch Extender-tauglich sein wird und das RF16mm f2,8 STM, das die gleiche Bauform wir das RF50mm f1,8 STM hat und 299$ kosten wird. So günstig gab es Ultraweitwinkel bei Canon im Vollformat bislang noch nie, ich bin gespannt auf die Leistung des Objektivs.
Es kommt auch neues Zubehör, die EOES R3 wird einen neuen Zubehörschuh haben, der zum Beispiel Digitalmikros direkt unterstützt. Der Zubehörschuh wird wahrscheinlich auch für die EOS R5 als kostenpflichtiges Update angeboten werden. Ich hoffe sehr, dass Canon den Schuh besser macht als Sony, mit dem Schuh hatte ich schon Ärger, zudem sind die Blitzfüße für Sony oft in Plastik ausgeführt und brechen leicht ab.

Nikon kündigt die Z9 an

Nikon hat die Entwicklung der Nikon Z9 angekündigt, eines Profi-Topmodells, das die Nikon D6 beerben könnte. Entwicklungsankündigung ist ein seltsames Wort, das meist dann verwendet wird, wenn die Entwicklung schon fertig ist, aber man die endgültigen Daten erst später veröffentlicht und die Kamera selbst noch ein wenig später bringt. Die Kamera kommt 2021, wahrscheinlich nicht erst gegen Ende des Jahres. Stacked Sensor und 8K legen Ähnlichkeiten zum Sensor der Sony A1 nahe, 8K bedeutet, dass die Kamera mindestens 45MP hat.

https://www.nikon.de/de_DE/news-press/press.tag/news/bv-pr-wwa2103-nikon-announces-development-of-z-9.dcr

Traditionell zeigt die Vorstellung einer Profi-Nikon auch die baldige Vorstellung einer entsprechenden Canon an, Canon hat schon angekündigt, dass sie in der zweiten Jahreshälfte so viele Objektive wie nie zuvor auf den Markt bringen werden.
Fuji GFX100S, Sony A1, Nikon Z9 und Canon R1, allein dadurch wird 2021 schon ein Jahr, in dem auf dem Fotomarkt mehr passiert als durchschnittlich und es wird auch eine Menge bei den günstigeren Kameras kommen. Die Sony A7 III und die EOS R und RP warten z.B. auf Nachfolger. Wer noch auf neue DSLRs wartet, wird meiner Meinung nach enttäuscht werden, außer vielleicht im Einsteigerbereich und bei Pentax, auch bei den Objektiven wird fast alles für die neuen Systeme entwickelt werden, weil diese über die zukünftige Markpositionierung entscheiden werden.

Die Nikon Z9, die endgültige Kamera kann noch leicht abweichen. Bild: Nikon


Die Nikon mag nach der Sony A1 die zweite Profi-Spiegellose sein, aber sie ist die erste, bei der das Gehäuse auch die Anmutung einer Profikamera vermittelt. Ich sage damit nicht, dass die Kameras in den Kategorien darunter nicht von Profis verwendet werden, aber es gibt ein eigenes Segment im Fotomarkt, das extra ausgelegt wird für härteste Reportage-Einsätze oder anspruchsvolle (und wetterunabhängige) Sportfotografie.

Bislang hat man bei diesen Kameras auf hohe Auflösung zugunsten von Geschwindigkeit und Bildqualität bei schwachem Licht verzichtet, aber inzwischen ist das auch mit Bildauflösungen von um die 50MP kein Problem mehr, weil sich die Sensoren schneller auslesen lassen und die Prozessoren auch mit einer Milliarde Pixel pro Sekunde noch umgehen können. Das schnellere Auslesen des Sensors ermöglicht sowohl einen besseren Sucher als auch, den AF schneller mit aktuellen Bildinformationen zu versorgen, so dass die Geschwindigkeit und Genauigkeit so weit steigen, dass eine DSLR heute keine Chance mehr dagegen hätte. Ich habe vor Jahren mal in der Großen Fotoschule geschrieben, dass die Spiegellosen Kameras es erst dann geschafft haben werden, wenn wir sie mehrheitlich neben dem Spielfeldrand oder bei Olympia sehen. Mit der Z9 und vergleichbaren Kameras kommt diese Zeit nun.

Fuji GFX100S and the one never seen

Fujifilm stellt morgen seine neue 100-MP-Mittelformatkamera vor. Sie ähnelt der GFX100 in vielem, ist aber deutlich günstiger und kleiner. Der IS und der bessere AF machen Sie auch für GF-Anwender interessant, die mit den 50MP der beiden kleineren Mittelformatkameras auskommen würden. Der Sensor darin ist von 2014 und es gibt keinen Nachfolger mit Phasen-AF, so dass Aufsteiger in den 100MP-Apfel beißen müssen. Ob süß oder sauer soll jeder selbst entscheiden, aber da auch das Vollformat in diesem Jahr mehr Megapixel erhalten wird, ist der 100MP-Sensor meines Erachtens eine gute Entscheidung. Fujifilm hatte da auch nicht so viel Auswahl, so dass sie nicht wirklich entscheiden mussten.

Heute stellt Sony „the one never seen“ vor, interessanterweise habe ich noch keine echten Leaks gesehen, obwohl der Livestream bereits um 16.00 losgeht. Es gibt Gerüchte, dass es sich um ein teures Flaggschiff, vielleicht die A1, handelt, das einen neuen Sensor mit sehr hoher ISO-Leistung besitzt. Ich werde den Beitrag aktualisieren, wenn es wirklich konkrete Informationen gibt. Es scheint ein größerer Schritt zu werden als die eher inkrementellen Updates, die Sony in letzter Zeit gezeigt hat, von der A7S III einmal abgesehen.

Zur Fuji GFX100S ist praktisch schon fast alles bekannt außer dem Lieferdatum, es kommt auch ein neues GF80mm f1,7, was bei Vollformat einem 63mm f1,3 entsprechen würde, eine sehr interessante Ergänzung zum hervorragenden GF110mm f2.
https://www.fujirumors.com/leaked-fujifilm-gfx100s-press-release-introduces-nostalgic-negative-film-simulation-and-more/

Die Informationen zur Sony Alpha 1 sind nun da:

  • 50 Megapixel bei 30FPS mit elektronischem Verschluss, 10FPS mit mechanischem Verschluss
  • Tieraugen-AF auch für Vögel
  • schnellere Auslesezeit des elektronischen Verschlusses erlaubt Blitzfotografie
  • bessere Flacker-Unterdrückung mit elektronischem Verschluss
  • Mechanischer Verschluss mit 1/400s Synchronzeit
  • 8K30 und 4K120 Video bis zu 30min lang
  • 9MP Sucher wie in der A7S III, aber mit 240fps Bildwiederholrate
  • 2x SD/CFexpress-Slot wie in der A7S III
  • Netzwerkanschluss über RF45
  • USB mit 10GBit
  • AF bis -4 LW
  • IBIS 5,5 Blendenstufen
  • Gleiche Batterien, ähnlicher Body
  • Menü wie A7S III, mit Touchscreen-Unterstützung

Die Kamera vereint Geschwindigkteit und Auflösung mit guten Video-Specs, am ehesten wäre Sie mit der EOS R5 zu vergleichen, übertrifft diese aber in einigen Bereichen noch. Beim Lowlight-AF oder IBIS liegt die Canon vorne, aber insgesamt ist die Leistung der A1 noch höher. Für Sony-Fotografen eine deutliche Erweiterung der Möglichkeiten, ich selbst finde die morgige Ankündigung von Fujifilm noch interessanter, aber ich komme auch aus der Großbildfotografie, als Universalkamera ist die A1 sicherlich spannender.

Allerdings gibt es einen Nachteil: „The Alpha 1 Full-frame Interchangeable-Lens Camera will be available in Europe in March 2021 for approximately €7,300 EUR.“

mehr unter https://www.sony.de/electronics/wechselobjektivkameras/ilce-1

Ein Blick in die Glaskugel für 2021

Traditionell nutze ich die Zeit um die Jahreswende, um meine Erwartungen für die nahe Zukunft hauptsächlich in Bezug auf den Fotomarkt aufzuschreiben. Wie gut oder schlecht das gelingt, können sie in den vergangenen Jahresvorschauen überprüfen.

Im nächsten Jahr wird es die erste richtige Profi-Spiegellose geben. Natürlich gibt es jetzt schon spiegellose Kameras, die von Profis gerne verwendet werden, oder die von der Leistung her traditionelle Profikameras in den Schatten stellen, wie z.B. die EOS R5, die 20 Bilder pro Sekunde bei 45MP schafft, ohne den geringsten Kompromiss beim AF einzugehen. Aber eine Kamera wie die Nikon D6 oder die EOS 1DX Mark III gab es bisher nicht als Spiegellose. Das wird 2021 anders werden, ich erwarte entsprechende Kameras von Canon, Nikon und vielleicht Sony, wobei ich bei Nikon nicht ganz sicher bin, ob sie wirklich nächstes Jahr fertig damit werden. „Sicher“ bin ich bei den anderen beiden auch nicht, aber ich halte es für sehr wahrscheinlich.

Es kann gut sein, dass wir in dem Zusammenhang zum ersten Mal einen Global Shutter in einer normalen Fotokamera sehen werden. Das ist ein elektronischer Verschluss, der das gesamte Bild gleichzeitig aufnimmt, so dass beliebig kurze Blitzsynchronzeiten möglich werden und auch der Rolling-Shutter-Effekt nicht mehr auftritt. Trotzdem wird es weiterhin einen mechanischen Verschluss geben, weil er wahrscheinlich bei langen Zeiten noch Vorteile hat, den Sensor vor Verschmutzung schützt (wenn man es wie Canon richtig macht) und Reflexionen bei kurzen Belichtungszeiten verhindert.

Canon ist strategisch sehr gut aufgestellt und ich habe schon vorher geschrieben, dass ich fest davon ausgehe, dass sie Marktführer auch bei den Spiegellosen werden. Aber sie haben eine Bruchstelle im System, es gibt keinen Upgrade-Pfad von den EOS M zu den EOS R-Kameras. Ich vermute deswegen, dass bald auch eine EOS R im APS-C-Format herauskommen wird. So etwas ähnliches gibt es schon jetzt mit der Canon Cinema EOS C70, einer Filmkamera mit RF-Bajonett, aber einem kleineren Sensor. Das M-System ist zwar ein Erfolg, aber ich könnte mir vorstellen, dass das mittelfristig ausläuft und R auch den APC-Bereich übernimmt.

