Ein Blick in die Glaskugel für 2024

Der Blick nach vorne in das kommende Jahr ist auf meinem Blog schon Tradition. Natürlich geht es dabei hauptsächlich um die Fotografie und ihre Technik, wenn ich auch gelegentlich etwas darüber hinausblicke. Die vorigen Artikel finden Sie über die Suche: https://fotoschule.westbild.de/?s=Glaskugel&submit=Suchen.

Im letzten Jahr ist endlich der Global Shutter, den ich seit Jahren erwarte, in einer Profikamera Wirklichkeit geworden. Ein Global Shutter ist in der Lage, das gesamte Bild gleichzeitig auszulesen, so dass schnelle Bewegungen nicht verzerrt erscheinen, Schwenks im Video nicht zu Schrägen führen und mit sehr kurzen Zeiten geblitzt werden kann. Bei der Sony α9 III beträgt die Blitzsynchronzeit 1/80.000s statt 1/250s, wie bei vielen üblichen Kameras. Ein Kamerablitz auf voller Leistung leuchtet ca. einhundertmal länger.

Das genaue Gegenteil eines Global Shutters hat die Fujifilm GFX 50R eingebaut. Die Auslesezeit bei elektronischem Verschluss beträgt eine Drittelsekunde und führt zu so absurden Verzerrungen.

Ich denke, dass es bald mehr Kameras mit dieser Technik geben wird, aber die Entwicklung nur recht langsam stattfinden wird. Denn erstens ist diese Technik noch sehr teuer umzusetzen und zweitens verschlechtert sie die Bildqualität ein wenig. Als Faustregel kann gelten, dass der Global Shutter ca. eine Blendenstufe an ISO-Leistung frisst. Auch ohne Global Shutter werden die Auslesezeiten der Bildsensoren aber immer kürzer, so dass der Rolling-Shutter-Effekt geringer wird und mit dem leisen, elektronischen Verschluss geblitzt werden kann. Ich erwarte auch, dass neue Blitzgeräte auf den Markt kommen werden, die besser an die neuen Möglichkeiten der Kameras angepasst sind.

2024 kommt wahrscheinlich die Einführung von Quadpixel CMOS AF bei Canon. Der bisherige Dualpixel AF scheitert bei waagerechten Linien (im Querformat), weil sich die nebeneinanderliegenden Pixel nicht unterscheiden. Die übereinanderliegenden würden das sehr wohl tun, wenn man ein Quadrat von 2*2 Pixeln auswertet, wird der AF noch einmal schneller und genauer, auch wenn das nur in wenigen Situationen einen großen Unterschied machen wird. Ich erwarte von Canon zwei wichtige Kameras, einmal das Topmodel R1, dass zur Olympiade zumindest den dort akkreditierten Fotografen zur Verfügung stehen muss, und die R5 Mark II, die auch bald fällig ist, ich werde mich dann hier gesondert mit ihr beschäftigen.

KI wird der übergreifende Megatrend bleiben. es kommen bald Computer und Betriebssysteme, die als KI-Systeme beworben werden und viel Aufgaben auch lokal erledigen können, ohne dafür ständig mit einem Server in Verbindung zu stehen. Die KI-Revolution ist schneller als die letzten, schon ein Jahr nach den ersten wirklich öffentlichen Systemen gab es in der FAZ „Das Prompt der Woche“. Ich erwarte eine weiter sehr schnelle Entwicklung, nicht frei von Rückschlägen und Enttäuschungen, mit auf Dauer soliderer Basis als „Wir klauen einfach alles und trainieren damit unsere Modelle“, aber auf mittlere Sicht sehr erfolgreich und auf lange Sicht wird sie uns vor sehr interessante Herausforderungen stellen, um es mal vorsichtig auszudrücken.

Social Media wurde auch ohne KI schon sehr manipulativ verwendet. Aber auch die Tatsache, das emotionale Impulse und Aufreger mehr Interaktion hervorrufen als differenzierte Information, hat zur Polarisierung und Verflachung des politischen Diskurses geführt. Mit KI wird es noch leichter werden, zielgerichtet zu manipulieren. Die Werbe-Industrie hat gewaltige Datenberge gesammelt, die helfen werden, die Menschen in Gruppen einzuteilen und ihnen das vorzusetzen, was am besten auf sie wirkt. Manchmal auch nur mit dem Zweck, Zwietracht zu sähen und die Gesellschaft auseinander zu treiben oder Propaganda zu verbreiten.

Ab einem bestimmten Punkt beginnt ein neues Kapitel in der Menschheitsgeschichte, in der sich die weitere Entwicklung auch vom Menschen abkoppeln kann. Die Frage ist jedenfalls nicht nur, was die KI für uns sein wird, sondern auch, was wir für die KI sein werden. Natürlich ist sie jetzt noch sehr begrenzt und macht lustige Fehler. Aber das waren wir auch, als wir zwei Jahre alt waren. Im Unterschied zu uns ist ihre Entwicklung aber nicht durch einen Schädel begrenzt, in den nur ein Gehirn von der Größe zweier Fäuste passt, sondern diese baut auf eine Technik, die sich, wenn das Mooresche Gesetz noch passen sollte, alle 18 Monate in ihrer Leistung verdoppelt und somit exponentiell wächst. Die technische Entwicklung beschleunigt sich aber zusätzlich durch die Intelligenz, die ihr zur Verfügung steht.

