Nachdem der Markt für Kompaktkameras lange weitgehend tot war, kommt nun wieder mehr Bewegung hinein. Fujifilm hat gerade die GFX 100 RF vorgestellt, die erste Kompaktkamera im digitalen Mittelformat. Sie besitzt den aktuellen 102MP-Sensor und ein 35mm f4 Objektiv mit Zentralverschluss. An Vollformat würde dies 28mm f3,2 entsprechen. Der Zentralverschluss ermöglicht eine fast erschütterungsfreie Auslösung, was nicht unwichtig ist, da die Kamera keinen IBIS oder IS besitzt. Das Objektiv hat einen ND-Filter mit 4 Blendenstufen eingebaut, die Kamera unterstützt im Video 4K DCI mit 30FPS. und ist klein und mit 735g inkl. Batterie und Speicherkarte auch leicht.
Die GFX 100 RF. Bild: Fujifim
Ähnlich wie bei der Leica Q3 kann der Bildwinkel in mehreren Stufen angepasst werden, so dass er Brennweiten von 80mm (63mm), 63mm (50mm) und 45mm (36mm) entspricht. Mit 102 MP sind die Reserven für einen digitalen Telekonverter recht groß. Mit 5499 € UVP ist die Kamera zwar günstiger als die Leica Q3 und für Mittelformat im üblichen Bereich, allerdings schränkt das die Zielgruppe schon ein wenig ein. Die Fulifilm X100VI ist auch kein Schnäppchen für eine APS-C-Kamera mit festem Objektiv, verkauft sich aber hervorragend. Ich denke, die 100 RF wird kein Flop und den Käufern Spaß machen. Dazu werden auch die Filmsimulationen und das Einstellrad für die verschiedenen Seitenverhältnisse beitragen.
Von Canon erscheinen in den nächsten Tagen auch zwei neue Kameras, die sich an Vlogger richten, eine davon ebenfalls eine Kompaktkamera, die Canon PowerShot V1, der Sensor mit eine ähnliche Größe haben wie MFT. Im APS-C-Bereich kommt die Videoversion der R50, die R50V. Die Reihe der VCM-Objektive erweitert sich um das RF20mm f1,4L VCM und es werden wohl noch zwei weitere in der Zukunft vorgestellt werden, vermutlich 85 und 135mm, letzteres aber bestimmt nicht in f1,4.
Sigma hat ebenfalls eine neue Kamera, die BF, gezeigt, die zwar kompakt ist, aber keine Kompaktkamera, da Sie Wechselobjektive des L-Mounts unterstützt. Sie ist extrem reduziert in Ihren Bedienungselementen, setzt auf internen Speicher statt Speicherkarten, hat aber leider auch den Sucher weggelassen.
Das Sigma 300-600mm F4 DG OS | Sports. Bild: Sigma Foto
Meiner Meinung nach viel interessanter ist eine Objektivneuvorstellung von Sigma, das Sigma 300-600mm F4 DG OS | Sports. Ein Supertelezoom mit durchgehender Blende 4, das für UVP 6999 € für Sony E-Mount und den L-Mount erscheint. Leider ist es mit knapp 4 kg ein knappes Kilo schwerer als die 600er von Sony oder Canon. Wenn Sie Vögel aus der Hand fotografieren, was gerade im schnellen Flug oft sinnvoll ist, werden Sie das Kilo schnell spüren. Aber dafür kostet das Objektiv nur die Hälfte und ist als Zoom vielfältiger einzusetzen.
Der Vorausblick in meinem Blog steht in einer Tradition, die jetzt schon zehn Jahre alt ist, die der vorigen Jahre finden Sie über https://fotoschule.westbild.de/?s=Glaskugel&submit=Suchen Es geht wie immer vorrangig um die Entwicklung in der Fototechnik, auch wenn ich manchmal darüber hinausblicke. Das liegt nicht nur daran, dass auch außerhalb wichtige Entwicklungen passieren, sondern auch an der kleinen Größe des Fotomarkts. Wenn Sie sich leidenschaftlich für die Fotografie interessieren, wird er Ihnen größer vorkommen als er ist. Aber überlegen Sie einmal, wie viele „normale“ Menschen sie kennen, die noch regelmäßig mit einer Systemkamera unterwegs sind und wieviele Fotogeschäfte es in Ihrer Stadt noch gibt.
Schätzen Sie mal, wie groß die Anteile der Fotosparten an den Unternehmen bei Canon und Sony sind, die die Marktführer in diesem Bereich sind. Bei Canon beträgt der Anteil laut Geschäftsbericht 2023 20,6% und da sind die Überwachungskameras und die Fernsehübertragungstechnik schon mitgezählt. Bei Sony ist es etwas komplizierter. Der Anteil des Umsatzes im Sensorgeschäft kommt zu 75% aus dem Smartphonebereich. Die größeren Sensoren, zu denen auch die für andere Kamerahersteller wie Fujifilm zählen, liegt bei 15%. In der Unterhaltungselektronik, zu der Sony die Kameras zählt, liegt der Anteil der „Still- and Videocameras“ bei 26%. Die Bereiche Sensor und Unterhaltungselektronik zusammen sind kleiner als der der Videospiele und Sony verdient mit Versicherungen genauso viel wie mit den Sensoren. Die Bereiche Film und Music sind ebenfalls ähnlich groß. Canon und Sony könnten aufhören, Kameras zu bauen, ohne dass dies die Konzerne ernsthaft gefährden würde. Bei Nikon sieht das anders aus, der Großteil des Umsatzes kommt aus dem Kamerabereich mit allerdings nur geringen Gewinnen. Immerhin steigen die Umsätze der Branche wieder an, nachdem es massiv abwärts ging, der Trend zu größeren Sensoren und hochwertigeren Kameras trägt dazu bei.
Eines meiner ersten 4×5″-Negative, seit ich wieder analog fotografiere. Eine Ruine, die zum Stahlwerk Dortmunder Union gehörte.
Ein Bereich, den wir fast aus den Augen verloren haben, wächst ebenfalls, sowohl von den Umsätzen als auch vom Produktangebot: Der der analogen Fotografie. Selbst Kinofilme werden wieder verstärkt auf Film gedreht. Auch ich habe wieder angefangen, analog zu arbeiten, nachdem ich vor gut 20 Jahren mein gesamtes professionelles Equipment für die analoge Fotografie verkauft hatte. Ich habe in meinem Leben Jahre im Labor verbracht und dachte, das wäre mir bis zum Lebensende genug. Ich war also nicht leicht umzustimmen. Ich besitze nun wieder eine Großbildausrüstung für 4×5″ und habe die analoge Kleinbildausrüstung, die sich bei mir im Zusammenhang mit meinem Objektivbuch gebildet hat, um einen Jugendtraum erweitert und mir eine Nikon F3 gekauft. An Weihnachten waren diesmal drei Menschen mit einer analogen Kamera dabei, im letzten Jahr war es noch keiner. Der Trend ist bei der Generation 20+ noch deutlich ausgeprägter.
Lange Jahre die Profikamera Nr.1, auch heute noch ein zeitloser Designklassiker, entworfen von Giorgetto Giugiaro: Die Nikon F3
In diesem Zusammenhang erscheinen auch neue analoge Kameras auf dem Markt wie die Leica M6, die etwas seltsame Rollei 35 AF oder die Pentax 17. Die Pentax 17 verwendet das Halbformat, so dass 72 Bilder auf einen 36er Film passen. Das ist geschickt, weil es so etwas auf dem Gebrauchtmarkt seltener gibt und weil Film teurer geworden ist. In diesem Jahr soll auch die Wideluxx von Jeff Bridges (ja, der von The Big Lebowski) auf den Markt kommen, eine Panoramakamera mir einem X mehr als im Original-Namen. Wenn Sie sich etwas umschauen, werden Sie auch Filme finden, die noch sehr gut bezahlbar sind. SW für unter 6 € pro 36er Film ist kein Problem, Farbnegativfilme finden Sie ab gut 7 €.
Zurück zu den Digitalkameras: In der Bildqualität sind keine Sprünge mehr zu erwarten, wenn man es genau nimmt, ist seit der Sony A7 R II nicht mehr viel passiert. Die aktuelle Kamerageneration macht sogar leichte Rückschritte in Dynamikumfang und ISO-Leistung, um den Sensor schneller auslesen zu können. Das ergibt weniger Rolling Shutter, die Möglichkeit, auch bei elektronischem Verschluss zu Blitzen und eine genauere Datengrundlage für den AF. Das war für mich Grund genug, meine letzte Kamera zu kaufen. Bei der Auflösung wäre zwar noch Einiges möglich, aber wenn man ehrlich ist, sind für die meisten Anwendungsfälle 24 MP völlig ausreichend und 45 MP auch für deutlichen Beschnitt gut geeignet. Zumal es immer anspruchsvoller wird, die nötige Schärfe, die für die Nutzung der Auflösung gebraucht wird, auch zu erreichen. Im Videobereich sind 8K60 auch schon mehr, als die meisten jemals brauchen werden, zumal die Kameras Raw-Daten aufzeichnen können. Voraufnahme, Focus-Stacking, High-Res-Multishot sind in den besseren Kameras auch schon drin. Die Sucher sind inzwischen auch sehr gut, wenn auch eher in den teureren Kameras. Der AF hat noch etwas Luft nach oben, aber ist schon besser als es für die allermeisten Zwecke gebraucht wird. Losfliegende Insekten und ähnliche Härtefälle sind noch wirklich schwierig, aber das meiste sitzt mit wenig Ausschuss. Ich will damit nicht sagen, dass nichts mehr Neues kommen wird, aber es wird schwieriger werden, die Menschen von der „Notwendigkeit“ einer neuen Kamera zu überzeugen.
Ich vermute, es wird vermehrt Produkte geben, die um den Will-Haben-Faktor herumgebaut werden. Schönes Retrodesign, handliche Kameras mit festem Objektiv und guter Bildqualität oder moderne Designklassiker sind Beispiele. Ich denke, wir werden bald eine Mittelformat-Kompaktkamera sehen und ich könnte mir auch gut ein less-is-more-Konzept vorstellen, das nur das beinhaltet, was man wirklich verwenden möchte und den Spielkram und die Anfängerprogramme komplett weglässt. Zeitautomatik und Manuell reichen als Betriebsarten völlig aus, Raw als Dateiformat auch und bei AF würde ich mit einem Einzelfeld und dem Gesamtbereich jeweils mit der Möglichkeit der Motivverfolgung auskommen. Man könnte 80% aus einer aktuellen Digitalkamera rausschmeißen, ohne dass den meisten etwas fehlen würde. Und dafür mit einem klaren Bedienkonzept und aufgeräumten Menüs punkten.
