Neues von Fujifilm, Sigma und Canon

Nachdem der Markt für Kompaktkameras lange weitgehend tot war, kommt nun wieder mehr Bewegung hinein. Fujifilm hat gerade die GFX 100 RF vorgestellt, die erste Kompaktkamera im digitalen Mittelformat. Sie besitzt den aktuellen 102MP-Sensor und ein 35mm f4 Objektiv mit Zentralverschluss. An Vollformat würde dies 28mm f3,2 entsprechen. Der Zentralverschluss ermöglicht eine fast erschütterungsfreie Auslösung, was nicht unwichtig ist, da die Kamera keinen IBIS oder IS besitzt. Das Objektiv hat einen ND-Filter mit 4 Blendenstufen eingebaut, die Kamera unterstützt im Video 4K DCI mit 30FPS. und ist klein und mit 735g inkl. Batterie und Speicherkarte auch leicht.

Die GFX 100 RF. Bild: Fujifim


Ähnlich wie bei der Leica Q3 kann der Bildwinkel in mehreren Stufen angepasst werden, so dass er Brennweiten von 80mm (63mm), 63mm (50mm) und 45mm (36mm) entspricht. Mit 102 MP sind die Reserven für einen digitalen Telekonverter recht groß. Mit 5499 € UVP ist die Kamera zwar günstiger als die Leica Q3 und für Mittelformat im üblichen Bereich, allerdings schränkt das die Zielgruppe schon ein wenig ein. Die Fulifilm X100VI ist auch kein Schnäppchen für eine APS-C-Kamera mit festem Objektiv, verkauft sich aber hervorragend. Ich denke, die 100 RF wird kein Flop und den Käufern Spaß machen. Dazu werden auch die Filmsimulationen und das Einstellrad für die verschiedenen Seitenverhältnisse beitragen.

Von Canon erscheinen in den nächsten Tagen auch zwei neue Kameras, die sich an Vlogger richten, eine davon ebenfalls eine Kompaktkamera, die Canon PowerShot V1, der Sensor mit eine ähnliche Größe haben wie MFT. Im APS-C-Bereich kommt die Videoversion der R50, die R50V. Die Reihe der VCM-Objektive erweitert sich um das RF20mm f1,4L VCM und es werden wohl noch zwei weitere in der Zukunft vorgestellt werden, vermutlich 85 und 135mm, letzteres aber bestimmt nicht in f1,4.

Sigma hat ebenfalls eine neue Kamera, die BF, gezeigt, die zwar kompakt ist, aber keine Kompaktkamera, da Sie Wechselobjektive des L-Mounts unterstützt. Sie ist extrem reduziert in Ihren Bedienungselementen, setzt auf internen Speicher statt Speicherkarten, hat aber leider auch den Sucher weggelassen.

Das Sigma 300-600mm F4 DG OS | Sports. Bild: Sigma Foto

Meiner Meinung nach viel interessanter ist eine Objektivneuvorstellung von Sigma, das Sigma 300-600mm F4 DG OS | Sports. Ein Supertelezoom mit durchgehender Blende 4, das für UVP 6999 € für Sony E-Mount und den L-Mount erscheint. Leider ist es mit knapp 4 kg ein knappes Kilo schwerer als die 600er von Sony oder Canon. Wenn Sie Vögel aus der Hand fotografieren, was gerade im schnellen Flug oft sinnvoll ist, werden Sie das Kilo schnell spüren. Aber dafür kostet das Objektiv nur die Hälfte und ist als Zoom vielfältiger einzusetzen.

Ein Blick in die Glaskugel für 2025

Der Vorausblick in meinem Blog steht in einer Tradition, die jetzt schon zehn Jahre alt ist, die der vorigen Jahre finden Sie über https://fotoschule.westbild.de/?s=Glaskugel&submit=Suchen
Es geht wie immer vorrangig um die Entwicklung in der Fototechnik, auch wenn ich manchmal darüber hinausblicke. Das liegt nicht nur daran, dass auch außerhalb wichtige Entwicklungen passieren, sondern auch an der kleinen Größe des Fotomarkts. Wenn Sie sich leidenschaftlich für die Fotografie interessieren, wird er Ihnen größer vorkommen als er ist. Aber überlegen Sie einmal, wie viele „normale“ Menschen sie kennen, die noch regelmäßig mit einer Systemkamera unterwegs sind und wieviele Fotogeschäfte es in Ihrer Stadt noch gibt.

Schätzen Sie mal, wie groß die Anteile der Fotosparten an den Unternehmen bei Canon und Sony sind, die die Marktführer in diesem Bereich sind. Bei Canon beträgt der Anteil laut Geschäftsbericht 2023 20,6% und da sind die Überwachungskameras und die Fernsehübertragungstechnik schon mitgezählt.
Bei Sony ist es etwas komplizierter. Der Anteil des Umsatzes im Sensorgeschäft kommt zu 75% aus dem Smartphonebereich. Die größeren Sensoren, zu denen auch die für andere Kamerahersteller wie Fujifilm zählen, liegt bei 15%. In der Unterhaltungselektronik, zu der Sony die Kameras zählt, liegt der Anteil der „Still- and Videocameras“ bei 26%. Die Bereiche Sensor und Unterhaltungselektronik zusammen sind kleiner als der der Videospiele und Sony verdient mit Versicherungen genauso viel wie mit den Sensoren. Die Bereiche Film und Music sind ebenfalls ähnlich groß.
Canon und Sony könnten aufhören, Kameras zu bauen, ohne dass dies die Konzerne ernsthaft gefährden würde. Bei Nikon sieht das anders aus, der Großteil des Umsatzes kommt aus dem Kamerabereich mit allerdings nur geringen Gewinnen.
Immerhin steigen die Umsätze der Branche wieder an, nachdem es massiv abwärts ging, der Trend zu größeren Sensoren und hochwertigeren Kameras trägt dazu bei.

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Eines meiner ersten 4×5″-Negative, seit ich wieder analog fotografiere. Eine Ruine, die zum Stahlwerk Dortmunder Union gehörte.

Ein Bereich, den wir fast aus den Augen verloren haben, wächst ebenfalls, sowohl von den Umsätzen als auch vom Produktangebot: Der der analogen Fotografie. Selbst Kinofilme werden wieder verstärkt auf Film gedreht. Auch ich habe wieder angefangen, analog zu arbeiten, nachdem ich vor gut 20 Jahren mein gesamtes professionelles Equipment für die analoge Fotografie verkauft hatte. Ich habe in meinem Leben Jahre im Labor verbracht und dachte, das wäre mir bis zum Lebensende genug. Ich war also nicht leicht umzustimmen. Ich besitze nun wieder eine Großbildausrüstung für 4×5″ und habe die analoge Kleinbildausrüstung, die sich bei mir im Zusammenhang mit meinem Objektivbuch gebildet hat, um einen Jugendtraum erweitert und mir eine Nikon F3 gekauft. An Weihnachten waren diesmal drei Menschen mit einer analogen Kamera dabei, im letzten Jahr war es noch keiner. Der Trend ist bei der Generation 20+ noch deutlich ausgeprägter.

Lange Jahre die Profikamera Nr.1, auch heute noch ein zeitloser Designklassiker, entworfen von Giorgetto Giugiaro: Die Nikon F3

In diesem Zusammenhang erscheinen auch neue analoge Kameras auf dem Markt wie die Leica M6, die etwas seltsame Rollei 35 AF oder die Pentax 17. Die Pentax 17 verwendet das Halbformat, so dass 72 Bilder auf einen 36er Film passen. Das ist geschickt, weil es so etwas auf dem Gebrauchtmarkt seltener gibt und weil Film teurer geworden ist. In diesem Jahr soll auch die Wideluxx von Jeff Bridges (ja, der von The Big Lebowski) auf den Markt kommen, eine Panoramakamera mir einem X mehr als im Original-Namen.
Wenn Sie sich etwas umschauen, werden Sie auch Filme finden, die noch sehr gut bezahlbar sind. SW für unter 6 € pro 36er Film ist kein Problem, Farbnegativfilme finden Sie ab gut 7 €.

Zurück zu den Digitalkameras: In der Bildqualität sind keine Sprünge mehr zu erwarten, wenn man es genau nimmt, ist seit der Sony A7 R II nicht mehr viel passiert. Die aktuelle Kamerageneration macht sogar leichte Rückschritte in Dynamikumfang und ISO-Leistung, um den Sensor schneller auslesen zu können. Das ergibt weniger Rolling Shutter, die Möglichkeit, auch bei elektronischem Verschluss zu Blitzen und eine genauere Datengrundlage für den AF. Das war für mich Grund genug, meine letzte Kamera zu kaufen. Bei der Auflösung wäre zwar noch Einiges möglich, aber wenn man ehrlich ist, sind für die meisten Anwendungsfälle 24 MP völlig ausreichend und 45 MP auch für deutlichen Beschnitt gut geeignet. Zumal es immer anspruchsvoller wird, die nötige Schärfe, die für die Nutzung der Auflösung gebraucht wird, auch zu erreichen. Im Videobereich sind 8K60 auch schon mehr, als die meisten jemals brauchen werden, zumal die Kameras Raw-Daten aufzeichnen können. Voraufnahme, Focus-Stacking, High-Res-Multishot sind in den besseren Kameras auch schon drin. Die Sucher sind inzwischen auch sehr gut, wenn auch eher in den teureren Kameras. Der AF hat noch etwas Luft nach oben, aber ist schon besser als es für die allermeisten Zwecke gebraucht wird. Losfliegende Insekten und ähnliche Härtefälle sind noch wirklich schwierig, aber das meiste sitzt mit wenig Ausschuss. Ich will damit nicht sagen, dass nichts mehr Neues kommen wird, aber es wird schwieriger werden, die Menschen von der „Notwendigkeit“ einer neuen Kamera zu überzeugen.

Ich vermute, es wird vermehrt Produkte geben, die um den Will-Haben-Faktor herumgebaut werden. Schönes Retrodesign, handliche Kameras mit festem Objektiv und guter Bildqualität oder moderne Designklassiker sind Beispiele. Ich denke, wir werden bald eine Mittelformat-Kompaktkamera sehen und ich könnte mir auch gut ein less-is-more-Konzept vorstellen, das nur das beinhaltet, was man wirklich verwenden möchte und den Spielkram und die Anfängerprogramme komplett weglässt. Zeitautomatik und Manuell reichen als Betriebsarten völlig aus, Raw als Dateiformat auch und bei AF würde ich mit einem Einzelfeld und dem Gesamtbereich jeweils mit der Möglichkeit der Motivverfolgung auskommen. Man könnte 80% aus einer aktuellen Digitalkamera rausschmeißen, ohne dass den meisten etwas fehlen würde. Und dafür mit einem klaren Bedienkonzept und aufgeräumten Menüs punkten.

KI wird ein Megatrend bleiben, die Motiverkennung des AF, die Bildbearbeitung, die Vorauswahl der Bilder etc. können davon sehr profitieren. Aber die negativen Effekte werden auch zu starken Gegenbewegungen führen. Gerade die generative KI hat jetzt schon zu einer sehr starken visuellen Vermüllung beigetragen, die besonders für den Bodensatz des Marketings interessant ist („Treppenlifte ohne Installation“, „E-Autos für Senioren“, „Dieser verblüffende Trick löst Bauchfett“, „Unglaubliche Wasserstoff-Aktie“ u.v.m). Sehr lustig sind auch die Vorher-Nachher-Bilder für Anti-Falten-Kosmetik, 20 Jahre jünger nur durch ein anderes Prompt, dafür liegt jedes einzelne Haar identisch. Auf Instagram erscheinen Reels mit 6 Mio. Views, die irgendwelche Explosionen oder Naturkatastrophen zeigen, bei denen das Vorschaubild eigentlich schon klar macht, dass die KI-generiert sind, Aber offensichtlich nicht jedem. Ich hätte gedacht, dass es inzwischen irgendeine KI-Arbeit gäbe, die mich wirklich überzeugen würde, aber das ist noch nicht passiert. Dafür habe ich sehr viel Schrott gesehen, der teilweise vollautomatisch von Bots rausgehauen wird oder von Troll-Factories erstellt wird („Omas Rezepte“, Kitsch-Accounts, Russentrolle).
Es ist nicht so, dass ich den Bereich nicht technisch interessant finde, ich habe sicher mehr Generative Text- und Bild-Systeme ausprobiert oder auch lokal installiert als die meisten. Aber für meine eigene professionelle Arbeit habe ich das nur genutzt, wenn ich darüber berichtet habe. Künstlerisch hat das eher eine Gegenbewegung ausgelöst, hin zu dokumentarischer und auch zu analoger Fotografie. Wenn alles immer effizienter, schneller und beliebiger wird, hin zur Langsamkeit und weg von der Manipulation. Bei der KI selbst sehe ich einen Trend zu lokalen Systemen, wo dies technisch ausreicht, NVidias GB10 ist ein Beispiel für diesen Trend.