Die Generative Bild-KI wird immer besser, die neueste Midjourney-Version liefert teilweise Ergebnisse, die so nah an den geklauten Originalen sind, dass spätestens dies zu Copyright-Verfahren führen wird. Das kann auch den Anwender betreffen, der die Ergebnisse kritiklos weiterverwendet. Ich gehe davon aus, dass dieses Thema in 2024 deutlich mehr Aufmerksamkeit erhalten wird.

So stellt sich Stable Diffusion einen Fotografen vor. Nach den charmanten Fehlern der KI in der Anfangszeit werden wir uns irgendwann zurücksehnen.

Bislang finde ich Generative KI zwar spannend und technisch interessant, die Ergebnisse lassen mich aber kalt. Das meiste ist Kitsch, der Rest auch nicht viel interessanter. Ich denke schon, dass auch da bessere Werke kommen werden, aber wir auf der anderen Seite mit Müll zugeschmissen werden, eben weil die Erzeugung so schnell und billig möglich ist und es vielen auch einfach egal ist, Hauptsache es kostet nichts oder fast nichts. Für mich hat KI-Look in der Werbung deswegen schon etwas Unseriöses bekommen, auch weil es sich einreiht in die Scam-Werbung, die bei manchen Webseiten erscheint, wenn man zu weit nach unten scrollt.

Auf der anderen Seite wird es schwieriger werden, KI von Fotografie zu unterscheiden. Deswegen werden in Profi- und Semiprofikameras Methoden eingebaut werden, sicher den Autor, Ort und Aufnahmezeitpunkt abzuspeichern, und in der Bildbearbeitungssoftware die Bearbeitungsschritte vollständig erfasst werden. Bilder ohne interne Dokumentation werden zumindest im Pressekontext immer schwerer zu verkaufen sein, so dass auch Kameras, die das nicht können, immer mehr vom Markt verschwinden werden.

KI wird sicher auch Gegentrends hervorrufen. Ich habe an mir selbst schon vor KI eine deutliche Hinwendung zur dokumentarischen Fotografie ohne jede Retusche festgestellt. Die analoge Fotografie kann auch deutlich profitieren, allerdings machen die immer mehr steigenden Filmpreise einen Erfolg wie den von Vinyl-Schallplatten unwahrscheinlich.

Polaroid 55 lieferte ein gutes SW-Negativ zusammen mit einem Positiv. Manche Freuden der analogen Fotografie sind leider vorbei, das Material verschwand 2008 vom Markt.

Die technische Entwicklung der Bildsensoren ist z.B. in der ISO-Leistung schon nah an Ihre Grenzen gekommen. Schnell auslesende Sensoren werden über die Addition von Sensordaten allerdings einen fast unbegrenzten Dynamik-Umfang liefern können, wenn auch mit deutlichen Einschränkungen bei bewegten Motiven. Bei kleinen Sensoren wird man immer mehr versuchen, die Bildqualität über KI zu verbessern. Das führt aber auch dazu, dass Nutzer unzufrieden werden mit den Ergebnissen der Smartphones, weil die Ergebnisse nicht mehr natürlich wirken oder im Einzelfall auch zu Fotomontagen werden, ohne dass das dem Nutzer direkt mitgeteilt wird. Wenn Sie z.B. eine Gruppe bei schwachem Licht fotografieren, wird ein neueres Smartphone für eine längere Zeit Licht sammeln, um das Rauschen zu verringern und die Dynamik zu verbessern. Die Personen bewegen sich aber dafür zu viel, so dass je nach Person der Aufnahmeabschnitt gewählt wird, der das schärfste Bild ergibt. Dieser wird je nach Person unterschiedlich sein, so dass eine zeitliche Montage entsteht bzw. ein Bild, dass es so nie gegeben hat. Gerade bei Reaktionen auf Ereignisse kann das Bild die Realität so stark verzerren.

Das GF 30mm f5,6 T/S ist wahrscheinlich das beste Shiftobjektiv, das je gebaut wurde. Wenn Sie die Wand rechts betrachten, erkennen Sie aber eine tonnenförmige Verzeichnung, die ein (Ausschnitt-beachtendes) Objektivprofil beheben könnte

Ein Wunsch für 2024 sind Objektivprofile für Shift-Objektive. Das GF30mm f5,6 T/S für Fujifilms Mittelformatkameras zeichnet die Verschiebung des Objektivs bereits in den Exif-Daten auf. Canon wird in diesem Jahr wahrscheinlich sogar Tilt-Shift-Objektive mit AF herausbringen, bei denen ich auch davon ausgehe, dass die Exif-Daten die nötigen Informationen enthalten werden. Die Entwickler der Raw-Konverter müssen ihre Objektivkorrektur so erweitern, dass sie für den Ausschnitt des Bildkreises gilt, der sich durch die Verschiebung des Objektivs ergibt.

Bei den Objektiven erwarte ich den Mut zur Nische und auch ein vermehrtes Angebot an günstigen manuellen Objektiven. Manches wird sehr seltsam wirken. Ich finde es zum Beispiel verblüffend, wie viele Standardzooms Canon für das RF-Bajonett auf den Markt gebracht hat, bevor ein Lichtstarkes 24 oder 35mm-Objektiv verfügbar ist. Letztere werden jetzt aber wohl auch endlich kommen. Der Video-Markt wird noch mehr Beachtung finden als 2023 schon. Canon hat auch schon ein APS-C Dual-Fisheye für die VR-Produktion gezeigt. Apple wird seine VR-Brille bringen, aber ich bin skeptisch, was die weitere Bedeutung betrifft. Ich habe 3D schon so häufig kommen und gehen sehen und vermute, dass das die meisten Menschen außer vielleicht junge Gamern und Gamerinnen nervt. Das Metaverse als next big thing sehe ich nicht, während ich bei KI keine Zweifel habe.