KI wird ein Megatrend bleiben, die Motiverkennung des AF, die Bildbearbeitung, die Vorauswahl der Bilder etc. können davon sehr profitieren. Aber die negativen Effekte werden auch zu starken Gegenbewegungen führen. Gerade die generative KI hat jetzt schon zu einer sehr starken visuellen Vermüllung beigetragen, die besonders für den Bodensatz des Marketings interessant ist („Treppenlifte ohne Installation“, „E-Autos für Senioren“, „Dieser verblüffende Trick löst Bauchfett“, „Unglaubliche Wasserstoff-Aktie“ u.v.m). Sehr lustig sind auch die Vorher-Nachher-Bilder für Anti-Falten-Kosmetik, 20 Jahre jünger nur durch ein anderes Prompt, dafür liegt jedes einzelne Haar identisch. Auf Instagram erscheinen Reels mit 6 Mio. Views, die irgendwelche Explosionen oder Naturkatastrophen zeigen, bei denen das Vorschaubild eigentlich schon klar macht, dass die KI-generiert sind, Aber offensichtlich nicht jedem. Ich hätte gedacht, dass es inzwischen irgendeine KI-Arbeit gäbe, die mich wirklich überzeugen würde, aber das ist noch nicht passiert. Dafür habe ich sehr viel Schrott gesehen, der teilweise vollautomatisch von Bots rausgehauen wird oder von Troll-Factories erstellt wird („Omas Rezepte“, Kitsch-Accounts, Russentrolle). Es ist nicht so, dass ich den Bereich nicht technisch interessant finde, ich habe sicher mehr Generative Text- und Bild-Systeme ausprobiert oder auch lokal installiert als die meisten. Aber für meine eigene professionelle Arbeit habe ich das nur genutzt, wenn ich darüber berichtet habe. Künstlerisch hat das eher eine Gegenbewegung ausgelöst, hin zu dokumentarischer und auch zu analoger Fotografie. Wenn alles immer effizienter, schneller und beliebiger wird, hin zur Langsamkeit und weg von der Manipulation. Bei der KI selbst sehe ich einen Trend zu lokalen Systemen, wo dies technisch ausreicht, NVidias GB10 ist ein Beispiel für diesen Trend.
Die Versorgungslage für die analoge Fotografie wird wieder besser und die Kameras sind immer noch sehr günstig zu haben. Die Nikon FE habe ich für 20€ auf dem Flohmarkt gekauft, die Mattscheibe wieder eingesetzt und die Lichtdichtungen erneuert.
Da wir gerade bei der Manipulation sind: Social-Media wird auch eine Umwälzung erfahren, das Wort, dass am besten die Entwicklung der etablierten Plattformen beschreibt ist „Enshittification„, über X vormals Twitter müssen wir gar nicht reden, ich habe meinen seit 2008 bestehenden Account im letzten Jahr für immer gekündigt, die Plattform ist tot und wird auf Dauer nur noch einer bestimmten Szene attraktiv erscheinen. Meta (Facebook, Instagram, WhatsApp und u.a. eine VR-Plattform, die nicht ins Fliegen kommt) fängt aber auch schon an zu riechen. Auch wenn man Soziale Netzwerke nicht so leicht klein kriegt, weil die Kontakte dort eine starke Basis bilden, die viele nicht gerne aufgeben, sind Absetzbewegungen zu verzeichnen. Myspace, Lycos oder StudiVZ sind auch verschwunden, obwohl die Menschen dort gut vernetzt waren, was aus TikTok wird, wenn das ein Trump-Buddy kauft, ist auch ungewiss. Alternative Dienste wie Bluesky sind jedenfalls im Aufwind, auch wenn ich nicht damit rechne, das FB und IG so schnell abstürzen werden wie X. Instagram bekommt auch Konkurrenz von Flashes, das auch auf dem Bluesky-Protokoll basiert. Ich denke, das Techniken, die die Echtheit von Bildern nachweisen können, in Zukunft Marktbedeutung erhalten. Das so etwas wie Content Credentials erst in der Leica M11P zu finden ist und nicht in den aktuellen Profikameras (außer der Z6 III) der anderen Hersteller, verwundert mich. Für die Klügeren werden die großen Pressehäuser mit großer Glaubwürdigkeit wieder wichtiger werden, weil diese die Ressourcen haben, um wirklich gründlich zu recherchieren und die Fakten zu checken. Auch bei denen wird einmal etwas daneben gehen, aber das wird dann auch nachträglich sauber kommuniziert. Für erschreckend Viele werden beliebige Internet-„Informationen“, Propaganda und Tik-Tok-Videos allerdings ausreichen, um sich eine Meinung zu bilden oder um zumindest hinreichend verwirrt zu sein, so dass sie sehr manipulierbar werden. Es ist erschreckend zu sehen, womit sich die Unzufriedenen dann zufriedengeben. Leider ist das Maß auf Aufregung und Aufmerksamkeit, dass man erzeugen kann, oft wichtiger als Wahrheit, Vernunft und gute Konzepte. Ich würde mir deswegen wünschen, dass alle, die das Spiel durchschauen, nicht mehr dabei mithelfen, die Sauen der Populisten durch das Dorf zu treiben, sondern eher mit „die ignorieren wir nicht mal“, wie wir im Norden sagen, reagieren.
Zurück zur Fotografie: Bei den Objektiven ist noch vieles möglich, auch manches, dass wir noch gar nicht auf dem Schirm haben. Kurzfristig werden Produkte auf den Markt kommen, die keine bestehenden Objektive ersetzen, sondern neue Kategorien bilden. Die Tilt-Shift-Objektive mit AF, die Canon in Planung hat, sind ein Beispiel, Zooms werden lichtstärker und leichter werden können, Festbrennweiten können auch mit günstigen Techniken eine gute Qualität erreichen, wenn man die Software der Kamera hinzuzieht. Auf lange Sicht sind sogar vollständig neue optische Techniken zur Bilderzeugung wie MDLs vorstellbar. Auf der anderen Seite ist eine technische Perfektion keine Voraussetzung für künstlerische Qualität. Die meisten bedeutenden Werke der Fotogeschichte sind mit Objektiven gemacht worden, die drei bis sieben optische Elemente hatten und deren Bildfehler zur Tiefe und Seele der Aufnahmen beigetragen haben, ohne dass sie den Charakter eines Effekts hatten. Ich denke, das nächste Jahr wird uns die Gelegenheit geben, uns wieder mehr auf das Wesentliche der Fotografie zu besinnen, denn die Fotografie wird 2026 ihren 200. Geburtstag feiern.
Was aus den ersten 200 Jahren der Fotografie übrig blieben wird, liegt auch an uns. Die aktuelle Technik wird nicht lange überleben, Computerchips haben eine begrenzte Lebensdauer, neuere noch mehr als ältere, da bestimmte Redundanzbauweisen bei hochintegrierten Chips unwirtschaftlich werden. Effekte, die Fachleuten unter den Abkürzungen HCI, BTI oder EM bekannt sind, sorgen dafür, dass elektronische Bauteile ihre elektrischen Eigenschaften in einem Maße verlieren, die ihre Nutzung irgendwann unmöglich machen. Im Fotobereich kennen wir das z.B. von den FireWire-Chips älterer Nikon-Scanner, die auch als unbenutzte Austauschchips nach kurzer Zeit unzuverlässig werden und dann bald ganz den Geist aufgeben. Bei den ersten elektronischen Kameras ist oft Korrosion durch mangelhafte Abdichtung der Grund für ihr Versagen, aber viele funktionieren auch deswegen nicht mehr, weil die Chips sich zersetzt haben. Leider gilt dieses Problem auch für Objektive, die nur noch per steer-by-wire funktionieren und sich mechanisch nicht mehr scharfstellen lassen. Sie heben vielleicht auch noch das Korrosions-Problem der Leica M9-Sensoren im Gedächtnis.
Notre Dame, Paris, 1893. Obwohl sich die Gelatine auf dem Glasnegativ zum Teil aufgelöst hat, erzählt das Bild immer noch viel aus dem Paris von 1893.
Umso wichtiger ist, wie wir mit den Apparaten und Objektiven umgehen, die noch aus mechanischen und analogen Zeiten stammen. Viele haben das Zeug, wirklich alt zu werden und zu geschichtlichen Zeugen zu werden, die sich auch in ferner Zeit verwenden lassen. So lange müssen wir Menschen es erstmal schaffen, wenn wir uns weiter mit Leuten wie Pete Hegseth in so wichtigen Positionen wie dem Verteidigungsminister der Vereinigten Staaten zufriedengeben (die Abstimmung ist noch im Gange, während ich diese Zeilen schreibe / Update: Er hat es leider geschafft mit der Mindestanzahl der Stimmen). Wer weiß, vielleicht können wir uns irgendwann alte Microchips im 3D-Drucker nachbauen und alte Elektronik selbst restaurieren, wahrscheinlicher ist es aber, dass die schöneren Kameras funktionslos in der Vitrine landen und der Rest langsam verschwindet.
Cathédrale Notre-Dame de Chartres in den 1890er Jahren. Glasnegativ aus meinem Besitz
Wir sollten uns auch um Fotografien kümmern, die zwar chemischen Einflüssen ausgesetzt sind, aber trotzdem eine lange Lebensdauer haben und natürlich digitalisiert werden können. Glasplatten aus dem 19. Jahrhundert bekommen Sie heute teilweise hinterhergeworfen, wenn sich fast niemand findet, der ihren Wert erkennt, landen Sie im Müll oder vergammeln in feuchten Kellern. Ich wiederhole mich, aber gucken Sie mal, was Sie persönlich für die nachfolgenden Generationen retten können. Mich besorgt auch, wie sehr die Qualität der historischen Aufnahmen im Internet abnimmt, weil irgendwelche Trottel meinen, die Bilder mit KI verbessern zu müssen oder gleich neue Bilder zu schaffen von Ereignissen, zu denen es keine Originale gibt. Ich vermute fast, dass man die Zeit von der Erfindung des Internets bis zur Erfindung der Generativen KI später mal als eine Art Goldenes Zeitalter auffassen wird, in der Online-Inhalte eine später kaum noch erreichte Qualität aufwiesen. Das KI-Modelle kollabieren, weil sie zu viel KI-generierte Inhalte verdauen müssen, ist jedenfalls heute schon ein reales Problem.
Noch einmal zurück zur Fototechnik: Ich erwarte eine Reihe von neuen Kameras, die die Schwächen der Vorgängermodelle beheben. Die EOS R7 ist eine gute Kamera, aber der elektronische Verschluss wird zu langsam ausgelesen. Das wird bei der R7 Mark II anders sein, zudem wird die Voraufnahme richtige Raw-Aufnahmen speichern und nicht ein Sonderformat wie bisher. Bei Nikon wird die Voraufnahme hoffentlich auch nicht mehr auf das JPEG-Format beschränkt sein. Sony wird eine A7R VI herausbringen, die keine Einschränkungen im AF zu Gunsten der Bildqualität mehr haben wird. Die Auslesezeiten bei elektronischem Verschluss werden noch kürzer werden, manche Kameras werden gleich auf einen Global Shutter setzen, der praktisch gleichzeitig ausgelesen werden kann. Das macht Blitzgeräte mit kürzeren Abbrennzeiten sinnvoll, denn die möglichen Blitzsynchronzeiten werden kürzer werden als die Zeit, in der der Blitz sein Licht abgibt. Mit offenen Blenden gegen das Tageslicht anzublitzen, ohne HSS nutzen zu können, wird so möglich, setzt aber für optimale Ergebnisse neue Blitzgeräte voraus.