Die Versorgungslage für die analoge Fotografie wird wieder besser und die Kameras sind immer noch sehr günstig zu haben. Die Nikon FE habe ich für 20€ auf dem Flohmarkt gekauft, die Mattscheibe wieder eingesetzt und die Lichtdichtungen erneuert.

Da wir gerade bei der Manipulation sind: Social-Media wird auch eine Umwälzung erfahren, das Wort, dass am besten die Entwicklung der etablierten Plattformen beschreibt ist „Enshittification„, über X vormals Twitter müssen wir gar nicht reden, ich habe meinen seit 2008 bestehenden Account im letzten Jahr für immer gekündigt, die Plattform ist tot und wird auf Dauer nur noch einer bestimmten Szene attraktiv erscheinen. Meta (Facebook, Instagram, WhatsApp und u.a. eine VR-Plattform, die nicht ins Fliegen kommt) fängt aber auch schon an zu riechen. Auch wenn man Soziale Netzwerke nicht so leicht klein kriegt, weil die Kontakte dort eine starke Basis bilden, die viele nicht gerne aufgeben, sind Absetzbewegungen zu verzeichnen. Myspace, Lycos oder StudiVZ sind auch verschwunden, obwohl die Menschen dort gut vernetzt waren, was aus TikTok wird, wenn das ein Trump-Buddy kauft, ist auch ungewiss. Alternative Dienste wie Bluesky sind jedenfalls im Aufwind, auch wenn ich nicht damit rechne, das FB und IG so schnell abstürzen werden wie X. Instagram bekommt auch Konkurrenz von Flashes, das auch auf dem Bluesky-Protokoll basiert.
Ich denke, das Techniken, die die Echtheit von Bildern nachweisen können, in Zukunft Marktbedeutung erhalten. Das so etwas wie Content Credentials erst in der Leica M11P zu finden ist und nicht in den aktuellen Profikameras (außer der Z6 III) der anderen Hersteller, verwundert mich. Für die Klügeren werden die großen Pressehäuser mit großer Glaubwürdigkeit wieder wichtiger werden, weil diese die Ressourcen haben, um wirklich gründlich zu recherchieren und die Fakten zu checken. Auch bei denen wird einmal etwas daneben gehen, aber das wird dann auch nachträglich sauber kommuniziert. Für erschreckend Viele werden beliebige Internet-„Informationen“, Propaganda und Tik-Tok-Videos allerdings ausreichen, um sich eine Meinung zu bilden oder um zumindest hinreichend verwirrt zu sein, so dass sie sehr manipulierbar werden. Es ist erschreckend zu sehen, womit sich die Unzufriedenen dann zufriedengeben.
Leider ist das Maß auf Aufregung und Aufmerksamkeit, dass man erzeugen kann, oft wichtiger als Wahrheit, Vernunft und gute Konzepte. Ich würde mir deswegen wünschen, dass alle, die das Spiel durchschauen, nicht mehr dabei mithelfen, die Sauen der Populisten durch das Dorf zu treiben, sondern eher mit „die ignorieren wir nicht mal“, wie wir im Norden sagen, reagieren.

Zurück zur Fotografie: Bei den Objektiven ist noch vieles möglich, auch manches, dass wir noch gar nicht auf dem Schirm haben. Kurzfristig werden Produkte auf den Markt kommen, die keine bestehenden Objektive ersetzen, sondern neue Kategorien bilden. Die Tilt-Shift-Objektive mit AF, die Canon in Planung hat, sind ein Beispiel, Zooms werden lichtstärker und leichter werden können, Festbrennweiten können auch mit günstigen Techniken eine gute Qualität erreichen, wenn man die Software der Kamera hinzuzieht. Auf lange Sicht sind sogar vollständig neue optische Techniken zur Bilderzeugung wie MDLs vorstellbar.
Auf der anderen Seite ist eine technische Perfektion keine Voraussetzung für künstlerische Qualität. Die meisten bedeutenden Werke der Fotogeschichte sind mit Objektiven gemacht worden, die drei bis sieben optische Elemente hatten und deren Bildfehler zur Tiefe und Seele der Aufnahmen beigetragen haben, ohne dass sie den Charakter eines Effekts hatten. Ich denke, das nächste Jahr wird uns die Gelegenheit geben, uns wieder mehr auf das Wesentliche der Fotografie zu besinnen, denn die Fotografie wird 2026 ihren 200. Geburtstag feiern.

Was aus den ersten 200 Jahren der Fotografie übrig blieben wird, liegt auch an uns. Die aktuelle Technik wird nicht lange überleben, Computerchips haben eine begrenzte Lebensdauer, neuere noch mehr als ältere, da bestimmte Redundanzbauweisen bei hochintegrierten Chips unwirtschaftlich werden. Effekte, die Fachleuten unter den Abkürzungen HCI, BTI oder EM bekannt sind, sorgen dafür, dass elektronische Bauteile ihre elektrischen Eigenschaften in einem Maße verlieren, die ihre Nutzung irgendwann unmöglich machen. Im Fotobereich kennen wir das z.B. von den FireWire-Chips älterer Nikon-Scanner, die auch als unbenutzte Austauschchips nach kurzer Zeit unzuverlässig werden und dann bald ganz den Geist aufgeben. Bei den ersten elektronischen Kameras ist oft Korrosion durch mangelhafte Abdichtung der Grund für ihr Versagen, aber viele funktionieren auch deswegen nicht mehr, weil die Chips sich zersetzt haben. Leider gilt dieses Problem auch für Objektive, die nur noch per steer-by-wire funktionieren und sich mechanisch nicht mehr scharfstellen lassen. Sie heben vielleicht auch noch das Korrosions-Problem der Leica M9-Sensoren im Gedächtnis.

Notre Dame, Paris, 1893. Obwohl sich die Gelatine auf dem Glasnegativ zum Teil aufgelöst hat, erzählt das Bild immer noch viel aus dem Paris von 1893.

Umso wichtiger ist, wie wir mit den Apparaten und Objektiven umgehen, die noch aus mechanischen und analogen Zeiten stammen. Viele haben das Zeug, wirklich alt zu werden und zu geschichtlichen Zeugen zu werden, die sich auch in ferner Zeit verwenden lassen. So lange müssen wir Menschen es erstmal schaffen, wenn wir uns weiter mit Leuten wie Pete Hegseth in so wichtigen Positionen wie dem Verteidigungsminister der Vereinigten Staaten zufriedengeben (die Abstimmung ist noch im Gange, während ich diese Zeilen schreibe / Update: Er hat es leider geschafft mit der Mindestanzahl der Stimmen). Wer weiß, vielleicht können wir uns irgendwann alte Microchips im 3D-Drucker nachbauen und alte Elektronik selbst restaurieren, wahrscheinlicher ist es aber, dass die schöneren Kameras funktionslos in der Vitrine landen und der Rest langsam verschwindet.

Cathédrale Notre-Dame de Chartres 1890s
Cathédrale Notre-Dame de Chartres in den 1890er Jahren. Glasnegativ aus meinem Besitz

Wir sollten uns auch um Fotografien kümmern, die zwar chemischen Einflüssen ausgesetzt sind, aber trotzdem eine lange Lebensdauer haben und natürlich digitalisiert werden können. Glasplatten aus dem 19. Jahrhundert bekommen Sie heute teilweise hinterhergeworfen, wenn sich fast niemand findet, der ihren Wert erkennt, landen Sie im Müll oder vergammeln in feuchten Kellern. Ich wiederhole mich, aber gucken Sie mal, was Sie persönlich für die nachfolgenden Generationen retten können. Mich besorgt auch, wie sehr die Qualität der historischen Aufnahmen im Internet abnimmt, weil irgendwelche Trottel meinen, die Bilder mit KI verbessern zu müssen oder gleich neue Bilder zu schaffen von Ereignissen, zu denen es keine Originale gibt. Ich vermute fast, dass man die Zeit von der Erfindung des Internets bis zur Erfindung der Generativen KI später mal als eine Art Goldenes Zeitalter auffassen wird, in der Online-Inhalte eine später kaum noch erreichte Qualität aufwiesen. Das KI-Modelle kollabieren, weil sie zu viel KI-generierte Inhalte verdauen müssen, ist jedenfalls heute schon ein reales Problem.

Noch einmal zurück zur Fototechnik: Ich erwarte eine Reihe von neuen Kameras, die die Schwächen der Vorgängermodelle beheben. Die EOS R7 ist eine gute Kamera, aber der elektronische Verschluss wird zu langsam ausgelesen. Das wird bei der R7 Mark II anders sein, zudem wird die Voraufnahme richtige Raw-Aufnahmen speichern und nicht ein Sonderformat wie bisher. Bei Nikon wird die Voraufnahme hoffentlich auch nicht mehr auf das JPEG-Format beschränkt sein. Sony wird eine A7R VI herausbringen, die keine Einschränkungen im AF zu Gunsten der Bildqualität mehr haben wird. Die Auslesezeiten bei elektronischem Verschluss werden noch kürzer werden, manche Kameras werden gleich auf einen Global Shutter setzen, der praktisch gleichzeitig ausgelesen werden kann. Das macht Blitzgeräte mit kürzeren Abbrennzeiten sinnvoll, denn die möglichen Blitzsynchronzeiten werden kürzer werden als die Zeit, in der der Blitz sein Licht abgibt. Mit offenen Blenden gegen das Tageslicht anzublitzen, ohne HSS nutzen zu können, wird so möglich, setzt aber für optimale Ergebnisse neue Blitzgeräte voraus.

Das wird alles so technisch so gut, dass es die Anforderungen für die meisten fotografischen Aufgaben übererfüllt, die hochkorrigierten Objektive liefern zusammen mit der Softwarekorrektur so exakte Ergebnisse, dass auch wieder einen Bedarf an weniger perfekten Abbildungen geben wird. Das ist kein neues Phänomen, ich habe hier ein Buch vor mir liegen, in dem sich Hans Windisch aus Berlin über „jene niederschmetternde mikroskopische Genauigkeit, die das moderne Objektiv z.B. bei Porträts gibt“ beklagt. Das steht im „Photofreund Jahrbuch“ Jahrgang 1929/30. Es ist kein Wunder, dass z.B. ein Biotar 75mm f1,5-Nachbau aus chinesischer Produktion hohe Verkaufszahlen erreicht hat. Das ist eine Konstruktion aus den 30er Jahren, die sicher keine perfekte Bildschärfe erzeugt, aber einen sehr eigenen Charakter hat, der sich mit irgendwelchen nachträglich hinzugefügten Effekten überhaupt nicht vergleichen lässt.

Das TTArtisan 75mm f1,5. ein Biotar-Nachbau, erzeugt ein sehr spezielles Bokeh

In manchen Bereichen sind wir bereits an den technischen Grenzen angelangt, die Quantenausbeute, d.h. die Effektivität der Messung von eintreffenden Photonen, ist heute schon so hoch, dass keine ganze Blende Steigerung mehr drin ist. Nur wenn die Filter vor dem Sensor verschwinden würden und die Farbe über die Eindringtiefe in den Sensor gemessen würden, wie es Sigma mit der Foveon Technik versucht, wäre noch mehr drin, weil dann nicht zwei Drittel des Lichts ausgefiltert würde, um die Farbe aufzeichnen zu können. In der Praxis ist die Technik aber mit anderen Schwierigkeiten behaftet, so dass es sehr unwahrscheinlich ist, dass sie mittelfristig an den Bayersensoren vorbeizieht. Um Quantenpunktsensoren, die auch Vorteile bieten könnten, ist es eher ruhig geworden im Moment. Ich will damit nicht sagen, dass es nie einen Technologiesprung geben wird, aber ich rechne damit, dass die Verbesserungen bei neuen Sensoren hauptsächlich die Schnelligkeit und die Auflösung betreffen werden, dass wir bei Dynamikumfang und ISO-Leistung aber erstmal auf einem Plateau angekommen sind, von dem es auch nicht mehr so weit nach oben gehen wird. Beim Dynamikumfang lässt sich immerhin die Lichterzeichnung noch deutlich verbessern, z.B. über Dual-Gain-Sensoren. Die Schattenqualität ist aber dadurch begrenzt, dass bei schwachem Licht nicht mehr genug Photonen für alle Sensorpixel auftreffen und wir deren Aufzeichnung auch gar nicht mehr deutlich verbessern können.

