Ein Blick in die Glaskugel für 2025

Der Vorausblick in meinem Blog steht in einer Tradition, die jetzt schon zehn Jahre alt ist, die der vorigen Jahre finden Sie über https://fotoschule.westbild.de/?s=Glaskugel&submit=Suchen
Es geht wie immer vorrangig um die Entwicklung in der Fototechnik, auch wenn ich manchmal darüber hinausblicke. Das liegt nicht nur daran, dass auch außerhalb wichtige Entwicklungen passieren, sondern auch an der kleinen Größe des Fotomarkts. Wenn Sie sich leidenschaftlich für die Fotografie interessieren, wird er Ihnen größer vorkommen als er ist. Aber überlegen Sie einmal, wie viele „normale“ Menschen sie kennen, die noch regelmäßig mit einer Systemkamera unterwegs sind und wieviele Fotogeschäfte es in Ihrer Stadt noch gibt.

Schätzen Sie mal, wie groß die Anteile der Fotosparten an den Unternehmen bei Canon und Sony sind, die die Marktführer in diesem Bereich sind. Bei Canon beträgt der Anteil laut Geschäftsbericht 2023 20,6% und da sind die Überwachungskameras und die Fernsehübertragungstechnik schon mitgezählt.
Bei Sony ist es etwas komplizierter. Der Anteil des Umsatzes im Sensorgeschäft kommt zu 75% aus dem Smartphonebereich. Die größeren Sensoren, zu denen auch die für andere Kamerahersteller wie Fujifilm zählen, liegt bei 15%. In der Unterhaltungselektronik, zu der Sony die Kameras zählt, liegt der Anteil der „Still- and Videocameras“ bei 26%. Die Bereiche Sensor und Unterhaltungselektronik zusammen sind kleiner als der der Videospiele und Sony verdient mit Versicherungen genauso viel wie mit den Sensoren. Die Bereiche Film und Music sind ebenfalls ähnlich groß.
Canon und Sony könnten aufhören, Kameras zu bauen, ohne dass dies die Konzerne ernsthaft gefährden würde. Bei Nikon sieht das anders aus, der Großteil des Umsatzes kommt aus dem Kamerabereich mit allerdings nur geringen Gewinnen.
Immerhin steigen die Umsätze der Branche wieder an, nachdem es massiv abwärts ging, der Trend zu größeren Sensoren und hochwertigeren Kameras trägt dazu bei.

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Eines meiner ersten 4×5″-Negative, seit ich wieder analog fotografiere. Eine Ruine, die zum Stahlwerk Dortmunder Union gehörte.

Ein Bereich, den wir fast aus den Augen verloren haben, wächst ebenfalls, sowohl von den Umsätzen als auch vom Produktangebot: Der der analogen Fotografie. Selbst Kinofilme werden wieder verstärkt auf Film gedreht. Auch ich habe wieder angefangen, analog zu arbeiten, nachdem ich vor gut 20 Jahren mein gesamtes professionelles Equipment für die analoge Fotografie verkauft hatte. Ich habe in meinem Leben Jahre im Labor verbracht und dachte, das wäre mir bis zum Lebensende genug. Ich war also nicht leicht umzustimmen. Ich besitze nun wieder eine Großbildausrüstung für 4×5″ und habe die analoge Kleinbildausrüstung, die sich bei mir im Zusammenhang mit meinem Objektivbuch gebildet hat, um einen Jugendtraum erweitert und mir eine Nikon F3 gekauft. An Weihnachten waren diesmal drei Menschen mit einer analogen Kamera dabei, im letzten Jahr war es noch keiner. Der Trend ist bei der Generation 20+ noch deutlich ausgeprägter.

Lange Jahre die Profikamera Nr.1, auch heute noch ein zeitloser Designklassiker, entworfen von Giorgetto Giugiaro: Die Nikon F3

In diesem Zusammenhang erscheinen auch neue analoge Kameras auf dem Markt wie die Leica M6, die etwas seltsame Rollei 35 AF oder die Pentax 17. Die Pentax 17 verwendet das Halbformat, so dass 72 Bilder auf einen 36er Film passen. Das ist geschickt, weil es so etwas auf dem Gebrauchtmarkt seltener gibt und weil Film teurer geworden ist. In diesem Jahr soll auch die Wideluxx von Jeff Bridges (ja, der von The Big Lebowski) auf den Markt kommen, eine Panoramakamera mir einem X mehr als im Original-Namen.
Wenn Sie sich etwas umschauen, werden Sie auch Filme finden, die noch sehr gut bezahlbar sind. SW für unter 6 € pro 36er Film ist kein Problem, Farbnegativfilme finden Sie ab gut 7 €.