Das wird alles so technisch so gut, dass es die Anforderungen für die meisten fotografischen Aufgaben übererfüllt, die hochkorrigierten Objektive liefern zusammen mit der Softwarekorrektur so exakte Ergebnisse, dass auch wieder einen Bedarf an weniger perfekten Abbildungen geben wird. Das ist kein neues Phänomen, ich habe hier ein Buch vor mir liegen, in dem sich Hans Windisch aus Berlin über „jene niederschmetternde mikroskopische Genauigkeit, die das moderne Objektiv z.B. bei Porträts gibt“ beklagt. Das steht im „Photofreund Jahrbuch“ Jahrgang 1929/30. Es ist kein Wunder, dass z.B. ein Biotar 75mm f1,5-Nachbau aus chinesischer Produktion hohe Verkaufszahlen erreicht hat. Das ist eine Konstruktion aus den 30er Jahren, die sicher keine perfekte Bildschärfe erzeugt, aber einen sehr eigenen Charakter hat, der sich mit irgendwelchen nachträglich hinzugefügten Effekten überhaupt nicht vergleichen lässt.
Das TTArtisan 75mm f1,5. ein Biotar-Nachbau, erzeugt ein sehr spezielles Bokeh
In manchen Bereichen sind wir bereits an den technischen Grenzen angelangt, die Quantenausbeute, d.h. die Effektivität der Messung von eintreffenden Photonen, ist heute schon so hoch, dass keine ganze Blende Steigerung mehr drin ist. Nur wenn die Filter vor dem Sensor verschwinden würden und die Farbe über die Eindringtiefe in den Sensor gemessen würden, wie es Sigma mit der Foveon Technik versucht, wäre noch mehr drin, weil dann nicht zwei Drittel des Lichts ausgefiltert würde, um die Farbe aufzeichnen zu können. In der Praxis ist die Technik aber mit anderen Schwierigkeiten behaftet, so dass es sehr unwahrscheinlich ist, dass sie mittelfristig an den Bayersensoren vorbeizieht. Um Quantenpunktsensoren, die auch Vorteile bieten könnten, ist es eher ruhig geworden im Moment. Ich will damit nicht sagen, dass es nie einen Technologiesprung geben wird, aber ich rechne damit, dass die Verbesserungen bei neuen Sensoren hauptsächlich die Schnelligkeit und die Auflösung betreffen werden, dass wir bei Dynamikumfang und ISO-Leistung aber erstmal auf einem Plateau angekommen sind, von dem es auch nicht mehr so weit nach oben gehen wird. Beim Dynamikumfang lässt sich immerhin die Lichterzeichnung noch deutlich verbessern, z.B. über Dual-Gain-Sensoren. Die Schattenqualität ist aber dadurch begrenzt, dass bei schwachem Licht nicht mehr genug Photonen für alle Sensorpixel auftreffen und wir deren Aufzeichnung auch gar nicht mehr deutlich verbessern können.
Ich wünsche Ihnen ein gutes Jahr, vielleicht hilft Ihnen die Fotografie („shutter-therapy“) ja, etwas Ruhe und Erfüllung zu finden in Zeiten, die etwas anstrengend werden. Große Teile der Aufregung sind allerdings künstlich und man kann denen aus dem Wege gehen, ohne etwas zu verpassen. Es ist bei social media leider so, dass die Inhalte am besten zur Interaktion führen, die Streit provozieren. Das wird in den nächsten Jahren nicht besser werden, es kommen noch viel mehr KI-Bots dazu und Sie werden immer weniger sicher sein können, ob ein Akteur menschlichen Ursprungs ist. Verwenden Sie lieber reallife™, und gehen Sie raus und fotografieren, das kann auch analog sein.
SanDisk hat eine Warnung herausgegeben, dass bestimmte SD-Karten mit der R5 Mark II zu kaputten Bilddateien führen können- Es handelt sich um diese drei Produkttypen:
Die EOS R5 Mark II habe nicht nur in den Fingern gehabt, um ein Buch darüber zu schreiben, sondern sie auch als Arbeitspferd für mindestens die nächsten vier Jahre angeschafft. Die R5 wird der Zweitbody meiner Canon-Ausrüstung, aber es spricht einiges dafür, dass ich sie nicht mehr so häufig in die Hand nehmen werde, obwohl sie nach wie vor eine hervorragende Kamera und in der reinen Bildqualität der Mark II sogar ein wenig überlegen ist.
Ohne die Voraufnahme der R5 Mark II hätte ich diesen Moment verpasst
Als ich das Buch über die R6 Mark II geschrieben habe, fand ich einige Details deutlich besser als bei der R5. HF-Antiflacker, Voraufnahme, Vergrößerbarkeit des Suchers unabhängig von der Größe des AF-Bereichs, Hauptschalter auf der richtige Seite, diese Dinge haben Wünsche erzeugt für einen Nachfolger der R5. Den elektronischen Verschluss besser nutzen zu können, etwa mit Langzeitbelichtungen, Blitz und besser einstellbaren Serienbildgeschwindigkeiten und deutlich weniger Rolling Shutter stand auch auf meiner Wunschliste. Und, auch wenn mich die Qualität des AF bei der R5 positiv geschockt hat, als ich die Kamera neu hatte, konnte ich mir vorstellen, dass sich das weiter verbessern lässt.
Canon hat all das geliefert und noch mehr und um das Fazit vorwegzunehmen, ich bin sehr zufrieden mit der Kamera. Wer allerdings die Geschwindigkeit und die Verbesserungen beim AF und elektronischen Verschluss nicht benötigt, weil er eher ruhigere Szenen fotografiert, aber kann bei der R5 bleiben, bzw. zu ihr greifen. Der Dynamikumfang und das Rauschverhalten beim halbmechanischen Verschluss sind etwas besser als bei der neuen, dass liegt daran, dass der Sensor der Mark II deutlich schneller geworden ist, was ganz leichte Nachteile in der Bildqualität mit sich bringt, die mich aber in der Praxis nicht gestört bzw. nicht einmal interessiert haben. Die Vorteile überwiegen stark.
Die Augensteuerung, mit der Sie den AF im Sucher an die gewünschte Stelle setzen können, ist sehr gelungen und die schnellste und intuitivste Methode, den Fokus zu setzen. Allerdings sollten Sie das beim Händler in Ruhe ausprobieren, bevor Sie die Kamera deswegen kaufen, denn das funktioniert nicht für jeden gleich gut. Ich selbst komme auch als Brillenträger sehr gut klar, kann aber nicht in jeder Situation mit der gleichen Kalibration arbeiten. Die Kalibration, die ich beim Sonnenaufgang an der Vogelwiese vorgenommen habe, liefert abends beim Konzert keine guten Ergebnisse. Eine Neukalibration oder ein Wechsel auf einen der sechs Speicherplätze mit einer passenden Kalibration funktioniert aber schnell und zuverlässig. Trotzdem habe ich das mit einer Taste ausschaltbar konfiguriert, weil es Situationen gibt, etwa, wenn ich bei der Makrofotografie nicht gerade durch die Kamera schauen kann, in denen die Augensteuerung keinen Sinn ergibt und stört.
Die Voraufnahme, die bei den vorigen Kameras noch alle 15 Bilder in eine einzige Datei geschrieben hat, aus der Sie nur in der Kamera oder in Digital Photo Professional einzelne cRaws extrahieren konnten, schreibt nun Einzeldateien auf die Speicherkarte, die sich von den anderen nicht unterscheiden. Das erleichtert den Workflow ungemein.
Die R5 Mark II ist anspruchsvoll in Bezug auf Akkus. Alle Funktionen stehen nur mit dem LP-E6P zur Verfügung, mit einem LP-E6NH funktioniert sie grundlegend, mit anderen Typen schaltet sie gar nicht erst ein, das betrifft auch fast alle älteren Fremdakkus. Es ist aber nicht so, dass Canon Fremdakkus nun grundsätzlich blockiert, ich bekam gestern einen neuen LP-E6P von Patona, der zu keinen Einschränkungen der Funktionen führt. Der Batteriegriff der R5 ist grundsätzlich kompatibel, unterstützt aber auch mit den neuesten Akkus kein WLAN, keine Voraufnahme und die High-End-Videoformate auch nicht.
Die EOS R5 Mark II Bild: Canon
Canon hat die Menüs aufgeräumt und die Menüführung ist noch besser geworden. AF ist einfacher zu konfigurieren, Video besser, die Bedienung hat ein eigenes Obermenü. Es sind auch Funktionen weggefallen, es gibt kein Dual Pixel Raw mehr und HDR (aus der Belichtungsreihe) in der Kamera ist auch nicht mehr möglich. IBIS Hi-Res-Aufnahme gibt es ebenfalls nicht mehr, dafür eine In-Kamera-Hochskalierung, die aber nur mit JPEGs arbeitet und von der ich nichts halte. Meine Vermutung ist, dass Canon noch eine Highres-Kamera herausbringen möchte.
Eine kleine positiv/egal/negativ-Liste:
+ Sehr guter AF + Augensteuerung + Voraufnahme + elektronischer Verschluss ist ohne Einschränkungen zu verwenden + Fokusstacking mit Blitz möglich, Bild kann in der Kamera zusammengerechnet werden + bessere Videomöglichkeiten + weniger Überhitzung, Kühlgriff für Video verfügbar, eine R5C Mark II ist nicht nötig + etliche Detailverbesserungen
o Bildqualität nicht verbessert o IBIS etwas besser o Sucher/Display sehr ähnlich zu Vorgänger, Sucher vielleicht einen Tick besser als vorher
– seit 2018 immer noch keine Fremdobjektive verfügbar – Multifunktions-Zubehörschuh ist empfindlich und mit etwas fummeliger Blitzschuhabdeckung geschützt
Insgesamt sind meine Erfahrungen sehr positiv, die Kamera funktioniert bei mir problemlos, in zwei Monaten und bei ca. 30.000 Aufnahmen hat sie sich ein einziges Mal aufgehängt und das gar nicht mal beim Fotografieren. Die R5 war anfangs anfälliger. Sie ist sehr schnell und direkt, der AF ist noch einmal ein ganzes Stück besser. Allerdings muss ich mir schon Mühe geben, die Vorteile wirklich auszunutzen. In der Tierfotografie ist das einfach, im Sport wäre es das auch, aber bei den meisten Motiven würde die R5 genauso gut arbeiten. Im Videobereich ist die Kamera nun so gut, dass es keinen Sinn ergeben würde eine Videoversion wie die R5C herauszubringen. Die bessere Kühlung wurde bei der R5C auch mit dem Verzicht auf den IBIS erkauft.