Ich wünsche Ihnen ein gutes Jahr, vielleicht hilft Ihnen die Fotografie („shutter-therapy“) ja, etwas Ruhe und Erfüllung zu finden in Zeiten, die etwas anstrengend werden. Große Teile der Aufregung sind allerdings künstlich und man kann denen aus dem Wege gehen, ohne etwas zu verpassen. Es ist bei social media leider so, dass die Inhalte am besten zur Interaktion führen, die Streit provozieren. Das wird in den nächsten Jahren nicht besser werden, es kommen noch viel mehr KI-Bots dazu und Sie werden immer weniger sicher sein können, ob ein Akteur menschlichen Ursprungs ist. Verwenden Sie lieber reallife™, und gehen Sie raus und fotografieren, das kann auch analog sein.

A9 III: Wichtige Neuigkeiten von Sony

Gerade findet ein Event von Sony mit Neuvorstellungen im Fotobereich statt. Normalerweise würde ich nur drüber schreiben, wenn es die Relevanzkriterien erfüllt, wie man bei Wikipedia so schön sagt. Diesmal ist es aber wirklich relevant, denn es kommt etwas, auf das ich schon seit Jahren warte, das aber außerhalb wissenschaftlicher und industrieller Anwendungen noch nicht verfügbar war: Eine Kamera mit Global Shutter. Ein Global Shutter erlaubt es, das gesamt Bild sofort zu speichern, ohne dass es erst zeilenweise ausgelesen werden muss, so dass Sie einen Rolling-Shutter-Effekt bekommen und auch meist mit dem elektronischen Verschluss nicht blitzen können.

Die Sony α9 III, die erste Kamera mit Global Shutter Bild: Sony

Die Sony Alpha 9 III hat einen Global Shutter, sie kann mit 1/80.000s Verschlusszeit blitzen, kann mit 120 Bildern pro Sekunde Raw aufnehmen, zumindest für gute 1,5s. Wie z.B. in der Canon EOS R6 Mark II unterstützt die Kamera Raw-Voraufnahme. Die Kamera arbeitet weiterhin mit 24,6MP wie der Vorgänger, der Sucher hat nun 9,44MP bei 120 fps. Die Kamera kommt im Frühling auf den Markt, ebenso wurde heute ein 300mm f2,8-Objektiv vorgestellt, das nur 1470g wiegt, mein Canon EF300mm f2,8L IS II USM (Baujahr 2011) wiegt 2350g zum Vergleich.

https://www.sony.de/electronics/wechselobjektivkameras/ilce-9m3

Der UVP für beide Produkte beträgt 6.699 € für das 300er und 6.999 € für die α9 III.

Sony A7 IV wird heute offiziell vorgestellt

Heute um 16.00 stellt Sony seine wahrscheinlich wichtigste Kamera vor, den Nachfolger der A7 III. Live auf youtube können Sie hier zuschauen:
https://www.youtube.com/watch?v=A1OXVkKyKBw

Natürlich ist schon schon sehr viel bekannt, das „leaking“ gehört zu den meisten Markteinführungen dazu.
33 MP, Dynamikumfang von 15 Blendenstufen, Gehäuse sehr ähnlich der A7S III, das heißt der Bildschirm kann so geklappt werden, dass er von der Vorderseite sichtbar ist, 4K 60 (aber vielleicht nicht von der vollen Sensorgröße), 5,5 Stops IBIS.

Auch angenehm ist, dass der Sucher besser wird, den fand ich persönlich schwach in der A7 III. Ebenso soll die Touchscreen-Unterstützung umfassender ausfallen, was nicht schwer ist, wenn man bedenkt, wie wenig Sony den bisher ausgenutzt hat.

Die Kamera trifft einen Bereich, der für viele Fotografen interessant ist, ich vermute, dass von Canon da bald (Anfang 2022?) auch etwas kommt, die EOS R ist inzwischen drei Jahre alt und zwischen der R6 mit 20MP und der R5 mit 45MP ist genug Platz für einen dritten Sensor und eine Brot und Butter-Kamera, die alles wichtige kann und bezahlbar bleibt.

Update: Die Daten sind nun alle da:

https://www.sony.de/electronics/wechselobjektivkameras/ilce-7m4/specifications

2799 EUR UVP

Neues von Canon

Auch wenn die offizielle Vorstellung wohl erst am 14.9. stattfinden wird, sind schon sehr konkrete Daten, Preise und Bilder öffentlich geworden. Die EOS R3 wird offiziell, der Preis wird bei 5999€ liegen. Sie wird die erste richtige Profikamera im R-System, in der Solidität absolut vergleichbar mit der EOS 1D Mark III, technisch diese übertreffend. Das heißt nicht, dass die EOS R5 oder R6 nicht für Profis gebaut werden, aber es gibt eine eigene Klasse von Kameras, die für höchste Leistung und Belastbarkeit ausgelegt ist, bei Nikon ist das die D6. Die meisten meiner Leser werden diese Kamera nicht brauchen und nicht kaufen, bei mir ist das genauso, obwohl ich sehr schätze, was Canon da entworfen hat. Ich benötige in meiner fotografischen Praxis nicht so viel Belastbarkeit und schätze höhere Auflösungen sehr. Trotzdem freue ich mich, wenn ein blitztauglicher elektronischer Verschluss irgendwann in den Klassen darunter ankommen wird.
Aber Canon bring auch etwas für „Normalbürger“, ein bezahlbares Telezoom, das Canon RF 100-400 f/5.6-8 IS USM (699$), das auch Extender-tauglich sein wird und das RF16mm f2,8 STM, das die gleiche Bauform wir das RF50mm f1,8 STM hat und 299$ kosten wird. So günstig gab es Ultraweitwinkel bei Canon im Vollformat bislang noch nie, ich bin gespannt auf die Leistung des Objektivs.
Es kommt auch neues Zubehör, die EOES R3 wird einen neuen Zubehörschuh haben, der zum Beispiel Digitalmikros direkt unterstützt. Der Zubehörschuh wird wahrscheinlich auch für die EOS R5 als kostenpflichtiges Update angeboten werden. Ich hoffe sehr, dass Canon den Schuh besser macht als Sony, mit dem Schuh hatte ich schon Ärger, zudem sind die Blitzfüße für Sony oft in Plastik ausgeführt und brechen leicht ab.

Nikon kündigt die Z9 an

Nikon hat die Entwicklung der Nikon Z9 angekündigt, eines Profi-Topmodells, das die Nikon D6 beerben könnte. Entwicklungsankündigung ist ein seltsames Wort, das meist dann verwendet wird, wenn die Entwicklung schon fertig ist, aber man die endgültigen Daten erst später veröffentlicht und die Kamera selbst noch ein wenig später bringt. Die Kamera kommt 2021, wahrscheinlich nicht erst gegen Ende des Jahres. Stacked Sensor und 8K legen Ähnlichkeiten zum Sensor der Sony A1 nahe, 8K bedeutet, dass die Kamera mindestens 45MP hat.

https://www.nikon.de/de_DE/news-press/press.tag/news/bv-pr-wwa2103-nikon-announces-development-of-z-9.dcr

Traditionell zeigt die Vorstellung einer Profi-Nikon auch die baldige Vorstellung einer entsprechenden Canon an, Canon hat schon angekündigt, dass sie in der zweiten Jahreshälfte so viele Objektive wie nie zuvor auf den Markt bringen werden.
Fuji GFX100S, Sony A1, Nikon Z9 und Canon R1, allein dadurch wird 2021 schon ein Jahr, in dem auf dem Fotomarkt mehr passiert als durchschnittlich und es wird auch eine Menge bei den günstigeren Kameras kommen. Die Sony A7 III und die EOS R und RP warten z.B. auf Nachfolger. Wer noch auf neue DSLRs wartet, wird meiner Meinung nach enttäuscht werden, außer vielleicht im Einsteigerbereich und bei Pentax, auch bei den Objektiven wird fast alles für die neuen Systeme entwickelt werden, weil diese über die zukünftige Markpositionierung entscheiden werden.

Die Nikon Z9, die endgültige Kamera kann noch leicht abweichen. Bild: Nikon


Die Nikon mag nach der Sony A1 die zweite Profi-Spiegellose sein, aber sie ist die erste, bei der das Gehäuse auch die Anmutung einer Profikamera vermittelt. Ich sage damit nicht, dass die Kameras in den Kategorien darunter nicht von Profis verwendet werden, aber es gibt ein eigenes Segment im Fotomarkt, das extra ausgelegt wird für härteste Reportage-Einsätze oder anspruchsvolle (und wetterunabhängige) Sportfotografie.

Bislang hat man bei diesen Kameras auf hohe Auflösung zugunsten von Geschwindigkeit und Bildqualität bei schwachem Licht verzichtet, aber inzwischen ist das auch mit Bildauflösungen von um die 50MP kein Problem mehr, weil sich die Sensoren schneller auslesen lassen und die Prozessoren auch mit einer Milliarde Pixel pro Sekunde noch umgehen können. Das schnellere Auslesen des Sensors ermöglicht sowohl einen besseren Sucher als auch, den AF schneller mit aktuellen Bildinformationen zu versorgen, so dass die Geschwindigkeit und Genauigkeit so weit steigen, dass eine DSLR heute keine Chance mehr dagegen hätte. Ich habe vor Jahren mal in der Großen Fotoschule geschrieben, dass die Spiegellosen Kameras es erst dann geschafft haben werden, wenn wir sie mehrheitlich neben dem Spielfeldrand oder bei Olympia sehen. Mit der Z9 und vergleichbaren Kameras kommt diese Zeit nun.

Fuji GFX100S and the one never seen

Fujifilm stellt morgen seine neue 100-MP-Mittelformatkamera vor. Sie ähnelt der GFX100 in vielem, ist aber deutlich günstiger und kleiner. Der IS und der bessere AF machen Sie auch für GF-Anwender interessant, die mit den 50MP der beiden kleineren Mittelformatkameras auskommen würden. Der Sensor darin ist von 2014 und es gibt keinen Nachfolger mit Phasen-AF, so dass Aufsteiger in den 100MP-Apfel beißen müssen. Ob süß oder sauer soll jeder selbst entscheiden, aber da auch das Vollformat in diesem Jahr mehr Megapixel erhalten wird, ist der 100MP-Sensor meines Erachtens eine gute Entscheidung. Fujifilm hatte da auch nicht so viel Auswahl, so dass sie nicht wirklich entscheiden mussten.

Heute stellt Sony „the one never seen“ vor, interessanterweise habe ich noch keine echten Leaks gesehen, obwohl der Livestream bereits um 16.00 losgeht. Es gibt Gerüchte, dass es sich um ein teures Flaggschiff, vielleicht die A1, handelt, das einen neuen Sensor mit sehr hoher ISO-Leistung besitzt. Ich werde den Beitrag aktualisieren, wenn es wirklich konkrete Informationen gibt. Es scheint ein größerer Schritt zu werden als die eher inkrementellen Updates, die Sony in letzter Zeit gezeigt hat, von der A7S III einmal abgesehen.

Zur Fuji GFX100S ist praktisch schon fast alles bekannt außer dem Lieferdatum, es kommt auch ein neues GF80mm f1,7, was bei Vollformat einem 63mm f1,3 entsprechen würde, eine sehr interessante Ergänzung zum hervorragenden GF110mm f2.
https://www.fujirumors.com/leaked-fujifilm-gfx100s-press-release-introduces-nostalgic-negative-film-simulation-and-more/

Die Informationen zur Sony Alpha 1 sind nun da:

  • 50 Megapixel bei 30FPS mit elektronischem Verschluss, 10FPS mit mechanischem Verschluss
  • Tieraugen-AF auch für Vögel
  • schnellere Auslesezeit des elektronischen Verschlusses erlaubt Blitzfotografie
  • bessere Flacker-Unterdrückung mit elektronischem Verschluss
  • Mechanischer Verschluss mit 1/400s Synchronzeit
  • 8K30 und 4K120 Video bis zu 30min lang
  • 9MP Sucher wie in der A7S III, aber mit 240fps Bildwiederholrate
  • 2x SD/CFexpress-Slot wie in der A7S III
  • Netzwerkanschluss über RF45
  • USB mit 10GBit
  • AF bis -4 LW
  • IBIS 5,5 Blendenstufen
  • Gleiche Batterien, ähnlicher Body
  • Menü wie A7S III, mit Touchscreen-Unterstützung

Die Kamera vereint Geschwindigkteit und Auflösung mit guten Video-Specs, am ehesten wäre Sie mit der EOS R5 zu vergleichen, übertrifft diese aber in einigen Bereichen noch. Beim Lowlight-AF oder IBIS liegt die Canon vorne, aber insgesamt ist die Leistung der A1 noch höher. Für Sony-Fotografen eine deutliche Erweiterung der Möglichkeiten, ich selbst finde die morgige Ankündigung von Fujifilm noch interessanter, aber ich komme auch aus der Großbildfotografie, als Universalkamera ist die A1 sicherlich spannender.