Stadtnahe Natur, mit dem Fahrrad erreichbar, eine zehntel Sekunde belichten mit dem IBIS der EOS R6, das war typisch für 2020.

Im Spiegelreflexbereich erwarte ich signifikante Neuerungen nur noch von Nikon, d.h. DSLRs, die auf den Profi zielen. Pentax wird sicher auch bei DSLR bleiben, aber wie lange das gut gehen wird, weiß ich nicht. Und ob Nikon den Entwicklungsaufwand nicht auch lieber in die Spiegellosen hätte stecken sollen, wird sich zeigen. Ohnehin ist Nikon durch die Verluste in der Halbleitersparte gerade etwas angeschlagen und das Marktumfeld wird auch in den nächsten Monaten nicht besser werden. Ich gehe aber insgesamt von einer Besserung der Lage bei Nikon aus, das Z-System macht auch objektivseitig inzwischen einen guten Eindruck. Nikon stellt 2021 die Kameraproduktion in Japan ein und wird auch die Profikameras in Zukunft in Thailand fertigen. Die Kamerasparte von Olympus ist bereits an Japan Industrial Partners verkauft worden, eine Investmentfirma, die sich um die Sanierung von Unternehmen kümmert. Was das für die Zukunft bedeutet, muss man abwarten, aber der harte Konkurrenzkampf zwischen den großen Kameraherstellern wird auf Dauer wahrscheinlich zum Aufgeben von einem oder mehreren der kleinen führen. Ich kann mir auch vorstellen, das mittelfristig ein chinesischer Hersteller hinzukommt. Einigermaßen einfach wird die nächste Zeit nur für Canon, Fuji und Sony.

Das größte Objektivfeuerwerk wird im nächsten Jahr Canon zünden, zudem werden die Fremdhersteller endlich AF-Objektive für das RF-Bajonett bringen. Samyang tut das schon jetzt. Wir werden auch verblüffende Objektive sehen, die es bisher so noch nicht gab. Ich denke, dass Objektive für Fotografen wichtiger werden werden, da im Kamerabereich eine durchgängig hohe Leistung erreicht wird, die für eine Systementscheidung nicht mehr ganz so bedeutend ist. Es werden auch mehr kleine und scharfe Objektive für das spiegellose Vollformat erscheinen, die zusammen mit günstigen Kameras den Trend zum Vollformat noch weiter verstärken werden. APS-C wird es weiter gut gehen, aber bei Micro Four Thirds bin ich mir da nicht langfristig sicher.

Kleine Trends, die ich gerade beobachte, sind, dass in meinem professionellen Umfeld Lightroom immer mehr an Bedeutung verliert und immer mehr meiner Profikollegen hauptsächlich Capture One verwenden und dass immer mehr mit Mittelformat arbeiten. Das liegt sicher an sinkenden Preisen und höherer Praxistauglichkeit, aber auch am anderen Arbeiten und der besseren Bildqualität.

Ein weiterer Trend, den Sie auch 2020 schon beobachten können, sind leistungsfähige ARM-Prozessoren, die durch ihren geringen Stromverbrauch auch schon in Servern oder Macs Verwendung finden. Die neuen M1-Prozessoren, auf die Apple nach und nach sein gesamtes Computerangebot umstellen will, basieren auf ARM. Microsoft fängt auch an, eigene ARM-Architektur zu entwickeln. Die Prozessoren in den Kameras wie BIONZ (Sony) oder DIGIC (Canon) basieren meist auch auf ARM-Architektur. Auch im X86-Bereich verschiebt sich der Markt, AMD ist inzwischen effizienter als Intel, die immer noch Probleme haben, ihre Chip-Produktion auf kleinere Strukturbreiten umzustellen, die höhere Leistung bei geringerem Stromverbrauch ermöglichen. Während AMD schon seit einem Jahr auf 7nm fertigt, ist man bei Intel wohl nicht einmal sicher, ob man das bis 2022 hinbekommt. Vielleicht ist das auch einfach schlechtes Karma, Intel hat AMD früher sehr unfair aus dem Markt zu drängen versucht. Ein weiterer Trend ist die Zunahme der Wichtigkeit von Grafikkarten bei Berechnungen. Nicht nur Adobe oder Capture One verwenden die GPUs immer mehr, um die Bildbearbeitung zu beschleunigen, sondern auch Anwendungen aus der KI benutzen hautsächlich GPU-Rechenpower, wenn Sie Videos mit anderen Gesichtern fälschen möchten, dann läuft das über eine Nvidia-Grafikkarte.
Die Leistungsfähigkeit der Prozessoren ermöglicht heute Kameras, die über eine Milliarde Pixel pro Sekunde verarbeiten können, wie es die EOS R5 im 8K DCI mit 30 fps macht, bei 20 Raws mit 45MP sind es auch schon 900 Mio. Pixel/s. Da diese Technik jetzt möglich ist, wird Sony wohl 2021 eine ähnlich leistungsfähige Kamera herausbringen. Bislang mussten sich Kamerahersteller immer entscheiden, ob sie hohe Auflösung oder hohe Geschwindigkeit umsetzen wollten, diese Zeiten sind ab jetzt vorbei. Vielleicht war die Sony A9 II auch deswegen so ein lahmes Update, weil klar war, dass bald eine deutlichere Technikumstellung folgen wird.

Ich habe 2020 so viele Firmware-Updates durchgeführt wie noch nie, auch das ist ein Trend, der vorerst so weiter gehen wird. Kameras, Objektive und Blitze enthalten immer mehr Software, die immer öfter aktualisiert werden muss, um die Kompatibilität mit neuen Geräten zu gewährleisten oder um alte Fehler loszuwerden. Ich kann damit leben, denn erstens sind die Geräte von Anfang an meist so gut, dass man professionell damit arbeiten kann und zweitens profitiert der Kunde, wenn die Geräte besser werden und durch Firmware-Anpassungen zukunftssicherer werden. Firmen, die das vernachlässigen, werde ich auf Dauer nicht mehr kaufen, über die Update-Politik von Yongnuo (bestimmte Blitze werden nicht mehr aktualisiert, obwohl praktisch baugleiche neue Firmware bekommen) und Nissin (nur beim Service) habe ich mich schon so geärgert, dass die Hersteller bei mir rausgeflogen sind.

Kein Foto, sondern eine schnelle Übung in einer 3D-Software.

Vielleicht nicht direkt Fotografie, aber doch extrem nah und in direkter Konkurrenz steht 3D-Visualisierung. Ich habe in diesem Jahr meine ersten Jobs als reines Rendering abgegeben, gerade wenn man Dinge visualisieren will, die es so noch nicht gibt oder die noch keiner sehen soll, ist das viel mächtiger als Photoshop. Und in manch anderen Bereichen die einfachere Lösung. Wenn Sie sich den kürzlich verstorbenen IKEA-Katalog oder die Webseite, die ihn beerbt, anschauen, werden Sie feststellen, dass fast alles berechnet wurde und kaum etwas fotografiert. Auto-Werbung ist auch nur noch teilweise fotografisch, selbst im Food-Bereich wird manchmal 3D verwendet.

Ich selbst habe darüber auch entdeckt, wie gut freie Software inzwischen geworden ist. Das liegt auch daran, dass dort bezahlte Programmierer arbeiten, die von Firmen oder Einzelpersonen, die die Software nutzen, gefördert werden. Trotzdem können Sie sie auch einfach legal und dauerhaft kostenlos verwenden, ohne ein schlechtes Gewissen dabei zu haben. Beispiele:
Office: https://de.libreoffice.org/
3D: https://www.blender.org/
Illustration: https://krita.org/en/

Nicht Open Source, aber in einer guten kostenfreien Version erhältlich, ist folgende Videosoftware: https://www.blackmagicdesign.com/de/products/davinciresolve/

Und bis zu einem recht ordentlichen Jahresumsatz ebenfalls kostenlos ist eine Software zur 3D-Echtzeitvisualisierung oder die Game-Entwicklung: https://www.unrealengine.com/en-US/

Wir bewegen uns langsam aber stetig auf den 200. Geburtstag der Fotografie zu. 1826 nahm Nicéphore Niépce das erste beständige Bild auf. Diese Beständigkeit ist aber auch endlich. Wir haben es mit in der Hand, wieviel aus der Frühzeit der Fotografie überlebt, einer Zeit, in der sehr viel weniger Bilder aufgenommen wurden und die die erste überhaupt war, die fotografisch dokumentiert wurde.

Eine Glasplatte, deren Emulsion sich auflöst. Wahrscheinlich Paris, Anfang des 20. Jahrhunderts.

Wenn Sie noch alte Schätze haben, dann digitalisieren Sie sie und stellen Sie sie am besten auch online, so dass sie für die Nachwelt verfügbar sein werden. Das muss auch nicht auf die ersten Jahrzehnte der Fotografie beschränkt bleiben, die gesamte Zeit vor Internet und Digitalfotografie ist schlecht repräsentiert. Ein Trend, den ich für verzichtbar bis ärgerlich halte, ist die nachträgliche Kolorierung, Hochskalierung von Fotos oder das Umrechnen auf 60fps von altem Filmen. Für nachfolgende Generationen ist die Originalinformation viel wichtiger als irgendwelche KI-Spielereien, die Artefakte hinzufügen oder den Eindruck verfälschen.

Paris, nach 1889, denn das Plakat im Vordergrund wirbt für den Eiffelturm. Ein Klick aufs Bild zeigt die volle Auflösung.

Im Bereich Social Media und Internet wird es 2021 richtig knallen. Google und Facebook (Whatsapp und Instagram gehören zum Konzern) werden mit Ihren Geschäftspraktiken so sehr anecken, dass auch eine Zerschlagung der Konzerne möglich wird, auch wenn die Prozesse bis dahin vielleicht etwas länger dauern. Aber ab jetzt wird es Ernst für die beiden. Vielleicht sollte auch jeder einzelne schon darauf achten, sich weniger abhängig von nur ein paar Konzernen zu machen, Alternativen zu suchen und zu nutzen und auch die eigene kreative Produktion nicht nur in die immer gleichen Social-Media-Kanäle zu füllen. Leider ist das Internet seinem schnellen Wachstum in manchen Ebenen nicht hinterhergekommen, das Risiko, dass ernsthafte Störungen oder Krisen dadurch hervorgerufen werden, steigt kontinuierlich weiter. Künftig wird noch mehr am Internet hängen (z.B. Autos), es ist sehr wichtig, dass die Infrastruktur dafür stabil und sicher genug ist. Wenn Sie bei manchen Dingen hinter die Fassade gucken, wie zum Beispiel vielen IOT-Produkten (Internet of Things, auch Smart Home), dann wird Ihnen schlecht.