Zum Schluss: Was fehlt mir? Erstens und immer noch der Zugang zu Fremdobjektiven, vor allem die SIGMA-Art-Serie wäre für mich eine willkommene Erweiterung. Leider sperrt sich Canon, selbst das Viltrox 85mm f1,8 RF, das an der R5 funktionierte, lässt nicht mit der R5 Mark II nicht mehr verwenden. Und zweitens würde ich mir wünschen, dass die Initiative Content Credentials Fahrt aufnimmt und Canon das per Firmware auch für existierende Kameras nachliefert. Gerade in der Dokumentar- und Pressefotografie ist ein digitaler Echtheitsnachweis wünschenswert, dass das bislang nur in der Leica M11 realisiert wurde, ist etwas schade. Nikon hat es für die Z6 III immerhin schon angekündigt.
Heute hat Canon neue Firmwares für den Großteil der R-Kameras herausgebracht. Im Moment sind die Updates in Indien und Singapur auf dem Server, Canon Deutschland kommt meist einen Tag später. Selbst die neue R5 Mark II ist schon dabei (div. Bugfixes, etwas bessere Weißballance), die R5 und andere Kameras sind nun voll kompatibel mit den LP-E6N-Akkus, Rating und Schreibschutz setzen funktionieren auch während des FTP-Transfers.
Wenn Sie unter https://www.canon.de/support/ Ihre Kamera eingeben und dann auf Firmware klicken, kommen Sie zum Download. Alternativ funktioniert das auch direkt über die Camera Connect App. Wahrscheinlich erst ab morgen, wer es eilig hat sucht selbst. Es kann auch sinnvoll sein, ein paar Tage zu warten, damit die anderen die eventuellen Fehler in den neuen Firmwares finden. Manchmal werden die nämlich auch schnell wieder zurückgezogen.
EOS R3 Version 1.8.0
EOS R5 Mark II Version 1.0.1
EOS R5 Version 2.1.0
EOS R6 Mark II Version 1.5.0
EOS R6 Version 1.9.0
EOS R8 Version 1.4.0
EOS R10 Version 1.6.0
EOS R50 Version 1.3.0
EOS R100 Version 1.1.0
Die Canon EOS R5 Mark II wird nun auch unterstützt. Zu der schreibe ich hier bald mehr, aber das neue Buch geht vor. Ich mag die Kamera sehr, wer eher ruhige Motive fotografiert für den Geschwindigkeit und AF nicht so wichtig ist, der kann aber auch bei der R5 bleiben.
DxO hat eine recht angenehme Lizenzpolitik, die Unterstützung der der neuen Kamera ist auch für Version 6 und 7 als kostenloses Update verfügbar.
UPDATE: Funktioniert heute auch noch (2.September, ist aber der letzte Tag).
Mein Verlag bietet gerade eine Sonderaktion an. Das Bundle aus Buch und E-Book kostet bis zum 18. August (UPDATE: bis zum 1.September verlängert) genauso viel wie das Buch alleine:
Mein Verlag wird 25 Jahre alt und bietet aus diesem Anlass alle E-Books bis zum 3. Juli um 25% ermäßigt an. Ich bin auch schon seit 18 Jahren dabei, damals hieß er noch Galileo-Verlag. Alles Gute zum Geburtstag!
Canon hat Ende letzter Woche neue Firmwares vorgestellt, die es in Kürze wohl auch auf die deutsche Webseite schaffen werden. Ich gebe deswegen die deutschen Links an, auch wenn dort ein paar Stunden noch die alten Versionen zu sehen sein werden. Wenn Sie es eilig haben, finden Sie die Versionen auf den weltweiten Canon-Seiten, die sind identisch mit der auf der deutschen Webseite noch kommenden Version.
Die Firmwares enthalten kleine Funktionserweiterungen, z.B. lässt sich der Intervallauslöser bei der R6 Mark II nun auf 9999 Aufnahmen einstellen, aber vor allem eine ganze Anzahl von Fehlerbehebungen. Wenn Ihre Kamera gut läuft, können Sie noch zwei Wochen warten, falls es ein Problem mit den neuen Firmwares geben sollte, ist das bis dahin bekannt. Während des Updates funktioniert der Touchscreen an der Kamera nicht, das verwirrt immer wieder Neulinge. Über die Tasten ist der Vorgang aber sehr einfach zu steuern.
Ein Hinweis auch in eigener Sache: Am 7. März. 2024 um 18.30 eröffnet im Wissenschaftspark Gelsenkirchen die Ausstellung „Gelsenkirchen – Fotoarbeiten zur Entwicklung einer Stadt“. Die Ausstellung findet im Rahmen des https://www.pixelprojekt-ruhrgebiet.de/ statt.
Die Ausstellung ist bis zum 21.6 zwischen 8 und 17.30 zu besichtigen, der Eintritt ist frei.
Mein Beitrag ist eine Reihe zu Vestia Fleischkonserven, die ich 1995 mit der Großbildkamera aufgenommen habe
Der Blick nach vorne in das kommende Jahr ist auf meinem Blog schon Tradition. Natürlich geht es dabei hauptsächlich um die Fotografie und ihre Technik, wenn ich auch gelegentlich etwas darüber hinausblicke. Die vorigen Artikel finden Sie über die Suche: https://fotoschule.westbild.de/?s=Glaskugel&submit=Suchen.
Im letzten Jahr ist endlich der Global Shutter, den ich seit Jahren erwarte, in einer Profikamera Wirklichkeit geworden. Ein Global Shutter ist in der Lage, das gesamte Bild gleichzeitig auszulesen, so dass schnelle Bewegungen nicht verzerrt erscheinen, Schwenks im Video nicht zu Schrägen führen und mit sehr kurzen Zeiten geblitzt werden kann. Bei der Sony α9 III beträgt die Blitzsynchronzeit 1/80.000s statt 1/250s, wie bei vielen üblichen Kameras. Ein Kamerablitz auf voller Leistung leuchtet ca. einhundertmal länger.
Das genaue Gegenteil eines Global Shutters hat die Fujifilm GFX 50R eingebaut. Die Auslesezeit bei elektronischem Verschluss beträgt eine Drittelsekunde und führt zu so absurden Verzerrungen.
Ich denke, dass es bald mehr Kameras mit dieser Technik geben wird, aber die Entwicklung nur recht langsam stattfinden wird. Denn erstens ist diese Technik noch sehr teuer umzusetzen und zweitens verschlechtert sie die Bildqualität ein wenig. Als Faustregel kann gelten, dass der Global Shutter ca. eine Blendenstufe an ISO-Leistung frisst. Auch ohne Global Shutter werden die Auslesezeiten der Bildsensoren aber immer kürzer, so dass der Rolling-Shutter-Effekt geringer wird und mit dem leisen, elektronischen Verschluss geblitzt werden kann. Ich erwarte auch, dass neue Blitzgeräte auf den Markt kommen werden, die besser an die neuen Möglichkeiten der Kameras angepasst sind.
2024 kommt wahrscheinlich die Einführung von Quadpixel CMOS AF bei Canon. Der bisherige Dualpixel AF scheitert bei waagerechten Linien (im Querformat), weil sich die nebeneinanderliegenden Pixel nicht unterscheiden. Die übereinanderliegenden würden das sehr wohl tun, wenn man ein Quadrat von 2*2 Pixeln auswertet, wird der AF noch einmal schneller und genauer, auch wenn das nur in wenigen Situationen einen großen Unterschied machen wird. Ich erwarte von Canon zwei wichtige Kameras, einmal das Topmodel R1, dass zur Olympiade zumindest den dort akkreditierten Fotografen zur Verfügung stehen muss, und die R5 Mark II, die auch bald fällig ist, ich werde mich dann hier gesondert mit ihr beschäftigen.
KI wird der übergreifende Megatrend bleiben. es kommen bald Computer und Betriebssysteme, die als KI-Systeme beworben werden und viel Aufgaben auch lokal erledigen können, ohne dafür ständig mit einem Server in Verbindung zu stehen. Die KI-Revolution ist schneller als die letzten, schon ein Jahr nach den ersten wirklich öffentlichen Systemen gab es in der FAZ „Das Prompt der Woche“. Ich erwarte eine weiter sehr schnelle Entwicklung, nicht frei von Rückschlägen und Enttäuschungen, mit auf Dauer soliderer Basis als „Wir klauen einfach alles und trainieren damit unsere Modelle“, aber auf mittlere Sicht sehr erfolgreich und auf lange Sicht wird sie uns vor sehr interessante Herausforderungen stellen, um es mal vorsichtig auszudrücken.
Ab einem bestimmten Punkt beginnt ein neues Kapitel in der Menschheitsgeschichte, in der sich die weitere Entwicklung auch vom Menschen abkoppeln kann. Die Frage ist jedenfalls nicht nur, was die KI für uns sein wird, sondern auch, was wir für die KI sein werden. Natürlich ist sie jetzt noch sehr begrenzt und macht lustige Fehler. Aber das waren wir auch, als wir zwei Jahre alt waren. Im Unterschied zu uns ist ihre Entwicklung aber nicht durch einen Schädel begrenzt, in den nur ein Gehirn von der Größe zweier Fäuste passt, sondern diese baut auf eine Technik, die sich, wenn das Mooresche Gesetz noch passen sollte, alle 18 Monate in ihrer Leistung verdoppelt und somit exponentiell wächst. Die technische Entwicklung beschleunigt sich aber zusätzlich durch die Intelligenz, die ihr zur Verfügung steht.
Die Generative Bild-KI wird immer besser, die neueste Midjourney-Version liefert teilweise Ergebnisse, die so nah an den geklauten Originalen sind, dass spätestens dies zu Copyright-Verfahren führen wird. Das kann auch den Anwender betreffen, der die Ergebnisse kritiklos weiterverwendet. Ich gehe davon aus, dass dieses Thema in 2024 deutlich mehr Aufmerksamkeit erhalten wird.
So stellt sich Stable Diffusion einen Fotografen vor. Nach den charmanten Fehlern der KI in der Anfangszeit werden wir uns irgendwann zurücksehnen.
Bislang finde ich Generative KI zwar spannend und technisch interessant, die Ergebnisse lassen mich aber kalt. Das meiste ist Kitsch, der Rest auch nicht viel interessanter. Ich denke schon, dass auch da bessere Werke kommen werden, aber wir auf der anderen Seite mit Müll zugeschmissen werden, eben weil die Erzeugung so schnell und billig möglich ist und es vielen auch einfach egal ist, Hauptsache es kostet nichts oder fast nichts. Für mich hat KI-Look in der Werbung deswegen schon etwas Unseriöses bekommen, auch weil es sich einreiht in die Scam-Werbung, die bei manchen Webseiten erscheint, wenn man zu weit nach unten scrollt.
