Die EOS R8 und das neue RF24-50mm-Kitzoom Bild: Canon
Canon hat gestern neue Produkte vorgestellt. Die EOS R8 ist eine abgespeckte EOS R6 Mark II in einem ähnlichen Gehäuse wie das der EOS RP. Der Sensor und damit die Bildqualität ist gleich, die Kamera schafft genau wie die R6 Mark II 40 Bilder pro Sekunde mit dem elektronischen Verschluss. Ein rein mechanischer Verschluss ist nicht vorhanden, wohl aber ein elektronische erster Verschlussvorhang mit mechanischem zweiten Verschlussvorhang (EFCS). Hier ist die Kamera mit 6 Bildern pro Sekunde nur halb so schnell wie die R6 II. Die R8 hat nur einen Speicherkartenslot, verwendet den kleineren LP-E17 Akku, hat keinen IBIS, unterstützt keinen Batteriegriff und die Sucherauflösung mit 2,36 MP ist etwas geringer als bei der R6 II. Die Wetterabdichtung ist ebenfalls nicht auf dem gleichen Level. Dafür ist die Kamera mit 1799€ UVP 1100€ günstiger und mit 461g auch ein Stück leichter.
Der elektronische Verschluss der R6 II und der R8 lässt sich schnell auslesen, so dass er auch für bewegte Szenen recht gut geeignet ist
Als Kit-Objektiv für 200€ Aufpreis oder 299€ einzeln kommt das RF 24-50MM f4,5-6,3 IS STM, dessen IS 4,5 Stufen Stabilisierung leistet. Wer eine Vollformat kauft, um bessere Freistellung zu erhalten, wird mit so einem lichtschwachen Objektiv kaum glücklich, wer den Weitwinkel und Normalobjektiv-Bereich günstig abdecken möchte und noch ein Telezoom wie das RF100-400mm f5,6-8 IS USM (674 €) dazu erwirbt, kommt recht günstig recht weit und das bei reisetauglichem Gewicht und videotauglichem Geräuschpegel.
Apropos Video: Die Kamera unterstützt 4K60 in 10 Bit aus Oversampling, die Qualität ist also sehr gut. Canon Log 3 ist ebenfalls an Bord.
Die EOS R50 Bild: Canon
Ebenfalls neu ist die EOS R50, eine sehr kompakte APS-C-Kamera, die sich eher an den Einsteiger richtet. Sie hat 24 MP und 4K-Video, einen sehr schnellen AF und schafft 12 Bilder/s mechanisch, 15 elektronisch. Allerdings nicht sehr lange, denn der Puffer ist klein und der SD-Kartenslot unterstützt nur UHS-I. Nach 7 Raws oder 27 JPEGs wird die Kamera deutlich langsamer. IS gibt es nur elektronisch oder im Objektiv und der elektronische kostet etwas Bildausschnitt. Deswegen sollte Canon schnellstens ein RF-S-Weitwinkelzoom auf den Markt bringen. Und einen günstigen Blitz für den Multifunktions-Zubehörschuh, denn die Kamera hat keine herkömmlichen Blitzkontakte mehr, allerdings einen eingebauten Blitz mit LZ 6. Mit dem AD-E1-Adapter lassen sich aber ältere Blitze oder Funkfernsteuerungen für das Studio verwenden. Die Kamera wird auch als Doppelzoom-Kit mit dem RF-S 18-45mm f4.5-6.3 IS STM und dem RF-S 55-210mm f5-7.1 IS STM angeboten (1179€ UVP, nur Body 829€).
Die R50 ist klar als Amateurkamera positioniert, wirkt aufgeräumt und „süß“. Wer einsteigt, sollte über das Kit mit den beiden Objektiven nachdenken, von 29-336mm auf Vollformat umgerechnet ist dann alles abgedeckt, damit kommt man auf einer Reise schon sehr weit und die Kamera wird wenig Frusterlebnisse liefern, weil mal irgendeine Szene oder ein Tier nicht mit dem AF erfassen konnte.
Canon hat heute den Nachfolger der EOS R6 vorgestellt, die neue Kamera hat 24 MP, schafft mit dem elektronischen Verschluss 40 Bilder pro Sekunde, Im Video 4K60 10Bit intern und 6K60 10Bit extern. Der AF ist deutlich verbessert worden und die Motiverkennung ist stark erweitert worden. Der Einschalter ist endlich auf der richtigen Seite und hoffentlich mechanisch etwas solider als bei der R6, bei der manche Nutzer einen Verlust zu beklagen hatten. Der Videobereich ist nun mehr auf Dauerbetrieb ausgelegt und auch der Akku hält länger. Insgesamt wurde die Kamera in sehr vielen Punkten verbessert, ist aber keine Revolution. Wenn ich eine R6 hätte, würde ich wohl erstmal bei der bleiben, es sei denn, Sie würde mich in meiner Videoarbeit beschränken. Wenn ich in dem Bereich kaufen wollte, würde ich schon zur R6 II greifen. Der Mehrpreis ist gering (UVP 2899 €, ab Ende November) und wohl hauptsächlich dem inzwischen sehr viel schlechterem Wechselkurs zum Dollar geschuldet.
Die Canon EOS R6 II Bild: Canon
Ein interessantes Detail ist auch die automatisch Focus-Breathing-Korrektur, die die Größenänderung des Videobilds beim Fokussieren ausgleicht (nur mit unterstützten Objektiven). Leider hat es die automatische Wasserwaage aus der R7 nicht in die Kamera geschafft, im Vollformat wäre die Funktion für Architekturfotografen wichtiger als in APS-C. Mit ihr wird eine leicht schiefe Kamera durch den IBIS so ausgeglichen, dass der Horizont gerade bleibt. Die R6 II ist ein guter Allrounder geworden und wird sich sicher gut verkaufen.
Neu vorgestellt wurden das RF135mm f1,8L IS USM (2699 € UVP, Ende Januar) und das Speedlite EL-5, dass auf den neuen Multifunktions-Zubehörschuh setzt, also mit älteren Kameras nicht mehr kompatibel ist, dafür aber einen Großteil der Vorzüge des EL-1 zu einem deutlich günstigeren Preis bietet (499 €, ab März 2023)
Canon hat zwei neue Objektive für R-Kameras herausgebracht. Ein RF24mm f1,8 Macro IS STM, das ähnlich wie das entsprechende 35mm aussieht, aber etwas teurer ist (749€ UVP). Der Preis kann natürlich auch damit zusammenhängen, dass Euro und Dollar inzwischen Parität erreicht haben, Importe werden alle etwas teurer im Moment. Ich vermute, dass es sich gut verkaufen wird, die Kombination von klein, leicht, lichtstark, scharf und vielseitig wird für viele reizvoll sein. Man munkelt, dass Sigma das 20mm und 24mm ART sehr bald in einer neuen Version herausbringt, das könnte eine interessante Alternative für Sternenfotografen sein, weil die sehr scharf sind und 2/3 Blendenstufen lichtstärker. Allerdings ist bislang noch nichts über RF-Versionen bei Sigma bekannt, auch, wenn es schon seit einem Jahr Gerüchte darüber gibt.
Das zweite Objektiv ist das RF 15-30mm F4.5-6.3 IS STM, ein Weitwinkelzoom, dass mit UVP 699€ deutlich günstiger ist das die L-Objektive. Es ist nicht besonders lichtstark, dafür deckt es den Weitwinkelbereich recht weit ab und ist klein und leicht. Ich bin auf erste Tests gespannt. „Center Macro“ heißt allerdings, dass im Nahbereich die Bildränder indiskutabel unscharf werden, was bei manchen Motiven unwichtig ist. Allerdings ist der Nahbereich beim starken Weitwinkel auch eher außerhalb der Standardanwendungen.
Seit dem 23.6 bin ich im Besitz einer EOS R7, obwohl eine APS-C-Kamera für mich vielleicht nicht die naheliegendste Anschaffung ist. Nach meinen ersten Erfahrungen würde ich sie wieder kaufen. Die zwei größten Nachteile sind, dass sie momentan noch nicht von CaptureOne unterstützt wird und dass ich nun manches an meiner R5 vermisse, die AF-Steuerung ist ein wenig logischer, ich kann endlich auch ins Sucherbild hineinvergrößern, wenn die Motiverkennung eingeschaltet ist und das Daumenrad sitzt an einer guten Stelle. Die Kamera ist sehr schnell, der Sucher ist besser als gedacht, Canon macht aus 2,36MP mehr als Sony das tut. Der Raw-Burst-Modus ist auch eine gute Ergänzung. Hier zeichnet die Kamera die Bilder auf, bevor Sie den Auslöser drücken und speichert die letzten Aufnahmen, sobald Sie ihn durchdrücken. Gerade für die Naturfotografie wird man für 1,5k€ wahrscheinlich keine bessere Kamera kaufen können. Nur wer einen großen Sprung von der Bildqualität im Verhältnis zur EOS 90D erwarten sollte, wird wahrscheinlich enttäuscht sein. Wobei die 90D auch schon recht gut ist.
Ich habe immer darauf gewartet, dass Canon EF-M aufgibt und APS-C ins RF-System holt. Mit der R7 haben sie das getan und gezeigt, dass sie das ernst meinen. Mit zwei Speicherkarten, robustem und abgedichtetem Gehäuse, IS, Profi AF und High-End-Prozessor ist die Kamera durchaus profitauglich, allerdings hätte man bei dieser Kamera die Motivautomatiken und Modus-Erklärbildschirme gerne einfach weglassen können.
Canon hat heute zwei neue APS-C Kameras mit RF-Bajonett vorgestellt. Ich hatte schon länger vermutet, dass das passiert, weil das EOS-M-System keinen Aufstiegspfad zum R-System besitzt. Man kann zwar EF-Objektive gut an eine Canon M adaptieren, aber RF-Objektive nicht und umgekehrt lassen sich auch M-Objektive nicht an RF verwenden. Das M-System ist also zu Sackgasse geworden.
EOS-M wird wohl aussterben, weil Canon seine Energien auf RF bündeln muss. Es ist keine gute Strategie, Einsteiger mit zwar guten und günstigen M-Kameras zu gewinnen, wenn diese später keinen Vorteil haben, bei der Marke zu bleiben, wenn sie ins Vollformat gehen möchten.
Das RF-Bajonett wirkt sehr groß im Vergleich zum APS-C-Sensor der R7. Bild: Canon
Die neue R7 erinnert vom Namen an die EOS 7D Mark II, ist aber preislich ähnlich der EOS 90D positioniert. Mit 10-Bit Video, 2 Speicherkartenslots und 15 Bildern pro Sekunde beim mechanischen Verschluss ist sie aber etwas professioneller als die 90D ausgerichtet. Der AF erkennt Personen, Tiere und Fahrzeuge und wird ähnlich gut arbeiten wie bei der R5 oder R6. 32,5 MP lassen Spielraum für Ausschnitte z.B. bei der Tierfotografie. Mit elektronischem Verschluss sind 30 Bilder pro Sekunden und bis zu 1/16 000s möglich, allerdings kein Blitz. Die Blitzsynchronzeit ist wegen des kleineren Verschlusses mit 1/320s ein wenig schneller als bei den Vollformatkameras.