Die Digitalisierung beeinflusst den Fotomarkt immer mehr. Künstliche Intelligenz kommt zunehmend zum Einsatz und ist auch im Videobereich schon ein fast normales Produktionswerkzeug geworden. Bildbearbeitungssoftware setzt immer mehr darauf, nicht immer zum Vorteil der Ergebnisse, aber oft doch. Der Trend wird zu noch mehr überwürzten Landschaftsaufnahmen und süßlichen Porträts führen, aber auch zu spannenden neuen Bildern. Ob KI zu Kitsch führt, ist ein Luxusproblem, auf lange Sicht werden wir mit ganz anderen Fragen konfrontiert werden. Als ich zwischen sechzehn und einundzwanzig war und mich sehr für Kognitionswissenschaften interessiert habe, hätte ich bestimmte Dinge, die wir heute schon nutzen, für in meiner Lebenszeit nicht erreichbar gehalten. Viele Entwicklungen werden noch Zeit benötigen, aber da sie oft exponentiell verlaufen, werden sie schneller vonstatten gehen und größer werden, als wir es uns vorstellen können. Was machen wir, wenn die Maschinen uns weit überlegen sein werden und ihre Weiterentwicklung von ihnen selbst weitergetrieben wird? Wie viele Menschen werden noch ansatzweise erfassen können, was technisch gerade passiert? Abgesehen davon, dass das auch jetzt schon gilt. Ich befürchte, dass die Abkehr von Fakten und Wissenschaft, die wir bei Vielen beobachten können, auch damit zusammenhängt, dass sie bereits überfordert sind und lieber nach ganz einfachen oder monokausalen Zusammenhängen suchen, als nach verständlichen Zusammenfassungen von Menschen, die sich auskennen. Der andere Teil kommt daher, dass man dank Social Media zu jedem Unsinn genug Menschen findet, die einen gerne darin bestätigen.

Der größte „Trend“ für 2021 wird leider Covid-19 bleiben. Wir haben großes Glück, dass die Entwicklung der ersten Impfstoffe inkl. der Phase-III-Tests schon abgeschlossen ist, aber für die meisten wird das trotzdem noch recht lange dauern, bis sie die zweite Impfung erhalten haben und bald darauf etwas freier planen können. Es mag sein, dass sich das durch weitere Impfstoffkandidaten verkürzt oder durch Virus-Mutationen verlängert. Ich gehe bislang jedenfalls davon aus, auch den nächsten Sommer genau wie in diesem nicht zu verreisen, sehr viel lokaler zu fotografieren und meine Kontakte auch noch ein ca. Dreivierteljahr sehr stark einzuschränken. Wie in der Oper passiert in der zweiten Halbzeit meist mehr, wenn Sie sich frühzeitig darauf einrichten, können Sie die Zeit, bis sich die Lage entspannt, besser nutzen und verringern die Chance, das es für Sie oder Ihre Nächsten oder Fremde übel ausgeht. Ich meine damit nicht Angst, aber Respekt und einen vernünftigen Umgang mit dem Thema. Und eine Einstellung, die die Zeit nicht einfach als Abwarten begreift, sondern als eine, die Sie sinnvoll füllen können und in er Sie sich mit weniger Ablenkung als sonst entwickeln können. Ich weiß, dass das nicht für alle gilt, das die Lage für viele existenzbedrohend ist oder wirkt oder dass sie so viel für Eltern und Kinder erledigen müssen, dass sehr viel weniger Freizeit bleibt und der psychische Druck zunimmt. Die Maßnahmen abzukürzen und aus wirtschaftlichen Gründen wieder eine „Normalität“ einzuführen, ist aber auch keine gute Idee.

„Es gibt viel zu tun, packen wir’s an“ war mal ein Werbespruch von Esso…

Durch eine weltweite Pandemie werden andere Themen nicht weniger wichtig. Gerade beim Artensterben und beim Klimawandel bleibt uns nur wenig Zeit für durchgreifende Lösungen. Viele große Unternehmen haben schon Selbstverpflichtungen abgegeben, ab wann sie CO2-neutral arbeiten wollen. Auch wenn nicht jede Rechnung dahinter stichhaltig ist, ist der Trend klar. Aber wir sollten das nicht nur von Politik oder Wirtschaft erwarten, sondern uns selbst fragen, ab wann wir so weit sind. Unter https://uba.co2-rechner.de/de_DE/ können Sie überprüfen, wo Sie momentan stehen. Ich setze im Haushalt auf 100% Ökostrom und Ökogas, fahre weniger und langsamer, das nächste Auto wird batterieelektrisch, und wann ich das nächste Mal eine Flugreise machen werde, weiß ich nicht. Airbus plant, 2035 ein erstes emissionsfreies Verkehrsflugzeug auf den Markt zu bringen. Die Energiewende wird auch bei den Fotografen ein wichtiger Trend sein, ich kenne Kolleginnen, die bereits mit einem elektrischen Lastenfahrrad zum Kunden fahren, vielleicht werden Sie, wenn Sie für bestimmte Kunden tätig werden wollen, bald nachweisen müssen, dass auch Sie C02-neutral arbeiten.

Ich wünsche Ihnen frohe Weihnachten und einen besinnlichen Lockdown, passen Sie auf sich und andere auf, bei der nächsten Jahresvorschau sieht die Welt schon ganz anders aus. Wie, liegt auch an uns.

Canon EOS R5 erste Eindrücke

Ich habe mit der R5 nun ein paar Tausend Bilder gemacht (klingt viel, geht aber sehr schnell) und möchte von meinen Erfahrungen berichten. Erster Eindruck im Laden: solide, super Sucher, erstaunlich leise, Ergonomie top, kann aber den Handgriff vertragen, zumindest wenn man selbst etwas größer ist.

Im Job ist das Klappdisplay sehr praktisch, gerade wenn man enge Räume fotografieren muss. Der Bildstabilisator ist wirklich erstaunlich, mit dem RF 35mm f1,8 habe ich 2s aus der Hand belichtet und das Bild war scharf, Das EF 16-35 f4L schneidet bei der Stabilisierung an der R5 allerdings schlechter ab. Ich hatte keine Probleme mit IS und Stativ.

Der Sucher ist sehr gut, auch bei schwachem Licht kein Rauschen oder Schmieren, es ist wohl die gleiche Bildschirmeinheit wie bei der A7R4, das Bild an der Sony sieht aber pixeliger aus, wenn man fokussiert hat (=den Auslöser angetippt). Die Kamera ist extrem responsiv, die AF-Rückmeldung ist sehr schnell, das Verschieben des Fokuspunkts auf dem Display ist verzögerungsfrei. Wenn Sie den Sucher auf 120 fps stellen, ist er auch für schnelle Motive gut geeignet.

Die der Tier-AF der R5 macht wirklich Spaß

Erste Videotests sind extrem vielversprechend, der IS arbeitet gut, die Qualität ist toll, alles lässt sich intern aufzeichnen. Wer nur Video machen möchte, kann vielleicht noch etwas abwarten, bis das Überhitzungsthema geklärt ist. In 8K oder den schnellen 4K-Modi wird die Kamera nach gut 20 bis 35 min so warm, dass sie die Videoaufnahme erst einmal einstellt, um abzukühlen.

Um die Kamera nicht nur im fototechnisch etwas drögen Job kennenzulernen, habe ich Makros und Tieraufnahmen gemacht. Ich habe eine A7R3 und kenne die A7R4 ganz gut, aber die R5 fühlt sich noch einmal eine ganze Ecke besser an im AF. Ich vermute, dass sorgfältige Vergleichstests ergeben werden, dass die R5 den besten AF aller lieferbaren Kameras hat. Und das in Verbindung mit 20 Bildern pro Sekunde und 45 MP. Für Naturfotografen ein Traum. Gesichts- Und Augenerkennung ist nach ersten Tests auch sehr gut und schnell, die AF-Abdeckung geht praktisch über den ganzen Sensor, ca. bei f7,1 wird sie zu einem großen Rechteck, dass immer noch das meiste abdeckt und bei Blende 11 zu einem großen Quadrat in der Mitte. Ich habe nur bis f13 Anfangsblende testen können, aber der AF soll auch noch mit f22 funktionieren. Das 800mm STM macht einen recht guten Eindruck, scharf und einigermaßen schnell. Mit 800 mm unregelmäßig bewegten Zielen zu folgen ist aber sehr schwierig.

Objektive am Adapter arbeiten problemlos und genau, genauer als an jeder DSLR. Es kann sein, dass es Ausnahmen bei Fremdherstellern und alter Firmware gibt, aber Umsteiger müssen nicht befürchten, dass sie alles neu kaufen müssen.

Die Kamera verbraucht recht viel Strom, das ist in der Praxis aber kein echtes Problem. Ich habe heute 1138 Aufnahmen gemacht und dabei 2 Akkus verbraucht, allerdings war einer davon ein Canon-Akku von 2012 (Status: rot) und der andere ein normaler 2 Jahre alter Patona, der noch die normale Kapazität erreicht. Mit der Kamera mitgeliefert wird ein kompatibler aber stärkerer Akku, der noch ein bisschen länger halten sollte als meine zufälligen Fototaschenfunde.

Die Bildqualität wirkt sehr gut, auch wenn man sie Schatten stark aufhellt. Im Moment kann aber erst Canons DPP und der DNG-Konverter von Adobe mit den cr3-Daten umgehen. Der Dynamikumfang ist sehr gut, ich werde das nochmal exakt vergleichen, aber die ersten Tests sind super und besser als ich es erwartet habe.

Fokus Bracketing ist gut zu verwenden, bei 20 Bildern pro Sekunde auch aus der Hand, DPP braucht recht lange zum Zusammenrechnen, macht das aber auch ganz gut, wobei ich natürlich noch nicht alles ausgiebig testen konnte.

Der leise Verschluss erzeugt zwar etwas Rolling Shutter, wenn ich es provoziere. In der Naturfotografie habe ich ihn bislang nicht als Einschränkung empfunden. Mit 900 Millionen Pixeln pro Sekunde erzeugt man aber enorme Datenmengen, ich werde mir angewöhnen müssen, die Bildwiederholrate an den Einsatzzweck öfter anzupassen. Die Ergebnisse sind aber atemberaubend, gerade bei der Vogelfotografie.