Allerdings gibt es einen Nachteil: „The Alpha 1 Full-frame Interchangeable-Lens Camera will be available in Europe in March 2021 for approximately €7,300 EUR.“

mehr unter https://www.sony.de/electronics/wechselobjektivkameras/ilce-1

Ein Blick in die Glaskugel für 2021

Traditionell nutze ich die Zeit um die Jahreswende, um meine Erwartungen für die nahe Zukunft hauptsächlich in Bezug auf den Fotomarkt aufzuschreiben. Wie gut oder schlecht das gelingt, können sie in den vergangenen Jahresvorschauen überprüfen.

Im nächsten Jahr wird es die erste richtige Profi-Spiegellose geben. Natürlich gibt es jetzt schon spiegellose Kameras, die von Profis gerne verwendet werden, oder die von der Leistung her traditionelle Profikameras in den Schatten stellen, wie z.B. die EOS R5, die 20 Bilder pro Sekunde bei 45MP schafft, ohne den geringsten Kompromiss beim AF einzugehen. Aber eine Kamera wie die Nikon D6 oder die EOS 1DX Mark III gab es bisher nicht als Spiegellose. Das wird 2021 anders werden, ich erwarte entsprechende Kameras von Canon, Nikon und vielleicht Sony, wobei ich bei Nikon nicht ganz sicher bin, ob sie wirklich nächstes Jahr fertig damit werden. „Sicher“ bin ich bei den anderen beiden auch nicht, aber ich halte es für sehr wahrscheinlich.

Es kann gut sein, dass wir in dem Zusammenhang zum ersten Mal einen Global Shutter in einer normalen Fotokamera sehen werden. Das ist ein elektronischer Verschluss, der das gesamte Bild gleichzeitig aufnimmt, so dass beliebig kurze Blitzsynchronzeiten möglich werden und auch der Rolling-Shutter-Effekt nicht mehr auftritt. Trotzdem wird es weiterhin einen mechanischen Verschluss geben, weil er wahrscheinlich bei langen Zeiten noch Vorteile hat, den Sensor vor Verschmutzung schützt (wenn man es wie Canon richtig macht) und Reflexionen bei kurzen Belichtungszeiten verhindert.

Canon ist strategisch sehr gut aufgestellt und ich habe schon vorher geschrieben, dass ich fest davon ausgehe, dass sie Marktführer auch bei den Spiegellosen werden. Aber sie haben eine Bruchstelle im System, es gibt keinen Upgrade-Pfad von den EOS M zu den EOS R-Kameras. Ich vermute deswegen, dass bald auch eine EOS R im APS-C-Format herauskommen wird. So etwas ähnliches gibt es schon jetzt mit der Canon Cinema EOS C70, einer Filmkamera mit RF-Bajonett, aber einem kleineren Sensor. Das M-System ist zwar ein Erfolg, aber ich könnte mir vorstellen, dass das mittelfristig ausläuft und R auch den APC-Bereich übernimmt.

Stadtnahe Natur, mit dem Fahrrad erreichbar, eine zehntel Sekunde belichten mit dem IBIS der EOS R6, das war typisch für 2020.

Im Spiegelreflexbereich erwarte ich signifikante Neuerungen nur noch von Nikon, d.h. DSLRs, die auf den Profi zielen. Pentax wird sicher auch bei DSLR bleiben, aber wie lange das gut gehen wird, weiß ich nicht. Und ob Nikon den Entwicklungsaufwand nicht auch lieber in die Spiegellosen hätte stecken sollen, wird sich zeigen. Ohnehin ist Nikon durch die Verluste in der Halbleitersparte gerade etwas angeschlagen und das Marktumfeld wird auch in den nächsten Monaten nicht besser werden. Ich gehe aber insgesamt von einer Besserung der Lage bei Nikon aus, das Z-System macht auch objektivseitig inzwischen einen guten Eindruck. Nikon stellt 2021 die Kameraproduktion in Japan ein und wird auch die Profikameras in Zukunft in Thailand fertigen. Die Kamerasparte von Olympus ist bereits an Japan Industrial Partners verkauft worden, eine Investmentfirma, die sich um die Sanierung von Unternehmen kümmert. Was das für die Zukunft bedeutet, muss man abwarten, aber der harte Konkurrenzkampf zwischen den großen Kameraherstellern wird auf Dauer wahrscheinlich zum Aufgeben von einem oder mehreren der kleinen führen. Ich kann mir auch vorstellen, das mittelfristig ein chinesischer Hersteller hinzukommt. Einigermaßen einfach wird die nächste Zeit nur für Canon, Fuji und Sony.

Das größte Objektivfeuerwerk wird im nächsten Jahr Canon zünden, zudem werden die Fremdhersteller endlich AF-Objektive für das RF-Bajonett bringen. Samyang tut das schon jetzt. Wir werden auch verblüffende Objektive sehen, die es bisher so noch nicht gab. Ich denke, dass Objektive für Fotografen wichtiger werden werden, da im Kamerabereich eine durchgängig hohe Leistung erreicht wird, die für eine Systementscheidung nicht mehr ganz so bedeutend ist. Es werden auch mehr kleine und scharfe Objektive für das spiegellose Vollformat erscheinen, die zusammen mit günstigen Kameras den Trend zum Vollformat noch weiter verstärken werden. APS-C wird es weiter gut gehen, aber bei Micro Four Thirds bin ich mir da nicht langfristig sicher.

Kleine Trends, die ich gerade beobachte, sind, dass in meinem professionellen Umfeld Lightroom immer mehr an Bedeutung verliert und immer mehr meiner Profikollegen hauptsächlich Capture One verwenden und dass immer mehr mit Mittelformat arbeiten. Das liegt sicher an sinkenden Preisen und höherer Praxistauglichkeit, aber auch am anderen Arbeiten und der besseren Bildqualität.

Ein weiterer Trend, den Sie auch 2020 schon beobachten können, sind leistungsfähige ARM-Prozessoren, die durch ihren geringen Stromverbrauch auch schon in Servern oder Macs Verwendung finden. Die neuen M1-Prozessoren, auf die Apple nach und nach sein gesamtes Computerangebot umstellen will, basieren auf ARM. Microsoft fängt auch an, eigene ARM-Architektur zu entwickeln. Die Prozessoren in den Kameras wie BIONZ (Sony) oder DIGIC (Canon) basieren meist auch auf ARM-Architektur. Auch im X86-Bereich verschiebt sich der Markt, AMD ist inzwischen effizienter als Intel, die immer noch Probleme haben, ihre Chip-Produktion auf kleinere Strukturbreiten umzustellen, die höhere Leistung bei geringerem Stromverbrauch ermöglichen. Während AMD schon seit einem Jahr auf 7nm fertigt, ist man bei Intel wohl nicht einmal sicher, ob man das bis 2022 hinbekommt. Vielleicht ist das auch einfach schlechtes Karma, Intel hat AMD früher sehr unfair aus dem Markt zu drängen versucht. Ein weiterer Trend ist die Zunahme der Wichtigkeit von Grafikkarten bei Berechnungen. Nicht nur Adobe oder Capture One verwenden die GPUs immer mehr, um die Bildbearbeitung zu beschleunigen, sondern auch Anwendungen aus der KI benutzen hautsächlich GPU-Rechenpower, wenn Sie Videos mit anderen Gesichtern fälschen möchten, dann läuft das über eine Nvidia-Grafikkarte.
Die Leistungsfähigkeit der Prozessoren ermöglicht heute Kameras, die über eine Milliarde Pixel pro Sekunde verarbeiten können, wie es die EOS R5 im 8K DCI mit 30 fps macht, bei 20 Raws mit 45MP sind es auch schon 900 Mio. Pixel/s. Da diese Technik jetzt möglich ist, wird Sony wohl 2021 eine ähnlich leistungsfähige Kamera herausbringen. Bislang mussten sich Kamerahersteller immer entscheiden, ob sie hohe Auflösung oder hohe Geschwindigkeit umsetzen wollten, diese Zeiten sind ab jetzt vorbei. Vielleicht war die Sony A9 II auch deswegen so ein lahmes Update, weil klar war, dass bald eine deutlichere Technikumstellung folgen wird.

Ich habe 2020 so viele Firmware-Updates durchgeführt wie noch nie, auch das ist ein Trend, der vorerst so weiter gehen wird. Kameras, Objektive und Blitze enthalten immer mehr Software, die immer öfter aktualisiert werden muss, um die Kompatibilität mit neuen Geräten zu gewährleisten oder um alte Fehler loszuwerden. Ich kann damit leben, denn erstens sind die Geräte von Anfang an meist so gut, dass man professionell damit arbeiten kann und zweitens profitiert der Kunde, wenn die Geräte besser werden und durch Firmware-Anpassungen zukunftssicherer werden. Firmen, die das vernachlässigen, werde ich auf Dauer nicht mehr kaufen, über die Update-Politik von Yongnuo (bestimmte Blitze werden nicht mehr aktualisiert, obwohl praktisch baugleiche neue Firmware bekommen) und Nissin (nur beim Service) habe ich mich schon so geärgert, dass die Hersteller bei mir rausgeflogen sind.

Kein Foto, sondern eine schnelle Übung in einer 3D-Software.

Vielleicht nicht direkt Fotografie, aber doch extrem nah und in direkter Konkurrenz steht 3D-Visualisierung. Ich habe in diesem Jahr meine ersten Jobs als reines Rendering abgegeben, gerade wenn man Dinge visualisieren will, die es so noch nicht gibt oder die noch keiner sehen soll, ist das viel mächtiger als Photoshop. Und in manch anderen Bereichen die einfachere Lösung. Wenn Sie sich den kürzlich verstorbenen IKEA-Katalog oder die Webseite, die ihn beerbt, anschauen, werden Sie feststellen, dass fast alles berechnet wurde und kaum etwas fotografiert. Auto-Werbung ist auch nur noch teilweise fotografisch, selbst im Food-Bereich wird manchmal 3D verwendet.

Ich selbst habe darüber auch entdeckt, wie gut freie Software inzwischen geworden ist. Das liegt auch daran, dass dort bezahlte Programmierer arbeiten, die von Firmen oder Einzelpersonen, die die Software nutzen, gefördert werden. Trotzdem können Sie sie auch einfach legal und dauerhaft kostenlos verwenden, ohne ein schlechtes Gewissen dabei zu haben. Beispiele:
Office: https://de.libreoffice.org/
3D: https://www.blender.org/
Illustration: https://krita.org/en/

Nicht Open Source, aber in einer guten kostenfreien Version erhältlich, ist folgende Videosoftware: https://www.blackmagicdesign.com/de/products/davinciresolve/

Und bis zu einem recht ordentlichen Jahresumsatz ebenfalls kostenlos ist eine Software zur 3D-Echtzeitvisualisierung oder die Game-Entwicklung: https://www.unrealengine.com/en-US/

Wir bewegen uns langsam aber stetig auf den 200. Geburtstag der Fotografie zu. 1826 nahm Nicéphore Niépce das erste beständige Bild auf. Diese Beständigkeit ist aber auch endlich. Wir haben es mit in der Hand, wieviel aus der Frühzeit der Fotografie überlebt, einer Zeit, in der sehr viel weniger Bilder aufgenommen wurden und die die erste überhaupt war, die fotografisch dokumentiert wurde.

Eine Glasplatte, deren Emulsion sich auflöst. Wahrscheinlich Paris, Anfang des 20. Jahrhunderts.