Die Kamera wiegt mit Akku und Karte nur 612g, ist aber trotzdem robust ausgelegt und gegen Staub und Feuchtigkeit geschützt. Der IBIS schafft bis zu 8 Stufen und kann sogar den Horizont gerade halten, wenn Sie Ihre Kamera leicht schräg halten. Ab 24 Juni kommt sie für 1499€ in den Handel.
Die 24MP-Kamera EOS R10 liegt eher im Bereich einer 850D, allerdings deutlich schneller und mit besserem Video und im AF lägen die auch Welten auseinander. Aber der Body ist mit 429g sehr leicht, hat einen Ausklappblitz, es gibt nur einen Speicherkartenslot, keinen IBIS und Wetterabdichtung ist auch nicht vorgesehen. Diese Kamera zielt also auf den Amateurmarkt, ist aber mit 15 Bildern pro Sekunden mechanisch und 23 elektronisch sehr schnell. Der Verschluss schafft mechanisch nur 1/4000s, Blitzsynchronzeit ist 1/250, elektronisch unterstützt die Kamera aber auch die 1/16 000s. Die Videomöglichkeiten sind auch recht weitgehend, bei 4K60 werden allerdings nur 64% der Sensorbreite verwendet.
Die Kamera kommt ab Juli mit einem UVP von 979€, mit dem RF-S 18-45mm F4.5-6.3 IS STM Kit-Objektiv 1099€. Ebenfalls neu ist ein RF-S 18-150mm F3.5-6.3 IS STM. Beide Objektive werden nach dem Bajonett wieder schlanker, das RF-Bajonett ist für APS-C wirklich Overkill, ganz anders als bei Sony, bei denen ich immer das Gefühl habe, E-Mount wäre eigentlich für APS-C entworfen, da von vorne die Ecken des Vollformatsensors gar nicht mehr sichtbar sind.
Die EOS R10 mit dem RF-S 18-45mm F4.5-6.3 IS STM. Bild: Canon
Beide Kameras kommen bereits mit dem neuen Blitzschuh der EOS R5 C oder R3, der auch Digitalmikros unterstützt, ein EF an RF-Adapter wird mitgeliefert, so dass Sie Ihre EF-S oder EF-Objektive weiternutzen können, was sehr gut funktioniert, besser als an Ihrer DSLR sogar. EF-M aber natürlich nicht.
Auch wenn viele lieber die Nachfolger der R und RP gesehen hätten, die Entscheidung, APS-C-Kameras im R-System zu bringen, ist strategisch richtig. Gerade die R7 wird bei den Tierfotograf:innen einige Freunde gewinnen, die R10 wird wahrscheinlich irgendwann noch günstiger und den Einstieg in das R-System noch weiter nach unten rücken.
Interessant ist auch der MF/AF-Umschalter an der Kamera. Ich vermute, dass wir bald ein Pancake-Objektiv für RF-S sehen werden, was kaum Platz für eine Umschaltung am Objektiv hätte, beim 18-45 würde es auch schon knapp werden.
Wie immer um diese Zeit, versuche ich, in die nähere Zukunft des Fotomarkts zu schauen und etwas über die voranschreitenden Entwicklungen zu reflektieren. Wie gut oder schlecht das gelingt, können sie in den vergangenen Jahresvorschauen überprüfen.
In den nächsten Monaten wird der Fotomarkt sicher nicht die Schlagzeilen beherrschen, weil die nächste Welle der Pandemie die vermutlich stressigste von allen werden wird. Für alle, die inzwischen dreimal geimpft sind, wird sie deutlich weniger bedrohlich sein als vor einem Jahr, aber insgesamt hat sie das Potenzial, sehr viele zu treffen und auch Abläufe außerhalb der Krankenhäuser stark durcheinanderzubringen. In den Monaten darauf wird der Fotomarkt auch nicht die Schlagzeilen beherrschen, weil er außer für uns Fotobegeisterte eine unbedeutende Nische geworden ist, die Zeiten, in denen es in fast jedem Haushalt eine „richtige“ Kamera gab, sind endgültig vorbei. Aber auch abgesehen von den Smartphones, die die Kameras zu einem großen Teil ersetzt haben, gibt es für die Hersteller von Bildsensoren und Objektiven genug zu tun. Weltweit gibt es mehr als eine Milliarde Überwachungskameras, fast 2/3 davon in China, ein Durchschnittsneuwagen besitzt mehr als eine Kamera, die Zahl und die Qualität wird noch zunehmen, je mehr wir uns dem autonomen Fahren nähern. In Industrie, Wissenschaft und Robotik wächst der Bedarf auch, viele der Techniken aus diesen Bereichen wirken zurück auf die Fotografie. Meine EOS R5 kann Menschen, Tiere und Kraftfahrzeuge recht zuverlässig erkennen und im Fokus behalten, etwas, woran eine DSLR aufgrund der sehr viel kleineren Sensoren für die Fokusermittlung scheitern würde.
Der AF einer EOS R5 macht solche Aufnahmen einfacher als jede DSLR (500mm, f7,1, 1/2000s)
Auch deswegen haben wir die DSLR in diesem Jahr beerdigt, Nikon und Canon haben mit der Z9 und der R3 Kameras herausgebracht, die ihre Top-DSLRs übertreffen. Und sie haben klargemacht, dass ihre letzte Top-DSLR auch die letzte bleiben wird. Nur Pentax, die das Pentaprisma der SLR schon im Namen tragen, bekennt sich weiterhin ganz zur DSLR. 2021 war das Jahr, in dem die Spiegellosen endgültig vorbeigezogen sind. Dazu brauchte es Sensoren, die sich schnell genug auslesen lassen, um zeitlich feinaufgelöste Daten für die Bewegungsermittlung zu liefern, Prozessoren, die diese Daten in Echtzeit sinnvoll inklusive Bilderkennung auszuwerten und Sucher, die so schnell und hochaufgelöst sind, dass wir den optischen Sucher der Spiegelreflex nicht mehr vermissen. Das bedeutet aber auch, dass viele DSLR-Objektive jetzt schon nicht mehr in der Produktion sind und nur noch Lagerbestände abverkauft werden. Viele der EF-Objektive z.B. werden Sie bald nicht mehr neu kaufen können. Dafür werden wir in 2022 wohl RF-Objektive auch von Sigma und anderen sehen, der Markt verschiebt sich stark zu den Spiegellosen.
Vermutlich als nächstes wird der mechanische Verschluss verschwinden. Er war bei einer Digitalkamera hauptsächlich notwendig, um den Sensor nur für eine kurze Zeit zu belichten, die kürzer war, als die Auslesezeit des Sensors. Ansonsten hätten Sie mit einem starken Rolling-Shutter-Effekt zu kämpfen und würden beim Blitzen nur einen Teil des Bildes belichten. Sobald aber die Auslesezeit in den Bereich der Blitzsynchronzeit kommt, verschwinden die Vorteile des mechanischen Verschlusses weitgehend und man kann auf dieses aufwendige und anfällige Bauteil verzichten. Die erste professionelle Kamera, die das tatsächlich auch so macht, ist die Nikon Z9, sie hat nur noch einen mechanischen Hilfsverschluss, der den Sensor beim Objektivwechsel bedeckt, um ihn vor Staub zu schützen.
Bei den Sensoren gibt es zwar immer schnellere Auslesezeiten, ob bald eine Kamera mit einem echten Global Shutter (zeitgleiches Auslesen des gesamten Sensors) kommt, ist aber weiterhin ungewiss. Mit gebogenen Sensoren rechne ich abseits von kleinen, integrierten Lösungen nicht, auch wenn sie immer mal wieder in Gerüchten auftauchen. Alternativen zu Sensoren mit Bayermuster sind allerdings langsam fällig, bislang sind Alternativen wie Foveon sind nur in Nischen zu finden, genau wie Quantum Dot Sensoren. Auflösung und Lichtempfindlichkeit aktueller Sensoren sind schon sehr gut, aber ich würde mir einen höheren Dynamikumfang wünschen, der es möglich macht, das, was das Auge wahrnehmen kann, in einer einzigen Belichtung zu erfassen. Noch kürzere Auslesezeiten würden auch weniger Blitzleistung erfordern, wenn sich der Blitz gegen das Tageslicht durchsetzen soll.
Ich denke auch, dass die Zeit, in der wir spezielle Cinema-Versionen zu Systemkameras sehen, langsam zu Ende gehen wird. Von der EOS R5 wird es bald eine C-Version geben, bei der kommenden R1 gehe ich davon aus, dass sie beide Bereiche perfekt beherrschen wird. Die Frage ist auch, ob es sich bei einem schrumpfenden Markt noch lohnt, eine große Modellvielfalt zu pflegen, eine Sony A7C halte ich z.B. für verzichtbar und es scheint, dass Sony die im Moment auch nicht weiterproduziert. Es werden sicher noch kleine Vloggerkameras erscheinen oder große Filmkameras, die nicht für die Fotografie gedacht oder geeignet sind, aber das man eine Systemkamera in Foto- und Videoversion aufspaltet, ist technisch nicht mehr notwendig.
Ich rechne schon damit, dass einige Kameragehäuse vor der Vorstellung stehen, Canons EOS R wird vier Jahre alt, auch die RP kann eine Auffrischung gebrauchen. Ich vermute, dass das EOS-M-System keine lange Zukunft haben wird und stattdessen bald eine APS-C mit RF-Mount kommen wird. Später ist auch eine EOS R1 absehbar. Bei Sony wartet die A9 II und die A7RIV auf einen Nachfolger. Ich denke aber, dass wir in der ersten Jahreshälfte kaum etwas in den Händen werden halten können, sondern nur Ankündigungen mit späterer Lieferbarkeit sehen werden. Mit noch späterer, wenn China es nicht schaffen sollte, Omikron unter Kontrolle zu halten, was schwieriger als alles bisher werden wird. Chipkrise und Lieferprobleme werden uns nicht nur in diesem Bereich noch eine Weile begleiten und wir können nur hoffen, dass sie nicht durch zusätzliche Ereignisse verschlimmert wird. Eine ernsthafte Taiwankrise wäre eine Katastrophe, aber auch „Kleinigkeiten“, wie die Zerstörung einer Fabrik durch Brand oder Überschwemmung/Tsunami etc. können weitreichende Folgen haben. Vor ein paar Jahren wurden Chips teuer, weil eine der Fabriken, die den Kunststoff für die Ummantelung herstellte, ausgefallen war. Im Moment werden die Folien knapp, die für die Isolation der Platinen sorgen. Ein Teil der Probleme rührt aber auch daher, dass wir unsere knappen Ressourcen verschwenden, indem z.B. riesige Bitcoin-Miner-Farmen aufgebaut werden oder Festplatten für „proof-of-space“-Cryptowährungen verbraucht werden. Es kann auch sein, dass die Zeiten, in denen fast alles kurzfristig verfügbar ist, langsam ganz vorbei gehen, nicht weil ich eine große Wirtschaftskrise erwarte, sondern weil die Wirtschaft soviel wichtige Dinge erledigen muss, während gleichzeitig Ressourcen knapper werden oder wir uns es aus anderen Gründen nicht leisten können, diese zu verbrauchen. Das muss aber kein Nachteil sein.