600mm, Bildausschnitt

Ich werde diesen Bericht ergänzen, wenn ich mehr Erfahrungen mit der Kamera gesammelt habe. Es ist jetzt schon klar, dass meine Sony-Objektive zum größten Teil verkauft werden, dass Spiegelreflex vorbei ist und dass das R-System eine große Zukunft hat. Der Schritt von der EOS 5D zur 5D Mark II war groß, aber der von der R zur R5 ist viel größer, mein erster Eindruck entspricht aufrichtiger Begeisterung.

Olympus verkauft Kamerasparte

Olympus hat heute bekannt gegeben, dass die Kamerasparte an JIP verkauft wird:
https://www.olympus-global.com/ir/data/announcement/2020/contents/ir00013.pdf

JIP, Japan Industrial Partners, hat z.B. die PC-Sparte VAIO von Sony gekauft, heute ist das ein chinesisches Unternehmen. Worauf dieser Verkauf hinauslaufen wird, kann ich ehrlich gesagt nicht abschätzen, denkbar wäre auch eine Zerschlagung oder eine Weiternutzung der Patente. Dass die Lage auf dem Kameramarkt gerade für die kleineren Hersteller ernst ist und durch Covid-19 noch einmal verschärft wurde, ist kein Geheimnis. Ich selbst habe mit dem Olympus OM-System angefangen zu fotografieren und bis später zu Canon gewechselt, als Olympus mit Kameras wie der OM 101 seinen Willen, dieses System mit Schwung an die Wand zu fahren, deutlich gemacht hat. Olympus‘ Power-Focus hat die Nachteile von manueller Fokussierung und dem damaligen Autofokus brillant zu etwas völlig Sinnlosem verbunden, deutlicher konnte man seine Ambitionen im Kameramarkt eigentlich nicht aufgeben.


Neues aus der Fotobranche (CES)

In Las Vegas findet gerade wieder die CES (Consumer Electronics Show) statt. Eine Gelegenheit auch für Fotohersteller, Neuigkeiten zu präsentieren, wenngleich die CP+ Ende Februar in diesem Zusammenhang noch wichtiger ist.

Canon hat die 1D X Mark III vorgestellt, das Topmodell der Marke. Sie ist noch schneller geworden, die Bildqualität und Iso-Leistung sind verbessert worden und der AF ist ebenfalls leistungsfähiger. Ein Teil der wichtigen Neuerungen verbirgt sich im Livebild, die Kamera profitiert also von den Entwicklungen im Spiegellosen Bereich. Im Video unterstützt sie nun RAW-Aufzeichnung in 5,5K Auflösung bei 60fps, und zwar intern dank 2 x CFexpress-Speicherkarten. Sie hat beleuchtete Buttons und ist fast 100g leichter geworden. Das ist alles recht perfekt und wenn Sie die nur 20MP Auflösung oder die 7.299,00€ Verkaufspreis nicht schrecken, erhalten Sie die Kamera schon ab Mitte Februar im Handel.

https://www.canon.de/cameras/eos-1d-x-mark-iii/

Nikon hat ebenfalls eine neue Kamera vorgestellt, die D780, den Nachfolger der D750, Verbesserungen kommen auch hier hauptsächlich aus der Spiegellosen-Welt, wenn Sie den Spiegel hochklappen, arbeiten Sie quasi mit einer Z6. Für die Z-Serie gibt es nun auch ein 70-200mm f2,8, ein 24-70mm gibt es bereits, fehlt also nur noch ein lichtstarkes Weitwinkelzoom zur „Holy Trinity“ der Objektive, Canon hat die bereits fertig. Ebenso hat Nikon ein Profizoom für die DSLRs herausgebracht, ein 120-300mm f2,8 ( https://www.nikon.de/de_DE/product/nikkor-lenses/auto-focus-lenses/fx/af-s-nikkor-120-300mm-f-2-8e-fl-ed-sr-vr ), allerdings ist das mit 11 Kiloeuro nur für Wenige etwas. Canon hingegen hat gesagt, dass erstmal gar keine EF-Objektive kommen werden, es sei denn, der Markt würde danach verlangen. Der Fokus liegt bei Canon momentan ganz klar auf RF.

Und Sony? Sony hat auch etwas Neues gezeigt: ein Auto.
https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/sony-ces-2020-elektroauto-1.4746781
Ich schrieb ja schon, dass der Fotomarkt nicht mehr der wichtigste Kameramarkt ist, Überwachung und Automotive sind deutlich größer. Sony wird aber wahrscheinlich auf der CP+ nicht noch ein Auto vorstellen, dann sind die Kameras dran, der Nachfolger der A7s wäre an der Zeit.

AMD hat neue Notebookprozessoren und einen Highend-Prozessor mit 64 Kernen (Threadripper 3990X) vorgestellt. Die Zeiten, in denen Intel sind fast automatisch anbot, wenn man einen neuen Rechner anschaffen wollte, sind (wieder) vorbei, zumal AMD schon seit Sommer im 7nm-Prozess liefert, was auch der Energieeffizienz zu gute kommt. Das es ernst wird, hat Intel schon im Herbst gezeigt, als sie ihre Prozessorpreise halbiert haben. Für den Kunden gut, Auswahl statt Monopol senkt die Preise und verbessert die Qualität.

3 kleine Beobachtungen zum Fotomarkt

Canon hat die 90D und die M6 Mark II als spiegelloses Schwestermodell auf den Markt gebracht. Praktisch jeder Rezensent schreibt, dass die 90D im Livebild-Modus besser arbeite als mit dem optischen Sucher. Das war etwas, was ich zum Teil schon bei der 5D Mark IV feststellen konnte. Wenn ich mit dieser Porträts in Bewegung mit hochlichtstarken Objektiven aufnehmen wollte, dann erbrachte der Livebildmodus bessere Ergebnisse. DSLR ist nicht tot, aber es geht in die Endrunde, ich denke nicht, dass die Canon EOS 1D X Mark III und die Nikon D6, die im nächsten Jahr erscheinen, noch Nachfolger bekommen werden. Dafür werden spiegellose Sportkameras kommen.

Sony hat mit der α9 II einen Nachfolger zur α9 vorgestellt, der dieser in den technischen Daten fast gleicht. Das Update würde man Autos als Facelift bezeichnen und nicht als neues Modell. Die Kamera hat ein besseres Gehäuse, eine Netzwerk-Buchse und einen mechanischen Verschluss bekommen, der nun auch 10 Bilder pro Sekunde schafft statt 5. Der elektronische Verschluss bleibt weiter bei 20 fps, der Sensor ist der gleiche. Nicht einmal der Sucher wurde verbessert, wahrscheinlich ist der hervorragende Sucher der A7R IV nicht schnell genug oder Sony wollte bei diesem Release Geld und Entwicklungszeit sparen. Sony hat jedenfalls deutlich Dampf aus der Entwicklung genommen, auch die α6400 ist kaum berichtenswert gewesen.

Canon hat, wie ich schon schrieb, neue Firmwares für die EOS R und RP herausgebracht, die die Kameras wirklich enorm verbessern in Bezug auf den AF. Ich habe inzwischen den ersten Job mit der neuen Firmware fotografiert und möchte meine Empfehlung zum Update noch einmal deutlich wiederholen. Version 1.4 für die R und 1.3 für die RP sollten Sie möglichst bald aufspielen, falls Sie das noch nicht haben.

Zusammengefasst bleiben für mich drei Beobachtungen: DSLR geht dem Ende zu, Spiegellose sind, zumindest bei Sony, die ja schon länger dabei sind, inzwischen (vorerst) auch bei nur inkrementellen Updates angekommen und Software ist so wichtig geworden, dass Sie eine Kamera signifikant verändern kann und ihre Entwicklung der Hardware noch eine Weile hinterherläuft. Selbst Sony sagt, dass der neue Prozessor der α9 II mehr Raum für künftige Firmwares schafft. Diese Entwicklung ist nicht nur auf Kameras beschränkt, auch VW hat angekündigt, dass der nächste Golf zunächst nicht mit der vollen Software ausgeliefert werden wird.

APS-C-Neuigkeiten von Sony

Sony hat zwei neue APS-C-Kameras vorgestellt, die Sony α6600, das neue Topmodell im APS-C-Bereich. Diese ist um Prinzip eine α6500 mit dem großen Akku der A7 III und den AF-Möglichkeiten der α6400. Mit 1599€ ist der Abstand zu einer Vollformatkamera preislich kaum noch gegeben. Mit 899€ deutlich günstiger ist die neue α6100, die keinen IBIS hat, den kleinen Akku und deren Sucher deutlich geringer aufgelöst ist. Die sonstigen Leistungsdaten unterscheiden sich weniger, als der Preisunterschied vermuten lässt. 11 fps bei 24 MP machen beide, das AF-System scheint gleich zu sein.

Etwas spannender sind die Objektiv-Neuvorstellungen, das Sony SEL 70-350mm F4,5 – 6,3 G OSS (899 €) und das Standardzoom Sony SEL 16-55 mm/2,8 G, die beide allerdings nur für APS-C gerechnet wurden.

Die Kameras sind fast eher Produktpflege als Neuvorstellungen, ich bin gespannt, ob Sony mit dem Nachfolger der A7S II noch eine Sensation im Köcher hat, die Konkurrenz bei Panasonic hat jedenfalls mit der 6K-Vollformat S1H schon sehr gut vorgelegt. Die native Dual-ISO-Unterstützung ist eine interessante Neuigkeit, ich bin auf erste Praxistests gespannt.

Neues vom Fotomarkt

Canon hat ein 24-240mm-Objektiv für die EOS R-Kameras herausgebracht. Ich bin kein Freund von Superzooms, aber ich vermute, dass Canon dabei viel richtig gemacht hat und das eine gute Wahl sein wird, für Leute, die trotz Vollformat leicht reisen möchten.