Zurück zu den Digitalkameras: In der Bildqualität sind keine Sprünge mehr zu erwarten, wenn man es genau nimmt, ist seit der Sony A7 R II nicht mehr viel passiert. Die aktuelle Kamerageneration macht sogar leichte Rückschritte in Dynamikumfang und ISO-Leistung, um den Sensor schneller auslesen zu können. Das ergibt weniger Rolling Shutter, die Möglichkeit, auch bei elektronischem Verschluss zu Blitzen und eine genauere Datengrundlage für den AF. Das war für mich Grund genug, meine letzte Kamera zu kaufen. Bei der Auflösung wäre zwar noch Einiges möglich, aber wenn man ehrlich ist, sind für die meisten Anwendungsfälle 24 MP völlig ausreichend und 45 MP auch für deutlichen Beschnitt gut geeignet. Zumal es immer anspruchsvoller wird, die nötige Schärfe, die für die Nutzung der Auflösung gebraucht wird, auch zu erreichen. Im Videobereich sind 8K60 auch schon mehr, als die meisten jemals brauchen werden, zumal die Kameras Raw-Daten aufzeichnen können. Voraufnahme, Focus-Stacking, High-Res-Multishot sind in den besseren Kameras auch schon drin. Die Sucher sind inzwischen auch sehr gut, wenn auch eher in den teureren Kameras. Der AF hat noch etwas Luft nach oben, aber ist schon besser als es für die allermeisten Zwecke gebraucht wird. Losfliegende Insekten und ähnliche Härtefälle sind noch wirklich schwierig, aber das meiste sitzt mit wenig Ausschuss. Ich will damit nicht sagen, dass nichts mehr Neues kommen wird, aber es wird schwieriger werden, die Menschen von der „Notwendigkeit“ einer neuen Kamera zu überzeugen.

Ich vermute, es wird vermehrt Produkte geben, die um den Will-Haben-Faktor herumgebaut werden. Schönes Retrodesign, handliche Kameras mit festem Objektiv und guter Bildqualität oder moderne Designklassiker sind Beispiele. Ich denke, wir werden bald eine Mittelformat-Kompaktkamera sehen und ich könnte mir auch gut ein less-is-more-Konzept vorstellen, das nur das beinhaltet, was man wirklich verwenden möchte und den Spielkram und die Anfängerprogramme komplett weglässt. Zeitautomatik und Manuell reichen als Betriebsarten völlig aus, Raw als Dateiformat auch und bei AF würde ich mit einem Einzelfeld und dem Gesamtbereich jeweils mit der Möglichkeit der Motivverfolgung auskommen. Man könnte 80% aus einer aktuellen Digitalkamera rausschmeißen, ohne dass den meisten etwas fehlen würde. Und dafür mit einem klaren Bedienkonzept und aufgeräumten Menüs punkten.

KI wird ein Megatrend bleiben, die Motiverkennung des AF, die Bildbearbeitung, die Vorauswahl der Bilder etc. können davon sehr profitieren. Aber die negativen Effekte werden auch zu starken Gegenbewegungen führen. Gerade die generative KI hat jetzt schon zu einer sehr starken visuellen Vermüllung beigetragen, die besonders für den Bodensatz des Marketings interessant ist („Treppenlifte ohne Installation“, „E-Autos für Senioren“, „Dieser verblüffende Trick löst Bauchfett“, „Unglaubliche Wasserstoff-Aktie“ u.v.m). Sehr lustig sind auch die Vorher-Nachher-Bilder für Anti-Falten-Kosmetik, 20 Jahre jünger nur durch ein anderes Prompt, dafür liegt jedes einzelne Haar identisch. Auf Instagram erscheinen Reels mit 6 Mio. Views, die irgendwelche Explosionen oder Naturkatastrophen zeigen, bei denen das Vorschaubild eigentlich schon klar macht, dass die KI-generiert sind, Aber offensichtlich nicht jedem. Ich hätte gedacht, dass es inzwischen irgendeine KI-Arbeit gäbe, die mich wirklich überzeugen würde, aber das ist noch nicht passiert. Dafür habe ich sehr viel Schrott gesehen, der teilweise vollautomatisch von Bots rausgehauen wird oder von Troll-Factories erstellt wird („Omas Rezepte“, Kitsch-Accounts, Russentrolle).
Es ist nicht so, dass ich den Bereich nicht technisch interessant finde, ich habe sicher mehr Generative Text- und Bild-Systeme ausprobiert oder auch lokal installiert als die meisten. Aber für meine eigene professionelle Arbeit habe ich das nur genutzt, wenn ich darüber berichtet habe. Künstlerisch hat das eher eine Gegenbewegung ausgelöst, hin zu dokumentarischer und auch zu analoger Fotografie. Wenn alles immer effizienter, schneller und beliebiger wird, hin zur Langsamkeit und weg von der Manipulation. Bei der KI selbst sehe ich einen Trend zu lokalen Systemen, wo dies technisch ausreicht, NVidias GB10 ist ein Beispiel für diesen Trend.

Die Versorgungslage für die analoge Fotografie wird wieder besser und die Kameras sind immer noch sehr günstig zu haben. Die Nikon FE habe ich für 20€ auf dem Flohmarkt gekauft, die Mattscheibe wieder eingesetzt und die Lichtdichtungen erneuert.