Der Trend weg von Lightroom und hin zu anderen Raw-Konvertern, vor allem zu CaptureOne, hat sich bei mir und befreundeten Profikolleg:innen fortgesetzt. In der neuen Version beherrscht CaptureOne auch HDR und Panoramen, damit gibt es eigentlich keine echten Gründe mehr für Lightroom, es sei denn, Sie verwenden Plugins wie z.B. Negative Lab Professional, die nur für LR verfügbar sind.
Die Verbreitung von Mittelformatkameras hat ebenfalls zugenommen, auch weil die Preise langsam in Regionen ankommen, die auch zu analogen Zeiten für Mittelformatkameras normal waren. Die Unbezahlbarkeit ist eindeutig vorbei, eine Fujifilm GFX 50S II ist günstiger zu haben als eine Canon EOS R5, selbst 100MP bekommen Sie jetzt für unter 6000 €. Immer noch viel Geld, aber noch vor einer Weile hätten Sie eher 40.000 € anlegen müssen, bei geringerer Alltagstauglichkeit. Die ist immer noch nicht so hoch, wie beim Vollformat, ich denke aber, dass in den nächsten zwei bis drei Jahren ein Sensor für Mittelformat kommen wird, der sich sehr schnell wird auslesen lassen und auch einen schnelleren und genaueren AF ermöglichen wird. Ich halte es auch für möglich, dass eine noch kleinere und günstigere Mittelformatkamera auf den Markt kommen wird, die den Systemeinstieg noch weiter erleichtern wird.
Dieses Bild ist so in der Kamera entstanden. Die langsame Auslesezeit des elektronischen Verschlusses der GFX100S zeichnet das Drehen der Kamera nach der Auslösung mit auf
Bei den Blitzgeräten geht der Trend weiter zu Fremdherstellern. Nikon hat sogar einen Vertrag mit Nissin geschlossen, um die Versorgung mit Systemblitzen für das Z-System sicherzustellen. Fremdhersteller wie Godox sind inzwischen innovativ und liefern TTL-kompatible Akkublitze vom kleinen Aufsteckblitz bis hin zu 1200J Energie. Auch hier geht der Trend eindeutig zu Lithium-Ionen-Akkus, die schneller und ausdauernder sind als NiMH-Akkus. Allerdings auch nicht so standardisiert wie AA-Zellen.
Ein weiterer Trend führt zum Dauerlicht. LED-Technik ist günstig und gut geworden, ist hell genug bei ca. achtmal weniger Stromaufnahme als bei Glühlicht. Viele Leuchten sind obendrein über den gesamten Farbbereich regelbar, so dass Filter überflüssig werden. Vorteile sind, dass Sie auch für Video verwendbar sind oder für automatisches Fokusstacking, dass viele Kameras nur mit dem elektronischen Verschluss unterstützen, der oft nicht mit Blitz zusammen verwendbar ist.
Bei den Objektiven zeichnet sich eine Verbreiterung des Angebots ab, Zooms werden lichtstärker oder auch lichtschwächer, weil die Spiellosen auch mit kleinen Anfangsblenden fokussieren können. Festbrennweiten kommen in früher eher unüblichen Werten wie 45,65,70 oder 75mm, es gibt vermehrt sehr lichtstarke oder auch günstige Objektive ohne AF. Bei den besseren Objektiven werden Abbildungsfehler bewusst als Stilmittel verwendet. Das Fujifilm GF80mm f1,7 (für Mittelformat) besitzt zum Beispiel bei Offenblende ein paar ganz bewusst übriggelassene Abbildungsfehler, um dem Ergebnis bei immer noch sehr guter Schärfe mehr Charakter zu verleihen. Das Canon RF 100mm f2,8L Macro ist mit einem Ring ausgestattet, der die Sphärische Aberration in zwei Richtungen verändern kann. Dadurch ändert sich das Bokeh und die Bildschärfe verringert sich deutlich. Natürlich können Sie einen ähnlichen Look auch mit alten Objektiven erreichen. Das machen in der Fotografie schon einige, bei den Filmern gehört es schon zum Standard und etliche Objektive werden gerade deutlich teurer, weil sie aufgekauft werden, um ein Rehousing für den Kinobereich zu erfahren. Ein Olympus OM Zuiko-W 21mm f2 geht heute für mindestens 2000 € weg (gerade fand ich nur ein einziges Angebot, dass 3850 € kosten sollte), aber auch ein verhältnismäßig häufiges Objektiv wie das Canon FD 35mm F2 S.S.C. hat seinen Preis in der letzten Zeit verdoppelt.
KI ist ein großer Trend in der Bildbearbeitung, zum Teil auch in der Bilderstellung. Manches davon ist spannend und eröffnet neue Möglichkeiten, zum Beispiel GANs und Deepfake-Software, in der Bildbearbeitung sorgt sie aber leider oft nur dafür, den Zuckerguss noch dicker zu machen, die Bilder noch glatter zu bügeln und Landschaftsfotos zu erzeugen, die drei verschiedene Sonnenstände für den Himmel, den Mond und die Landschaft haben. In den Smartphones wird oft schon stark optimiert, ohne dass wir das extra einschalten müssen. Mich langweilt das eher und ich habe meine fotografische Arbeit 2020 darauf konzentriert, dokumentarisch und frei von jeder Retusche zu fotografieren. Zum einen haben ich mit http://ruhrstadt-revisited.de/ eine Arbeit aus meinem Fotodesignstudium wieder aufgenommen, zum anderen mit https://flusslandschaften.westbild.de/ eine Serie von Flusslandschaften in Nordrhein Westfalen aufgenommen. Und wenn ich für Kunden Dinge visualisieren soll, die es noch nicht gibt, verwende ich dafür heute eher die 3D-Software Blender als Photoshop, auch weil es mir ermöglicht, gleich mehrere Ansichten aus unterschiedlichen Perspektiven zu erzeugen.
Solartankstelle für Elektroboote, 3D-Rendering
Wenn Corona endemisch geworden sein wird, wird uns wieder klarer werden, dass wir noch viel größere Probleme zu lösen haben. Der Klimawandel schreitet schneller voran als die meisten von uns das erwartet haben, auch in Deutschland haben wir 2021 erfahren, welch katastrophale Auswirkungen er mit sich bringt. Der wahre Preis einer Tonne CO2 ist nicht der, zu dem man sie an anderer Stelle am günstigsten einsparen kann, sondern der, den man aufwenden muss, um sie wieder aus der Atmosphäre zu entfernen. Zuzüglich des Methans, dass durch die Erwärmung freigesetzt wird oder des CO2s, dass durch die verstärkten Waldbrände entsteht. Zuzüglich der Schäden, die durch die Fluten, Trockenheiten, Stürme, Brände, das Artensterben etc. zusammenkommen. Wenn Sie zu zweit nach Neuseeland fliegen, erzeugen Sie zwischen 12 und 24t CO2 (hin und zurück), bei kürzeren Strecken weniger, aber immer noch enorme Mengen. Ich kann mir im Moment nicht vorstellen, in den nächsten Jahren noch in ein Flugzeug zu steigen und mein nächstes Auto wird mit Sicherheit batterieelektrisch. Den Haushalt habe ich schon lange auf 100% Ökostrom und Ökogas umgestellt. Und selbst damit komme ich noch lange nicht dahin, wo ich sein müsste, damit mein C02-Fußabdruck umweltverträglich wäre. Sie können das für sich selbst unter https://uba.co2-rechner.de/de_DE/ ausrechnen. Vieles davon wird allerdings von alleine besser werden, indem die Unternehmen, deren Kunde ich bin, ihre CO2-Bilanz verbessern, aber ich werde auch noch sehr viel ändern müssen, damit ich in einen wirklich umweltverträglichen Bereich komme.
Auch wenn sich manches vielleicht in der Produktion verzögern wird, die Entwicklung geht weiter, auch abseits der Fotografie. Alleine in den letzten Tagen wurde das James Web-Teleskop erfolgreich gestartet und ein chinesischer Tokamak hat es geschafft, für 17min. 70 Millionen Grad aufrecht zu erhalten. Vor nicht allzu langer Zeit liefen Kernfusionsreaktoren nur Sekunden. Bis zum praktischen Einsatz wird es noch sehr lange dauern, aber die Erfolge machen Mut, dass wir das hinkriegen können. Wie schnell Impfstoffe gegen Sars-CoV-2 in Menge verfügbar waren, macht ebenfalls Hoffnung für die Zukunft. Wir werden sehr viele Probleme lösen und Krisen entschärfen müssen, aber wir stehen auch nicht mit leeren Händen da. Ich wünsche Ihnen ein erfolgreiches, gesundes und angenehmes Jahr, machen Sie was draus.
Nikon hat gestern seine Profi-Spiegellose vorgestellt. 45MP, 20FPS, bei 11MP JPGs sogar 120FPS. 8K30 und 4K120 Video, auch in 10Bit (inkl. ProRes intern, ab 2022 wird sogar 8K in 60FPS und 12Bit N-Raw möglich sein), 2 CFExpress/QXD-Slots, Blackout-freier Sucher, solides Profigehäuse mit Profibatterie und integriertem Hochformatauslöser. Dazu ein AF, der auf anspruchsvollste Aufgaben in der Sport- oder Naturfotografie meistert und ein Tiltscreen, der die Kamera sehr viel flexibler macht als eine D6.
Die Nikon Z9 Bild: Nikon
Fehlt also nix. Doch, der Verschluss, aber es geht auch ohne. Die Z9 ist die erste Profikamera, die keinen mechanischen Verschluss mehr hat. Der eingebaute Verschluss ist nur für die Sensorabdeckung beim Objektivwechsel, wird aber bei der Belichtung nicht verwendet. Das geht nur, weil der Sensor schnell genug ausgelesen werden kann, Nikon gibt eine Synchronzeit von 1/200s an, mit leichten Einschränkungen in der Leitzahl auch 1/250s. Rolling Shutter ist damit auf dem gleichen Level wie bei einem mechanischen Verschluss. Das gilt für Fotoaufnahmen, im Videobereich muss jede Kamera auf den mechanischen Verschluss verzichten, deswegen wird die Nikon Z9 dort besser sein als alle Kameras mit langsamerer Auslesezeit.