Sony hat ein 35mm f1,8 veröffentlicht, das einen sehr guten Eindruck macht und eine echte Lücke im Angebot schließt. Bislang gab es als kleines 35er nur das Zeiss, dass ich nicht besonders mochte und das auch nur f2,8 bietet. Mit 699€ UVP wird es wahrscheinlich einen ähnlichen Erfolg haben wie das 85mm f1,8. UPDATE: Das Objektiv konnte ich inzwischen kurz testen. Es wirkt noch kleiner als ich es mir vorgestellt hätte, die AF ist sehr fix und leise. Die Schärfe ist bei Offenblende sehr gut, lässt zu den Ecken aber sichtbar nach (erwartungsgemäß). Die LoCa (Farblängsfehler) ist deutlich sichtbar, kontrastreiche Kanten hinter der Schärfeebene bilden einen grünen Saum. Gesamteindruck wirklich gut, das Objektiv wird wahrscheinlich auch noch ein wenig günstiger werden, das 85er ist seit seiner Vorstellung um knapp 100€ im Straßenpreis gesunken.

Fujifilm hat ein Pancake für Mittelformat auf den Markt gebracht (angekündigt war das GF 50mm F3,5 R LM WR schon lange), dass die GFX 50R auf gerade eben über ein Kilo bringt, was für eine Mittelformatkamera mit Objektiv wirklich wenig ist. Die Schärfe reicht für 100MP, jedenfalls bis kurz vor dem Rand. Das GF 45mm f2,8 ist allerdings auch nicht besonders schwer, bietet etwas mehr Bildwinkel und Lichtstärke und ist ebenfalls sehr scharf.

Sony hat die A7R IV vorgestellt, die ab Ende August für knapp 4000€ erhältlich sein wird. Sie hat einen 61MP-Sensor mit 15 Blenden Dynamikumfang, einen verbesserten AF, einen besseren Sucher, bessere Wetterabdichtung, und die AF-Punkte im Sucher lassen sich endlich farbig anzeigen. Der zweite Kartenslot unterstützt nun auch UHS II. Das ist wahrscheinlich die beste Allroundkamera, die man kaufen kann, aber mich reizt die vorerst nicht. Die Vorteile zu A7R III scheinen mir in der Praxis zu gering, die Kamera als „Medium Format Quality“ zu bewerben ist Quatsch, das weiß jeder, der wirklich einmal mit Mittelformat gearbeitet hat, ein großer Sensor ist nur mit Auflösung und Dynamik eben nicht zu schlagen. Es gibt auch immer noch kein besseres Menü, keine vernünftige Touchscreen-Unterstützung, der Rolling Shutter-Effekt mit dem leisen Verschluss ist immer noch fies, im Videobereich hat sich außer verbessertem AF nicht viel getan. Und weil die A7R III nicht mal zwei Jahre alt ist, fällt es auch nicht schwer, eine Generation auszusetzen.
Für mich wird die Vorstellung der hochauflösenden EOS R wahrscheinlich das spannendere Event. Die wird die Sony wohl in der Auflösung übertreffen, zwei Kartenslots und IBIS mitbringen. Nikon wird wohl ebenfalls eine Kamera mit dem 61MP-Sensor herausbringen, der Konkurrenzkampf auf dem Fotomarkt ist bei sinkenden Gesamtumsätzen sehr hart, es kann sein, dass das auf Dauer zum Rückzug von ein oder zwei Kameramarken führt, die momentan einstellige Prozentzahlen als Marktanteile vorweisen. Ich hoffe das nicht, ich würde jede davon vermissen.
UPDATE: Ich hatte die A7R4 heute in der Hand. Der Sucher ist sehr deutlich besser als bei der A7R III, der Body liegt besser in der Hand, die Bedienelemente sind haptisch besser, nur das Daumenrad auf der Rückseite wirkt zu kantig, so als hätte man einen Arbeitsgang gespart, der es perfekt gemacht hätte. Die Kamera wirkt insgesamt qualitativ hochwertiger, die A7R III hat dagegen den Charme eines Prototyps. Das Verschlussgeräusch ist deutlich leiser und dezenter geworden, in etwa vergleichbar der EOS RP. Die Rückschau in 1:1 dauert irritierend lange. Während die bei meinen Canons sofort kommt und bei der A7R III einigermaßen schnell, scheint es bei der A7R4 gut zwei Sekunden zu dauern, nicht ganz so schlecht wie bei der A7R2, aber immer noch zu lange.

Die Fuji GFX 100S ist nun erhältlich, ähnliche Sensortechnik wie bei der A7R IV, aber größerer Sensor und 100MP. Das ist für fast alle meiner Leser und mich eher theoretisch interessant, aber Sie können sich ja den Spaß machen und im Netz nach Raw-Bildern suchen, dann wissen Sie, was Mittelformatqualität bedeutet. Und das ist noch ein eher kleiner Sensor im Mittelformat, bei den größeren werden die Kameras aber sehr umständlich und die Preise erinnern eher an einen guten Neuwagen als an eine Kamera.

Sony SEL14TC 1,4 Telekonverter Serienfehler

In meinem Objektivbuch weise ich auf eine auf eine Schwäche des SEL14TC Konverters von Sony hin. Er schattet in den Ecken stark ab. Bis gestern dachte ich, dass das normal wäre und an dem sehr engen Bajonett des Sony E-Mounts liegt. Es ist aber nur der schlechten Qualitätskontrolle bei Sony geschuldet und keinesfalls das Sollverhalten. Sony tauscht die Konverter auch aus, allerdings wohl nur innerhalb der Garantie.

Wenn Sie auch so dunkle Ecken feststellen, schicken Sie Ihren Konverter ein.


Ich hatte erst nur in Lightroom nach der ersten Aufnahme mit dem Konverter geguckt (die war aber einige Zeit vor dem Kauf beim Händler) und dachte fälschlicherweise, dass ich Außerhalb der Garantie läge. Darauf antwortete mir Sony:

vielen Dank für Ihre Rückmeldung.
Den Defekt Ihres Produktes bedauern wir sehr, weshalb wir selbstverständlich Verständnis für Ihr Anliegen haben.
Als Sony-Kunde erwarten Sie zu Recht Produkte, die über viele Jahre einwandfrei funktionieren.
Leider kann es trotz hoher Qualität und unserem Anspruch diese bei jedem einzelnen Gerät zu erreichen, vereinzelt zu Ausnahmefällen kommen.
Für solche greift unsere Herstellergarantie, während der wir für alle Schäden, die auf Material- oder Verarbeitungsschäden beruhen, aufkommen.
Bitte haben Sie Verständnis, dass dieser Zeitraum bei Ihrem Produkt bereits überschritten und eine kostenfreie Reparatur daher nicht mehr möglich ist.
Wir wünschen Ihnen einen angenehmen Tag. „

Sony Customersopport Mail vom 18.4.2019

Bei einem bekannten Serienfehler, von dem ich selbst leider erst spät erfuhr, ist das eine sehr schwache Antwort. Zum Vergleich: Canon hat den Spiegel meiner 5D nach fünf Jahren und über 100.000 Auslösungen kostenlos repariert, weil Sie wussten, dass sie den falschen Kleber verwendet hatten.

Fazit: Wenn Sie den Fehler bei sich auch feststellen, dann weg zu Sony damit. Wenn die Garantiezeit vorbei ist: Der Händler steht für 2 Jahre in der Gewährleistung, soll der sich dann mit Sony rumärgern.

Sony A7R III Erfahrungsbericht

Ich habe die A7R III seit dem ersten Tag der Lieferbarkeit in Verwendung. Auch wenn Sony nur mein Zweitsystem neben Canon ist, kann ich nach fast 30.000 Aufnahmen einen fundierten Erfahrungsbericht schreiben.

Die Bildqualität des Sensors ist tatsächlich hervorragend, die Kamera ist deutlich schneller geworden und lässt sich auch besser bedienen als der Vorgänger. Ich würde sie wieder kaufen, um ein Fazit vorwegzunehmen, aber die Kamera bei weitem nicht perfekt. In diesem Bericht werde ich hauptsächlich auf die Schwächen eingehen und ich werde ihn auch bei Sony posten, weil Sony genau mitliest. Meine Kritikpunkte an der A7R II hat Sony bei der A7R III fast alle behoben. Nicht meinetwegen natürlich, aber doch, weil das Userfeedback genau ausgewertet wurde.

Der elektronische Verschluss ist zwar absolut leise, aber leider auch nur beschränkt einsetzbar. Wenn Sie unkomprimiertes Raw eingestellt haben, benötigt die Kamera selbst bei 1/8000 s Belichtungszeit 1/13 s, um das ganze Bild auszulesen. Entsprechend stark ist der Rolling-Shutter-Effekt. Wenn Sie flimmerndes Licht haben, erhalten Sie eine starke Streifenbildung. Bei bestimmten Kunstlichtquellen oder stärker bewegten Motiven können Sie den elektronischen Verschluss also gleich wieder vergessen. Bei komprimiertem Raw liest die Kamera immerhin doppelt so schnell aus.

Der gleiche Effekt schränkt auch die Nutzbarkeit des Pixelshift-Modus ein. Denn die Kamera verwendet dabei immer den unkomprimierten leisen Modus. Wenn Sie blitzen, brauchen Sie also Belichtungszeiten von mindestens 1/13 s, der Abstand zwischen den 4 Belichtungen beträgt mindestens eine Sekunde, die Gesamtaufnahmezeit also mindestens 3 s. Das können andere besser.

Apropos andere können das besser: Ich habe es in drei Monaten nicht ein einziges Mal erlebt, dass die Sensorreinigung ein Staubkorn entfernt hätte. Und ich rede von Staubkörnern, die mit einem kleinen Gummiblasebalg problemlos zu entfernen waren. Das ist bei Olympus oder Canon deutlich besser. Gerade bei einer Spiegellosen, bei der der Sensor nah hinter dem Bajonett offen liegt, sollte eine bessere Methode zu finden sein.

Der Autofokus der A7R III ist bei Gesichtern hervorragend, wenn man die Kamera in AF-C machen lässt, ist er auch bei anderen Motiven oft sehr gut. Wenn man allerdings mehr Kontrolle übernehmen möchte, schwächelt das System bei kleineren Messfeldern aber deutlich. Immerhin können Sie in der Suchervergrößerung mit einem Fadenkreuz praktisch auf den Punkt scharf stellen, wenn auch nicht immer schnell. In der Gesamtheit ist der AF aber mit einer guten DSLR zu vergleichen. Der Sucher selbst lässt einen aber langsamer reagieren und auch nicht so schnell mitführen, wie das bei einer DSLR möglich wäre. Bei Personen ist die A7R III überlegen, bei schnellen Vögeln eher eine DSLR. Auch deswegen, weil die großen Teles noch nicht auf dem Markt sind, nach 100-400 mm Zoom ist bislang Schluss. Canon- oder Sigma-Teles funktionieren zwar mit Adapter, aber nicht auf dem Level, den Sport- oder Naturfotografen von guten DSLRs gewohnt sind. Insgesamt funktioniert der AF mit Adapter aber deutlich besser als an der A7R II.