Die Nikon Z f ist zu Recht ein großer Erfolg geworden, weil sie aktuelle Technik mit einem gelungenen Retro-Design verbindet. Ich kann mir gut vorstellen, dass Canon dem Beispiel folgen wird. Zumindest scheinen sie bereits zu sondieren, welches historische Design dafür am besten Pate stehen sollte.

Ich hoffe sehr, dass Canon aufhören wird, das RF-Bajonett für AF-Objektive anderer Hersteller zu blockieren. Nikon mit seinem Z-Bajonett ist zwar nicht ganz so rigoros, hat aber noch sehr viel Luft nach oben. Die Verfügbarkeit von Fremdobjektiven ist ein gutes Argument, Sony zu wählen. Auf der Seite https://www.sigma-foto.de/objektive/ können Sie links nach Anschluss filtern. Sony E-Mount kommt auf 42 Objektive, Canon EF auf 25, bei denen aber die neuen Konstruktionen für die Spiegellosen natürlich nicht dabei sind.

Manche Dinge, die wir heute tun, werden kommenden Generationen so verrückt vorkommen wie uns heute z.B. das Verwenden von Asbestpulver als Kunstschnee auf Tannenbäumen in den 50ern oder Zahnpasta mit radioaktivem Thorium-X in den 30ern. Unser sorgloser Ressourcenverbrauch mag dazu gehören. Trotz klarer Anzeichen einer sich verstärkenden Klimakatastrophe, von der im Moment niemand weiß, wann wir Kipppunkte erreichen werden, die das ganze System so ins Rutschen bringen können, dass wir das mit CO2-Einsparungen und -Speicherung vielleicht nicht mehr kompensieren können, hatten wir im Sommer 2023 so viele Flüge wie noch nie in der Menschheitsgeschichte.
Die Russen meinen, einen Eroberungskrieg führen zu müssen, als hätten wir 1939, die Amerikaner können sich vorstellen, auch nach der Erstürmung des Kapitols noch einmal Trump zu wählen und in Europa wenden sich immer mehr Menschen den Populisten zu und setzen die Demokratie aufs Spiel, obwohl ihre Lage besser ist als in den meisten Jahrzehnten davor. China droht Taiwan offen mit einem Angriffskrieg als Teil das Planung für die nächsten fünf Jahre, von einem Risikobewusstsein ist aber in Deutschland genauso wenig zu spüren wie zu dem Zeitpunkt, als uns unsere europäischen Nachbarn vor North Stream 2 gewarnt haben.

Immerhin hatten wir in Deutschland 2023 einen Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromproduktion von über 50% und haben so wenig CO2 ausgestoßen, wie seit 1950 nicht mehr. Der Verkehrsbereich hängt dabei aber deutlich hinterher. Mir fehlen die positiven Zukunftsvisionen in der öffentlichen Wahrnehmung. Angst ist kein guter Berater. Eine Zukunft, in der die Menschen glücklicher und gesünder sind, das Artensterben gebremst wird und neue Entwicklungen tatsächlich eher „solutions for a small planet“ darstellen, wie es IBM einmal so schön als Werbespruch formuliert hat, und nicht zu einer Gefährdung werden, ist gar nicht so schwierig zu erreichen. In vielen Bereichen sind wir schon auf dem Weg dahin. Aber das setzt auch ein bisschen Flexibilität voraus und den Willen, notwendige Anpassungen nicht zu einem politischen Streitthema zu machen, sondern gemeinsam Probleme zu lösen und wichtige Voraussetzungen zu schaffen.

Repro einer Glasplatte von ca. Ende des 19. Jahrhunderts. Der Hafen von Concarneau.

Ich wünsche Ihnen ein gutes 2024, bleiben Sie beweglich im Kopf und in den Beinen und machen Sie was draus. Ich wünsche Ihnen Freude an der Fotografie und vielleicht können Sie in diesem Jahr auch etwas retten aus der Fotogeschichte. In zwei Jahren wird die Fotografie 200 Jahre alt, Sie finden noch sehr viel sehr günstig auf den Flohmärkten, vielleicht haben Sie auch aus der Familiengeschichte noch alte Fotografien, die es sich zu digitalisieren lohnen. An uns liegt, was die nachfolgenden Generationen aus dem ersten Jahrhundert der Fotografie (und danach) noch werden anschauen können.

Neues aus der Photobranche

Bis zum 24.9 läuft noch die Photopia: https://www.photopia-hamburg.com/

Die Messe scheint sich zu etablieren, was mich sehr freut, auch wenn der Trennungsschmerz zur Photokina bei mir noch nicht ganz verheilt ist.