Auf der anderen Seite wird es schwieriger werden, KI von Fotografie zu unterscheiden. Deswegen werden in Profi- und Semiprofikameras Methoden eingebaut werden, sicher den Autor, Ort und Aufnahmezeitpunkt abzuspeichern, und in der Bildbearbeitungssoftware die Bearbeitungsschritte vollständig erfasst werden. Bilder ohne interne Dokumentation werden zumindest im Pressekontext immer schwerer zu verkaufen sein, so dass auch Kameras, die das nicht können, immer mehr vom Markt verschwinden werden.
KI wird sicher auch Gegentrends hervorrufen. Ich habe an mir selbst schon vor KI eine deutliche Hinwendung zur dokumentarischen Fotografie ohne jede Retusche festgestellt. Die analoge Fotografie kann auch deutlich profitieren, allerdings machen die immer mehr steigenden Filmpreise einen Erfolg wie den von Vinyl-Schallplatten unwahrscheinlich.
Polaroid 55 lieferte ein gutes SW-Negativ zusammen mit einem Positiv. Manche Freuden der analogen Fotografie sind leider vorbei, das Material verschwand 2008 vom Markt.
Die technische Entwicklung der Bildsensoren ist z.B. in der ISO-Leistung schon nah an Ihre Grenzen gekommen. Schnell auslesende Sensoren werden über die Addition von Sensordaten allerdings einen fast unbegrenzten Dynamik-Umfang liefern können, wenn auch mit deutlichen Einschränkungen bei bewegten Motiven. Bei kleinen Sensoren wird man immer mehr versuchen, die Bildqualität über KI zu verbessern. Das führt aber auch dazu, dass Nutzer unzufrieden werden mit den Ergebnissen der Smartphones, weil die Ergebnisse nicht mehr natürlich wirken oder im Einzelfall auch zu Fotomontagen werden, ohne dass das dem Nutzer direkt mitgeteilt wird. Wenn Sie z.B. eine Gruppe bei schwachem Licht fotografieren, wird ein neueres Smartphone für eine längere Zeit Licht sammeln, um das Rauschen zu verringern und die Dynamik zu verbessern. Die Personen bewegen sich aber dafür zu viel, so dass je nach Person der Aufnahmeabschnitt gewählt wird, der das schärfste Bild ergibt. Dieser wird je nach Person unterschiedlich sein, so dass eine zeitliche Montage entsteht bzw. ein Bild, dass es so nie gegeben hat. Gerade bei Reaktionen auf Ereignisse kann das Bild die Realität so stark verzerren.
Das GF 30mm f5,6 T/S ist wahrscheinlich das beste Shiftobjektiv, das je gebaut wurde. Wenn Sie die Wand rechts betrachten, erkennen Sie aber eine tonnenförmige Verzeichnung, die ein (Ausschnitt-beachtendes) Objektivprofil beheben könnte
Ein Wunsch für 2024 sind Objektivprofile für Shift-Objektive. Das GF30mm f5,6 T/S für Fujifilms Mittelformatkameras zeichnet die Verschiebung des Objektivs bereits in den Exif-Daten auf. Canon wird in diesem Jahr wahrscheinlich sogar Tilt-Shift-Objektive mit AF herausbringen, bei denen ich auch davon ausgehe, dass die Exif-Daten die nötigen Informationen enthalten werden. Die Entwickler der Raw-Konverter müssen ihre Objektivkorrektur so erweitern, dass sie für den Ausschnitt des Bildkreises gilt, der sich durch die Verschiebung des Objektivs ergibt.
Bei den Objektiven erwarte ich den Mut zur Nische und auch ein vermehrtes Angebot an günstigen manuellen Objektiven. Manches wird sehr seltsam wirken. Ich finde es zum Beispiel verblüffend, wie viele Standardzooms Canon für das RF-Bajonett auf den Markt gebracht hat, bevor ein Lichtstarkes 24 oder 35mm-Objektiv verfügbar ist. Letztere werden jetzt aber wohl auch endlich kommen. Der Video-Markt wird noch mehr Beachtung finden als 2023 schon. Canon hat auch schon ein APS-C Dual-Fisheye für die VR-Produktion gezeigt. Apple wird seine VR-Brille bringen, aber ich bin skeptisch, was die weitere Bedeutung betrifft. Ich habe 3D schon so häufig kommen und gehen sehen und vermute, dass das die meisten Menschen außer vielleicht junge Gamern und Gamerinnen nervt. Das Metaverse als next big thing sehe ich nicht, während ich bei KI keine Zweifel habe.
Die Nikon Z f ist zu Recht ein großer Erfolg geworden, weil sie aktuelle Technik mit einem gelungenen Retro-Design verbindet. Ich kann mir gut vorstellen, dass Canon dem Beispiel folgen wird. Zumindest scheinen sie bereits zu sondieren, welches historische Design dafür am besten Pate stehen sollte.
Ich hoffe sehr, dass Canon aufhören wird, das RF-Bajonett für AF-Objektive anderer Hersteller zu blockieren. Nikon mit seinem Z-Bajonett ist zwar nicht ganz so rigoros, hat aber noch sehr viel Luft nach oben. Die Verfügbarkeit von Fremdobjektiven ist ein gutes Argument, Sony zu wählen. Auf der Seite https://www.sigma-foto.de/objektive/ können Sie links nach Anschluss filtern. Sony E-Mount kommt auf 42 Objektive, Canon EF auf 25, bei denen aber die neuen Konstruktionen für die Spiegellosen natürlich nicht dabei sind.
Manche Dinge, die wir heute tun, werden kommenden Generationen so verrückt vorkommen wie uns heute z.B. das Verwenden von Asbestpulver als Kunstschnee auf Tannenbäumen in den 50ern oder Zahnpasta mit radioaktivem Thorium-X in den 30ern. Unser sorgloser Ressourcenverbrauch mag dazu gehören. Trotz klarer Anzeichen einer sich verstärkenden Klimakatastrophe, von der im Moment niemand weiß, wann wir Kipppunkte erreichen werden, die das ganze System so ins Rutschen bringen können, dass wir das mit CO2-Einsparungen und -Speicherung vielleicht nicht mehr kompensieren können, hatten wir im Sommer 2023 so viele Flüge wie noch nie in der Menschheitsgeschichte. Die Russen meinen, einen Eroberungskrieg führen zu müssen, als hätten wir 1939, die Amerikaner können sich vorstellen, auch nach der Erstürmung des Kapitols noch einmal Trump zu wählen und in Europa wenden sich immer mehr Menschen den Populisten zu und setzen die Demokratie aufs Spiel, obwohl ihre Lage besser ist als in den meisten Jahrzehnten davor. China droht Taiwan offen mit einem Angriffskrieg als Teil das Planung für die nächsten fünf Jahre, von einem Risikobewusstsein ist aber in Deutschland genauso wenig zu spüren wie zu dem Zeitpunkt, als uns unsere europäischen Nachbarn vor North Stream 2 gewarnt haben.
Immerhin hatten wir in Deutschland 2023 einen Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromproduktion von über 50% und haben so wenig CO2 ausgestoßen, wie seit 1950 nicht mehr. Der Verkehrsbereich hängt dabei aber deutlich hinterher. Mir fehlen die positiven Zukunftsvisionen in der öffentlichen Wahrnehmung. Angst ist kein guter Berater. Eine Zukunft, in der die Menschen glücklicher und gesünder sind, das Artensterben gebremst wird und neue Entwicklungen tatsächlich eher „solutions for a small planet“ darstellen, wie es IBM einmal so schön als Werbespruch formuliert hat, und nicht zu einer Gefährdung werden, ist gar nicht so schwierig zu erreichen. In vielen Bereichen sind wir schon auf dem Weg dahin. Aber das setzt auch ein bisschen Flexibilität voraus und den Willen, notwendige Anpassungen nicht zu einem politischen Streitthema zu machen, sondern gemeinsam Probleme zu lösen und wichtige Voraussetzungen zu schaffen.
Repro einer Glasplatte von ca. Ende des 19. Jahrhunderts. Der Hafen von Concarneau.
Ich wünsche Ihnen ein gutes 2024, bleiben Sie beweglich im Kopf und in den Beinen und machen Sie was draus. Ich wünsche Ihnen Freude an der Fotografie und vielleicht können Sie in diesem Jahr auch etwas retten aus der Fotogeschichte. In zwei Jahren wird die Fotografie 200 Jahre alt, Sie finden noch sehr viel sehr günstig auf den Flohmärkten, vielleicht haben Sie auch aus der Familiengeschichte noch alte Fotografien, die es sich zu digitalisieren lohnen. An uns liegt, was die nachfolgenden Generationen aus dem ersten Jahrhundert der Fotografie (und danach) noch werden anschauen können.
Die neuen Firmwares sind nur kleine Updates, die die Unterstützung für das RF-S10-18mm F4.5-6.3 IS STM und kleinere Fehlerkorrekturen beinhalten. Auf der deutschen Seite sind sie erst in ein paar Stunden zu finden aber hier finden Sie bereits jetzt eine gute Übersicht und die Downloads:
UPDATE: Die Aktion ist bis zum 17. Januar 2024 erneuert worden: Mein Verlag informierte mich, dass es für die E-Books Black Week-Angebote bis zum 17.1,24 geben wird.
Heute hat Canon drei Objektive vorgestellt, zwei davon habe ich erwartet, das dritte kam etwas überraschend.
Von den beiden größten Lücken im RF-S-System, einem echten Weitwinkelzoom und einer lichtstarken Normalbrennweite hat Canon heute mit dem RF-S 10-18mm F4.5-6.3 IS STM eine geschlossen. Dieses Objektiv wurde im Fotobereich vermisst, man musste sich bisher mit adaptierten Objektiven behelfen, es liefert aber auch für das Vlogging genug Bildwinkel, so dass man für die nachträgliche Stabilisierung noch etwas Luft hat. Eine Kamera wie die R50 wird so erst vollständig. Es kommt ab Dezember für 399 € UVP.
Das RF 200-800mm F6.3-9 IS USM Bild: Canon
Andere Hersteller haben Zooms wie das Sony SEL 200-600mm F5,6-6,3 im Programm, die einen großen Telebereich, einigermaßen gute Lichtstärke und einen Preis, der noch überschaubar ist, vereinen. Ich habe das im RF-System vermisst, auch, weil die adaptierten Fremdhersteller-Objektive für EF im AF in diesem Brennweitenbereich nicht an die RF-Objektive herankommen. Das RF 200-800mm F6.3-9 IS USM bietet dies und liefert mit 800mm eine sehr beachtliche Telereichweite und ist zudem noch mit den Extendern kompatibel. Es ist kein L-Objektiv, aber trotzdem weiß, gegen Wetter abgedichtet und kommt mit Streulichtblende (schwarz). Mit gut 2kg ist es ca. ein halbes Kilo schwerer als das RF100-500mm f4,5-7,1L IS USM, kommt in der Schärfeleistung aber nicht ganz das L-Objektiv heran. Das RF100-500mm erreicht mit dem 1,4x-Extender 700mm Brennweite bei f10, das neue Zoom ohne Extender 800mm bei f9, mit 1120mm bei f13. Es ist ab Dezember für 2449 € UVP erhältlich, vermutlich erstmal aber nicht gleich in den Stückzahlen, die den Kaufwünschen entsprechen werden. Das wird ein Erfolg.