Die Touchscreen-Unterstützung ist halbherzig, immerhin können Sie den Fokuspunkt verschieben. Wenn Sie das Sucherfeld in der Suchervergrößerung verschieben wollen, dann macht die Kamera das andersherum als beim Fokusfeld und für meine Anforderungen auch viel zu langsam. Auslösen über den Touchscreen geht nicht, das Menü können Sie darüber auch nicht bedienen.

Einer der Punkte, der mich wirklich nervt, ist, dass sich die Kamera oft gar nicht bedienen lässt, wenn die Kamera noch auf die Speicherkarte schreibt. Und was mich auch nervt, ist, dass in der Suchervergrößerung nicht die Blende oder Belichtungszeit angepasst werden kann. Die Bedienung ist etwas übersichtlicher geworden, immerhin haben die Reiter jetzt Überschriften. Aber das geht noch besser.

Meine Kamera hat öfter Probleme mit der Speicherkarte, vor allem im Slot I, die Karten selbst sind nicht das Problem, die laufen in den anderen Kameras problemlos, einmal in Amsterdam hat die Kamera ca. 35 Bilder hintereinander nicht auf die Karte geschrieben. Das war das einzige Mal, aber dass die Kamera die Speicherkarte neu eingesetzt haben möchte, passiert öfter. Ich vermute eine mechanisch nicht so gute Umsetzung der Kontakte. Genau wie beim Blitzschuh. Wer den entworfen hat, sollte bitte von Sony in die Hifi-Abteilung versetzt werden und nichts mehr bauen dürfen, was die Leute auch mit vor die Tür nehmen.
Wie wetterfest die Kamera ist, habe ich nicht wirklich ausprobiert, aber ich würde auch nicht zuviel erwarten. Sony könnte das meinetwegen genauer kommunizieren, als sie das jetzt tun.

Die Akkulaufzeit ist jetzt zwar recht gut, aber es gibt keine Fremdakkus und Sony kann wohl im Augenblick nicht liefern, ich habe jedenfalls von einigen gehört, dass Sie keine Akkus kaufen konnten. So etwas darf nicht passieren.

Die Bildqualität der Sony ist gut, bei langen Belichtungen habe ich allerdings Probleme mit Hotpixeln. Hier sollte Sony einen Weg finden, der weder Hotpixel- noch Star-Eater-Probleme mit sich bringt.

30s bei ISO 3200. Hotpixel sind leider immer noch ein Thema

Der Bildstabilisator ist super, gerade für alte manuelle Objektive.
Das neue Betriebssystem macht die Kamera schneller, es gibt aber keine Apps mehr. Den Touchless Shutter vermisse ich, den hätte Sony ruhig mit in die Firmware packen können. Die Umschaltung zwischen Sucher und Bildschirm ist manchmal immer noch ungenau. Generell dürfte der Sucher ruhig dann erst angehen, wenn das Auge nur noch wenige cm entfernt ist.

Die Verbindung mit dem Smartphone für die GPS-Koordinaten bricht mit dem iPhone 7 oft ab und muss immer händisch wieder aufgebaut werden. Wer genau daran Schuld ist, weiß ich nicht, aber es ist nicht praxistauglich.

Für die A7R IV wünsche ich mir: Einen schnelleren Sucher, einen besseren Spot-AF, weniger Bedienbremsen und mehr Responsiveness, robustere Auslegung und Wetterabdichtung, eine gute Touchscreen-Umsetzung, einen schnelleren leisen Verschluss, einen schnelleren Pixelshift-Modus (am besten so schnell wie die Serienbildfrequenz), den zweiten Kartenslot auch in UHS-II. Etwas mehr Auflösung wäre schön, aber mit den 42MP kann ich ganz gut leben.

Und, nach den ganzen Kritikpunkten: Insgesamt eine gute Kamera, inzwischen ernst zu nehmende Konkurrenz zur DSLR und ein großer Schritt nach vorne von der A7R II. Die meisten Nachteile sind gar keine technischen, sondern eher Designschwächen. Da kann Sony noch aufholen und vor allem früh den Profis Prototypen  in die Hand drücken.

Sony A7R III vorgestellt

Sony hat den Nachfolger der A7R II mit viel Marketing-Wirbel vorgestellt, es ist eher ein evolutionäres Update, aber offensichtlich habe Sie dabei den Fotografen zugehört, denn es sind wirklich etliche Dinge verbessert worden, die an der A7R II genervt haben.

Die Kamera ist nun doppelt so schnell (AF und Bildwiederholrate), hat zwei Kartenslots, von denen leider nur einer UHS II kann. Der Sucher ist deutlich besser geworden, der Bildschirm kann rudimentär mit Berührungen gesteuert werden, was aber z.B. das gesamte Menü ausnimmt, mit dem, was Sie von anderen Kameras gewohnt sein mögen, hat das also nicht so viel zu tun. Immerhin lässt sich der Fokuspunkt setzen. Ebenso hilft ein Joystick jetzt bei der AF-Feldwahl. Ich hoffe, dass sich auch die Haltbarkeit der Bildschirmbeschichtung verbessert hat, eine Schwachstelle aller A7 von Anfang an.

Etwas aufgeräumter als der Vorgänger, mit Touchscreen und Joystick. Bild: Sony

Die Babyakkus gehören der Vergangenheit an, es werden nur die selben Akkus wie in der 9D verwendet, die 2,2 mal länger halten. Auch der Batteriegriff der A9 passt. Ihre Apps von der A7-Reihe werden Sie auch nicht weiterverwenden können, weil Sony jetzt auf das das Betriebssystem der A9 setzt. Leider scheinen ein paar Nachteile weiterzubestehen, so ist es immer noch nicht möglich, die Kamera uneingeschränkt zu bedienen, während auf die Speicherkarte geschrieben wird. Das unübersichtliche Menü ist nicht mehr ganz so schlimm, weil die Kamera nun ein MyMenu hat, in dem Sie die wichtigsten Punkte versammeln können. Zudem gibt es endlich eine Bewertungsfunktion, mit der Sie Bilder bereits nach der Aufnahme markieren können.

Die A7R III verwendet den gleichen Sensor wie die A7RII, es bleibt bei 42,4MP, allerdings steigt der Dynamikumfang und die ISO-Leistung um ca. eine Blende. Es sieht so aus, als würde die EOS 5Ds R noch eine Weile die hochauflösendste Vollformatkamera bleiben, denn auch Nikon hat bei der D850 auf 45MP gesetzt. Wahrscheinlich wird es Canon sein, die mit der 5Ds II die Auflösungsgrenze weiter erhöhen.

Der Bildstabilisator soll nun 5,5 Blendenstufen statt 4,5 schaffen, die Ergonomie wurde ein wenig verbessert, Video unterstützt sLog und HDR, aber immer noch maximal 30 FPS bei 4K. Autofokus funktioniert auch bei vergrößerter Sucheransicht noch.

Neu ist auch ein Multishot-Modus, wie Sie ihn vielleicht von Hasselblad, Olympus oder Pentax schon kennen. Es scheint allerdings so, dass es auch in diesem Modus bei 42,4MP bleibt, dafür aber ohne die Schwächen des Bayer-Musters. Für absolut unbewegte Motive lässt sich so ein Bildqualitätsgewinn erzielen.

Das klingt vielleicht insgesamt nicht überwältigend und nüchterner als auf den ganzen Seiten, die die Fanboys bedienen möchten. Wer Landschaften fotografiert, kann mit der A7R II weiterarbeiten, auch mit der A7R. Wer aber eine Kamera möchte, die universell zu verwenden ist, die zwei Kartenslots für die Sicherheit beim Job bietet, einen AF hat, mit dem man aller Voraussicht nach wirklich gut arbeiten kann und die im Sucher eine viel bessere Rückmeldung bietet, für den wird sich ein Wechsel lohnen. Zumal mit 10 FPS auch Actiontauglichkeit gegeben ist, ohne Abstriche bei der Bildqualität in Kauf zu nehmen. Wer die Auflösung nicht braucht, der wird wahrscheinlich mit der A7 III bald eine günstigere Alternative erhalten. Der Anfangspreis ist übrigens gleich geblieben, 3499€. Wenn man die Patentanmeldungen verfolgt, scheint es, dass auch Nikon und Canon 2018 professionelle Spiegellose vorstellen werden, der Fotomarkt bleibt spannend, auch wenn man mit dem derzeitigen Stand der Technik als Fotograf schon mehr als gut arbeiten kann.
Die A7R III ist nach der A9 Sonys zweite wirkliche Profikamera geworden, insgesamt gehen sie aggressiv in den Markt. Ich hoffe sehr, dass wir immer mindestens drei große Kamerahersteller haben werden plus ein paar kleine, die sich trauen, Dinge anders zu machen.

Sony frisst Sterne – auch im Raw

UPDATE; Es gibt ein Firmware-Update: https://fotoschule.westbild.de/2017/06/sony-a7-r-ii-und-andere-neue-firmware-lohnt-sich/

Ein Thema macht gerade in den Fotoblogs die Runde. Und da mancher Leser mich vom Sternenkapitel in Expeditionen ins Licht kennt, möchte ich das hier auch aufgreifen. Sony hatte ja wiederholt Probleme mit Hotpixeln, die bei Langzeitbelichtungen in den Raws auftauchten. Das ging bei meiner A7R II anfangs bis zur Unbrauchbarkeit, siehe hier. Leider hat Sony bei der Firmware 3.30 deswegen zu einer radikalen Methode gegriffen, die einfach alle kleinen Punkte aus der Datei schmeißt, auch im Raw und auch, wenn es sich um Sterne handelt. Das passiert bei Belichtungszeiten die länger oder gleich 4 Sekunden sind, was bei Astrofotografen eher die Regel als die Ausnahme ist. Das betrifft auch andere Sony-Kameras und solange das so ist, kann man die für diesen Einsatzzweck wirklich nicht mehr empfehlen. Ich gebe zu, dass ich selbst das gar nicht gemerkt habe, da ich vorwiegend mit der 5D Mark IV gearbeitet habe, wenn ich ein Buch zu einer Kamera mache, sind alle anderen Kameras ziemlich unwichtig in der Zeit. Canon hat dieses Thema übrigens sehr gut in den Griff bekommen, keine Hotpixel und keine Informationslücken.