Wenn Sie noch alte Schätze haben, dann digitalisieren Sie sie und stellen Sie sie am besten auch online, so dass sie für die Nachwelt verfügbar sein werden. Das muss auch nicht auf die ersten Jahrzehnte der Fotografie beschränkt bleiben, die gesamte Zeit vor Internet und Digitalfotografie ist schlecht repräsentiert. Ein Trend, den ich für verzichtbar bis ärgerlich halte, ist die nachträgliche Kolorierung, Hochskalierung von Fotos oder das Umrechnen auf 60fps von altem Filmen. Für nachfolgende Generationen ist die Originalinformation viel wichtiger als irgendwelche KI-Spielereien, die Artefakte hinzufügen oder den Eindruck verfälschen.

Paris, nach 1889, denn das Plakat im Vordergrund wirbt für den Eiffelturm. Ein Klick aufs Bild zeigt die volle Auflösung.

Im Bereich Social Media und Internet wird es 2021 richtig knallen. Google und Facebook (Whatsapp und Instagram gehören zum Konzern) werden mit Ihren Geschäftspraktiken so sehr anecken, dass auch eine Zerschlagung der Konzerne möglich wird, auch wenn die Prozesse bis dahin vielleicht etwas länger dauern. Aber ab jetzt wird es Ernst für die beiden. Vielleicht sollte auch jeder einzelne schon darauf achten, sich weniger abhängig von nur ein paar Konzernen zu machen, Alternativen zu suchen und zu nutzen und auch die eigene kreative Produktion nicht nur in die immer gleichen Social-Media-Kanäle zu füllen. Leider ist das Internet seinem schnellen Wachstum in manchen Ebenen nicht hinterhergekommen, das Risiko, dass ernsthafte Störungen oder Krisen dadurch hervorgerufen werden, steigt kontinuierlich weiter. Künftig wird noch mehr am Internet hängen (z.B. Autos), es ist sehr wichtig, dass die Infrastruktur dafür stabil und sicher genug ist. Wenn Sie bei manchen Dingen hinter die Fassade gucken, wie zum Beispiel vielen IOT-Produkten (Internet of Things, auch Smart Home), dann wird Ihnen schlecht.

Die Digitalisierung beeinflusst den Fotomarkt immer mehr. Künstliche Intelligenz kommt zunehmend zum Einsatz und ist auch im Videobereich schon ein fast normales Produktionswerkzeug geworden. Bildbearbeitungssoftware setzt immer mehr darauf, nicht immer zum Vorteil der Ergebnisse, aber oft doch. Der Trend wird zu noch mehr überwürzten Landschaftsaufnahmen und süßlichen Porträts führen, aber auch zu spannenden neuen Bildern. Ob KI zu Kitsch führt, ist ein Luxusproblem, auf lange Sicht werden wir mit ganz anderen Fragen konfrontiert werden. Als ich zwischen sechzehn und einundzwanzig war und mich sehr für Kognitionswissenschaften interessiert habe, hätte ich bestimmte Dinge, die wir heute schon nutzen, für in meiner Lebenszeit nicht erreichbar gehalten. Viele Entwicklungen werden noch Zeit benötigen, aber da sie oft exponentiell verlaufen, werden sie schneller vonstatten gehen und größer werden, als wir es uns vorstellen können. Was machen wir, wenn die Maschinen uns weit überlegen sein werden und ihre Weiterentwicklung von ihnen selbst weitergetrieben wird? Wie viele Menschen werden noch ansatzweise erfassen können, was technisch gerade passiert? Abgesehen davon, dass das auch jetzt schon gilt. Ich befürchte, dass die Abkehr von Fakten und Wissenschaft, die wir bei Vielen beobachten können, auch damit zusammenhängt, dass sie bereits überfordert sind und lieber nach ganz einfachen oder monokausalen Zusammenhängen suchen, als nach verständlichen Zusammenfassungen von Menschen, die sich auskennen. Der andere Teil kommt daher, dass man dank Social Media zu jedem Unsinn genug Menschen findet, die einen gerne darin bestätigen.

Der größte „Trend“ für 2021 wird leider Covid-19 bleiben. Wir haben großes Glück, dass die Entwicklung der ersten Impfstoffe inkl. der Phase-III-Tests schon abgeschlossen ist, aber für die meisten wird das trotzdem noch recht lange dauern, bis sie die zweite Impfung erhalten haben und bald darauf etwas freier planen können. Es mag sein, dass sich das durch weitere Impfstoffkandidaten verkürzt oder durch Virus-Mutationen verlängert. Ich gehe bislang jedenfalls davon aus, auch den nächsten Sommer genau wie in diesem nicht zu verreisen, sehr viel lokaler zu fotografieren und meine Kontakte auch noch ein ca. Dreivierteljahr sehr stark einzuschränken. Wie in der Oper passiert in der zweiten Halbzeit meist mehr, wenn Sie sich frühzeitig darauf einrichten, können Sie die Zeit, bis sich die Lage entspannt, besser nutzen und verringern die Chance, das es für Sie oder Ihre Nächsten oder Fremde übel ausgeht. Ich meine damit nicht Angst, aber Respekt und einen vernünftigen Umgang mit dem Thema. Und eine Einstellung, die die Zeit nicht einfach als Abwarten begreift, sondern als eine, die Sie sinnvoll füllen können und in er Sie sich mit weniger Ablenkung als sonst entwickeln können. Ich weiß, dass das nicht für alle gilt, das die Lage für viele existenzbedrohend ist oder wirkt oder dass sie so viel für Eltern und Kinder erledigen müssen, dass sehr viel weniger Freizeit bleibt und der psychische Druck zunimmt. Die Maßnahmen abzukürzen und aus wirtschaftlichen Gründen wieder eine „Normalität“ einzuführen, ist aber auch keine gute Idee.

„Es gibt viel zu tun, packen wir’s an“ war mal ein Werbespruch von Esso…

Durch eine weltweite Pandemie werden andere Themen nicht weniger wichtig. Gerade beim Artensterben und beim Klimawandel bleibt uns nur wenig Zeit für durchgreifende Lösungen. Viele große Unternehmen haben schon Selbstverpflichtungen abgegeben, ab wann sie CO2-neutral arbeiten wollen. Auch wenn nicht jede Rechnung dahinter stichhaltig ist, ist der Trend klar. Aber wir sollten das nicht nur von Politik oder Wirtschaft erwarten, sondern uns selbst fragen, ab wann wir so weit sind. Unter https://uba.co2-rechner.de/de_DE/ können Sie überprüfen, wo Sie momentan stehen. Ich setze im Haushalt auf 100% Ökostrom und Ökogas, fahre weniger und langsamer, das nächste Auto wird batterieelektrisch, und wann ich das nächste Mal eine Flugreise machen werde, weiß ich nicht. Airbus plant, 2035 ein erstes emissionsfreies Verkehrsflugzeug auf den Markt zu bringen. Die Energiewende wird auch bei den Fotografen ein wichtiger Trend sein, ich kenne Kolleginnen, die bereits mit einem elektrischen Lastenfahrrad zum Kunden fahren, vielleicht werden Sie, wenn Sie für bestimmte Kunden tätig werden wollen, bald nachweisen müssen, dass auch Sie C02-neutral arbeiten.

Ich wünsche Ihnen frohe Weihnachten und einen besinnlichen Lockdown, passen Sie auf sich und andere auf, bei der nächsten Jahresvorschau sieht die Welt schon ganz anders aus. Wie, liegt auch an uns.

Canon EOS R5 erste Eindrücke

Ich habe mit der R5 nun ein paar Tausend Bilder gemacht (klingt viel, geht aber sehr schnell) und möchte von meinen Erfahrungen berichten. Erster Eindruck im Laden: solide, super Sucher, erstaunlich leise, Ergonomie top, kann aber den Handgriff vertragen, zumindest wenn man selbst etwas größer ist.

Im Job ist das Klappdisplay sehr praktisch, gerade wenn man enge Räume fotografieren muss. Der Bildstabilisator ist wirklich erstaunlich, mit dem RF 35mm f1,8 habe ich 2s aus der Hand belichtet und das Bild war scharf, Das EF 16-35 f4L schneidet bei der Stabilisierung an der R5 allerdings schlechter ab. Ich hatte keine Probleme mit IS und Stativ.

Der Sucher ist sehr gut, auch bei schwachem Licht kein Rauschen oder Schmieren, es ist wohl die gleiche Bildschirmeinheit wie bei der A7R4, das Bild an der Sony sieht aber pixeliger aus, wenn man fokussiert hat (=den Auslöser angetippt). Die Kamera ist extrem responsiv, die AF-Rückmeldung ist sehr schnell, das Verschieben des Fokuspunkts auf dem Display ist verzögerungsfrei. Wenn Sie den Sucher auf 120 fps stellen, ist er auch für schnelle Motive gut geeignet.

Die der Tier-AF der R5 macht wirklich Spaß

Erste Videotests sind extrem vielversprechend, der IS arbeitet gut, die Qualität ist toll, alles lässt sich intern aufzeichnen. Wer nur Video machen möchte, kann vielleicht noch etwas abwarten, bis das Überhitzungsthema geklärt ist. In 8K oder den schnellen 4K-Modi wird die Kamera nach gut 20 bis 35 min so warm, dass sie die Videoaufnahme erst einmal einstellt, um abzukühlen.

Um die Kamera nicht nur im fototechnisch etwas drögen Job kennenzulernen, habe ich Makros und Tieraufnahmen gemacht. Ich habe eine A7R3 und kenne die A7R4 ganz gut, aber die R5 fühlt sich noch einmal eine ganze Ecke besser an im AF. Ich vermute, dass sorgfältige Vergleichstests ergeben werden, dass die R5 den besten AF aller lieferbaren Kameras hat. Und das in Verbindung mit 20 Bildern pro Sekunde und 45 MP. Für Naturfotografen ein Traum. Gesichts- Und Augenerkennung ist nach ersten Tests auch sehr gut und schnell, die AF-Abdeckung geht praktisch über den ganzen Sensor, ca. bei f7,1 wird sie zu einem großen Rechteck, dass immer noch das meiste abdeckt und bei Blende 11 zu einem großen Quadrat in der Mitte. Ich habe nur bis f13 Anfangsblende testen können, aber der AF soll auch noch mit f22 funktionieren. Das 800mm STM macht einen recht guten Eindruck, scharf und einigermaßen schnell. Mit 800 mm unregelmäßig bewegten Zielen zu folgen ist aber sehr schwierig.

Objektive am Adapter arbeiten problemlos und genau, genauer als an jeder DSLR. Es kann sein, dass es Ausnahmen bei Fremdherstellern und alter Firmware gibt, aber Umsteiger müssen nicht befürchten, dass sie alles neu kaufen müssen.

Die Kamera verbraucht recht viel Strom, das ist in der Praxis aber kein echtes Problem. Ich habe heute 1138 Aufnahmen gemacht und dabei 2 Akkus verbraucht, allerdings war einer davon ein Canon-Akku von 2012 (Status: rot) und der andere ein normaler 2 Jahre alter Patona, der noch die normale Kapazität erreicht. Mit der Kamera mitgeliefert wird ein kompatibler aber stärkerer Akku, der noch ein bisschen länger halten sollte als meine zufälligen Fototaschenfunde.

Die Bildqualität wirkt sehr gut, auch wenn man sie Schatten stark aufhellt. Im Moment kann aber erst Canons DPP und der DNG-Konverter von Adobe mit den cr3-Daten umgehen. Der Dynamikumfang ist sehr gut, ich werde das nochmal exakt vergleichen, aber die ersten Tests sind super und besser als ich es erwartet habe.

Fokus Bracketing ist gut zu verwenden, bei 20 Bildern pro Sekunde auch aus der Hand, DPP braucht recht lange zum Zusammenrechnen, macht das aber auch ganz gut, wobei ich natürlich noch nicht alles ausgiebig testen konnte.

Der leise Verschluss erzeugt zwar etwas Rolling Shutter, wenn ich es provoziere. In der Naturfotografie habe ich ihn bislang nicht als Einschränkung empfunden. Mit 900 Millionen Pixeln pro Sekunde erzeugt man aber enorme Datenmengen, ich werde mir angewöhnen müssen, die Bildwiederholrate an den Einsatzzweck öfter anzupassen. Die Ergebnisse sind aber atemberaubend, gerade bei der Vogelfotografie.

600mm, Bildausschnitt

Ich werde diesen Bericht ergänzen, wenn ich mehr Erfahrungen mit der Kamera gesammelt habe. Es ist jetzt schon klar, dass meine Sony-Objektive zum größten Teil verkauft werden, dass Spiegelreflex vorbei ist und dass das R-System eine große Zukunft hat. Der Schritt von der EOS 5D zur 5D Mark II war groß, aber der von der R zur R5 ist viel größer, mein erster Eindruck entspricht aufrichtiger Begeisterung.