Gelegenheit, einmal zu schauen, was es überhaupt Neues auf dem Fotomarkt gibt. Nikon hat eine Kamera im Retrodesign und mit mehreren Farbvarianten vorgestellt. Normalerweise gehen da bei mir die Warnlampen an, weil das oft als Notfallmaßnahme verwendet wird, wenn sich technisch nichts tut oder ein veraltetes Produkt noch einmal hübsch gemacht werden soll. Die Nikon Zf ist zwar hübsch gemacht, aber technisch der grob vergleichbaren Z6 II überlegen. Ein neuer Prozessor (gleich dem in der Z8 und Z9) und ein verbesserter AF, IBIS bis 8 Blendenstufen, Video in 10Bit und 4K in 60fps, bis zu 30 Bildern pro Sekunde und 24,5 MP machen Sie zu einer runden Kamera, die auch für Profis interessant wird, auch, weil zwei Speicherkartenslots verbaut sind. Für 2499€ UVP wird sie sich wahrscheinlich sehr gut verkaufen, auch weil sie schön ist. Ich habe meine alte Nikon FE aus dem Schrank geholt und kann sehr viele Ähnlichkeiten feststellen.

Die Nikon Zf Bild: Nikon

Fujifilm hat sich im Bereich der alltagstauglichen Mittelformatkameras bereits ein Namen gemacht. Mit der GFX 100 II haben sie nun den Abstand zu den Vollformatkameras bei der Actiontauglichkeit noch einmal verringert. Der Sensor liest schneller aus, die Kamera schafft 8 Bilder pro Sekunde (mit 102 MP) und der AF verwendet eine Motivverfolgung, die einer aktuellen Sony nicht unähnlich ist. Der Sucher ist mit 9,44MP und einer Vergrößerung von 1,0 wahrscheinlich der beste des Fotomarktes. Die Kamera schafft im Video 8K30 in 10Bit, allerdings mit etwas Crop. Über die volle Sensorbreite geht der 4K60-Modus in 10Bit. Eine sehr schöne Kamera, mit knapp 8000 € aber nicht für jeden. Da anfangs nur 1500 Stück pro Monat gebaut werden sollen, wird sie wahrscheinlich für einige Monate schlecht verfügbar sein, denn sie hat bislang keine echte Konkurrenz in ihrer Klasse. Wenngleich für die meisten die GFX100S ausreichen wird, die etwas langsamer ist und deren AF etwas altmodischer arbeitet und die immerhin 2500 € weniger kostet.

Ebenso neu sind drei Mitteformatobjektive, ein 55mm f1,7, dass bei Vollformat einem 43mm f1,3 entsprechen würde und zwei Tilt-/Shift-Objektive mit Blende 5,6: ein 30mm Weitwinkel und ein 110mm Tele. Diese Objektive haben noch 15 mm Verstellweg und übertragen diese Einstellung auch in die EXIF-Daten, was für die Bildkorrektur ein echter Vorteil ist. Eine Stativhalterung ist im Lieferumfang, so dass Sie die Kamera und nicht das Objektiv verschieben können, somit der Augpunkt gleich bleibt und sich die Bilder leicht stitchen lassen. Das 30er finde ich sehr reizvoll, ich kann mich aber bei 4499€, 1,34kg und 105mm-Filterdurchmesser beherrschen.

Um Canon ist es gerade etwas ruhig, aber es werden wohl etliche neue Objektive kommen, man munkelt auch, dass das RF70-200mm f2,8L in einer Version mit Innenzoom kommen wird, weil das einige Profis vermisst haben. Die R5 wartet auf ihren Nachfolger und die R1 sollte auch vor der Olympiade verfügbar werden, zumindest für eine Anzahl von Profis.

Die Zeit der großen Schritte bei der Bildqualität ist vorbei, denn auf der rein physikalischen Seite sind die Sensoren schon sehr effizient. Die schlechtere Bildqualität bei schwächerem Licht rührt nicht mehr von mangelnder Empfindlichkeit her, sondern ist der Tatsache geschuldet, dass gar nicht mehr für jedes Pixel überhaupt ein Photon ankommt. Der Dynamikumfang bei gutem Licht kann noch besser werden, die Auflösung auch, aber auch hier kommt man schnell an die Beugungsgrenze des Lichts und benötigt extrem genaue Objektive. Aber um ehrlich zu sein: Die technische Bildqualität ist meist sehr viel höher, als es die Verwendung der Bilder erfordern würde. Ein kleines Beispiel:

Mein letztes Instagram-Foto. Auch dieses Bild entspricht nur knapp der Hälfte des Originalbilds

Ein 1:1-Auschnitt des Originalbilds

Adobe ändert ab 1.11 sein Preismodell. KI-Verwendung kostet ab dann Credits, von denen eine Zahl beim Abo dabei ist, darüber hinaus aber durch ein Extra-Abo erweitert werden muss. Mehr unter https://blog.adobe.com/de/publish/2023/09/13/alles-neu-ki-gesteuerte-creative-cloud-version-und-preis-update

Leider lassen sich nicht einfach Credits erwerben, wenn man gerade einen Job hat, der verstärkt KI erfordern sollte. Der Trend geht leider dazu, Abos zu verkaufen, die dazu führen, dass Sie für Dinge regelmäßig bezahlen, die Sie nur gelegentlich benötigen. Der Trend in meiner persönlichen Arbeit geht allerdings dahin, dass ich nicht mal mehr herumliegenden Müll wegstempele, sondern absolut dokumentarisch arbeite. Das heißt nicht, dass ich nicht mit den KI-Möglichkeiten spiele und nicht alles ausprobiere, was neu ist. Das meiste davon ist für meine Arbeit allerdings irrelevant. Im Video gibt es allerdings spannende Anwendungen, wie automatische Untertitel, automatischen Kamerawechsel nach Sprecher oder sogar eine komplette Synchronisation in einer anderen Sprache inkl. neuer Mundbewegungen. KI wird normal werden, vieles erleichtern, aber auch zu einer Menge Schrott und Ärger führen. Schon heute sind 90% der unseriösen Internet-Werbung KI-bebildert.