Das RF 24-105mm F2.8 L IS USM Z ist etwas größer und schwerer als das EF80-200mm f2,8L von 1989, an dass es mich bei den ersten unscharfen Vorabbildern erinnerte Bilder: Canon
Das dritte Objektiv hat mich etwas überrascht, weil ich Canon nicht zugetraut hätte, das sechste (!) Standardzoom (wenn man das 24-50mm mitzählt) vorzustellen, bevor das erste 35mm-Objektiv mit f1,4 oder besser da ist. Gleichwohl ist es eine sinnvolle Erweiterung, da es den wichtigsten Brennweitenbereich (24-150mm) bei guter Lichtstärke (2,8) und Qualität abdeckt und auch für Video optimiert wurde. Dazu gibt es einen extra Blendenring, der elektronisch in 1/32 Stufen die Blende steuert (also praktisch stufenlos). Das Z in RF 24-105mm F2.8 L IS USM Z steht für Powerzoom, denn für das Objektiv werden zwei Adapter für motorischen Zoom-Betrieb angeboten, der teurere unterstützt die 20-polige Schnittstelle für die Canon Zoom-/Fokuseinrichtung und die Canon Zoomwippe. Das Objektiv ist ab Dezember für 3599 € zu haben. Es ist fast 20cm lang und 1430g schwer, wird allerdings mit drehbarer Stativhalterung ausgeliefert. Zum Vergleich, das 24-70mm f2,8L IS USM wiegt 900g und ist 12,6cm lang.
Bleibt nur zu hoffen, dass Canon jetzt langsam den RF-Mount für andere Hersteller öffnet, denn auch diese haben in der Zwischenzeit viele gute Objektive für Spiegellose Kameras entwickelt, die Canon-Nutzern durch die restriktive Firmenpolitik leider vorenthalten werden. So könnten Sie für Sony, Panasonic oder Leica nativ ein hervorragendes Sigma 35mm F/1.2 DG DN ART für ca. 1300€ verwenden, während Canonnutzer seit fünf Jahren auf etwas ähnliches warten.
Canon hat heute eine Reihe neuer Firmwares veröffentlicht, die Sie in Kürze unter https://www.canon.de/support/ herunterladen können.
Die Aktuellen Versionen sind dann:
EOS R3: v1.5.1 EOS R5: v1.9.0 EOS R6 Mark II: v1.2.0 EOS R8. v1.1.0 EOS 1D X Mark III: v1.8.0
Die Neuheiten sind eher klein, sie enthalten besseren Support für das Software Development Kit, die Unterstützung für das RF 5,2mm Dual Fisheye, bessere Sicherheit beim SFTP-Transfer und kleine Fehlerbehebungen. Für Normalanwender kann es sich lohnen, zwei Wochen abzuwarten, denn manchmal haben Firmware-Updates kleine Fehler, die besser entdeckt werden, nachdem Tausende das Update gemacht haben als beim gewissenhaften Durchtesten einiger Beta-Tester.
Bei der R5 kann man nun Voice-Memos einzeln löschen oder auch zu geschützten Bildern hinzufügen und ein Fehler, bei der die Kamera bei der Touchbedienung hing, wurde behoben.
Mein Verlag informierte mich gerade über eine Sonderaktion zum Semesterstart, die aber Allen zur Verfügung steht. Eine Reihe an Fachbüchern ist als eBook zu einem um 10€ reduzierten Preis zu bekommen:
Die Messe scheint sich zu etablieren, was mich sehr freut, auch wenn der Trennungsschmerz zur Photokina bei mir noch nicht ganz verheilt ist.
Gelegenheit, einmal zu schauen, was es überhaupt Neues auf dem Fotomarkt gibt. Nikon hat eine Kamera im Retrodesign und mit mehreren Farbvarianten vorgestellt. Normalerweise gehen da bei mir die Warnlampen an, weil das oft als Notfallmaßnahme verwendet wird, wenn sich technisch nichts tut oder ein veraltetes Produkt noch einmal hübsch gemacht werden soll. Die Nikon Zf ist zwar hübsch gemacht, aber technisch der grob vergleichbaren Z6 II überlegen. Ein neuer Prozessor (gleich dem in der Z8 und Z9) und ein verbesserter AF, IBIS bis 8 Blendenstufen, Video in 10Bit und 4K in 60fps, bis zu 30 Bildern pro Sekunde und 24,5 MP machen Sie zu einer runden Kamera, die auch für Profis interessant wird, auch, weil zwei Speicherkartenslots verbaut sind. Für 2499€ UVP wird sie sich wahrscheinlich sehr gut verkaufen, auch weil sie schön ist. Ich habe meine alte Nikon FE aus dem Schrank geholt und kann sehr viele Ähnlichkeiten feststellen.
Die Nikon Zf Bild: Nikon
Fujifilm hat sich im Bereich der alltagstauglichen Mittelformatkameras bereits ein Namen gemacht. Mit der GFX 100 II haben sie nun den Abstand zu den Vollformatkameras bei der Actiontauglichkeit noch einmal verringert. Der Sensor liest schneller aus, die Kamera schafft 8 Bilder pro Sekunde (mit 102 MP) und der AF verwendet eine Motivverfolgung, die einer aktuellen Sony nicht unähnlich ist. Der Sucher ist mit 9,44MP und einer Vergrößerung von 1,0 wahrscheinlich der beste des Fotomarktes. Die Kamera schafft im Video 8K30 in 10Bit, allerdings mit etwas Crop. Über die volle Sensorbreite geht der 4K60-Modus in 10Bit. Eine sehr schöne Kamera, mit knapp 8000 € aber nicht für jeden. Da anfangs nur 1500 Stück pro Monat gebaut werden sollen, wird sie wahrscheinlich für einige Monate schlecht verfügbar sein, denn sie hat bislang keine echte Konkurrenz in ihrer Klasse. Wenngleich für die meisten die GFX100S ausreichen wird, die etwas langsamer ist und deren AF etwas altmodischer arbeitet und die immerhin 2500 € weniger kostet.
Ebenso neu sind drei Mitteformatobjektive, ein 55mm f1,7, dass bei Vollformat einem 43mm f1,3 entsprechen würde und zwei Tilt-/Shift-Objektive mit Blende 5,6: ein 30mm Weitwinkel und ein 110mm Tele. Diese Objektive haben noch 15 mm Verstellweg und übertragen diese Einstellung auch in die EXIF-Daten, was für die Bildkorrektur ein echter Vorteil ist. Eine Stativhalterung ist im Lieferumfang, so dass Sie die Kamera und nicht das Objektiv verschieben können, somit der Augpunkt gleich bleibt und sich die Bilder leicht stitchen lassen. Das 30er finde ich sehr reizvoll, ich kann mich aber bei 4499€, 1,34kg und 105mm-Filterdurchmesser beherrschen.
Um Canon ist es gerade etwas ruhig, aber es werden wohl etliche neue Objektive kommen, man munkelt auch, dass das RF70-200mm f2,8L in einer Version mit Innenzoom kommen wird, weil das einige Profis vermisst haben. Die R5 wartet auf ihren Nachfolger und die R1 sollte auch vor der Olympiade verfügbar werden, zumindest für eine Anzahl von Profis.
Die Zeit der großen Schritte bei der Bildqualität ist vorbei, denn auf der rein physikalischen Seite sind die Sensoren schon sehr effizient. Die schlechtere Bildqualität bei schwächerem Licht rührt nicht mehr von mangelnder Empfindlichkeit her, sondern ist der Tatsache geschuldet, dass gar nicht mehr für jedes Pixel überhaupt ein Photon ankommt. Der Dynamikumfang bei gutem Licht kann noch besser werden, die Auflösung auch, aber auch hier kommt man schnell an die Beugungsgrenze des Lichts und benötigt extrem genaue Objektive. Aber um ehrlich zu sein: Die technische Bildqualität ist meist sehr viel höher, als es die Verwendung der Bilder erfordern würde. Ein kleines Beispiel:
Mein letztes Instagram-Foto. Auch dieses Bild entspricht nur knapp der Hälfte des Originalbilds
Leider lassen sich nicht einfach Credits erwerben, wenn man gerade einen Job hat, der verstärkt KI erfordern sollte. Der Trend geht leider dazu, Abos zu verkaufen, die dazu führen, dass Sie für Dinge regelmäßig bezahlen, die Sie nur gelegentlich benötigen. Der Trend in meiner persönlichen Arbeit geht allerdings dahin, dass ich nicht mal mehr herumliegenden Müll wegstempele, sondern absolut dokumentarisch arbeite. Das heißt nicht, dass ich nicht mit den KI-Möglichkeiten spiele und nicht alles ausprobiere, was neu ist. Das meiste davon ist für meine Arbeit allerdings irrelevant. Im Video gibt es allerdings spannende Anwendungen, wie automatische Untertitel, automatischen Kamerawechsel nach Sprecher oder sogar eine komplette Synchronisation in einer anderen Sprache inkl. neuer Mundbewegungen. KI wird normal werden, vieles erleichtern, aber auch zu einer Menge Schrott und Ärger führen. Schon heute sind 90% der unseriösen Internet-Werbung KI-bebildert.
Ich war in der letzten Zeit sehr beschäftigt mit neuen Büchern zur EOS R6 Mark II, der EOS R50 und der EOS R8, deswegen war es hier etwas ruhiger. In der Zwischenzeit ist jedoch einiges passiert.
Es gibt neue Firmwares für die R7, die R6 Mark II und die R6, die jedoch hauptsächlich eine Verbesserung der Touchscreen-Empfindlichkeit beinhalten und bei der R6 Mark II das Laden des zweiten Akkus im Batteriegriff.
Nikon hat die Z8 herausgebracht, die nah an der z9 ist, aber ein kompakteres Gehäuse mitbringt und günstiger ist. Sie konkurriert mit der EOS R5, die inzwischen 500€ günstiger geworden ist. Eine sehr schöne Kamera für Foto und Video (45MP, 8,3K Video in 12 Bit, AF bis -9 LW, 4599€ UVP)
Eine Nachricht, die davon sprach, dass mit dem Meike 85mm 1,4 das erste AF-Fremdobjektiv für RF mit Canons Erlaubnis erscheint, hat sich inzwischen als nicht richtig erwiesen. Canon blockiert auch fünf Jahre nach der Einführung das Bajonett für andere Hersteller. Wenn Canon sich nicht bald dem Wettbewerb stellt, werden Sie viele ihrer Kunden verärgert haben. Ich selbst habe dafür keinerlei Verständnis mehr.