Olympus verkauft Kamerasparte

Olympus hat heute bekannt gegeben, dass die Kamerasparte an JIP verkauft wird:
https://www.olympus-global.com/ir/data/announcement/2020/contents/ir00013.pdf

JIP, Japan Industrial Partners, hat z.B. die PC-Sparte VAIO von Sony gekauft, heute ist das ein chinesisches Unternehmen. Worauf dieser Verkauf hinauslaufen wird, kann ich ehrlich gesagt nicht abschätzen, denkbar wäre auch eine Zerschlagung oder eine Weiternutzung der Patente. Dass die Lage auf dem Kameramarkt gerade für die kleineren Hersteller ernst ist und durch Covid-19 noch einmal verschärft wurde, ist kein Geheimnis. Ich selbst habe mit dem Olympus OM-System angefangen zu fotografieren und bis später zu Canon gewechselt, als Olympus mit Kameras wie der OM 101 seinen Willen, dieses System mit Schwung an die Wand zu fahren, deutlich gemacht hat. Olympus‘ Power-Focus hat die Nachteile von manueller Fokussierung und dem damaligen Autofokus brillant zu etwas völlig Sinnlosem verbunden, deutlicher konnte man seine Ambitionen im Kameramarkt eigentlich nicht aufgeben.


Neues aus der Fotobranche (CES)

In Las Vegas findet gerade wieder die CES (Consumer Electronics Show) statt. Eine Gelegenheit auch für Fotohersteller, Neuigkeiten zu präsentieren, wenngleich die CP+ Ende Februar in diesem Zusammenhang noch wichtiger ist.

Canon hat die 1D X Mark III vorgestellt, das Topmodell der Marke. Sie ist noch schneller geworden, die Bildqualität und Iso-Leistung sind verbessert worden und der AF ist ebenfalls leistungsfähiger. Ein Teil der wichtigen Neuerungen verbirgt sich im Livebild, die Kamera profitiert also von den Entwicklungen im Spiegellosen Bereich. Im Video unterstützt sie nun RAW-Aufzeichnung in 5,5K Auflösung bei 60fps, und zwar intern dank 2 x CFexpress-Speicherkarten. Sie hat beleuchtete Buttons und ist fast 100g leichter geworden. Das ist alles recht perfekt und wenn Sie die nur 20MP Auflösung oder die 7.299,00€ Verkaufspreis nicht schrecken, erhalten Sie die Kamera schon ab Mitte Februar im Handel.

https://www.canon.de/cameras/eos-1d-x-mark-iii/

Nikon hat ebenfalls eine neue Kamera vorgestellt, die D780, den Nachfolger der D750, Verbesserungen kommen auch hier hauptsächlich aus der Spiegellosen-Welt, wenn Sie den Spiegel hochklappen, arbeiten Sie quasi mit einer Z6. Für die Z-Serie gibt es nun auch ein 70-200mm f2,8, ein 24-70mm gibt es bereits, fehlt also nur noch ein lichtstarkes Weitwinkelzoom zur „Holy Trinity“ der Objektive, Canon hat die bereits fertig. Ebenso hat Nikon ein Profizoom für die DSLRs herausgebracht, ein 120-300mm f2,8 ( https://www.nikon.de/de_DE/product/nikkor-lenses/auto-focus-lenses/fx/af-s-nikkor-120-300mm-f-2-8e-fl-ed-sr-vr ), allerdings ist das mit 11 Kiloeuro nur für Wenige etwas. Canon hingegen hat gesagt, dass erstmal gar keine EF-Objektive kommen werden, es sei denn, der Markt würde danach verlangen. Der Fokus liegt bei Canon momentan ganz klar auf RF.

Und Sony? Sony hat auch etwas Neues gezeigt: ein Auto.
https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/sony-ces-2020-elektroauto-1.4746781
Ich schrieb ja schon, dass der Fotomarkt nicht mehr der wichtigste Kameramarkt ist, Überwachung und Automotive sind deutlich größer. Sony wird aber wahrscheinlich auf der CP+ nicht noch ein Auto vorstellen, dann sind die Kameras dran, der Nachfolger der A7s wäre an der Zeit.

AMD hat neue Notebookprozessoren und einen Highend-Prozessor mit 64 Kernen (Threadripper 3990X) vorgestellt. Die Zeiten, in denen Intel sind fast automatisch anbot, wenn man einen neuen Rechner anschaffen wollte, sind (wieder) vorbei, zumal AMD schon seit Sommer im 7nm-Prozess liefert, was auch der Energieeffizienz zu gute kommt. Das es ernst wird, hat Intel schon im Herbst gezeigt, als sie ihre Prozessorpreise halbiert haben. Für den Kunden gut, Auswahl statt Monopol senkt die Preise und verbessert die Qualität.

3 kleine Beobachtungen zum Fotomarkt

Canon hat die 90D und die M6 Mark II als spiegelloses Schwestermodell auf den Markt gebracht. Praktisch jeder Rezensent schreibt, dass die 90D im Livebild-Modus besser arbeite als mit dem optischen Sucher. Das war etwas, was ich zum Teil schon bei der 5D Mark IV feststellen konnte. Wenn ich mit dieser Porträts in Bewegung mit hochlichtstarken Objektiven aufnehmen wollte, dann erbrachte der Livebildmodus bessere Ergebnisse. DSLR ist nicht tot, aber es geht in die Endrunde, ich denke nicht, dass die Canon EOS 1D X Mark III und die Nikon D6, die im nächsten Jahr erscheinen, noch Nachfolger bekommen werden. Dafür werden spiegellose Sportkameras kommen.

Sony hat mit der α9 II einen Nachfolger zur α9 vorgestellt, der dieser in den technischen Daten fast gleicht. Das Update würde man Autos als Facelift bezeichnen und nicht als neues Modell. Die Kamera hat ein besseres Gehäuse, eine Netzwerk-Buchse und einen mechanischen Verschluss bekommen, der nun auch 10 Bilder pro Sekunde schafft statt 5. Der elektronische Verschluss bleibt weiter bei 20 fps, der Sensor ist der gleiche. Nicht einmal der Sucher wurde verbessert, wahrscheinlich ist der hervorragende Sucher der A7R IV nicht schnell genug oder Sony wollte bei diesem Release Geld und Entwicklungszeit sparen. Sony hat jedenfalls deutlich Dampf aus der Entwicklung genommen, auch die α6400 ist kaum berichtenswert gewesen.

Canon hat, wie ich schon schrieb, neue Firmwares für die EOS R und RP herausgebracht, die die Kameras wirklich enorm verbessern in Bezug auf den AF. Ich habe inzwischen den ersten Job mit der neuen Firmware fotografiert und möchte meine Empfehlung zum Update noch einmal deutlich wiederholen. Version 1.4 für die R und 1.3 für die RP sollten Sie möglichst bald aufspielen, falls Sie das noch nicht haben.

Zusammengefasst bleiben für mich drei Beobachtungen: DSLR geht dem Ende zu, Spiegellose sind, zumindest bei Sony, die ja schon länger dabei sind, inzwischen (vorerst) auch bei nur inkrementellen Updates angekommen und Software ist so wichtig geworden, dass Sie eine Kamera signifikant verändern kann und ihre Entwicklung der Hardware noch eine Weile hinterherläuft. Selbst Sony sagt, dass der neue Prozessor der α9 II mehr Raum für künftige Firmwares schafft. Diese Entwicklung ist nicht nur auf Kameras beschränkt, auch VW hat angekündigt, dass der nächste Golf zunächst nicht mit der vollen Software ausgeliefert werden wird.

APS-C-Neuigkeiten von Sony

Sony hat zwei neue APS-C-Kameras vorgestellt, die Sony α6600, das neue Topmodell im APS-C-Bereich. Diese ist um Prinzip eine α6500 mit dem großen Akku der A7 III und den AF-Möglichkeiten der α6400. Mit 1599€ ist der Abstand zu einer Vollformatkamera preislich kaum noch gegeben. Mit 899€ deutlich günstiger ist die neue α6100, die keinen IBIS hat, den kleinen Akku und deren Sucher deutlich geringer aufgelöst ist. Die sonstigen Leistungsdaten unterscheiden sich weniger, als der Preisunterschied vermuten lässt. 11 fps bei 24 MP machen beide, das AF-System scheint gleich zu sein.

Etwas spannender sind die Objektiv-Neuvorstellungen, das Sony SEL 70-350mm F4,5 – 6,3 G OSS (899 €) und das Standardzoom Sony SEL 16-55 mm/2,8 G, die beide allerdings nur für APS-C gerechnet wurden.

Die Kameras sind fast eher Produktpflege als Neuvorstellungen, ich bin gespannt, ob Sony mit dem Nachfolger der A7S II noch eine Sensation im Köcher hat, die Konkurrenz bei Panasonic hat jedenfalls mit der 6K-Vollformat S1H schon sehr gut vorgelegt. Die native Dual-ISO-Unterstützung ist eine interessante Neuigkeit, ich bin auf erste Praxistests gespannt.

Neues vom Fotomarkt

Canon hat ein 24-240mm-Objektiv für die EOS R-Kameras herausgebracht. Ich bin kein Freund von Superzooms, aber ich vermute, dass Canon dabei viel richtig gemacht hat und das eine gute Wahl sein wird, für Leute, die trotz Vollformat leicht reisen möchten.

Sony hat ein 35mm f1,8 veröffentlicht, das einen sehr guten Eindruck macht und eine echte Lücke im Angebot schließt. Bislang gab es als kleines 35er nur das Zeiss, dass ich nicht besonders mochte und das auch nur f2,8 bietet. Mit 699€ UVP wird es wahrscheinlich einen ähnlichen Erfolg haben wie das 85mm f1,8. UPDATE: Das Objektiv konnte ich inzwischen kurz testen. Es wirkt noch kleiner als ich es mir vorgestellt hätte, die AF ist sehr fix und leise. Die Schärfe ist bei Offenblende sehr gut, lässt zu den Ecken aber sichtbar nach (erwartungsgemäß). Die LoCa (Farblängsfehler) ist deutlich sichtbar, kontrastreiche Kanten hinter der Schärfeebene bilden einen grünen Saum. Gesamteindruck wirklich gut, das Objektiv wird wahrscheinlich auch noch ein wenig günstiger werden, das 85er ist seit seiner Vorstellung um knapp 100€ im Straßenpreis gesunken.

Fujifilm hat ein Pancake für Mittelformat auf den Markt gebracht (angekündigt war das GF 50mm F3,5 R LM WR schon lange), dass die GFX 50R auf gerade eben über ein Kilo bringt, was für eine Mittelformatkamera mit Objektiv wirklich wenig ist. Die Schärfe reicht für 100MP, jedenfalls bis kurz vor dem Rand. Das GF 45mm f2,8 ist allerdings auch nicht besonders schwer, bietet etwas mehr Bildwinkel und Lichtstärke und ist ebenfalls sehr scharf.

Sony hat die A7R IV vorgestellt, die ab Ende August für knapp 4000€ erhältlich sein wird. Sie hat einen 61MP-Sensor mit 15 Blenden Dynamikumfang, einen verbesserten AF, einen besseren Sucher, bessere Wetterabdichtung, und die AF-Punkte im Sucher lassen sich endlich farbig anzeigen. Der zweite Kartenslot unterstützt nun auch UHS II. Das ist wahrscheinlich die beste Allroundkamera, die man kaufen kann, aber mich reizt die vorerst nicht. Die Vorteile zu A7R III scheinen mir in der Praxis zu gering, die Kamera als „Medium Format Quality“ zu bewerben ist Quatsch, das weiß jeder, der wirklich einmal mit Mittelformat gearbeitet hat, ein großer Sensor ist nur mit Auflösung und Dynamik eben nicht zu schlagen. Es gibt auch immer noch kein besseres Menü, keine vernünftige Touchscreen-Unterstützung, der Rolling Shutter-Effekt mit dem leisen Verschluss ist immer noch fies, im Videobereich hat sich außer verbessertem AF nicht viel getan. Und weil die A7R III nicht mal zwei Jahre alt ist, fällt es auch nicht schwer, eine Generation auszusetzen.
Für mich wird die Vorstellung der hochauflösenden EOS R wahrscheinlich das spannendere Event. Die wird die Sony wohl in der Auflösung übertreffen, zwei Kartenslots und IBIS mitbringen. Nikon wird wohl ebenfalls eine Kamera mit dem 61MP-Sensor herausbringen, der Konkurrenzkampf auf dem Fotomarkt ist bei sinkenden Gesamtumsätzen sehr hart, es kann sein, dass das auf Dauer zum Rückzug von ein oder zwei Kameramarken führt, die momentan einstellige Prozentzahlen als Marktanteile vorweisen. Ich hoffe das nicht, ich würde jede davon vermissen.
UPDATE: Ich hatte die A7R4 heute in der Hand. Der Sucher ist sehr deutlich besser als bei der A7R III, der Body liegt besser in der Hand, die Bedienelemente sind haptisch besser, nur das Daumenrad auf der Rückseite wirkt zu kantig, so als hätte man einen Arbeitsgang gespart, der es perfekt gemacht hätte. Die Kamera wirkt insgesamt qualitativ hochwertiger, die A7R III hat dagegen den Charme eines Prototyps. Das Verschlussgeräusch ist deutlich leiser und dezenter geworden, in etwa vergleichbar der EOS RP. Die Rückschau in 1:1 dauert irritierend lange. Während die bei meinen Canons sofort kommt und bei der A7R III einigermaßen schnell, scheint es bei der A7R4 gut zwei Sekunden zu dauern, nicht ganz so schlecht wie bei der A7R2, aber immer noch zu lange.