Die Kamera ist sehr interessant positioniert, bei Canon gibt es zum gleichen Preis eine Kamera mit 24MP und 6K60-Video, bei Sony muss man für eine vergleichbare Kamera 1300€ mehr zahlen und hat dann noch nicht einmal den optionalen Hochformatgriff dabei. Im Verhältnis zum Body der Z9 sieht der der Sony aus wie ein drei Mal gefalteter CD-Player, so ein Body mag an einer Drohne oder in einem Rig für Video Vorteile haben, kommt aber ergonomisch nicht an eine Z9 oder R3 heran.
Nikon hat zeitgleich das NIKKOR Z 100–400 MM 1:4,5–5,6 VR S und den Objektivadapter FTZ II vorgestellt. Der erste FTZ-Adapter macht an der Z9 wenig Spaß, weil er bei der Verwendung des Hochformatgriffs ergonomisch im Weg ist.
Ich bin zwar auf Langzeiterfahrungen gespannt, z.B. wie gut die Kamera 8K-Video thermisch verkraftet oder ob der rein elektronische Verschluss in bestimmten Fällen doch noch Nachteile offenbart. Ich erwarte aber keine bösen Überraschungen und halte die Z9 für sehr gelungen und zudem preislich interessant, wenn man sie mit den DSLR-Vorgängern vergleicht, die weniger konnten, aber teurer waren. Wäre ich hauptsächlich ein Nikon-Fotograf, würde mich die Kamera sehr beruhigen, weil klar geworden ist, dass Nikon sich nicht abhängen lässt und den Umstieg ins Spiegellose sehr gut bewältigt, obwohl Sie ein wenig zu zaghaft begonnen hatten.
Ich denke, das Canon im nächsten Jahr eine R1 bringen wird, die technologisch noch weiter sein wird, aber die wird wohl teurer als die Nikon sein und zweitens werden die Unterschiede für die meisten Anwendungen so relevant sein, wie es die Endgeschwindigkeiten von Sportwagen im normalen Straßenverkehr sind.
Bis zum 16.Januar 2022 gibt es bei Canon wieder Winter Cashback. Wer ohnehin Anschaffungen plant, sollte das mitnehmen, bei der EOS R5 sind das z.B. 500€, die es von Canon wieder zurück gibt. Ein paar der wichtigen EF-Zooms sind ebenfalls bis zu 250€ günstiger, RF-Objektive sind ohnehin so schwer lieferbar, dass Canon keine Promotion dafür veranstalten muss. EOS+X ist (vorerst) leider ausgelaufen am 15.8, wenn Sie eine Kamera kaufen, kommen Sie damit günstiger an ein Objektiv.
Canon hat das RF 5.2mm F2.8L DUAL FISHEYE-OBJEKTIV auf den Markt gebracht. Es zeichnet zwei Kreise mit etwas über 180° auf den Sensor, die sich für VR-Video in hoher Qualität verwenden lassen. Die entsprechende Software bietet Canon ebenfalls an. Da aus den Kreisen im Headset jeweils nur ein rechtwinkliger Ausschnitt gezeigt wird, benötigt die Technik große Auflösungsreserven, deswegen ist hauptsächlich an die Verwendung der EOS R5 gedacht, die 8K-Video aufzeichnen kann.
Das Objektiv ist extrem spezialisiert für die VR-Produktion und es ist auch ein bisschen typisch für Canon, dass sie Produkte entwickeln, die sehr genau auf ihren Einsatz zugeschnitten sind und die damit auch Nischen bedienen, wie z.B. Astrofotografiekameras. In der Vergangenheit hat Canon noch viel kleinere Nischen bedient, das EF PE 300mm f/1.8-Objektiv wurde z.B. nur viermal gebaut mit dem Einsatzzweck, den Zieleinlauf von Rennpferden aufzuzeichnen.
Es ist interessant, dass so ein Spezialobjektiv vor naheliegenderen Lücken im RF-System kommt. Es gibt z.B. noch kein lichtstarkes Weitwinkel, noch kein Shift-Objektiv und noch kein 135mm-Objektiv für RF. Die Not ist durch die gute Adaptierbarkeit von EF-Objektiven auch nicht so groß, aber wenn ich hätte raten sollen, was als nächstes kommt, hätte ich nicht „ein Doppel-Fisheye“ gesagt.
Auch wenn die offizielle Vorstellung wohl erst am 14.9. stattfinden wird, sind schon sehr konkrete Daten, Preise und Bilder öffentlich geworden. Die EOS R3 wird offiziell, der Preis wird bei 5999€ liegen. Sie wird die erste richtige Profikamera im R-System, in der Solidität absolut vergleichbar mit der EOS 1D Mark III, technisch diese übertreffend. Das heißt nicht, dass die EOS R5 oder R6 nicht für Profis gebaut werden, aber es gibt eine eigene Klasse von Kameras, die für höchste Leistung und Belastbarkeit ausgelegt ist, bei Nikon ist das die D6. Die meisten meiner Leser werden diese Kamera nicht brauchen und nicht kaufen, bei mir ist das genauso, obwohl ich sehr schätze, was Canon da entworfen hat. Ich benötige in meiner fotografischen Praxis nicht so viel Belastbarkeit und schätze höhere Auflösungen sehr. Trotzdem freue ich mich, wenn ein blitztauglicher elektronischer Verschluss irgendwann in den Klassen darunter ankommen wird. Aber Canon bring auch etwas für „Normalbürger“, ein bezahlbares Telezoom, das Canon RF 100-400 f/5.6-8 IS USM (699$), das auch Extender-tauglich sein wird und das RF16mm f2,8 STM, das die gleiche Bauform wir das RF50mm f1,8 STM hat und 299$ kosten wird. So günstig gab es Ultraweitwinkel bei Canon im Vollformat bislang noch nie, ich bin gespannt auf die Leistung des Objektivs. Es kommt auch neues Zubehör, die EOES R3 wird einen neuen Zubehörschuh haben, der zum Beispiel Digitalmikros direkt unterstützt. Der Zubehörschuh wird wahrscheinlich auch für die EOS R5 als kostenpflichtiges Update angeboten werden. Ich hoffe sehr, dass Canon den Schuh besser macht als Sony, mit dem Schuh hatte ich schon Ärger, zudem sind die Blitzfüße für Sony oft in Plastik ausgeführt und brechen leicht ab.
Fujifilm hat heute eine große Videopräsentation gehalten, um die kommenden Neuheiten vorzustellen. Hauptvorstellung war die GFX50SII, eine Kamera, die weitestgehend der GFX100S gleicht (allerdings nur mit Full HD-Video), aber den alten (und immer noch sehr guten) 50MP-Sensor enthält und 2000$ günstiger ist. Sie soll 3999$ kosten und wenn man von der GFX100S ausgeht, dann wird der Euro-Preis der Gleiche sein. Im Kit dazu gibt es für 500$ mehr das nur 390g schwere GF35-70mmF4.5-5.6, das später auch separat für den doppelten Preis erhältlich sein wird. Die Kamera hat einen Bildstabilisator mit bis zu 6,5 Blendenstufen und unterstützt einen Multishot-Modus mit 200MP.
Fujifilm hat gleich drei neue GF-Objektive seiner Roadmap hinzugefügt. Im nächsten Jahr erscheint ein 20-35mm Zoom-Objektiv, im Jahr darauf ein lichtstarkes 55mm f1,7 mit schönem Bokeh und 3D-Eindruck und ein Tilt-Shift-Weitwinkel mit noch unbekannter Brennweite (endlich!). Wenn Sie die Brennweiten des FGX-System auf Vollformat umrechnen möchten, müssen Sie diese mit 0,79 malnehmen, ein 55mm f1,7 entspricht also 43 oder 44mm mit f1,4 an einer Vollformatkamera.
Im Oktober kommt für die GFX100 und die GFX100S ein Firmware-Update, das Blackmagic Raw-Video unterstützt, ProRes Raw geht jetzt schon.
Für das X-System, für das in Zukunft höher aufgelöste Sensoren kommen sollen, wurde das XF33mm f1.4 angekündigt, das schärfer sein soll und ein schöneres Bokeh haben soll als das inzwischen fast zehn Jahre alte XF35mm f1.4. Ein lichtstarkes Weitwinkel XF23mmF1.4 R LM WR kommt ebenfalls.
Nikon hat heute eine neue Kamera für das Z-System auf den Markt gebracht. Technisch kann ich das kurz halten, sie entspricht der Z50 sehr weitgehend, die Unterschiede sind USB-C, ein Bildschirm, der sich auch seitlich nach vorne klappen lässt (wie bei Canon, praktisch fürs Vloggen) und dedizierte Einstellräder für ISO und Verschlusszeit. Der Augen-AF funktioniert auch im Video, das ließe sich de Z50 über eine neue Firmware aber auch beibringen. Der wesentliche Unterschied ist das Design, die Kamera ist an die Nikon FM2 angelehnt, sieht also aus, wie eine klassische Nikon DSLR. Eine von den Zarten und nicht von den Klötzen wie der Nikon F2. Nichts gegen den Klotz btw. Die Umsetzung ist auch besser gelungen als bei der Nikon Df, mit der ich nicht so viel anfangen konnte. Ich habe die Kamera noch nicht in der Hand gehabt, aber visuell halte ich sie für gelungen. Mit dem 28mm f2,8SE ist sie sogar hübsch, mit dem Kit-Zoom funktioniert der Eindruck nicht so gut, das sieht halt aus, wie ein APS-C-Kit-Zoom eben oft aussieht.
Nikon Z fc mit 28mm Festbrennweite Bild: Nikon
Ich hoffe, das Canon auch bald RF-Kameras in APS-C herausbringt, man munkelt, dass sie das tun werden. Das EOS-M-System hat zwar ein paar schöne Produkte, aber keine Aufstiegsperspektive zum R-System. So eine Kamera wie eine Z fc ist ein schöner Einstieg in ein System, das bald bis zur Z9, einer High-End-Profikamera herausreichen wird. Das 28er ist für Vollformat geeignet und wird später auch in einem anderen Design für das Z-System herauskommen. Die Kamera ist mit Einstiegsrabatt kaum teurer als die Z50 (bei Nikon 899€, fünfzig Euro mehr als die Z50) und ab sofort erhältlich. Es gibt die Belederung auch in unterschiedlichen Farben. Manche Firmen bringen Farbe ja, wenn ihnen sonst nichts mehr einfällt, aber hier passt es zum Konzept, auch wenn ich denke, dass dieses Detail auf dem asiatischen Markt wichtiger sein wird als in Deutschland.