Canon hat die R100 vorgestellt, eine Einsteigerkamera, die deutlich langsamer als die anderen ist und auf einen Touchscreen verzichtet. Da sie auch nur ein Einstellrad hat, wird die vollmanuelle Bedienung etwas fummelig. Das ist für die Zielgruppe vielleicht auch nicht so wichtig, wer ambitionierter ist, sollte sich aber etwas weiter oben im Angebot umsehen, R50, wenn die Puffergröße für Reihenaufnahmen nicht so wichtig ist, R10, um mehr Bedienelemente und ein etwas größeren Body zu erhalten oder sogar R7, wenn die Kamera zwei Speicherkartenslots haben und von der Verarbeitung eher Richtung Profikamera gehen soll.
Der Nachfolger des EF300mm f2,8L IS II USM ist ein Zoom geworden, das RF100-300mm f2,8L IS USM, damit gibt es nun kein natives Supertele mehr unter 10.000€.
Canon hat ein Pancake vorgestellt, das RF28mm f2,8 STM. Das kürzere Auflagemaß macht kürzere Brennweiten als Pancake für Vollformat möglich, bei EF gab es nur ein 40mm f2,8 STM.
Photoshop unterstützt nun die Bilderweiterung per Texteingabe mittels KI. Bislang nur in der Beta, aber die können Sie herunterladen und neben ihrer Installation betreiben.
Nochmal KI: In den letzten Monaten und wenigen Jahren sind Tools herausgekommen, die Bilder aus Text erzeugen , Texte zusammenstellen, Programmcode erzeugen, Texte vorlesen mit der Stimme einer bestimmten Person, Videos erstellen mit einer Person oder einem Schauspieler, die komplett generiert sind oder über das Video einer andere Person gelegt werden. Bilder entrauschen und dreidimensional umwandeln (neural radiance fields neRV). Aber auch neue Medikamente, Drogen oder Gifte entwerfen, einen Kampfjet fliegen, Satellitenbilder nach militärischen Gesichtspunkten auswerten, astronomische Messdaten durchsuchen, Aufgaben nach Zielvorgabe abarbeiten etc. Vieles davon ist inzwischen so einfach geworden, dass Sie das selbst auf einem leistungsfähigen PC (oder Mac) installieren können. Und das ist erst ein winziger Anfang einer exponentiell verlaufenden Entwicklung. Die Fragen nach dem Copyright von KI-Aufnahmen oder welche Jobs ersetzt werden können sind harmlos gegenüber denen, die uns bevorstehen. Die Erschaffung einer technologischen Singularität, die kognitiv und technisch in der Lage ist, die weitere Entwicklung ihrer Fähigkeiten selbst zu gestalten, ist nicht nur möglich sondern wohl viel näher, als die meisten das denken. Wir Menschen wären dann nicht mehr ansatzweise in der Lage, die weitere Entwicklung zu verstehen und vielleicht auch nicht mehr, sie zu beeinflussen. Im schlechtesten Fall sind wir dann nur noch eine Konkurrenz um Ressourcen. Das es uns dann besser gehen sollte als den Wildtieren im Anthropozän, ist nicht abzusehen. Die nächsten Level werden jedenfalls immer schneller werden, ob es dann irgendwann „Game over!“ heißt oder die Maschinen mit uns das Spiel auch zu unserem Vorteil weiterspielen, ist bislang offen. Meiner Meinung nach steuern wir auf die anspruchsvollste Kurve der Menschheitsgeschichte zu und das so bald, dass die meisten von uns das noch erleben werden und dann wahrscheinlich irgendwo auch noch Fax-Geräte im Einsatz sein werden ;).
Traditionell versuche ich, um die Jahreswende ein wenig in die Zukunft zu schauen, bezogen auf den Foto- und Bildermarkt und wohl wissend das andere Dinge wichtiger sind. Die vorigen Artikel finden Sie über die Suche: https://fotoschule.westbild.de/?s=Glaskugel&submit=Suchen. Diesmal ein wenig später, aber es hatte Vorrang, ein paar Bücher auf den Weg Richtung Druck zu schicken: EOS R7, EOS R10, Große Fotoschule, EOS R6Mark II.
Zum Jahresende ging eine Reihe von Berichten durchs Netz, in denen sich die Autoren verwundert darüber zeigten, dass Adobe ihre Daten verwendet, um ihre KI zu trainieren. Wenn Sie ein Adobe-Konto haben, können Sie unter https://account.adobe.com/privacy nachschauen, ob das entsprechende Häkchen gesetzt ist („Adobe darf Ihre Inhalte mit Verfahren wie maschinellem Lernen (z. B. zur Mustererkennung) analysieren, um seine Produkte und Dienste weiterzuentwickeln und zu verbessern.“). Das wird es sein, wenn Sie es nicht schon ausgeschaltet haben und nein, sie wurden vorher nicht gefragt. Im Blick in die Glaskugel für 2018 habe ich das schon angesprochen. Im gleichen Artikel schrieb ich „Es gibt auch schon KI-Systeme, denen Sie nur noch mitteilen müssen, was der Bildinhalt sein soll und die dann die Bilder fast aus dem Nichts erzeugen. „. Das ist in 2022 eine ganz große Sache geworden, weil all diese Systeme öffentlich zugänglich gemacht wurden: DALL·E, Stable Diffusion und Midjourney. Bei all dem nicht zu vergessen ChatGPT, das erstaunlich Fähigkeiten bei Textverständnis und Texterzeugung aufweist.
„a camera in the style of picasso“ von Stable Diffusion
Auch wenn es jetzt berechtigte Klagen gibt, weil die Systeme Bilder zum Training verwendet haben, die mit Copyright belegt sind und so auch Inhalte im Stile von XY oder mit geschützten Comicfiguren etc. erzeugen, wird KI bleiben und immer größere Teile der Arbeitswelt beeinflussen. Nicht nur als Hilfe, sondern auch als Konkurrenz. Es wird gestalterische Scheußlichkeiten geben, Langeweile bei Wiederholungen oder schlechten Ideen und Fragen zur Echtheit von Bildinhalten. Aber das hatten wir ähnlich auch schon bei der Einführung der elektronischen Bildbearbeitung. Es wird ganz feine Abgrenzungsprobleme geben, z.B. die Frage, bis wohin das Entrauschen einer Aufnahme noch die Details des Motivs freilegt oder ab wann es welche erfindet, was es für die journalistische Arbeit dann ungeeignet macht. Und es wird sehr große Probleme geben, weil die Einfachheit und Schnelligkeit der von Deep Fakes selbst Live-Bilder fälschen kann.
Im kreativen Bereich wird es Leute geben, die sich voll auf die neuen Möglichkeiten einlassen und andere, die sich als Gegenbewegung sehr in Richtung Straight Photography oder einer dokumentarischen Genauigkeit entwickeln werden. Das kann auch in einer Person zusammenkommen.
Die gleiche Technik, die den AF ihrer Kamera blitzschnell auf das Auge eines fliegenden Vogels scharfstellen lässt, kann auch für die Zielerfassung einer militärischen Drone verwendet werden. KI wird in vielen Bereichen schnell weiterentwickelt werden, weil die Nachteile, in der Entwicklung zurückzufallen, von großer Tragweite sein werden. Das beginnt bei so harmlosen Dingen wie selbstfahrenden Autos, stößt aber bei den totalitären Staaten auch auf großes Interesse in der Überwachungstechnik und wird generell auch in der Militärtechnik ein Thema bleiben.
Wir haben es mit einer Technik zu tun, deren Entwicklung in der Größenordnung des Mooreschen Gesetzes fortschreitet, während man beim Menschen wahrscheinlich schon optimistisch sein muss, von einer positiv linearen Entwicklung auszugehen. Das bedeutet, dass die KI die natürliche Intelligenz überholen wird, dass der Mensch nicht mehr in der Lage sein wird, Entscheidungen der KI nachzuvollziehen, auch dann nicht, wenn sie fehlerhaft sind. Und ob die nicht fehlerhaften Entscheidungen langfristig im Interesse der Menschheit sein werden, lässt sich auch nicht voraussehen. Es kann auch sein, dass die KI uns nur als einen Konkurrenten um Ressourcen ansehen wird, der ihrer Entwicklung im Weg steht.
Genügend Ressourcen sind auch für die nächsten Jahre ein Problem. Im Kamerabereich entspannt sich die Situation bereits und die Verzögerung der Neuvorstellungen, die bis Mitte 2022 fühlbar war, ist vorbei. Aber wer auf ein Elektro-Auto umsteigen will, renovieren oder ein Haus bauen möchte oder Infrastrukturprojekte auf den Weg bringen möchte, der wird das noch deutlich länger spüren. Die politische Lage, das Bevölkerungswachstum und der Klimawandel sind Faktoren, die uns in eine Zeit führen, in denen ein Ressourcenverbrauch wie in der Vergangenheit nicht mehr möglich sein wird. Was grundsätzlich in die richtige Richtung geht, aber eben auch eigene Probleme mit sich bringt, die die Lösung der anderen Probleme verlangsamen wird.
Die Beschleunigung der Technik hat auch im Kamerabereich sichtbare folgen. Die Kameras sind so schnell geworden, dass die Mechanik nicht mehr hinterher kommt. Eine EOS R6 Mark II schafft mit dem mechanischen Verschluss 12 Bilder in der Sekunde, mit dem elektronischen 40. Der Nachteil bislang ist, dass der elektronische Verschluss in 15 ms ausgelesen wird, während der teilmechanische nur 4 ms braucht. Zudem ist das Rauschen höher, so dass bei niedrigen ISO-Zahlen fast zwei Blendenstufen Dynamikumfang wegfallen. Je höher die Auslesegeschwindigkeit, desto besser kann auch der AF Bewegungen einschätzen. Die Richtung im Sensordesign ist also vorgegeben: Schnellere Auslesezeiten und höhere Dynamik. Ich warte ja schon seit Jahren auf den Global Shutter, der das gesamte Bild sofort erfassen kann, inzwischen gibt es von Blackmagic Global Shutter für den Videobereich und auch Canon hat ein Patent für einen solchen Sensor veröffentlicht, im industriellen Bereich mit entsprechenden Einbußen beim Dynamikbereich ist die Technik ohnehin schon lange in Verwendung. Der mechanische Verschluss wird irgendwann Geschichte sein, die Nikon Z9 hat ihn heute schon weggelassen.