Die Fuji GFX 100S ist nun erhältlich, ähnliche Sensortechnik wie bei der A7R IV, aber größerer Sensor und 100MP. Das ist für fast alle meiner Leser und mich eher theoretisch interessant, aber Sie können sich ja den Spaß machen und im Netz nach Raw-Bildern suchen, dann wissen Sie, was Mittelformatqualität bedeutet. Und das ist noch ein eher kleiner Sensor im Mittelformat, bei den größeren werden die Kameras aber sehr umständlich und die Preise erinnern eher an einen guten Neuwagen als an eine Kamera.

Sony SEL14TC 1,4 Telekonverter Serienfehler

In meinem Objektivbuch weise ich auf eine auf eine Schwäche des SEL14TC Konverters von Sony hin. Er schattet in den Ecken stark ab. Bis gestern dachte ich, dass das normal wäre und an dem sehr engen Bajonett des Sony E-Mounts liegt. Es ist aber nur der schlechten Qualitätskontrolle bei Sony geschuldet und keinesfalls das Sollverhalten. Sony tauscht die Konverter auch aus, allerdings wohl nur innerhalb der Garantie.

Wenn Sie auch so dunkle Ecken feststellen, schicken Sie Ihren Konverter ein.


Ich hatte erst nur in Lightroom nach der ersten Aufnahme mit dem Konverter geguckt (die war aber einige Zeit vor dem Kauf beim Händler) und dachte fälschlicherweise, dass ich Außerhalb der Garantie läge. Darauf antwortete mir Sony:

vielen Dank für Ihre Rückmeldung.
Den Defekt Ihres Produktes bedauern wir sehr, weshalb wir selbstverständlich Verständnis für Ihr Anliegen haben.
Als Sony-Kunde erwarten Sie zu Recht Produkte, die über viele Jahre einwandfrei funktionieren.
Leider kann es trotz hoher Qualität und unserem Anspruch diese bei jedem einzelnen Gerät zu erreichen, vereinzelt zu Ausnahmefällen kommen.
Für solche greift unsere Herstellergarantie, während der wir für alle Schäden, die auf Material- oder Verarbeitungsschäden beruhen, aufkommen.
Bitte haben Sie Verständnis, dass dieser Zeitraum bei Ihrem Produkt bereits überschritten und eine kostenfreie Reparatur daher nicht mehr möglich ist.
Wir wünschen Ihnen einen angenehmen Tag. „

Sony Customersopport Mail vom 18.4.2019

Bei einem bekannten Serienfehler, von dem ich selbst leider erst spät erfuhr, ist das eine sehr schwache Antwort. Zum Vergleich: Canon hat den Spiegel meiner 5D nach fünf Jahren und über 100.000 Auslösungen kostenlos repariert, weil Sie wussten, dass sie den falschen Kleber verwendet hatten.

Fazit: Wenn Sie den Fehler bei sich auch feststellen, dann weg zu Sony damit. Wenn die Garantiezeit vorbei ist: Der Händler steht für 2 Jahre in der Gewährleistung, soll der sich dann mit Sony rumärgern.

Sony A7R III Erfahrungsbericht

Ich habe die A7R III seit dem ersten Tag der Lieferbarkeit in Verwendung. Auch wenn Sony nur mein Zweitsystem neben Canon ist, kann ich nach fast 30.000 Aufnahmen einen fundierten Erfahrungsbericht schreiben.

Die Bildqualität des Sensors ist tatsächlich hervorragend, die Kamera ist deutlich schneller geworden und lässt sich auch besser bedienen als der Vorgänger. Ich würde sie wieder kaufen, um ein Fazit vorwegzunehmen, aber die Kamera bei weitem nicht perfekt. In diesem Bericht werde ich hauptsächlich auf die Schwächen eingehen und ich werde ihn auch bei Sony posten, weil Sony genau mitliest. Meine Kritikpunkte an der A7R II hat Sony bei der A7R III fast alle behoben. Nicht meinetwegen natürlich, aber doch, weil das Userfeedback genau ausgewertet wurde.

Der elektronische Verschluss ist zwar absolut leise, aber leider auch nur beschränkt einsetzbar. Wenn Sie unkomprimiertes Raw eingestellt haben, benötigt die Kamera selbst bei 1/8000 s Belichtungszeit 1/13 s, um das ganze Bild auszulesen. Entsprechend stark ist der Rolling-Shutter-Effekt. Wenn Sie flimmerndes Licht haben, erhalten Sie eine starke Streifenbildung. Bei bestimmten Kunstlichtquellen oder stärker bewegten Motiven können Sie den elektronischen Verschluss also gleich wieder vergessen. Bei komprimiertem Raw liest die Kamera immerhin doppelt so schnell aus.

Der gleiche Effekt schränkt auch die Nutzbarkeit des Pixelshift-Modus ein. Denn die Kamera verwendet dabei immer den unkomprimierten leisen Modus. Wenn Sie blitzen, brauchen Sie also Belichtungszeiten von mindestens 1/13 s, der Abstand zwischen den 4 Belichtungen beträgt mindestens eine Sekunde, die Gesamtaufnahmezeit also mindestens 3 s. Das können andere besser.

Apropos andere können das besser: Ich habe es in drei Monaten nicht ein einziges Mal erlebt, dass die Sensorreinigung ein Staubkorn entfernt hätte. Und ich rede von Staubkörnern, die mit einem kleinen Gummiblasebalg problemlos zu entfernen waren. Das ist bei Olympus oder Canon deutlich besser. Gerade bei einer Spiegellosen, bei der der Sensor nah hinter dem Bajonett offen liegt, sollte eine bessere Methode zu finden sein.

Der Autofokus der A7R III ist bei Gesichtern hervorragend, wenn man die Kamera in AF-C machen lässt, ist er auch bei anderen Motiven oft sehr gut. Wenn man allerdings mehr Kontrolle übernehmen möchte, schwächelt das System bei kleineren Messfeldern aber deutlich. Immerhin können Sie in der Suchervergrößerung mit einem Fadenkreuz praktisch auf den Punkt scharf stellen, wenn auch nicht immer schnell. In der Gesamtheit ist der AF aber mit einer guten DSLR zu vergleichen. Der Sucher selbst lässt einen aber langsamer reagieren und auch nicht so schnell mitführen, wie das bei einer DSLR möglich wäre. Bei Personen ist die A7R III überlegen, bei schnellen Vögeln eher eine DSLR. Auch deswegen, weil die großen Teles noch nicht auf dem Markt sind, nach 100-400 mm Zoom ist bislang Schluss. Canon- oder Sigma-Teles funktionieren zwar mit Adapter, aber nicht auf dem Level, den Sport- oder Naturfotografen von guten DSLRs gewohnt sind. Insgesamt funktioniert der AF mit Adapter aber deutlich besser als an der A7R II.

Die Touchscreen-Unterstützung ist halbherzig, immerhin können Sie den Fokuspunkt verschieben. Wenn Sie das Sucherfeld in der Suchervergrößerung verschieben wollen, dann macht die Kamera das andersherum als beim Fokusfeld und für meine Anforderungen auch viel zu langsam. Auslösen über den Touchscreen geht nicht, das Menü können Sie darüber auch nicht bedienen.

Einer der Punkte, der mich wirklich nervt, ist, dass sich die Kamera oft gar nicht bedienen lässt, wenn die Kamera noch auf die Speicherkarte schreibt. Und was mich auch nervt, ist, dass in der Suchervergrößerung nicht die Blende oder Belichtungszeit angepasst werden kann. Die Bedienung ist etwas übersichtlicher geworden, immerhin haben die Reiter jetzt Überschriften. Aber das geht noch besser.

Meine Kamera hat öfter Probleme mit der Speicherkarte, vor allem im Slot I, die Karten selbst sind nicht das Problem, die laufen in den anderen Kameras problemlos, einmal in Amsterdam hat die Kamera ca. 35 Bilder hintereinander nicht auf die Karte geschrieben. Das war das einzige Mal, aber dass die Kamera die Speicherkarte neu eingesetzt haben möchte, passiert öfter. Ich vermute eine mechanisch nicht so gute Umsetzung der Kontakte. Genau wie beim Blitzschuh. Wer den entworfen hat, sollte bitte von Sony in die Hifi-Abteilung versetzt werden und nichts mehr bauen dürfen, was die Leute auch mit vor die Tür nehmen.
Wie wetterfest die Kamera ist, habe ich nicht wirklich ausprobiert, aber ich würde auch nicht zuviel erwarten. Sony könnte das meinetwegen genauer kommunizieren, als sie das jetzt tun.

Die Akkulaufzeit ist jetzt zwar recht gut, aber es gibt keine Fremdakkus und Sony kann wohl im Augenblick nicht liefern, ich habe jedenfalls von einigen gehört, dass Sie keine Akkus kaufen konnten. So etwas darf nicht passieren.

Die Bildqualität der Sony ist gut, bei langen Belichtungen habe ich allerdings Probleme mit Hotpixeln. Hier sollte Sony einen Weg finden, der weder Hotpixel- noch Star-Eater-Probleme mit sich bringt.

30s bei ISO 3200. Hotpixel sind leider immer noch ein Thema

Der Bildstabilisator ist super, gerade für alte manuelle Objektive.
Das neue Betriebssystem macht die Kamera schneller, es gibt aber keine Apps mehr. Den Touchless Shutter vermisse ich, den hätte Sony ruhig mit in die Firmware packen können. Die Umschaltung zwischen Sucher und Bildschirm ist manchmal immer noch ungenau. Generell dürfte der Sucher ruhig dann erst angehen, wenn das Auge nur noch wenige cm entfernt ist.

Die Verbindung mit dem Smartphone für die GPS-Koordinaten bricht mit dem iPhone 7 oft ab und muss immer händisch wieder aufgebaut werden. Wer genau daran Schuld ist, weiß ich nicht, aber es ist nicht praxistauglich.

Für die A7R IV wünsche ich mir: Einen schnelleren Sucher, einen besseren Spot-AF, weniger Bedienbremsen und mehr Responsiveness, robustere Auslegung und Wetterabdichtung, eine gute Touchscreen-Umsetzung, einen schnelleren leisen Verschluss, einen schnelleren Pixelshift-Modus (am besten so schnell wie die Serienbildfrequenz), den zweiten Kartenslot auch in UHS-II. Etwas mehr Auflösung wäre schön, aber mit den 42MP kann ich ganz gut leben.

Und, nach den ganzen Kritikpunkten: Insgesamt eine gute Kamera, inzwischen ernst zu nehmende Konkurrenz zur DSLR und ein großer Schritt nach vorne von der A7R II. Die meisten Nachteile sind gar keine technischen, sondern eher Designschwächen. Da kann Sony noch aufholen und vor allem früh den Profis Prototypen  in die Hand drücken.

Sony A7R III vorgestellt

Sony hat den Nachfolger der A7R II mit viel Marketing-Wirbel vorgestellt, es ist eher ein evolutionäres Update, aber offensichtlich habe Sie dabei den Fotografen zugehört, denn es sind wirklich etliche Dinge verbessert worden, die an der A7R II genervt haben.