Mehr dazu hier (englisch):
https://petapixel.com/2017/05/04/star-eater-issue-no-longer-recommend-sony-cameras-astrophotography/

Und da wir gerade dabei sind, Sony: Da ohnehin eine neue Firmware fällig wird, könnte man doch gleich zwei Dinge ändern:

  1. Rückschauzeit in 1:1 drei Sekunden? Wirklich? Bei Canon ist das Bild praktisch verzögerungsfrei da, das sollte Sony doch auch schaffen.
  2. Zweitens: Stellen Sie sich vor, Sie nehmen ein Bild auf und verstellen dann für das nächste die Blende oder wollen irgendetwas anderes an der Kamera einstellen oder auch nur darstellen lassen. Bei jeder vernünftigen Kamera funktioniert das einfach, aber was macht Sony?
    Das:
    Zwar nicht immer, aber viel zu oft. Man könnte jetzt wie ein Kollege „Ich mag die Entschleunigung“ sagen, aber ich würde in manchen Situationen einfach lieber arbeiten können, als auf eine Kamera zu warten, die das in der Preisklasse deutlich besser können müsste.

Sony A9 (ILCE-9) vorgestellt

Sony hat einen Vorstoß ins Profisegment gewagt und heute die A9 vorgestellt, sie soll Kameras wie der Nikon D5 oder der Canon 1DX Mark II Konkurrenz machen. Die Specs sind in der Tat ordentlich:

  • 20 Bilder pro Sekunde ohne Sucherblackout
  • 24,3 MP
  • Silent Shutter bis 1/32000s
  • 4K Video 30fps
  • Touchscreen
  • 93% AF-Abdeckung
  • 693 Phasen-AF-Messpunkte
  • 2 SD Kartenslots (einer UHS II)
  • 241 Raws Burstrate
  • Doppelt so große Akkus, besserer Sucher, bessere Bedienung (Joystick, Touch)
  • Preis 5300€

Man wird erste Tests zum AF und zur Zuverlässigkeit abwarten müssen, aber grundsätzlich hat Sony den Markt um ein sehr interessantes Angebot bereichert.

Mich selbst reizt die Kamera aus verschiedenen Gründen nicht. Erstens ist der Body nur um den Griff herum ein bisschen Größer als die A7 RII und wie unergonomisch diese ist, weiß ich aus eigener Erfahrung. Zum zweiten wurde die Kamera nicht wetterabgedichtet, Sony schreibt „Vollständige Resistenz gegen Staub und Spritzwasser nicht gewährleistet“. Das ist ein bisschen schwach, schließlich kostet die Kamera 5300€ und man möchte nicht immer eine zweite mitnehmen, weil man sich auf die erste nicht verlassen kann. Gerade bei einer Kamera, die für Sport- Presse- und Naturfotografen gedacht ist, ist das ein Designfehler. Für diesen Bereich fehlen auch die Objektive, es gibt nur lichtschwache Zooms bei den langen Brennweiten, alles andere geht nur per Adapter und da wird die Serienbildgeschwindigkeit nicht mehr voll erreicht. Die Serienbildgeschwindigkeit fällt ohnehin auf mickrige 5 FPS, wenn der mechanische Verschluss benutzt werden muss, was bei der A7 RII zum Beispiel bei Kunstlicht der Fall ist, weil das Bild sonst leicht streifig oder farbverfälscht werden kann. Ob das bei der A9 auch so ist, bleibt abzuwarten. Die Kamera ist sicher ein Schritt in die richtige Richtung, aber eine ernsthafte Konkurrenz zur EOS 1DX Mark II oder Nikon D5 vermag ich darin nicht zu erkennen. Die A9 ist nur der erste Versuch, aber Sony lernt recht schnell und ich bin gespannt auf die A9 II. Mein Tipp an Sony wäre allerdings, endlich diese Spielzeuggehäuse aufzugeben, die Konkurrenz ist nicht deswegen größer, weil sie es nicht besser kann, sondern weil die Kameras sich besser bedienen lassen, robuster sind, Platz für größere Akkus und schneller Verschlussmechanik haben. Vielleicht wäre dann auch 4K in 60FPS drin, weil ein größeres Gehäuse natürlich auch bessere Kühlung bietet, die 1DX Mark II unterstützt das schon lange.

Mehr Informationen:
http://presscentre.sony.de/pressreleases/die-neue-alpha-9-kamera-von-sony-revolutioniert-die-professionelle-fotografie-1924006

Technische Daten:

https://www.sony.de/electronics/wechselobjektivkameras/ilce-9/specifications

Die Sony A9 (Bild:Sony)

Sony A7R II: Nachteile des elektronischen Verschlusses

Die Sony A7R II hat einen leisen Modus, bei dem der erste und zweite Verschlussvorhang elektronisch ablaufen. Wenn Sie auslösen hören Sie nur noch den Fokusmotor und das Schließen der Blende im Objektiv, das ist je nach Objektiv im besten Fall fast unhörbar. Toll in der Kirche bei der Hochzeit, aber es hat auch einen großen Nachteil: Bei flimmerndem Licht gibt es Streifen auf dem Bild.

Im oberen Beispiel ist der leise Verschluss aktiv, im unteren ist der Verschluss auf den Standard-Modus eingestellt. Der leise Betrieb liefert auch etwas mehr Rauschen und weniger Bit-Tiefe, in den meisten Fällen ist das aber kaum von Belang. Auf Streifen bei Kunstlicht sollten Sie aber in jedem Fall achten.

Der Standardbetrieb, der aus einem elektronischen ersten Vorhang und einem mechanischen zweiten besteht, hat aber auch seine Nachteile. Kurzfristig dachte ich sogar, mein Verschluss würde den Geist aufgeben, als er bei kurzen Belichtungszeiten das Bild oben abschattete.

In diesem Fall lag das daran, dass der elektronische Verschluss auf dem Sensor liegt und der mechanische davor, bei bestimmten Strahlengängen schattet der mechanische den elektronischen zum Ende hin ab. Da das Bild auf dem Sensor Kopf steht, wird dann die obere Bildbereich dunkler. Abhilfe bringt, wenn Sie Elekt. 1.Verschl.vorh. auf Aus stellen oder den leisen Verschluss wählen. In beiden Modi werden der elektrische und der mechanische Verschlussvorhang nicht mehr gemischt. Das Problem tritt bei mir nur mit bestimmten Objektiven und bei Zeiten kürzer als 1/1000s auf. Das Beispiel stammt von einem analogen 400mm-Objektiv bei 1/8000s. Den Sony Support anzurufen bringt übrigens gar nichts, ich schwanke bei Sony ohnehin, ob ich „Support“ oder „“Support““ schreiben soll 😉

Fachkundige Hilfe gab es übrigens hier: https://www.facebook.com/groups/103052126702309/
in einer Facebook Gruppe, für A7-Fotografen.

 

 

 

Neue Objektive von Sigma, Sony und Tamron

Kurz vor der CP+ in Japan häufen sich die Neuvorstellungen. Sigma bringt gleich vier neue Objektive, die zwar noch gar nicht offiziell vorgestellt wurden, aber „offiziell geleakt“ sind. Drei Objektive davon gehören zur Art-Reihe, lassen also echte Höchstleistungen zu vernünftigen Preise erwarten: Das 14mm f1,8, das 24-70mm F2.8 DG OS HSM, auf das viele gewartet haben, interessanterweise mit integriertem Bildstabilisator und das 135mm f1,8. Das 14mm könnte bei guter Randschärfe zu einem echten Hit bei den Sternefotografen werden, Blende 1,8 ist bei der Brennweite extrem lichtstark, bislang war dort f2,4 das Maximum. Sobald es Testbilder gibt, werde ich mehr zu diesen Objektivem schreiben. Das vierte Objektiv von Sigma ist das 100-400mm F5-6.3 DG OS HSM | Contemporary, dass sich eher an den Amateur richtet und vom Preis/Leistungsverhältnis wahrscheinlich interessant werden wird.

Sony hat ein 100mm f2,8 mit Stabi und „Smooth Transition Focus (STF) vorgestellt, bei dem ein Apodisationselement das Bokeh extrem weich erscheinen lässt, weil eine Art umgedrehter Centerfilter, die Unschärfekreise nach außen weich abdunkelt. Das Objektiv hat allerdings zwei Nachteile: erstens entspricht die nutzbare Lichtstärke damit bei Offenblende nur T5,6, was gerade für den Einsatz bei Hochzeiten, wo die Stärken gut zur Geltung kommen würden, sehr  wenig ist und zweitens wird es mit ca. 1500€ auch ziemlich teuer. Dafür ist die optische Leistung allerdings sehr ordentlich und das Objektiv hat auch einen eingebauten Stabilisator. Günstiger ist das 85mm f1,8 mit mit ca. 650€, dass als klassisches Porträtobjektiv für all die konzipiert wurde, denen das 85mm f1,4 GM zu schwer oder zu teuer ist.

Tamron hat seine Profi-Ausgabe des 70-200mm-Objektivs weiter verbessert. Das Tamron AF 2,8/70-200 mm Di VC USD G2 SP ist optisch aufwendig konstruiert, gut abgedichtet und der Stabilisator soll 5 Blendenstufen schaffen. Ein schönes Detail ist die Arca-Swiss kompatible Stativschelle, mein Nikon 70-200 hatte ich extra so umgerüstet, weil man sich so die Schnellkupplungsplatte sparen kann und weniger Gewicht bei besserer Stabilität erreicht. Im Handel liegt es bei knapp 1600€ momentan, was nah am Canon ist, aber nur die Hälfte der aktuellen Nikonvariante.

 

Die Sony A7R II und die Canon EOS 5DS R in der Praxis – ein Vergleich

Ich habe die EOS 5DS R und die Sony A7R II seit jeweils dem Tag, als sie auf den Markt kamen, im Einsatz. Die Canon war sofort in einer umfangreichen Canon-Ausrüstung zu Hause, während ich die Sony hauptsächlich mit dem Metabones-Adapter und Canon- bzw. Sigmaobjektiven verwendet habe. Das Sony-System wurde allerdings um das 90mm-Makro und den HVL-F60M-Blitz ergänzt. Sowie um den Batteriegriff und zwei weitere Akkus.