Canon hat heute das RF14-35mm F4 L IS USM offiziell vorgestellt. Im Vergleich zum EF16-35mm f4L IS USM hat es am kurzen Ende 2 mm weniger Brennweite, ist kleiner und leichter, hat deutlich weniger focus breathing (für Filmer wichtig) und hat eine kürzere Naheinstellgrenze. Eine MTF-Kurve habe ich noch nicht gesehen, zur Schärfe im Vergleich kann ich noch nichts sagen. UPDATE: Ein freundlicher Leser sandte mir einen Link zu einem MTF-Vergleich: https://www.canonnews.com/canon-rf-14-35mm-f4l-is-usm-mtf-and-comparisons
Das sieht ganz gut aus, am kurzen Ende ist es noch einen Tick besser als das EF 16-35 mm f4L, aber es ist auch nicht aus einer anderen Welt, Sie können also gut mit EF-Objektiven weiterarbeiten, die oft auch schon sehr gut. Das Nikon Nikkor Z 14-30mm f/4,0 S geht zwar nur bis 30mm, ist aber optisch auch gut und kostet im Moment 999€. Preislich hat das Canon noch Luft nach unten, meiner Meinung nach.
Trotz 14mm Brennweite ist es immer noch schraubfiltertauglich (77mm). Es hat nur einen einzigen Nachteil, wie es bislang scheint: Als günstige Alternative zum 2,8er Zoom taugt es mit einem UVP von 1819 € nicht. Es bleibt zu hoffen, das Fremdhersteller bald die Lücke schließen werden und günstige Weitwinkelzooms für RF herausbringen. Canon selbst hat auch noch einige Nicht-L-Objektive in Vorbereitung, die spätestens dann wichtig werden, wenn der Nachfolger der EOS RP kommt.
Das Canon s RF14-35mm F4 L IS USM Bild: Canon
Wenn ich neu anfangen würde, meine Ausrüstung zusammenzustellen und dadurch ein kürzeres Weitwinkel (im Verhältnis zum 16-35mm) einsparen können, würde ich durchaus über das Objektiv nachdenken. Gerade in Verbindung mit EOS+X oder Cashback. So bin ich aber mit meinem EF16-35mm f4L, das ich nach wie vor sehr schätze, sehr gut bedient.
Das Objektiv wird voraussichtlich im September erhältlich sein. Mehr unter:
In Kürze kommt eine größere Vorstellung von Canon, im Netz geistern schon seit Tagen die Abbildungen dazu herum. Interessant wird die Canon R3, die EOS 3 war früher die Kamera unter dem Topmodell, auch ein Technologieträger, bei dem man mehr ausprobieren konnte ohne die Profis zu verschrecken, für die es ja noch die EOS 1 gab. Verständlicherweise hat Canon das erstmal nicht fortgesetzt, denn EOS 3D hätte blöd geklungen (bei DualPixel Raw eventuell noch vertretbar 😉 ). Die EOS 3 war übrigens meine erste Canon, die ich später mit der EOS 1V ergänzt habe.
UPDATE: Heute sind die offiziellen Daten veröffentlich worden, Auflösung und Preis sind noch unbekannt, wenn ich raten müsste, 45-50MP und gut 6500€ (Update: Da die Kamera kein 8K Video unterstützen wird, wird die Auflösung wohl geringer sein, wahrscheinlich ca. 30MP Update 2: es werden genau 24MP sein, die Kamera zielt also genau auf den 1DX Mark III-Bereich, was für die EOS R1 eine höhere Auflösung übrig lässt). Interessanterweise wird die R3 genau wie die EOS 3 einen mit dem Auge steuerbaren AF besitzen. Damals mochte ich den nicht und habe ihn ausgestellt, aber inzwischen sind 23 Jahre vergangen. Canon schreibt:
• Neuer, von Canon entwickelter Stacked BSI CMOS-Sensor • Bis zu 30 B/s bei AF/AE-Nachführung • Eye Control Funktion • Erkennung von Augen, Kopf und Körper am Motiv • Dual Pixel CMOS AF • Staub- und Spritzwasserschutz wie bei der Canon EOS-1 Serie
Stacked BSI bedeutet schnell und mit recht guter Dynamik. Wenig Rolling Shutter, schneller Sucher und AF, gute Video-Eignung. Ich bin gespannt, ob Canon es hinbekommt, dass mit dem elektronischen Verschluss auch geblitzt werden kann (wie bei der Sony A1). Gespannt als Marktbeobachter, kaufen werde ich die Kamera wohl nicht, weil die EOS R5 meine Anforderungen sehr gut abdeckt. Selbst meine EOS R ist gut genug für die allermeisten Jobs. Aber so eine Kamera ist auch eine Bestätigung, dass man das richtige System gewählt hat. So ein Ding herauszubringen und es nur „EOS R3“ zu nennen, ist ein boss move, die EOS 1R wird wohl die Grenzen des Machbaren noch weiter verschieben, vielleicht kommt ja endlich ein praxistauglicher Global Shutter.
https://www.canon.de/cameras/eos-r3/ Hier vermute ich eher, das Canon eine olympiataugliche Profikamera bringt, die es locker mit der Nikon Z9 oder Sony A1 aufnimmt und gleichzeitig unmissverständlich klar macht, dass da noch etwas kommt, was die noch toppt. Passend dazu kommen das RF400 mm f2,8L und das RF600mm f4L (zu praktisch den gleichen Preisen wie bei den Vorgängern).
Die EOS R3 Bild: Canon
Das neue 100er Makro wird ebenfalls spannend, erstens geht es bis 1:1,4, kann also noch etwas weiter vergrößern als die 1:1-Makros. Und zweitens bringt es einen Ring „SA-Control“ mit, mit dem sich die Sphärische Aberration anpassen lässt. Leser meines Objektivbuchs oder Nikon-Kenner (Nikon Nikkor AF DC 105mm/2,0 D) wissen schon Bescheid, damit lässt sich das Bokeh für den Nah- oder Fernbereich verbessern. Das Objektiv wird etwas teurer als das EF100L mit1.549,00€, es kommt Ende Juli 2021. Ich bin gespannt auf die AF-Geschwindigkeit.
Dem Vernehmen nach plant Canon für die zweite Jahreshälfte noch deutlich mehr Vorstellungen. Parallel wird die Produktion der EF-Objektive stark ausgedünnt, der Generationenwechsel nimmt bei Canon gerade richtig Fahrt auf.
In den letzten beiden Wochen wurde bekannt, dass bestimmte EF-Objektive auslaufen und manche RF-Objektive kurz vor der Vorstellung sind.
Neu werden kommen: Canon RF 100mm f/2.8L IS USM Macro Canon RF 400mm f/2.8L IS USM Canon RF 600mm f/4L IS USM
Auslaufen werden u.a.:
Canon EF 200mm f/2L IS USM Canon EF 70-200mm f/4L IS II USM Canon EF 85mm f/1.2L USM II Canon EF 85mm f/1.8 USM Canon EF 40mm f/2.8 STM
Vieles wird man noch irgendwo neu bekommen und ansonsten ist der Gebrauchtmarkt bei der großen Zahl der gebauten Objektive in den meisten Fällen entspannt (vom 200mm f2 einmal abgesehen). Canon sendet damit klare Signale, dass EF auslaufen wird, professionelle Canon-DSLRs werden nicht mehr neu erscheinen. Bei RF ist in diesem Jahr noch mit einigem zu rechnen, aber die großen Lücken L-Makro und Superteles sind schon mal geschlossen. Lichtstarke Weitwinkel, Ultraweitwinkel und ein paar günstigere Optionen fehlen noch sehr offensichtlich, aber Canon hat sehr viel in der Pipeline und veröffentlicht enorm viele RF-Patente. Nicht jedes Patent wird ein Objektiv, aber ich rechne mit deutlich mehr Neuvorstellungen in den nächsten 12 Monaten als sonst üblich.
Fujifilm stellt morgen seine neue 100-MP-Mittelformatkamera vor. Sie ähnelt der GFX100 in vielem, ist aber deutlich günstiger und kleiner. Der IS und der bessere AF machen Sie auch für GF-Anwender interessant, die mit den 50MP der beiden kleineren Mittelformatkameras auskommen würden. Der Sensor darin ist von 2014 und es gibt keinen Nachfolger mit Phasen-AF, so dass Aufsteiger in den 100MP-Apfel beißen müssen. Ob süß oder sauer soll jeder selbst entscheiden, aber da auch das Vollformat in diesem Jahr mehr Megapixel erhalten wird, ist der 100MP-Sensor meines Erachtens eine gute Entscheidung. Fujifilm hatte da auch nicht so viel Auswahl, so dass sie nicht wirklich entscheiden mussten.
Heute stellt Sony „the one never seen“ vor, interessanterweise habe ich noch keine echten Leaks gesehen, obwohl der Livestream bereits um 16.00 losgeht. Es gibt Gerüchte, dass es sich um ein teures Flaggschiff, vielleicht die A1, handelt, das einen neuen Sensor mit sehr hoher ISO-Leistung besitzt. Ich werde den Beitrag aktualisieren, wenn es wirklich konkrete Informationen gibt. Es scheint ein größerer Schritt zu werden als die eher inkrementellen Updates, die Sony in letzter Zeit gezeigt hat, von der A7S III einmal abgesehen.
50 Megapixel bei 30FPS mit elektronischem Verschluss, 10FPS mit mechanischem Verschluss
Tieraugen-AF auch für Vögel
schnellere Auslesezeit des elektronischen Verschlusses erlaubt Blitzfotografie
bessere Flacker-Unterdrückung mit elektronischem Verschluss
Mechanischer Verschluss mit 1/400s Synchronzeit
8K30 und 4K120 Video bis zu 30min lang
9MP Sucher wie in der A7S III, aber mit 240fps Bildwiederholrate
2x SD/CFexpress-Slot wie in der A7S III
Netzwerkanschluss über RF45
USB mit 10GBit
AF bis -4 LW
IBIS 5,5 Blendenstufen
Gleiche Batterien, ähnlicher Body
Menü wie A7S III, mit Touchscreen-Unterstützung
Die Kamera vereint Geschwindigkteit und Auflösung mit guten Video-Specs, am ehesten wäre Sie mit der EOS R5 zu vergleichen, übertrifft diese aber in einigen Bereichen noch. Beim Lowlight-AF oder IBIS liegt die Canon vorne, aber insgesamt ist die Leistung der A1 noch höher. Für Sony-Fotografen eine deutliche Erweiterung der Möglichkeiten, ich selbst finde die morgige Ankündigung von Fujifilm noch interessanter, aber ich komme auch aus der Großbildfotografie, als Universalkamera ist die A1 sicherlich spannender.