Zum Abschluss noch eine traurige Nachricht: Der Fotograf Erwin Olaf ist gestorben: https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/kunst-und-architektur/der-fotograf-erwin-olaf-ist-gestorben-von-der-schwulenszene-ins-koenigshaus-19189885.html

Ein Blick in die Glaskugel für 2022

Wie immer um diese Zeit, versuche ich, in die nähere Zukunft des Fotomarkts zu schauen und etwas über die voranschreitenden Entwicklungen zu reflektieren. Wie gut oder schlecht das gelingt, können sie in den vergangenen Jahresvorschauen überprüfen.

In den nächsten Monaten wird der Fotomarkt sicher nicht die Schlagzeilen beherrschen, weil die nächste Welle der Pandemie die vermutlich stressigste von allen werden wird. Für alle, die inzwischen dreimal geimpft sind, wird sie deutlich weniger bedrohlich sein als vor einem Jahr, aber insgesamt hat sie das Potenzial, sehr viele zu treffen und auch Abläufe außerhalb der Krankenhäuser stark durcheinanderzubringen. In den Monaten darauf wird der Fotomarkt auch nicht die Schlagzeilen beherrschen, weil er außer für uns Fotobegeisterte eine unbedeutende Nische geworden ist, die Zeiten, in denen es in fast jedem Haushalt eine „richtige“ Kamera gab, sind endgültig vorbei. Aber auch abgesehen von den Smartphones, die die Kameras zu einem großen Teil ersetzt haben, gibt es für die Hersteller von Bildsensoren und Objektiven genug zu tun. Weltweit gibt es mehr als eine Milliarde Überwachungskameras, fast 2/3 davon in China, ein Durchschnittsneuwagen besitzt mehr als eine Kamera, die Zahl und die Qualität wird noch zunehmen, je mehr wir uns dem autonomen Fahren nähern. In Industrie, Wissenschaft und Robotik wächst der Bedarf auch, viele der Techniken aus diesen Bereichen wirken zurück auf die Fotografie. Meine EOS R5 kann Menschen, Tiere und Kraftfahrzeuge recht zuverlässig erkennen und im Fokus behalten, etwas, woran eine DSLR aufgrund der sehr viel kleineren Sensoren für die Fokusermittlung scheitern würde.

Der AF einer EOS R5 macht solche Aufnahmen einfacher als jede DSLR (500mm, f7,1, 1/2000s)

Auch deswegen haben wir die DSLR in diesem Jahr beerdigt, Nikon und Canon haben mit der Z9 und der R3 Kameras herausgebracht, die ihre Top-DSLRs übertreffen. Und sie haben klargemacht, dass ihre letzte Top-DSLR auch die letzte bleiben wird. Nur Pentax, die das Pentaprisma der SLR schon im Namen tragen, bekennt sich weiterhin ganz zur DSLR. 2021 war das Jahr, in dem die Spiegellosen endgültig vorbeigezogen sind. Dazu brauchte es Sensoren, die sich schnell genug auslesen lassen, um zeitlich feinaufgelöste Daten für die Bewegungsermittlung zu liefern, Prozessoren, die diese Daten in Echtzeit sinnvoll inklusive Bilderkennung auszuwerten und Sucher, die so schnell und hochaufgelöst sind, dass wir den optischen Sucher der Spiegelreflex nicht mehr vermissen. Das bedeutet aber auch, dass viele DSLR-Objektive jetzt schon nicht mehr in der Produktion sind und nur noch Lagerbestände abverkauft werden. Viele der EF-Objektive z.B. werden Sie bald nicht mehr neu kaufen können. Dafür werden wir in 2022 wohl RF-Objektive auch von Sigma und anderen sehen, der Markt verschiebt sich stark zu den Spiegellosen.

Vermutlich als nächstes wird der mechanische Verschluss verschwinden. Er war bei einer Digitalkamera hauptsächlich notwendig, um den Sensor nur für eine kurze Zeit zu belichten, die kürzer war, als die Auslesezeit des Sensors. Ansonsten hätten Sie mit einem starken Rolling-Shutter-Effekt zu kämpfen und würden beim Blitzen nur einen Teil des Bildes belichten. Sobald aber die Auslesezeit in den Bereich der Blitzsynchronzeit kommt, verschwinden die Vorteile des mechanischen Verschlusses weitgehend und man kann auf dieses aufwendige und anfällige Bauteil verzichten. Die erste professionelle Kamera, die das tatsächlich auch so macht, ist die Nikon Z9, sie hat nur noch einen mechanischen Hilfsverschluss, der den Sensor beim Objektivwechsel bedeckt, um ihn vor Staub zu schützen.

Bei den Sensoren gibt es zwar immer schnellere Auslesezeiten, ob bald eine Kamera mit einem echten Global Shutter (zeitgleiches Auslesen des gesamten Sensors) kommt, ist aber weiterhin ungewiss. Mit gebogenen Sensoren rechne ich abseits von kleinen, integrierten Lösungen nicht, auch wenn sie immer mal wieder in Gerüchten auftauchen. Alternativen zu Sensoren mit Bayermuster sind allerdings langsam fällig, bislang sind Alternativen wie Foveon sind nur in Nischen zu finden, genau wie Quantum Dot Sensoren. Auflösung und Lichtempfindlichkeit aktueller Sensoren sind schon sehr gut, aber ich würde mir einen höheren Dynamikumfang wünschen, der es möglich macht, das, was das Auge wahrnehmen kann, in einer einzigen Belichtung zu erfassen. Noch kürzere Auslesezeiten würden auch weniger Blitzleistung erfordern, wenn sich der Blitz gegen das Tageslicht durchsetzen soll.