Die Kamera ist nun doppelt so schnell (AF und Bildwiederholrate), hat zwei Kartenslots, von denen leider nur einer UHS II kann. Der Sucher ist deutlich besser geworden, der Bildschirm kann rudimentär mit Berührungen gesteuert werden, was aber z.B. das gesamte Menü ausnimmt, mit dem, was Sie von anderen Kameras gewohnt sein mögen, hat das also nicht so viel zu tun. Immerhin lässt sich der Fokuspunkt setzen. Ebenso hilft ein Joystick jetzt bei der AF-Feldwahl. Ich hoffe, dass sich auch die Haltbarkeit der Bildschirmbeschichtung verbessert hat, eine Schwachstelle aller A7 von Anfang an.

Etwas aufgeräumter als der Vorgänger, mit Touchscreen und Joystick. Bild: Sony

Die Babyakkus gehören der Vergangenheit an, es werden nur die selben Akkus wie in der 9D verwendet, die 2,2 mal länger halten. Auch der Batteriegriff der A9 passt. Ihre Apps von der A7-Reihe werden Sie auch nicht weiterverwenden können, weil Sony jetzt auf das das Betriebssystem der A9 setzt. Leider scheinen ein paar Nachteile weiterzubestehen, so ist es immer noch nicht möglich, die Kamera uneingeschränkt zu bedienen, während auf die Speicherkarte geschrieben wird. Das unübersichtliche Menü ist nicht mehr ganz so schlimm, weil die Kamera nun ein MyMenu hat, in dem Sie die wichtigsten Punkte versammeln können. Zudem gibt es endlich eine Bewertungsfunktion, mit der Sie Bilder bereits nach der Aufnahme markieren können.

Die A7R III verwendet den gleichen Sensor wie die A7RII, es bleibt bei 42,4MP, allerdings steigt der Dynamikumfang und die ISO-Leistung um ca. eine Blende. Es sieht so aus, als würde die EOS 5Ds R noch eine Weile die hochauflösendste Vollformatkamera bleiben, denn auch Nikon hat bei der D850 auf 45MP gesetzt. Wahrscheinlich wird es Canon sein, die mit der 5Ds II die Auflösungsgrenze weiter erhöhen.

Der Bildstabilisator soll nun 5,5 Blendenstufen statt 4,5 schaffen, die Ergonomie wurde ein wenig verbessert, Video unterstützt sLog und HDR, aber immer noch maximal 30 FPS bei 4K. Autofokus funktioniert auch bei vergrößerter Sucheransicht noch.

Neu ist auch ein Multishot-Modus, wie Sie ihn vielleicht von Hasselblad, Olympus oder Pentax schon kennen. Es scheint allerdings so, dass es auch in diesem Modus bei 42,4MP bleibt, dafür aber ohne die Schwächen des Bayer-Musters. Für absolut unbewegte Motive lässt sich so ein Bildqualitätsgewinn erzielen.

Das klingt vielleicht insgesamt nicht überwältigend und nüchterner als auf den ganzen Seiten, die die Fanboys bedienen möchten. Wer Landschaften fotografiert, kann mit der A7R II weiterarbeiten, auch mit der A7R. Wer aber eine Kamera möchte, die universell zu verwenden ist, die zwei Kartenslots für die Sicherheit beim Job bietet, einen AF hat, mit dem man aller Voraussicht nach wirklich gut arbeiten kann und die im Sucher eine viel bessere Rückmeldung bietet, für den wird sich ein Wechsel lohnen. Zumal mit 10 FPS auch Actiontauglichkeit gegeben ist, ohne Abstriche bei der Bildqualität in Kauf zu nehmen. Wer die Auflösung nicht braucht, der wird wahrscheinlich mit der A7 III bald eine günstigere Alternative erhalten. Der Anfangspreis ist übrigens gleich geblieben, 3499€. Wenn man die Patentanmeldungen verfolgt, scheint es, dass auch Nikon und Canon 2018 professionelle Spiegellose vorstellen werden, der Fotomarkt bleibt spannend, auch wenn man mit dem derzeitigen Stand der Technik als Fotograf schon mehr als gut arbeiten kann.
Die A7R III ist nach der A9 Sonys zweite wirkliche Profikamera geworden, insgesamt gehen sie aggressiv in den Markt. Ich hoffe sehr, dass wir immer mindestens drei große Kamerahersteller haben werden plus ein paar kleine, die sich trauen, Dinge anders zu machen.

Sony frisst Sterne – auch im Raw

UPDATE; Es gibt ein Firmware-Update: https://fotoschule.westbild.de/2017/06/sony-a7-r-ii-und-andere-neue-firmware-lohnt-sich/

Ein Thema macht gerade in den Fotoblogs die Runde. Und da mancher Leser mich vom Sternenkapitel in Expeditionen ins Licht kennt, möchte ich das hier auch aufgreifen. Sony hatte ja wiederholt Probleme mit Hotpixeln, die bei Langzeitbelichtungen in den Raws auftauchten. Das ging bei meiner A7R II anfangs bis zur Unbrauchbarkeit, siehe hier. Leider hat Sony bei der Firmware 3.30 deswegen zu einer radikalen Methode gegriffen, die einfach alle kleinen Punkte aus der Datei schmeißt, auch im Raw und auch, wenn es sich um Sterne handelt. Das passiert bei Belichtungszeiten die länger oder gleich 4 Sekunden sind, was bei Astrofotografen eher die Regel als die Ausnahme ist. Das betrifft auch andere Sony-Kameras und solange das so ist, kann man die für diesen Einsatzzweck wirklich nicht mehr empfehlen. Ich gebe zu, dass ich selbst das gar nicht gemerkt habe, da ich vorwiegend mit der 5D Mark IV gearbeitet habe, wenn ich ein Buch zu einer Kamera mache, sind alle anderen Kameras ziemlich unwichtig in der Zeit. Canon hat dieses Thema übrigens sehr gut in den Griff bekommen, keine Hotpixel und keine Informationslücken.

Mehr dazu hier (englisch):
https://petapixel.com/2017/05/04/star-eater-issue-no-longer-recommend-sony-cameras-astrophotography/

Und da wir gerade dabei sind, Sony: Da ohnehin eine neue Firmware fällig wird, könnte man doch gleich zwei Dinge ändern:

  1. Rückschauzeit in 1:1 drei Sekunden? Wirklich? Bei Canon ist das Bild praktisch verzögerungsfrei da, das sollte Sony doch auch schaffen.
  2. Zweitens: Stellen Sie sich vor, Sie nehmen ein Bild auf und verstellen dann für das nächste die Blende oder wollen irgendetwas anderes an der Kamera einstellen oder auch nur darstellen lassen. Bei jeder vernünftigen Kamera funktioniert das einfach, aber was macht Sony?
    Das:
    Zwar nicht immer, aber viel zu oft. Man könnte jetzt wie ein Kollege „Ich mag die Entschleunigung“ sagen, aber ich würde in manchen Situationen einfach lieber arbeiten können, als auf eine Kamera zu warten, die das in der Preisklasse deutlich besser können müsste.

Sony A9 (ILCE-9) vorgestellt

Sony hat einen Vorstoß ins Profisegment gewagt und heute die A9 vorgestellt, sie soll Kameras wie der Nikon D5 oder der Canon 1DX Mark II Konkurrenz machen. Die Specs sind in der Tat ordentlich:

  • 20 Bilder pro Sekunde ohne Sucherblackout
  • 24,3 MP
  • Silent Shutter bis 1/32000s
  • 4K Video 30fps
  • Touchscreen
  • 93% AF-Abdeckung
  • 693 Phasen-AF-Messpunkte
  • 2 SD Kartenslots (einer UHS II)
  • 241 Raws Burstrate
  • Doppelt so große Akkus, besserer Sucher, bessere Bedienung (Joystick, Touch)
  • Preis 5300€

Man wird erste Tests zum AF und zur Zuverlässigkeit abwarten müssen, aber grundsätzlich hat Sony den Markt um ein sehr interessantes Angebot bereichert.

Mich selbst reizt die Kamera aus verschiedenen Gründen nicht. Erstens ist der Body nur um den Griff herum ein bisschen Größer als die A7 RII und wie unergonomisch diese ist, weiß ich aus eigener Erfahrung. Zum zweiten wurde die Kamera nicht wetterabgedichtet, Sony schreibt „Vollständige Resistenz gegen Staub und Spritzwasser nicht gewährleistet“. Das ist ein bisschen schwach, schließlich kostet die Kamera 5300€ und man möchte nicht immer eine zweite mitnehmen, weil man sich auf die erste nicht verlassen kann. Gerade bei einer Kamera, die für Sport- Presse- und Naturfotografen gedacht ist, ist das ein Designfehler. Für diesen Bereich fehlen auch die Objektive, es gibt nur lichtschwache Zooms bei den langen Brennweiten, alles andere geht nur per Adapter und da wird die Serienbildgeschwindigkeit nicht mehr voll erreicht. Die Serienbildgeschwindigkeit fällt ohnehin auf mickrige 5 FPS, wenn der mechanische Verschluss benutzt werden muss, was bei der A7 RII zum Beispiel bei Kunstlicht der Fall ist, weil das Bild sonst leicht streifig oder farbverfälscht werden kann. Ob das bei der A9 auch so ist, bleibt abzuwarten. Die Kamera ist sicher ein Schritt in die richtige Richtung, aber eine ernsthafte Konkurrenz zur EOS 1DX Mark II oder Nikon D5 vermag ich darin nicht zu erkennen. Die A9 ist nur der erste Versuch, aber Sony lernt recht schnell und ich bin gespannt auf die A9 II. Mein Tipp an Sony wäre allerdings, endlich diese Spielzeuggehäuse aufzugeben, die Konkurrenz ist nicht deswegen größer, weil sie es nicht besser kann, sondern weil die Kameras sich besser bedienen lassen, robuster sind, Platz für größere Akkus und schneller Verschlussmechanik haben. Vielleicht wäre dann auch 4K in 60FPS drin, weil ein größeres Gehäuse natürlich auch bessere Kühlung bietet, die 1DX Mark II unterstützt das schon lange.

Mehr Informationen:
http://presscentre.sony.de/pressreleases/die-neue-alpha-9-kamera-von-sony-revolutioniert-die-professionelle-fotografie-1924006

Technische Daten:

https://www.sony.de/electronics/wechselobjektivkameras/ilce-9/specifications

Die Sony A9 (Bild:Sony)

Sony A7R II: Nachteile des elektronischen Verschlusses

Die Sony A7R II hat einen leisen Modus, bei dem der erste und zweite Verschlussvorhang elektronisch ablaufen. Wenn Sie auslösen hören Sie nur noch den Fokusmotor und das Schließen der Blende im Objektiv, das ist je nach Objektiv im besten Fall fast unhörbar. Toll in der Kirche bei der Hochzeit, aber es hat auch einen großen Nachteil: Bei flimmerndem Licht gibt es Streifen auf dem Bild.

Im oberen Beispiel ist der leise Verschluss aktiv, im unteren ist der Verschluss auf den Standard-Modus eingestellt. Der leise Betrieb liefert auch etwas mehr Rauschen und weniger Bit-Tiefe, in den meisten Fällen ist das aber kaum von Belang. Auf Streifen bei Kunstlicht sollten Sie aber in jedem Fall achten.

Der Standardbetrieb, der aus einem elektronischen ersten Vorhang und einem mechanischen zweiten besteht, hat aber auch seine Nachteile. Kurzfristig dachte ich sogar, mein Verschluss würde den Geist aufgeben, als er bei kurzen Belichtungszeiten das Bild oben abschattete.

In diesem Fall lag das daran, dass der elektronische Verschluss auf dem Sensor liegt und der mechanische davor, bei bestimmten Strahlengängen schattet der mechanische den elektronischen zum Ende hin ab. Da das Bild auf dem Sensor Kopf steht, wird dann die obere Bildbereich dunkler. Abhilfe bringt, wenn Sie Elekt. 1.Verschl.vorh. auf Aus stellen oder den leisen Verschluss wählen. In beiden Modi werden der elektrische und der mechanische Verschlussvorhang nicht mehr gemischt. Das Problem tritt bei mir nur mit bestimmten Objektiven und bei Zeiten kürzer als 1/1000s auf. Das Beispiel stammt von einem analogen 400mm-Objektiv bei 1/8000s. Den Sony Support anzurufen bringt übrigens gar nichts, ich schwanke bei Sony ohnehin, ob ich „Support“ oder „“Support““ schreiben soll 😉

Fachkundige Hilfe gab es übrigens hier: https://www.facebook.com/groups/103052126702309/
in einer Facebook Gruppe, für A7-Fotografen.