Allerdings gibt es einen Nachteil: „The Alpha 1 Full-frame Interchangeable-Lens Camera will be available in Europe in March 2021 for approximately €7,300 EUR.“
Traditionell nutze ich die Zeit um die Jahreswende, um meine Erwartungen für die nahe Zukunft hauptsächlich in Bezug auf den Fotomarkt aufzuschreiben. Wie gut oder schlecht das gelingt, können sie in den vergangenen Jahresvorschauen überprüfen.
Im nächsten Jahr wird es die erste richtige Profi-Spiegellose geben. Natürlich gibt es jetzt schon spiegellose Kameras, die von Profis gerne verwendet werden, oder die von der Leistung her traditionelle Profikameras in den Schatten stellen, wie z.B. die EOS R5, die 20 Bilder pro Sekunde bei 45MP schafft, ohne den geringsten Kompromiss beim AF einzugehen. Aber eine Kamera wie die Nikon D6 oder die EOS 1DX Mark III gab es bisher nicht als Spiegellose. Das wird 2021 anders werden, ich erwarte entsprechende Kameras von Canon, Nikon und vielleicht Sony, wobei ich bei Nikon nicht ganz sicher bin, ob sie wirklich nächstes Jahr fertig damit werden. „Sicher“ bin ich bei den anderen beiden auch nicht, aber ich halte es für sehr wahrscheinlich.
Es kann gut sein, dass wir in dem Zusammenhang zum ersten Mal einen Global Shutter in einer normalen Fotokamera sehen werden. Das ist ein elektronischer Verschluss, der das gesamte Bild gleichzeitig aufnimmt, so dass beliebig kurze Blitzsynchronzeiten möglich werden und auch der Rolling-Shutter-Effekt nicht mehr auftritt. Trotzdem wird es weiterhin einen mechanischen Verschluss geben, weil er wahrscheinlich bei langen Zeiten noch Vorteile hat, den Sensor vor Verschmutzung schützt (wenn man es wie Canon richtig macht) und Reflexionen bei kurzen Belichtungszeiten verhindert.
Canon ist strategisch sehr gut aufgestellt und ich habe schon vorher geschrieben, dass ich fest davon ausgehe, dass sie Marktführer auch bei den Spiegellosen werden. Aber sie haben eine Bruchstelle im System, es gibt keinen Upgrade-Pfad von den EOS M zu den EOS R-Kameras. Ich vermute deswegen, dass bald auch eine EOS R im APS-C-Format herauskommen wird. So etwas ähnliches gibt es schon jetzt mit der Canon Cinema EOS C70, einer Filmkamera mit RF-Bajonett, aber einem kleineren Sensor. Das M-System ist zwar ein Erfolg, aber ich könnte mir vorstellen, dass das mittelfristig ausläuft und R auch den APC-Bereich übernimmt.
Stadtnahe Natur, mit dem Fahrrad erreichbar, eine zehntel Sekunde belichten mit dem IBIS der EOS R6, das war typisch für 2020.
Im Spiegelreflexbereich erwarte ich signifikante Neuerungen nur noch von Nikon, d.h. DSLRs, die auf den Profi zielen. Pentax wird sicher auch bei DSLR bleiben, aber wie lange das gut gehen wird, weiß ich nicht. Und ob Nikon den Entwicklungsaufwand nicht auch lieber in die Spiegellosen hätte stecken sollen, wird sich zeigen. Ohnehin ist Nikon durch die Verluste in der Halbleitersparte gerade etwas angeschlagen und das Marktumfeld wird auch in den nächsten Monaten nicht besser werden. Ich gehe aber insgesamt von einer Besserung der Lage bei Nikon aus, das Z-System macht auch objektivseitig inzwischen einen guten Eindruck. Nikon stellt 2021 die Kameraproduktion in Japan ein und wird auch die Profikameras in Zukunft in Thailand fertigen. Die Kamerasparte von Olympus ist bereits an Japan Industrial Partners verkauft worden, eine Investmentfirma, die sich um die Sanierung von Unternehmen kümmert. Was das für die Zukunft bedeutet, muss man abwarten, aber der harte Konkurrenzkampf zwischen den großen Kameraherstellern wird auf Dauer wahrscheinlich zum Aufgeben von einem oder mehreren der kleinen führen. Ich kann mir auch vorstellen, das mittelfristig ein chinesischer Hersteller hinzukommt. Einigermaßen einfach wird die nächste Zeit nur für Canon, Fuji und Sony.
Das größte Objektivfeuerwerk wird im nächsten Jahr Canon zünden, zudem werden die Fremdhersteller endlich AF-Objektive für das RF-Bajonett bringen. Samyang tut das schon jetzt. Wir werden auch verblüffende Objektive sehen, die es bisher so noch nicht gab. Ich denke, dass Objektive für Fotografen wichtiger werden werden, da im Kamerabereich eine durchgängig hohe Leistung erreicht wird, die für eine Systementscheidung nicht mehr ganz so bedeutend ist. Es werden auch mehr kleine und scharfe Objektive für das spiegellose Vollformat erscheinen, die zusammen mit günstigen Kameras den Trend zum Vollformat noch weiter verstärken werden. APS-C wird es weiter gut gehen, aber bei Micro Four Thirds bin ich mir da nicht langfristig sicher.
Kleine Trends, die ich gerade beobachte, sind, dass in meinem professionellen Umfeld Lightroom immer mehr an Bedeutung verliert und immer mehr meiner Profikollegen hauptsächlich Capture One verwenden und dass immer mehr mit Mittelformat arbeiten. Das liegt sicher an sinkenden Preisen und höherer Praxistauglichkeit, aber auch am anderen Arbeiten und der besseren Bildqualität.
Ein weiterer Trend, den Sie auch 2020 schon beobachten können, sind leistungsfähige ARM-Prozessoren, die durch ihren geringen Stromverbrauch auch schon in Servern oder Macs Verwendung finden. Die neuen M1-Prozessoren, auf die Apple nach und nach sein gesamtes Computerangebot umstellen will, basieren auf ARM. Microsoft fängt auch an, eigene ARM-Architektur zu entwickeln. Die Prozessoren in den Kameras wie BIONZ (Sony) oder DIGIC (Canon) basieren meist auch auf ARM-Architektur. Auch im X86-Bereich verschiebt sich der Markt, AMD ist inzwischen effizienter als Intel, die immer noch Probleme haben, ihre Chip-Produktion auf kleinere Strukturbreiten umzustellen, die höhere Leistung bei geringerem Stromverbrauch ermöglichen. Während AMD schon seit einem Jahr auf 7nm fertigt, ist man bei Intel wohl nicht einmal sicher, ob man das bis 2022 hinbekommt. Vielleicht ist das auch einfach schlechtes Karma, Intel hat AMD früher sehr unfair aus dem Markt zu drängen versucht. Ein weiterer Trend ist die Zunahme der Wichtigkeit von Grafikkarten bei Berechnungen. Nicht nur Adobe oder Capture One verwenden die GPUs immer mehr, um die Bildbearbeitung zu beschleunigen, sondern auch Anwendungen aus der KI benutzen hautsächlich GPU-Rechenpower, wenn Sie Videos mit anderen Gesichtern fälschen möchten, dann läuft das über eine Nvidia-Grafikkarte. Die Leistungsfähigkeit der Prozessoren ermöglicht heute Kameras, die über eine Milliarde Pixel pro Sekunde verarbeiten können, wie es die EOS R5 im 8K DCI mit 30 fps macht, bei 20 Raws mit 45MP sind es auch schon 900 Mio. Pixel/s. Da diese Technik jetzt möglich ist, wird Sony wohl 2021 eine ähnlich leistungsfähige Kamera herausbringen. Bislang mussten sich Kamerahersteller immer entscheiden, ob sie hohe Auflösung oder hohe Geschwindigkeit umsetzen wollten, diese Zeiten sind ab jetzt vorbei. Vielleicht war die Sony A9 II auch deswegen so ein lahmes Update, weil klar war, dass bald eine deutlichere Technikumstellung folgen wird.
Ich habe 2020 so viele Firmware-Updates durchgeführt wie noch nie, auch das ist ein Trend, der vorerst so weiter gehen wird. Kameras, Objektive und Blitze enthalten immer mehr Software, die immer öfter aktualisiert werden muss, um die Kompatibilität mit neuen Geräten zu gewährleisten oder um alte Fehler loszuwerden. Ich kann damit leben, denn erstens sind die Geräte von Anfang an meist so gut, dass man professionell damit arbeiten kann und zweitens profitiert der Kunde, wenn die Geräte besser werden und durch Firmware-Anpassungen zukunftssicherer werden. Firmen, die das vernachlässigen, werde ich auf Dauer nicht mehr kaufen, über die Update-Politik von Yongnuo (bestimmte Blitze werden nicht mehr aktualisiert, obwohl praktisch baugleiche neue Firmware bekommen) und Nissin (nur beim Service) habe ich mich schon so geärgert, dass die Hersteller bei mir rausgeflogen sind.
Kein Foto, sondern eine schnelle Übung in einer 3D-Software.
Vielleicht nicht direkt Fotografie, aber doch extrem nah und in direkter Konkurrenz steht 3D-Visualisierung. Ich habe in diesem Jahr meine ersten Jobs als reines Rendering abgegeben, gerade wenn man Dinge visualisieren will, die es so noch nicht gibt oder die noch keiner sehen soll, ist das viel mächtiger als Photoshop. Und in manch anderen Bereichen die einfachere Lösung. Wenn Sie sich den kürzlich verstorbenen IKEA-Katalog oder die Webseite, die ihn beerbt, anschauen, werden Sie feststellen, dass fast alles berechnet wurde und kaum etwas fotografiert. Auto-Werbung ist auch nur noch teilweise fotografisch, selbst im Food-Bereich wird manchmal 3D verwendet.
Ich selbst habe darüber auch entdeckt, wie gut freie Software inzwischen geworden ist. Das liegt auch daran, dass dort bezahlte Programmierer arbeiten, die von Firmen oder Einzelpersonen, die die Software nutzen, gefördert werden. Trotzdem können Sie sie auch einfach legal und dauerhaft kostenlos verwenden, ohne ein schlechtes Gewissen dabei zu haben. Beispiele: Office: https://de.libreoffice.org/ 3D: https://www.blender.org/ Illustration: https://krita.org/en/
Und bis zu einem recht ordentlichen Jahresumsatz ebenfalls kostenlos ist eine Software zur 3D-Echtzeitvisualisierung oder die Game-Entwicklung: https://www.unrealengine.com/en-US/
Wir bewegen uns langsam aber stetig auf den 200. Geburtstag der Fotografie zu. 1826 nahm Nicéphore Niépce das erste beständige Bild auf. Diese Beständigkeit ist aber auch endlich. Wir haben es mit in der Hand, wieviel aus der Frühzeit der Fotografie überlebt, einer Zeit, in der sehr viel weniger Bilder aufgenommen wurden und die die erste überhaupt war, die fotografisch dokumentiert wurde.