Ich denke auch, dass die Zeit, in der wir spezielle Cinema-Versionen zu Systemkameras sehen, langsam zu Ende gehen wird. Von der EOS R5 wird es bald eine C-Version geben, bei der kommenden R1 gehe ich davon aus, dass sie beide Bereiche perfekt beherrschen wird. Die Frage ist auch, ob es sich bei einem schrumpfenden Markt noch lohnt, eine große Modellvielfalt zu pflegen, eine Sony A7C halte ich z.B. für verzichtbar und es scheint, dass Sony die im Moment auch nicht weiterproduziert. Es werden sicher noch kleine Vloggerkameras erscheinen oder große Filmkameras, die nicht für die Fotografie gedacht oder geeignet sind, aber das man eine Systemkamera in Foto- und Videoversion aufspaltet, ist technisch nicht mehr notwendig.

Ich rechne schon damit, dass einige Kameragehäuse vor der Vorstellung stehen, Canons EOS R wird vier Jahre alt, auch die RP kann eine Auffrischung gebrauchen. Ich vermute, dass das EOS-M-System keine lange Zukunft haben wird und stattdessen bald eine APS-C mit RF-Mount kommen wird. Später ist auch eine EOS R1 absehbar. Bei Sony wartet die A9 II und die A7RIV auf einen Nachfolger. Ich denke aber, dass wir in der ersten Jahreshälfte kaum etwas in den Händen werden halten können, sondern nur Ankündigungen mit späterer Lieferbarkeit sehen werden. Mit noch späterer, wenn China es nicht schaffen sollte, Omikron unter Kontrolle zu halten, was schwieriger als alles bisher werden wird. Chipkrise und Lieferprobleme werden uns nicht nur in diesem Bereich noch eine Weile begleiten und wir können nur hoffen, dass sie nicht durch zusätzliche Ereignisse verschlimmert wird. Eine ernsthafte Taiwankrise wäre eine Katastrophe, aber auch „Kleinigkeiten“, wie die Zerstörung einer Fabrik durch Brand oder Überschwemmung/Tsunami etc. können weitreichende Folgen haben. Vor ein paar Jahren wurden Chips teuer, weil eine der Fabriken, die den Kunststoff für die Ummantelung herstellte, ausgefallen war. Im Moment werden die Folien knapp, die für die Isolation der Platinen sorgen. Ein Teil der Probleme rührt aber auch daher, dass wir unsere knappen Ressourcen verschwenden, indem z.B. riesige Bitcoin-Miner-Farmen aufgebaut werden oder Festplatten für „proof-of-space“-Cryptowährungen verbraucht werden. Es kann auch sein, dass die Zeiten, in denen fast alles kurzfristig verfügbar ist, langsam ganz vorbei gehen, nicht weil ich eine große Wirtschaftskrise erwarte, sondern weil die Wirtschaft soviel wichtige Dinge erledigen muss, während gleichzeitig Ressourcen knapper werden oder wir uns es aus anderen Gründen nicht leisten können, diese zu verbrauchen. Das muss aber kein Nachteil sein.

Der Trend weg von Lightroom und hin zu anderen Raw-Konvertern, vor allem zu CaptureOne, hat sich bei mir und befreundeten Profikolleg:innen fortgesetzt. In der neuen Version beherrscht CaptureOne auch HDR und Panoramen, damit gibt es eigentlich keine echten Gründe mehr für Lightroom, es sei denn, Sie verwenden Plugins wie z.B. Negative Lab Professional, die nur für LR verfügbar sind.

Die Verbreitung von Mittelformatkameras hat ebenfalls zugenommen, auch weil die Preise langsam in Regionen ankommen, die auch zu analogen Zeiten für Mittelformatkameras normal waren. Die Unbezahlbarkeit ist eindeutig vorbei, eine Fujifilm GFX 50S II ist günstiger zu haben als eine Canon EOS R5, selbst 100MP bekommen Sie jetzt für unter 6000 €. Immer noch viel Geld, aber noch vor einer Weile hätten Sie eher 40.000 € anlegen müssen, bei geringerer Alltagstauglichkeit. Die ist immer noch nicht so hoch, wie beim Vollformat, ich denke aber, dass in den nächsten zwei bis drei Jahren ein Sensor für Mittelformat kommen wird, der sich sehr schnell wird auslesen lassen und auch einen schnelleren und genaueren AF ermöglichen wird. Ich halte es auch für möglich, dass eine noch kleinere und günstigere Mittelformatkamera auf den Markt kommen wird, die den Systemeinstieg noch weiter erleichtern wird.

rolling shutter effect der Fujifilm GFX100S Mittelformatkamera
Dieses Bild ist so in der Kamera entstanden. Die langsame Auslesezeit des elektronischen Verschlusses der GFX100S zeichnet das Drehen der Kamera nach der Auslösung mit auf

Bei den Blitzgeräten geht der Trend weiter zu Fremdherstellern. Nikon hat sogar einen Vertrag mit Nissin geschlossen, um die Versorgung mit Systemblitzen für das Z-System sicherzustellen. Fremdhersteller wie Godox sind inzwischen innovativ und liefern TTL-kompatible Akkublitze vom kleinen Aufsteckblitz bis hin zu 1200J Energie. Auch hier geht der Trend eindeutig zu Lithium-Ionen-Akkus, die schneller und ausdauernder sind als NiMH-Akkus. Allerdings auch nicht so standardisiert wie AA-Zellen.