Wenn ein Sensor sehr schnell ausgelesen werden kann, können Sie ihn für eine Belichtung auch mehrfach auslesen. Das macht dann das sogenannte Photon Counting möglich, das heißt, dass Lichtteilchen einzeln gezählt werden können, was in der Wissenschaft schon Verwendung findet. In der bildmäßigen Fotografie lässt sich das nutzen, um ein Sensorpixel auszulesen, bevor es im Lichterbereich zuläuft und keine Zeichnung mehr aufweist. Diese mehrfach ausgelesenen Werte lassen sich dann einfach addieren und ermöglichen perfekt durchgezeichnete Lichter und einen viel höheren Dynamikumfang. Eine zweite Technik, die im Filmbereich schon viel häufiger Verwendung findet, ist Dual ISO. Unterschiedliche Verstärkungswerte für dunkle und helle Motivbereiche ermöglichen weniger Rauschen in den Schatten und höhere Durchzeichnung in den Lichtern.
Im Morgennebel an der Ruhr.
Ein anderer Trend ist die Verbesserung der AF-Technik. Panasonic ist mit der S5 Mark II endlich auch zum Phasen-AF gewechselt, die Sony A7 RV hat als hochauflösende Kamera nun auch einen deutlich besseren AF als ihr Vorgänger. Vielleicht werden wir in diesem Jahr die erste Kamera mit Quad-Pixel-AF sehen, die nicht mehr so blind gegen Linien ist, die parallel zu dem Dual-Pixel AF liegen. Ebenso sollte ein neuer Mittelformat-Sensor in der Lage sein, eine deutlich bessere AF-Leistung zu ermöglichen, als sie bislang im Mittelformatbereich zu finden ist. Das wäre auch für mich ein Grund, über eine neue Kamera nachzudenken, während es für eine weitere Verbesserung der Bildqualität gegenüber der Fujifilm GFX100S eher schwierig wird, noch eine sinnvolle Anwendung zu finden.
In der Bildauflösung ist auch noch Spielraum nach oben. Es gibt heute schon Handysensoren mit 200 MP. Interessanter ist, dass Fujifilm im APS-C bereits bei 40 MP angekommen ist, das sind 90 MP im Vollformat und 144 MP im kleinen Mittelformat der Hasselblad X2D oder Fujifilm GFX100S. APS-C ist gerade im Aufwind, es ist zu erwarten, dass auch in naher Zukunft interessante Kameras in diesem Format erscheinen werden. Die Sony α6600 ist von 2019 und immer noch das Top-Modell von Sonys APS-C-Reihe. Das wird sich 2023 hoffentlich ändern. Da Canons M-System sein Ende erreicht hat, ist zu erwarten, dass ein paar der erfolgreichen Objektivkonstruktionen des Systems für RF-S erscheinen werden. Gerade ein Weitwinkelzoom und ein Pancake-Objektiv würde ich für eilig halten.
Ich vermute, dass computergestütze Fotografie stärker auch in Systemkameras verwendet werden wird. Bislang ist das viel stärker in Handys vertreten. Es gibt Ausnahmen, etwa, wenn bei Pentax die Erddrehung bei Sternenaufnahmen kompensiert werden kann, oder wenn OM-Systems Sie beim Lichtsammeln für eine Nachtaufnahme zugucken lässt. Ich meine damit nicht den Firlefanz, den die Marketingabteilung der Technikabteilung reindrückt, so stelle ich mir das zumindest vor. Diese „Kreativfilter“, überschminkten HDR-Modi oder „Hybrid Auto“, das Videoschnipsel mit Standbildern zu einem Klumpen Müll verschmilzt. Und ich möchte auch nicht diesen überakzentuierten Look, den das iPhone erzeugt, in dem jeder Partialkontrast betont ist und jede Farbnuance verdeutlicht wird. Aber längere Nachtaufnahmen aus der Hand, Kontrastausgleich, Rauschentfernung etc.
Es gibt auch negative Entwicklungen, die ich nicht verschweigen möchte. CaptureOne hat seine Update-Regelung eingestellt, Sie müssen nun eine Vollversion kaufen, wenn Sie eine neue Kamera verwenden oder neue Funktionen verwenden möchten. Canon hat seit fünf Jahren immer noch nicht das RF-Bajonett für Fremdhersteller geöffnet, sondern alle AF-Objektive für RF mit Patentklagen oder Androhung solcher vom Markt gedrängt. Unternehmensberater haben Spezialsoftwares im Einsatz, mit denen Produkte und vor allem Ersatzteile nach der Schmerzgrenze der Kunden bepreist werden und nicht nach Aufwand plus Marge. Ich will damit keinesfalls sagen, dass Kamerahersteller obszöne Gewinne machen, diese sind meist Aktienunternehmen, deren Bilanz sie selbst einsehen können. Wenn ich jetzt Aktien kaufen würde, wäre ein Kamerahersteller wahrscheinlich nicht meine erste Wahl. Aber bei bestimmten Produkten zahlen Sie Fantasiepreise und ob Sie das mitmachen wollen, sollten Sie selbst entscheiden. Wenn ein kleiner Akku 100 € kostet, die Druckerpatrone plötzlich 80% teurer geworden ist, oder die APP plötzlich in ein deutlich teureres Abo-Modell wechselt, dann kann man als Kunde auch mal nach Alternativen gucken.
Ein anderer Bereich, der mit einem Preisproblem zu kämpfen hat, ist die analoge Fotografie. Während Kameras und Objektive zu guten Preisen zu bekommen sind und Hersteller wie Leica oder Pentax sogar wieder neue Kameras für Film auf den Markt bringen, werden Filme immer teurer. Ein Fünferpack Kodak Portra 400 Rollfilm kostet inzwischen 74,99 €, bei einer 6×6-Kamera kommen Sie so auf 1,25 € pro einzelner Auslösung ohne Filmentwicklung. Wenn das so weiter geht, werden bald mehr Leute sich ihre Kollodium-Nassplatten selbst gießen, als das sie Filme im Fachhandel kaufen. Ich übertreibe ein wenig, aber die analoge Fotografie gerät gerade etwas in Gefahr. Ich habe als Fotostudent manchmal schon ein wenig gehungert, um mir mein Material leisten zu können, aber heute wäre das für Menschen wird wenig Geld nicht mehr möglich. Immerhin gibt es noch einige günstige Filme, vor allem im Kleinbildbereich. Je mehr Menschen diese kaufen, desto länger werden diese günstig bleiben können. #keepfilmalive
Die Jugend wäre ja nicht die Jugend, wenn sie sich nichts einfallen ließe. Um bezahlbare Retro-Fotografie zu erleben, werden die Digitalkameras der Frühzeit wieder in. Im Point-and-Shoot-Bereich passiert ohnehin nicht mehr viel neues und die alte Technik ist extrem günstig zu bekommen. Wahrscheinlich werden wir für bestimmte Kameras auch bald höhere Preise sehen, eine analoge Yashica T4 z.B. ist inzwischen auch irrational teuer.
Ich habe in meinem Leben 3D schon so oft scheitern sehen und vor ein paar Wochen einen Artikel aus den 1950ern gefunden, in dem das auch schon das „next big thing“ war. Ich meine damit stereoskopisches Sehen für VR, Internet, Kino oder Fernsehen und nicht 3D-Visualisierung, die sicher immer weiter an Bedeutung gewinnen wird und in mit der ich auch schon kommerziell gearbeitet habe. Ich bin sehr skeptisch, ob die Menschen so einen Drang haben, Dinge dreidimensional zu erfahren, die sie mit weniger Anstrengung auch zweidimensional erledigen können. Auch industrielle Kollaboration ergibt für mich in 3D nur dann Sinn, wenn es auch um 3D geht. Die Metaverse-Vorstellung bleibt mir deswegen fremd, für mich bedeutet das meiste davon kognitiven Mehraufwand, der vom eigentlichen ablenkt. Zudem muss die Technik leicht und verzögerungsfrei werden, denn vielen Menschen wird sehr schnell schlecht, wenn 3D nicht ganz passt. Immersion ist auch ohne eine 3D-Brille möglich, bei mir reicht dafür schon ein gutes Buch. Meine Vermutung ist, dass das mittelfristig eine Nische bleiben wird, in der zwar immer bessere Lösungen entwickelt werden, aber für einen Wechsel von z.B. Social Media ins Dreidimensionale spricht nicht viel.
Die Fortschritte im Objektivbau sind weniger gut in Zahlen zu fassen, aber auch in diesem Bereich passiert enorm viel. Die Objektive werden immer schärfer und leichter, erreichen neue Werte bei Lichtstärke oder im Brennweitenbereich. Manchmal macht auch ein Verzicht auf etwas Lichtstärke viel günstigere Konstruktionen möglich, wie beim Nikon Z 400mm f4.5 VR S, das mit 1245g auch sehr gut aus der Hand zu verwenden ist. Der AF der neuen Kameras funktioniert auch noch mit lichtschwachen Objektiven gut, was Canon dazu veranlasst hat, lange und leichte Teleobjektive mit Anfangsblende f11 herauszubringen. Wir werden in diesem Jahr das erste Tilt-Shift-Objektiv mit AF sehen (von Canon), ein Tilt-Shift-Objektiv für das digitale Mittelformat (von Fujifilm), Weitwinkelzooms, die noch ein wenig weitwinkliger werden und AF-Motoren, die für die steigende AF-Geschwindigkeit der Systemkameras ausgelegt sind.
Als Ende 2021 Memorial von der Russischen Regierung verboten wurde, war mir klar, dass sich dieser Staat auf dem Weg in Richtung Faschismus bewegt. Aber ich hatte nicht damit gerechnet, dass es so bald darauf Krieg geben würde. Als 200.000 Mann vor den Grenzen der Ukraine standen, wusste ich aber, dass es gleich nach der Winterolympiade losgehen würde. Trotzdem macht mich die stumpfe Dummheit dieser Entscheidung immer noch fassungslos. Wir haben eine Menge vor uns, um „solutions for a small planet“ zu finden, wie es IBM einmal in einem schönen Werbespruch formulierte. Und wir müssen dabei leider mehr leisten, weil uns die menschliche Dummheit immer wieder dazwischen grätschen wird. Trotzdem sollten wir nicht vergessen, dass jeder einzelne dazu beitragen kann, dass die Zukunft keine Dystopie wird, sondern ein recht angenehmer Ort zum Leben. Fatalismus hilft nicht, viele Dinge lassen sich so verbessern wie der AF in den letzten Jahren und Probleme lösen wie das Ozonloch oder der Saure Regen. Vor ein paar Jahren noch große Themen, aber kaum macht man’s richtig, geht’s. Dass der momentane Gasfüllstand in Deutschland 20% höher ist als im Durchschnitt der Vorjahre, hätte im Sommer auch noch niemand vorhergesagt.
Ich wünsche Ihnen ein gutes Jahr, bleiben Sie beweglich im Kopf und in den Beinen, genießen Sie Kultur und Natur und nutzen Sie Ihre Chancen, etwas besser zu machen.