Eine Glasplatte, deren Emulsion sich auflöst. Wahrscheinlich Paris, Anfang des 20. Jahrhunderts.
Wenn Sie noch alte Schätze haben, dann digitalisieren Sie sie und stellen Sie sie am besten auch online, so dass sie für die Nachwelt verfügbar sein werden. Das muss auch nicht auf die ersten Jahrzehnte der Fotografie beschränkt bleiben, die gesamte Zeit vor Internet und Digitalfotografie ist schlecht repräsentiert. Ein Trend, den ich für verzichtbar bis ärgerlich halte, ist die nachträgliche Kolorierung, Hochskalierung von Fotos oder das Umrechnen auf 60fps von altem Filmen. Für nachfolgende Generationen ist die Originalinformation viel wichtiger als irgendwelche KI-Spielereien, die Artefakte hinzufügen oder den Eindruck verfälschen.
Paris, nach 1889, denn das Plakat im Vordergrund wirbt für den Eiffelturm. Ein Klick aufs Bild zeigt die volle Auflösung.
Im Bereich Social Media und Internet wird es 2021 richtig knallen. Google und Facebook (Whatsapp und Instagram gehören zum Konzern) werden mit Ihren Geschäftspraktiken so sehr anecken, dass auch eine Zerschlagung der Konzerne möglich wird, auch wenn die Prozesse bis dahin vielleicht etwas länger dauern. Aber ab jetzt wird es Ernst für die beiden. Vielleicht sollte auch jeder einzelne schon darauf achten, sich weniger abhängig von nur ein paar Konzernen zu machen, Alternativen zu suchen und zu nutzen und auch die eigene kreative Produktion nicht nur in die immer gleichen Social-Media-Kanäle zu füllen. Leider ist das Internet seinem schnellen Wachstum in manchen Ebenen nicht hinterhergekommen, das Risiko, dass ernsthafte Störungen oder Krisen dadurch hervorgerufen werden, steigt kontinuierlich weiter. Künftig wird noch mehr am Internet hängen (z.B. Autos), es ist sehr wichtig, dass die Infrastruktur dafür stabil und sicher genug ist. Wenn Sie bei manchen Dingen hinter die Fassade gucken, wie zum Beispiel vielen IOT-Produkten (Internet of Things, auch Smart Home), dann wird Ihnen schlecht.
Die Digitalisierung beeinflusst den Fotomarkt immer mehr. Künstliche Intelligenz kommt zunehmend zum Einsatz und ist auch im Videobereich schon ein fast normales Produktionswerkzeug geworden. Bildbearbeitungssoftware setzt immer mehr darauf, nicht immer zum Vorteil der Ergebnisse, aber oft doch. Der Trend wird zu noch mehr überwürzten Landschaftsaufnahmen und süßlichen Porträts führen, aber auch zu spannenden neuen Bildern. Ob KI zu Kitsch führt, ist ein Luxusproblem, auf lange Sicht werden wir mit ganz anderen Fragen konfrontiert werden. Als ich zwischen sechzehn und einundzwanzig war und mich sehr für Kognitionswissenschaften interessiert habe, hätte ich bestimmte Dinge, die wir heute schon nutzen, für in meiner Lebenszeit nicht erreichbar gehalten. Viele Entwicklungen werden noch Zeit benötigen, aber da sie oft exponentiell verlaufen, werden sie schneller vonstatten gehen und größer werden, als wir es uns vorstellen können. Was machen wir, wenn die Maschinen uns weit überlegen sein werden und ihre Weiterentwicklung von ihnen selbst weitergetrieben wird? Wie viele Menschen werden noch ansatzweise erfassen können, was technisch gerade passiert? Abgesehen davon, dass das auch jetzt schon gilt. Ich befürchte, dass die Abkehr von Fakten und Wissenschaft, die wir bei Vielen beobachten können, auch damit zusammenhängt, dass sie bereits überfordert sind und lieber nach ganz einfachen oder monokausalen Zusammenhängen suchen, als nach verständlichen Zusammenfassungen von Menschen, die sich auskennen. Der andere Teil kommt daher, dass man dank Social Media zu jedem Unsinn genug Menschen findet, die einen gerne darin bestätigen.
Der größte „Trend“ für 2021 wird leider Covid-19 bleiben. Wir haben großes Glück, dass die Entwicklung der ersten Impfstoffe inkl. der Phase-III-Tests schon abgeschlossen ist, aber für die meisten wird das trotzdem noch recht lange dauern, bis sie die zweite Impfung erhalten haben und bald darauf etwas freier planen können. Es mag sein, dass sich das durch weitere Impfstoffkandidaten verkürzt oder durch Virus-Mutationen verlängert. Ich gehe bislang jedenfalls davon aus, auch den nächsten Sommer genau wie in diesem nicht zu verreisen, sehr viel lokaler zu fotografieren und meine Kontakte auch noch ein ca. Dreivierteljahr sehr stark einzuschränken. Wie in der Oper passiert in der zweiten Halbzeit meist mehr, wenn Sie sich frühzeitig darauf einrichten, können Sie die Zeit, bis sich die Lage entspannt, besser nutzen und verringern die Chance, das es für Sie oder Ihre Nächsten oder Fremde übel ausgeht. Ich meine damit nicht Angst, aber Respekt und einen vernünftigen Umgang mit dem Thema. Und eine Einstellung, die die Zeit nicht einfach als Abwarten begreift, sondern als eine, die Sie sinnvoll füllen können und in er Sie sich mit weniger Ablenkung als sonst entwickeln können. Ich weiß, dass das nicht für alle gilt, das die Lage für viele existenzbedrohend ist oder wirkt oder dass sie so viel für Eltern und Kinder erledigen müssen, dass sehr viel weniger Freizeit bleibt und der psychische Druck zunimmt. Die Maßnahmen abzukürzen und aus wirtschaftlichen Gründen wieder eine „Normalität“ einzuführen, ist aber auch keine gute Idee.
„Es gibt viel zu tun, packen wir’s an“ war mal ein Werbespruch von Esso…
Durch eine weltweite Pandemie werden andere Themen nicht weniger wichtig. Gerade beim Artensterben und beim Klimawandel bleibt uns nur wenig Zeit für durchgreifende Lösungen. Viele große Unternehmen haben schon Selbstverpflichtungen abgegeben, ab wann sie CO2-neutral arbeiten wollen. Auch wenn nicht jede Rechnung dahinter stichhaltig ist, ist der Trend klar. Aber wir sollten das nicht nur von Politik oder Wirtschaft erwarten, sondern uns selbst fragen, ab wann wir so weit sind. Unter https://uba.co2-rechner.de/de_DE/ können Sie überprüfen, wo Sie momentan stehen. Ich setze im Haushalt auf 100% Ökostrom und Ökogas, fahre weniger und langsamer, das nächste Auto wird batterieelektrisch, und wann ich das nächste Mal eine Flugreise machen werde, weiß ich nicht. Airbus plant, 2035 ein erstes emissionsfreies Verkehrsflugzeug auf den Markt zu bringen. Die Energiewende wird auch bei den Fotografen ein wichtiger Trend sein, ich kenne Kolleginnen, die bereits mit einem elektrischen Lastenfahrrad zum Kunden fahren, vielleicht werden Sie, wenn Sie für bestimmte Kunden tätig werden wollen, bald nachweisen müssen, dass auch Sie C02-neutral arbeiten.
Ich wünsche Ihnen frohe Weihnachten und einen besinnlichen Lockdown, passen Sie auf sich und andere auf, bei der nächsten Jahresvorschau sieht die Welt schon ganz anders aus. Wie, liegt auch an uns.
Mit der EOS R5 arbeite ich nun seit Ende Juli, die R6 kam etwas später dazu und ist inzwischen (leider) wieder beim Verlag. Auch wenn die Specs sich sehr unterscheiden, sind die Kameras sich sehr ähnlich, wahrscheinlich hat Canon noch nie ein Kamerapaar herausgebracht, das so harmonisch zusammenpasst. Layout, Bedienung und der große Teil der Funktionen sind fast gleich. Auch wenn die R5 noch eine Menge kleiner Features hat, die den Profi erfreuen (Topdisplay, bessere Abdichtung, X-Kontakt, hochauflösenderer Sucher) sollte Ihre Frage sein, ob Sie mit 20 Megapixeln und 4K in 60fps hinkommen. Denn dann gibt es keinen Grund gegen die EOS R6. Die Bildqualität ist hervorragend, der AF gleich dem der R5 und die Kamera fasst sich gut an. Ich weiß nicht, ob ich außerhalb von Mittelformatkameras schon so schöne Pixel gesehen habe wie die von der R6.
Ich habe trotzdem die R5 gekauft, weil die Auflösung für mich wichtig ist. Gerade bei der Vogelfotografie entscheiden die Auflösungsreserven manchmal darüber, ob ein Bild einer etwas entfernteren Szene noch nutzbar ist. Zu analogen Zeiten habe ich viele meiner Arbeiten mit der SINAR gemacht, einige mit der Hasselblad und Kleinbild wurde immer unwichtiger. Mir war die Auflösung der Details auch damals schon wichtig.
Wenn ich mehr People und Events und weniger Architektur und Landschaft bzw. Naturfotografie machen würde, hätte ich vielleicht zur EOS R6 gegriffen. Allerdings ist die R5 Ihren Mehrpreis wert, eine Menge kleiner Details addieren sich zu einem tatsächlichen Mehrwert, der den höheren Preis verschmerzbar werden lässt. für den Profi noch einmal mehr.
Canon hat sich mit den beiden Kameras an die Spitze des Marktes gesetzt, das sehe nicht nur ich so, auch dpreview hat seine Kaufempfehlungen dementsprechend angepasst. In dem, was Canon-Fotografen zur Sony greifen ließ, hat Canon mindestens gleichgezogen, oft sogar überholt. Ich habe seit dem Erscheinen der A7 RII im Sommer 2015 mit Sony als Zweitsystem fotografiert, später die A7 R III gekauft und kenne auch die A7R IV sehr gut. Das ist jetzt für mich unwichtig geworden, weil ich einen vergleichbaren Dynamikumfang habe, der IBIS noch besser ist, die Bedienung ohnehin und ich bei den Objektiven nichts habe, was Canon nicht genauso gut oder besser kann. Damit will ich keineswegs sagen, dass man nicht auch sehr gut mit Sony (oder Nikon, Panasonic, Leica) arbeiten kann, aber für Canon-Fotografen erübrigt sich eine solche Ergänzung nun meistens und für die Konkurrenz ist die Ausgangssituation nicht einfacher geworden.