Ein weiterer Trend führt zum Dauerlicht. LED-Technik ist günstig und gut geworden, ist hell genug bei ca. achtmal weniger Stromaufnahme als bei Glühlicht. Viele Leuchten sind obendrein über den gesamten Farbbereich regelbar, so dass Filter überflüssig werden. Vorteile sind, dass Sie auch für Video verwendbar sind oder für automatisches Fokusstacking, dass viele Kameras nur mit dem elektronischen Verschluss unterstützen, der oft nicht mit Blitz zusammen verwendbar ist.

Bei den Objektiven zeichnet sich eine Verbreiterung des Angebots ab, Zooms werden lichtstärker oder auch lichtschwächer, weil die Spiellosen auch mit kleinen Anfangsblenden fokussieren können. Festbrennweiten kommen in früher eher unüblichen Werten wie 45,65,70 oder 75mm, es gibt vermehrt sehr lichtstarke oder auch günstige Objektive ohne AF. Bei den besseren Objektiven werden Abbildungsfehler bewusst als Stilmittel verwendet. Das Fujifilm GF80mm f1,7 (für Mittelformat) besitzt zum Beispiel bei Offenblende ein paar ganz bewusst übriggelassene Abbildungsfehler, um dem Ergebnis bei immer noch sehr guter Schärfe mehr Charakter zu verleihen. Das Canon RF 100mm f2,8L Macro ist mit einem Ring ausgestattet, der die Sphärische Aberration in zwei Richtungen verändern kann. Dadurch ändert sich das Bokeh und die Bildschärfe verringert sich deutlich. Natürlich können Sie einen ähnlichen Look auch mit alten Objektiven erreichen. Das machen in der Fotografie schon einige, bei den Filmern gehört es schon zum Standard und etliche Objektive werden gerade deutlich teurer, weil sie aufgekauft werden, um ein Rehousing für den Kinobereich zu erfahren. Ein Olympus OM Zuiko-W 21mm f2 geht heute für mindestens 2000 € weg (gerade fand ich nur ein einziges Angebot, dass 3850 € kosten sollte), aber auch ein verhältnismäßig häufiges Objektiv wie das Canon FD 35mm F2 S.S.C. hat seinen Preis in der letzten Zeit verdoppelt.

KI ist ein großer Trend in der Bildbearbeitung, zum Teil auch in der Bilderstellung. Manches davon ist spannend und eröffnet neue Möglichkeiten, zum Beispiel GANs und Deepfake-Software, in der Bildbearbeitung sorgt sie aber leider oft nur dafür, den Zuckerguss noch dicker zu machen, die Bilder noch glatter zu bügeln und Landschaftsfotos zu erzeugen, die drei verschiedene Sonnenstände für den Himmel, den Mond und die Landschaft haben. In den Smartphones wird oft schon stark optimiert, ohne dass wir das extra einschalten müssen. Mich langweilt das eher und ich habe meine fotografische Arbeit 2020 darauf konzentriert, dokumentarisch und frei von jeder Retusche zu fotografieren. Zum einen haben ich mit http://ruhrstadt-revisited.de/ eine Arbeit aus meinem Fotodesignstudium wieder aufgenommen, zum anderen mit https://flusslandschaften.westbild.de/ eine Serie von Flusslandschaften in Nordrhein Westfalen aufgenommen. Und wenn ich für Kunden Dinge visualisieren soll, die es noch nicht gibt, verwende ich dafür heute eher die 3D-Software Blender als Photoshop, auch weil es mir ermöglicht, gleich mehrere Ansichten aus unterschiedlichen Perspektiven zu erzeugen.

https://www.ibfdo.de/
Solartankstelle für Elektroboote, 3D-Rendering

Wenn Corona endemisch geworden sein wird, wird uns wieder klarer werden, dass wir noch viel größere Probleme zu lösen haben. Der Klimawandel schreitet schneller voran als die meisten von uns das erwartet haben, auch in Deutschland haben wir 2021 erfahren, welch katastrophale Auswirkungen er mit sich bringt. Der wahre Preis einer Tonne CO2 ist nicht der, zu dem man sie an anderer Stelle am günstigsten einsparen kann, sondern der, den man aufwenden muss, um sie wieder aus der Atmosphäre zu entfernen. Zuzüglich des Methans, dass durch die Erwärmung freigesetzt wird oder des CO2s, dass durch die verstärkten Waldbrände entsteht. Zuzüglich der Schäden, die durch die Fluten, Trockenheiten, Stürme, Brände, das Artensterben etc. zusammenkommen. Wenn Sie zu zweit nach Neuseeland fliegen, erzeugen Sie zwischen 12 und 24t CO2 (hin und zurück), bei kürzeren Strecken weniger, aber immer noch enorme Mengen. Ich kann mir im Moment nicht vorstellen, in den nächsten Jahren noch in ein Flugzeug zu steigen und mein nächstes Auto wird mit Sicherheit batterieelektrisch. Den Haushalt habe ich schon lange auf 100% Ökostrom und Ökogas umgestellt. Und selbst damit komme ich noch lange nicht dahin, wo ich sein müsste, damit mein C02-Fußabdruck umweltverträglich wäre. Sie können das für sich selbst unter https://uba.co2-rechner.de/de_DE/ ausrechnen. Vieles davon wird allerdings von alleine besser werden, indem die Unternehmen, deren Kunde ich bin, ihre CO2-Bilanz verbessern, aber ich werde auch noch sehr viel ändern müssen, damit ich in einen wirklich umweltverträglichen Bereich komme.