Auf La Palma konnte ich beide Kameras in Ruhe nebeneinander verwenden und hatte den direkten Vergleich. Ich will das Ergebnis in kurze Einzelwertungen aufteilen, sehen Sie die als persönliche Erfahrungswerte und ohne Anspruch auf absolute Allgemeingültigkeit:

  1. Bedienung: Die Sony ist umfangreich zu konfigurieren und hat einen Schwenkbildschirm. Allerdings sind die Konfigurationsmöglichkeiten auch notwendig, weil sie im Ausliefernungszustand nicht optimal ist. Bei mir hat sich der ISO-Wert oft verstellt, der Bildschirm war kaum zu betrachten, weil bei meiner Kamera schon in ca. 50cm Entfernung bei Annährerung der Sucher eingeschaltet wird, die Umschaltung habe ich dann auf eine Taste gelegt. Die 1:1-Rückschau braucht drei Sekunden, während sie bei Canon praktisch unverzögert erscheint. Manche Einstellungen sind tief im Menü versteckt und insgesamt ist die Kamera eher unübersichtlich. Die Canon hingegen lässt einen alles Wichtige in Schnellmenüs packen, ist im Auslieferungszustand schon viel runder und ist praxistauglicher. In der Bedienung liegt Canon vorne.
  2. Gehäuse: Sie Sony ist schön klein und hat einige schöne Details. Viele Dinge sind aber fummelig und lassen sich auch kaum besser einstellen. Die Wahl der AF-Messfelder ist zum Beispiel eher anstrengend. Das eckige Design ist zwar ganz schön, allerdings schaben die Ecken schon nach wenigen Tausend Aufnahmen so ab, dass das Metall durchscheint, während die Canon noch wie neu aussieht, obwohl ich damit deutlich mehr Aufnahmen gemacht habe. Auch ist die Sony die erste Kamera, für die ich eine Displayschutzfolie gekauft habe, weil es schnell begann, etwas unansehnlich zu werden. Die Canon hingegen ist ein klassisches Arbeitspferd, sehr anatomisch und robust. Hier liegt Canon deutlich vorne.
  3. Sensor: Die Sony hat nur 42 statt 50 Megapixel, in der ISO-Empfindlichkeit und beim Dynamikumfang liegt sie aber vorne. Ich mag die Ergebnisse der Canon sehr, auch was die Farbwiedergabe betrifft. Trotzdem geht die Sensorwertung deutlich an Sony, weil aus den Schatten mehr herauszuholen ist und die Daten einfach noch ein bisschen mehr Spielraum haben.
  4. Blitz: Der Sony-Blitz braucht 50% länger zum Aufladen als der 600EX-RT, hat ein nettes Videolicht eingebaut, aber unterstützt noch keinen Funk. Das Canon-Funkblitzsystem ist wirklich genial, wenn ich mit mehr als einem Blitz auf der Kamera arbeiten möchte, ist die Sony raus. Hier siegt die Canon deutlich.
  5. Zuverlässigkeit: Die Sony hat bei mir die Macke, dass sie, wenn ich den Auslöser zu kurz nach dem Einschalten antippe, ich oft nicht auslösen kann, bis ich die Kamera neu gestartet habe. Sie hat mehr Fehlermeldungen auf dem Display angezeigt als ich in fast 20 Jahren bei meinen Canons gesehen habe. Manchmal hat sie auch im Normalbetrieb einfach nicht ausgelöst, ich weiß bis heute nicht wieso. Zudem ist sie seit heute beim Service, weil Sie inzwischen bei jedem Einschalten „Dieses Zubehör wird von dem Gerät nicht unterstützt und ist nicht verwendbar. Bitte die Kompatibilität mit dem Gerät prüfen.“ sagt. Und das auch, wenn außer einem Akku überhaupt kein Zubehör angeschlossen ist, nicht mal eine Speicherkarte.
    Von der Canon gibt es gar nichts zu berichten. Es gab drei Situationen, in denen sie nicht das gemacht hat, was sie sollte, zweimal war ich das Problem, einmal ein Kurzschluss in einem USB-Kabel. Dieser Punkt geht eindeutig an Canon.
  6. Objektivangebot: Das Sony FE 90 mm 2.8 Macro G OSS ist wirklich großartig, Sony kann also Objektive bauen, ZEISS natürlich auch. Aber noch ist das Angebot etwas dünn. Ein scharfes und kompaktes leichtes Weitwinkel hätte ich gekauft, aber es gab nichts, was meinen Ansprüchen genügt hätte. Die Canon-Objektiven arbeiten an der Sony zwar meistens gut, aber für Action-Fotografie ist der AF damit nicht geeignet, die Fokussierung direkt aufs Auge funktioniert damit auch nicht. Bei Canon fehlt eigentlich nur ein perfektes 50mm-Objektiv und das baut Sigma. So geht dieser Punkt auch an die Canon. Allerdings wird Sony da aufholen und ist auch jetzt schon recht gut.
  7. Sucher: Der Sonybildschirm hat Vorteile, wenn man manuell scharfstellt, auch bei schwachem Licht ist er manchmal sehr gut, bei zu schwachem verschmiert er aber. Insgesamt ist er eher pixelig und überscharf, wärend die Canon einen guten klassisch optischen 100%-Sucher hat. Das Livebild ist bei der Sony recht gut, viel besser als bei meiner alten Nikon D800E, aber trotzdem war es leichter, mit der Canon auf helle Sterne scharfzustellen. Ein befreundeter Profifotograf sagte zum Sony-Sucher nur, dass der ausreichen würde, um die Kamera nicht zu kaufen. Für mich ist er eine willkommene Erweiterung, würde mich aber nerven, wenn ich mit der Kamera jeden Job machen müsste. Punkt an Canon.
  8. Bildstabilisator: Die Sony hat einen eingebauten Bildstabilisator, der den Sensor bewegt. Dieser funktioniert sehr gut auch mit lichtstarken Objektiven, die keinen eingebauten IS haben. Außerdem stabilisiert er anderes als bei optischen Suchern auch das Sucherbild. Die Canon unterstützt nur IS in manchen Objektiven, das funktioniert sehr gut, aber dieser Punkt geht eindeutig an Sony.
  9. AF: Der AF der Sony ist meistens sehr genau, da er auf dem Sensor gemessen wird. Dafür ist er nicht wirklich Action-tauglich, schon gar nicht mit Adapter und Canon-Objektiv. In manchen Situationen, wie z.B. im Jazzclub war der AF großartig, in anderen, wie z.B. mit dem Metabones-Adapter und einem Supertele Vögel zu fotografieren, absolut untauglich. Die Canon hat einen klassischen Profi-AF, der mehr an Justage verlangt, dann aber alles kann. Alles. Punkt an Canon. Aber Extrapunkt an Sony für die automatischen AF auf das Auge, der ist großartig. Leider noch nicht mit dem Metabones zu verwenden.
  10.  Akkulaufzeit: Ich habe gleich vier Akkus für die Sony und bekomme die an manchen Tagen alle. Ich bin von Dortmund nach Hamburg gefahren und hatte die Kamera in der Fototasche angelassen mit zwei Akkus auf 100%. Am Ziel sagte die Kamera mir gerade noch, dass die Batterien alle waren. Leider hatte ich da schon das Hotel verlassen und musste den Abend ohne Strom auskommen. Die Canon verbraucht deutlich weniger Strom und wacht auch nicht so einfach aus dem Standby in der Fototasche auf. Für die Sony sollten mehr als doppelt so viele Akkus wie für die Canon einplanen, noch dazu ist der Akkulader sehr langsam, der Akku ist in zwei Stunden leer, aber erst in vier wieder aufgeladen. Punkt für Canon, natürlich.
  11. Verschluss: Die Sony hat einen wirklichen Silent-Modus, bei dem an nur die Blende sich schließen hört, wenn man ganz genau hinhört. Zudem ist der Verschluss auf 500.000 Auslösungen ausgelegt. Bei Canon auf 150.000. Hier geht die Wertung an Sony. Mit einem großen Abzug für die Staubempfindlichkeit. Bei Canon kann man das Thema praktisch vergessen, wenn man das bei Sony macht, sehen die Bilder nach einer Zeit schlimm aus.

Das klingt insgesamt nicht so gut für die Sony, aber der Gesamteindruck ist doch etwas besser. Die Kamera liefert eine sehr gute Bildqualität, ist in vielen Bereichen innovativ und macht auch oft Spaß. Als Universalkamera für einen Fotografen, der damit auch schnelle Aufnahmesituationen abdecken muss, kann ich Sie nicht empfehlen. Für alles was ruhiger ist, wie Architektur, Landschaft und People, schon. Trotzdem vermittelt Sie einem nicht das Gefühl der unbedingten Verlässlichkeit, wie man es als Profi von seiner Kamera erwartet. Die 5DS ist einfach professionell ausgelegt. Das mag manchem langweilig vorkommen, weil es dadurch auch nicht so viele Neuigkeiten gibt und viel Bewährtes zum Einsatz kommt, aber ich vertraue ihr inzwischen, während die Sony heute erstmal zum Service ging (UPDATE 9.1: Heute wiedergekommen, gleicher Fehler, gleich wieder zurückgeschickt. Dabei reichte es, einen Originalakku einzulegen und die Kamera einzuschalten, um den Fehler zu reproduzieren. Das gibt einen neuen Minuspunkt, diesmal zum Thema Service. UPDATE 21.1.: Die Kamera ist wieder hier und funktioniert, die Elektronik wurde ausgetauscht. Was nützt es, wenn der Verschluss 500.000 Auslösungen schafft, wenn die Elektronik nach nicht mal 10.000 den Löffel abgibt?. Ich hoffe, sie hält sich ab jetzt besser.). Die 5DS wird meine Hauptkamera bleiben. Wenn man sich aber anschaut, was Sony heute schon in der Sensortechnik drauf hat und wie schnell sie sich weiterentwicklen, dann muss man die sehr ernst nehmen, auch für den professionellen Markt. Allein der Unterschied zwischen der A7R und der A7R II ist schon beeindruckend. Ich werde die Sony auch behalten, wenn sie sich nicht noch echte Macken zulegt und ihre Vorteile genießen. Allerdings mit der beruhigenden Sicherheit, die darin liegt, auch eine Canon dabei zu haben, die mich auch dann nicht im Stich lässt, wenn es schnell und sicher sein muss.