Als ich das erste Mal den Tieraugen-AF mit den 20 Bildern pro Sekunde des elektronischen Verschlusses ausprobiert habe, entfuhr mir ein spontaner Ausruf der Begeisterung. Das war wirklich völlig anders als alles was ich vorher ausprobiert habe. Der elektronische Verschluss ist auch erstaunlich gut zu verwenden, mit nur 16ms Auslesezeit bleiben die Rolling Shutter-Effekte meist überschaubar. Die Bildqualität ist nicht ganz so gut wie beim mechanischen Verschluss oder beim EFCS (elektronischer erster Verschlussvorhang), aber in den meisten Situationen immer noch so gut, dass Sie das gar nicht bemerken.
Meine EOS R fühlt sich nun alt an, weil das schnelle Feedback der neuen Kameras fehlt. Aber auch, wenn ich im Sucher nicht so gut wie bei der R5 erkennen kann, worauf sie gerade scharf stellt, macht sie, was sie soll und die Ergebnisse sind gut. Ich habe sie auch bei Jobs als Zweitkamera dabei und bin weiterhin sehr zufrieden mit ihr. Aber die R5 oder die R6 versaut einen schon, dieses unglaublich direkte Feedback und die Schnelligkeit lassen einen die R oder RP danach etwas anders wahrnehmen. Wenn Sie eine R haben, müssen Sie jetzt keine neue Kamera kaufen, aber sie können entspannt RF-Objektive erwerben, weil Sie wissen, dass das R-System Zukunft hat und mehr als konkurrenzfähig ist. Ich selbst hatte anfangs nur das RF35 f1,8 Macro IS USM und habe erst, als ich die Bücher zur R6 und R5 schreiben wollte, noch weiter in das System investiert.
Die R5 verfolgte diese Nilgans durch die Büsche am Ufer hindurch. 500mm f7,1 1/1500s ISO 800 Bildausschnitt 18%
Ich habe das RF100-500mm f4,5-7,1L IS USM gekauft, später auch den RF1,4X Extender dazu. Das Objektiv ist hervorragend und sehr vielseitig, durch seine Naheinstellgrenze von unter einem Meter kommen Sie damit auf einen Abbildungsmaßstab von 1:3, da können Sie das Macro oft zuhause lassen, besonders bei 45MP. Der AF ist schnell und genau, die Schärfe hervorragend und das Bokeh angenehm. Das einzige, was mich manchmal irritiert ist die Bildstabilisierung im Bereich zwischen ungefähr 1/100s und 1/250s. Während ich bei 500mm und 1/8s bei unbewegten Motiven oft Pixelschärfe erreiche, ist meine Trefferrate im Bereich der mittleren Zeiten geringer als erwartet. Kein echtes Problem, aber der einzige Nachteil, der mir überhaupt einfällt. Außer vielleicht, dass mit den Extendern nicht mehr der volle Brennweitenbereich verwendbar ist. Sie müssen das Objektiv auf min. 300mm stellen, um die Extender überhaupt ansetzen zu können, mit dem 1,4x ergibt sich also ein 420-700mm-Objektiv statt eines 140-700mm-Objektivs. Die Kombination passt zusammengesetzt auch nicht mehr so gut in die Fototasche. Die RF70-200mm-Objektive sind sehr kompakt und scharf, aber lassen sich nicht mehr mit Canon-Extendern verwenden. Vielleicht kommt da etwas von Fremdherstellern.
Als nächstes habe ich das RF50mm f1,2L USM erworben. Ich war mit meinem EF50mm f1,2L USM unterwegs gewesen und fand das Color-Fringing bei manchen Motiven so übel, dass ich ernsthaft ins Grübeln kam. Mit dem EF 50er hatte mich seit jeher eine Hassliebe verbunden, ich habe lange gezögert und auch das Sigma Art noch einmal getestet. Aber das RF50mm f1,2L USM ist leider großartig und bei meiner Vorliebe für 50mm-Objektive und hohe Lichtstärke konnte ich dann nicht mehr anders. Ich bereue es nicht, werde es viel verwenden, aber das ist kein Objektiv, das jeder braucht.
Etwas anders ist dies beim RF85mm f2 Macro IS STM, dieses Objektiv wird sich enorm gut verkaufen. Gute Schärfe, schönes Bokeh, Nahbereich bis 1:2, einigermaßen leicht und kompakt und eingebauter IS machen es für fast jeden Fotografen nützlich. Vor allem, bei dem Preis, der sich angenehm von den L-Objektiven unterscheidet.
Das 85mm f2 Macro IS STM eignet sich dank seiner für ein Makro großen Anfangsblende von f2 gut für Bokeh-Spielereien. 85mm f2 1/2000s ISO 200
Wer aber gute EF-Objektive besitzt, muss erstmal keine RF-Objektive kaufen. Die Adaptierung hat Canon sehr gut gelöst, die EF-Objektive arbeiten besser als an jeder DSLR. Ich habe die EOS R am ersten Tag gekauft, hatte nur einmal einen Hänger mit dem EF70-200 f2,8L IS II USM und dem 2x-Extender bei Kälte und schwachen Batterien. Mit dem RF100-500mm f4,5-7,1L IS USM und dem 1,4X Extender hatte ich das übrigens schon zweimal, nicht ganz so hart, das Sucherbild blieb stehen, beim ersten Mal habe ich die Kamera ausgeschaltet, beim zweiten Mal nur den Auslöser ein paar Mal angetippt. Das war auch die einzige Fehlfunktion der R5 bei gut 30.000 Aufnahmen. Gut möglich, dass dies nach einem Firmware-Update nicht mehr vorkommt.
Ich halte die R5 für die beste Kamera, die man heute kaufen kann und die R6 ist nah dran. Meine Begeisterung ist nicht weniger geworden, einen solchen Schritt nach vorne erlebt man auch als langjähriger Profi nur sehr selten. Trotzdem bleiben eine Reihe von Punkten, die sich noch verbessern ließen, ohne dass dafür eine neue Hardware gebraucht würde:
Beim elektronischen Verschluss ist die Serienbildgeschwindigkeit immer bei 20fps, langsamere Optionen wären sinnvoll. 20 Bilder pro Sekunde sind zwar oft großartig, in manchen Situationen aber schlicht überflüssig.
Das HEIF-Format ist im Moment noch wenig kompatibel, da müssen Canon und die Anwendungssoftware-Hersteller noch mehr zusammenkommen.
Mit dem großartigen IBIS wäre auch ein hochaufgelöstes Multishot-Bild möglich, das Fokus-Bracketing, das Canon eingebaut hat, war sicher wichtiger, aber die Option bleibt wünschenswert.
Im Video kann die Kamera so warm werden, dass sie eine längere Pause benötigt, bis sie wieder arbeitsfähig ist. 4K/30 geht ohne Beschränkung, aber in den anderen Modi sind bestimmt noch weitere Verbesserungen drin. Das Firmware-Update hat bereits etwas gebracht. Aber wer die Kamera hauptsächlich als Videokamera verwenden will, für den ist das immer noch ein signifikanter Nachteil. Die Videoqualität ist sehr gut, aber die R5 ist im Videobereich nicht die Profi-Produktionsmaschine, die den ganzen Tag mit den höchsten Qualitätseinstellungen läuft.
Der elektronische erste Verschluss (EFCS) beschneidet bei kurzen Belichtungszeiten das Bokeh, wie auch bei anderen spiegellosen Kameras. Eine Automatik, die den Vollmechanischen Verschluss verwendet, wenn die Zeiten sehr kurz werden, wäre schön. Aber abschaltbar, da ganz kurze Zeiten auch immer Beugungsunschärfe am Verschluss erzeugen.
Bei separater Aufzeichnung auf zwei Speicherkarten ist nur cRaw statt Raw möglich. Ich arbeite eh meist mit cRaw, weil der Qualitätsunterschied kaum sichtbar ist, aber manche Fotografen werden das vielleicht als Einschränkung empfinden.
Es werden wohl noch Kameras unter der R6 vorgestellt werden und Gerüchte gehen davon aus, dass eine noch höher aufgelöste R5s und eine R1 in der Klasse der 1DX Mark III kommen. Die Roadmap der RF-Objektive für das nächste Jahr sieht auch sehr vielversprechend aus, wobei Canon Fotografen wirklich sehr gut mit ihrem EF-Objektiven weiterarbeiten können. Trotzdem kann man gerade „gefahrlos“ kaufen, weil die großen Sensationen (IBIS, Sensor, AF, Prozessor) bereits da sind. Die einzige Revolution, die ich für die nähere Zukunft erwarte, ist Global Shutter, vielleicht in der R1, vielleicht dauert das aber auch länger als ich denke. Global Shutter würde den elektronischen Verschluss verzögerungsfrei auslesbar machen, keinen Rolling-Shutter-Effekt mehr erzeugen, blitztauglich sein mit kürzesten Zeiten ohne HSS.
Brauchen Sie nun eine neue Kamera? Nein. Müssen Sie nun das System (wieder) wechseln? Erst recht nicht. Aber wenn Sie ohnehin „dran“ sind und eine neue Kamera ansteht, dann machen sie mit der R6 und R5 nichts falsch. Bei mir haben sie sich in der Praxis sehr bewährt, die Kameras sind tatsächlich so gut und werden dem Hype gerecht. Die allgemeine technische Entwicklung macht ähnliche Leistungen aber in naher Zukunft auch bei anderen Herstellern möglich. Für die Spiegelreflextechnik ist dieser Schritt aber nicht mehr einzuholen.
Sigma hat einige Hinweise zur Kompatibilität mit der EOS R5 veröffentlicht. Gerade mit älteren Objektiven kann es Einschränkungen geben, neuere funktionieren besser, wenn Sie den Jederzeit-AF ausschalten. Es kann gut sein, dass sich das mit künftigen Firmwares noch verbessert. Ich selbst habe einige Sigma-Objektive im Einsatz und habe keine Probleme bei der Verwendung gehabt, selbst mit dem älteren 12-24mm II nicht.
Auch wenn sich die R5 mit der 1.0-Firmware schon sehr solide anfühlt, hab ich damit gerechnet, dass früh ein Update kommt. Und das nächste für den besseren IS mit dem RF100-500mm f4,5-7,1L IS USM ist auch schon angekündigt. Das Update erscheint in Kürze hier: https://www.canon.de/support/consumer_products/products/cameras/digital_slr/eos-r5.html?type=firmware Wer auf den anderen Canon-Seiten sucht, findet es schon jetzt, ich habe es schon aufgespielt von Canon UK. Interessant ist, dass Canon die Rhetorik zur R5 als Videokamera herunter fährt. Ich halte die R5 für nach wie vor großartig, aber im Marketing hat Canon daneben gegriffen. Wer *die* 8K-Videokamera erwartet hat, ist nun enttäuscht, dass die R5 wahrscheinlich die beste Kamera für Fotografie überhaupt ist und nebenbei sehr gute Video-Specs besitzt, ging dabei unter. Übrigens: Die R6 ist ab heute auch erhältlich, ich werde auch zu der bald etwas schreiben.