Auch wenn sich manches vielleicht in der Produktion verzögern wird, die Entwicklung geht weiter, auch abseits der Fotografie. Alleine in den letzten Tagen wurde das James Web-Teleskop erfolgreich gestartet und ein chinesischer Tokamak hat es geschafft, für 17min. 70 Millionen Grad aufrecht zu erhalten. Vor nicht allzu langer Zeit liefen Kernfusionsreaktoren nur Sekunden. Bis zum praktischen Einsatz wird es noch sehr lange dauern, aber die Erfolge machen Mut, dass wir das hinkriegen können. Wie schnell Impfstoffe gegen Sars-CoV-2 in Menge verfügbar waren, macht ebenfalls Hoffnung für die Zukunft. Wir werden sehr viele Probleme lösen und Krisen entschärfen müssen, aber wir stehen auch nicht mit leeren Händen da. Ich wünsche Ihnen ein erfolgreiches, gesundes und angenehmes Jahr, machen Sie was draus.

Fujifilm Neuheiten GFX und X-Mount

Fujifilm hat heute eine große Videopräsentation gehalten, um die kommenden Neuheiten vorzustellen. Hauptvorstellung war die GFX50SII, eine Kamera, die weitestgehend der GFX100S gleicht (allerdings nur mit Full HD-Video), aber den alten (und immer noch sehr guten) 50MP-Sensor enthält und 2000$ günstiger ist. Sie soll 3999$ kosten und wenn man von der GFX100S ausgeht, dann wird der Euro-Preis der Gleiche sein. Im Kit dazu gibt es für 500$ mehr das nur 390g schwere GF35-70mmF4.5-5.6, das später auch separat für den doppelten Preis erhältlich sein wird. Die Kamera hat einen Bildstabilisator mit bis zu 6,5 Blendenstufen und unterstützt einen Multishot-Modus mit 200MP.

Fujifilm hat gleich drei neue GF-Objektive seiner Roadmap hinzugefügt. Im nächsten Jahr erscheint ein 20-35mm Zoom-Objektiv, im Jahr darauf ein lichtstarkes 55mm f1,7 mit schönem Bokeh und 3D-Eindruck und ein Tilt-Shift-Weitwinkel mit noch unbekannter Brennweite (endlich!). Wenn Sie die Brennweiten des FGX-System auf Vollformat umrechnen möchten, müssen Sie diese mit 0,79 malnehmen, ein 55mm f1,7 entspricht also 43 oder 44mm mit f1,4 an einer Vollformatkamera.

Im Oktober kommt für die GFX100 und die GFX100S ein Firmware-Update, das Blackmagic Raw-Video unterstützt, ProRes Raw geht jetzt schon.

Für das X-System, für das in Zukunft höher aufgelöste Sensoren kommen sollen, wurde das XF33mm f1.4 angekündigt, das schärfer sein soll und ein schöneres Bokeh haben soll als das inzwischen fast zehn Jahre alte XF35mm f1.4. Ein lichtstarkes Weitwinkel XF23mmF1.4 R LM WR kommt ebenfalls.

400 Megapixel Multishot

Das Steag-Kraftwerk in Lünen wird gerade abgerissen und nächsten Sonntag gesprengt. Das gab mir heute Gelegenheit, die Multishot-Funktion der Fuji GFX100S zu testen, denn die Kraftwerksreste sind extrem detailreich und fast ohne Bewegung. Die Kamera nimmt 16 102MP-Bilder auf (gute 2,1GB an komprimierten Raws), die Fuji-Software macht daraus auf dem Rechner recht schnell und einfach ein DNG mit hier gut 1,5GB (2,27GB unkomprimiertes TIF).

Ein Klick auf das Bild oder den untenstehenden Link lädt das 400MP-Original (JPEG, 44MB)

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Bewegte Elemente sorgen sofort für Artefakte, das kann man hier an den Stellen sehen, in denen sich Planenfetzen im Wind bewegen. Die Datei wird ein wenig unhandlich und man wird auch nur selten eine Situation erleben, in denen man ein drei Quadratmeter großes Foto immer noch in 300dpi benötigt. Mal abgesehen davon, dass das Objektiv mitspielen muss, was dem Fujifilm GF 110mm F 2 R LM WR hier aber noch recht gut gelingt.

Es gibt sicher Jobs, in denen man das brauchen kann, etwas wenn man Gemäldereproduktionen für das Rijksmuseum in Amsterdam erstellen sollte oder für bestimmte Fälle in der künstlerischen Fotografie. 100MP ohne Multishot sind nicht so absurd, ich habe Repros von meinen alten 4x5inch-Negativen gemacht und festgestellt, dass bei 100MP kleine Schriften auf Gebäuden gerade eben lesbar waren. Ich war erstaunt, wie gut die technische Qualität meiner alten Negative war, bislang war ich überzeugt, dass man mit geringerer Auflösung als 100MP dem alten Großbild nahekommen konnte.