Da wir gerade bei der Manipulation sind: Social-Media wird auch eine Umwälzung erfahren, das Wort, dass am besten die Entwicklung der etablierten Plattformen beschreibt ist „Enshittification„, über X vormals Twitter müssen wir gar nicht reden, ich habe meinen seit 2008 bestehenden Account im letzten Jahr für immer gekündigt, die Plattform ist tot und wird auf Dauer nur noch einer bestimmten Szene attraktiv erscheinen. Meta (Facebook, Instagram, WhatsApp und u.a. eine VR-Plattform, die nicht ins Fliegen kommt) fängt aber auch schon an zu riechen. Auch wenn man Soziale Netzwerke nicht so leicht klein kriegt, weil die Kontakte dort eine starke Basis bilden, die viele nicht gerne aufgeben, sind Absetzbewegungen zu verzeichnen. Myspace, Lycos oder StudiVZ sind auch verschwunden, obwohl die Menschen dort gut vernetzt waren, was aus TikTok wird, wenn das ein Trump-Buddy kauft, ist auch ungewiss. Alternative Dienste wie Bluesky sind jedenfalls im Aufwind, auch wenn ich nicht damit rechne, das FB und IG so schnell abstürzen werden wie X. Instagram bekommt auch Konkurrenz von Flashes, das auch auf dem Bluesky-Protokoll basiert.
Ich denke, das Techniken, die die Echtheit von Bildern nachweisen können, in Zukunft Marktbedeutung erhalten. Das so etwas wie Content Credentials erst in der Leica M11P zu finden ist und nicht in den aktuellen Profikameras (außer der Z6 III) der anderen Hersteller, verwundert mich. Für die Klügeren werden die großen Pressehäuser mit großer Glaubwürdigkeit wieder wichtiger werden, weil diese die Ressourcen haben, um wirklich gründlich zu recherchieren und die Fakten zu checken. Auch bei denen wird einmal etwas daneben gehen, aber das wird dann auch nachträglich sauber kommuniziert. Für erschreckend Viele werden beliebige Internet-„Informationen“, Propaganda und Tik-Tok-Videos allerdings ausreichen, um sich eine Meinung zu bilden oder um zumindest hinreichend verwirrt zu sein, so dass sie sehr manipulierbar werden. Es ist erschreckend zu sehen, womit sich die Unzufriedenen dann zufriedengeben.
Leider ist das Maß auf Aufregung und Aufmerksamkeit, dass man erzeugen kann, oft wichtiger als Wahrheit, Vernunft und gute Konzepte. Ich würde mir deswegen wünschen, dass alle, die das Spiel durchschauen, nicht mehr dabei mithelfen, die Sauen der Populisten durch das Dorf zu treiben, sondern eher mit „die ignorieren wir nicht mal“, wie wir im Norden sagen, reagieren.

Zurück zur Fotografie: Bei den Objektiven ist noch vieles möglich, auch manches, dass wir noch gar nicht auf dem Schirm haben. Kurzfristig werden Produkte auf den Markt kommen, die keine bestehenden Objektive ersetzen, sondern neue Kategorien bilden. Die Tilt-Shift-Objektive mit AF, die Canon in Planung hat, sind ein Beispiel, Zooms werden lichtstärker und leichter werden können, Festbrennweiten können auch mit günstigen Techniken eine gute Qualität erreichen, wenn man die Software der Kamera hinzuzieht. Auf lange Sicht sind sogar vollständig neue optische Techniken zur Bilderzeugung wie MDLs vorstellbar.
Auf der anderen Seite ist eine technische Perfektion keine Voraussetzung für künstlerische Qualität. Die meisten bedeutenden Werke der Fotogeschichte sind mit Objektiven gemacht worden, die drei bis sieben optische Elemente hatten und deren Bildfehler zur Tiefe und Seele der Aufnahmen beigetragen haben, ohne dass sie den Charakter eines Effekts hatten. Ich denke, das nächste Jahr wird uns die Gelegenheit geben, uns wieder mehr auf das Wesentliche der Fotografie zu besinnen, denn die Fotografie wird 2026 ihren 200. Geburtstag feiern.

Was aus den ersten 200 Jahren der Fotografie übrig blieben wird, liegt auch an uns. Die aktuelle Technik wird nicht lange überleben, Computerchips haben eine begrenzte Lebensdauer, neuere noch mehr als ältere, da bestimmte Redundanzbauweisen bei hochintegrierten Chips unwirtschaftlich werden. Effekte, die Fachleuten unter den Abkürzungen HCI, BTI oder EM bekannt sind, sorgen dafür, dass elektronische Bauteile ihre elektrischen Eigenschaften in einem Maße verlieren, die ihre Nutzung irgendwann unmöglich machen. Im Fotobereich kennen wir das z.B. von den FireWire-Chips älterer Nikon-Scanner, die auch als unbenutzte Austauschchips nach kurzer Zeit unzuverlässig werden und dann bald ganz den Geist aufgeben. Bei den ersten elektronischen Kameras ist oft Korrosion durch mangelhafte Abdichtung der Grund für ihr Versagen, aber viele funktionieren auch deswegen nicht mehr, weil die Chips sich zersetzt haben. Leider gilt dieses Problem auch für Objektive, die nur noch per steer-by-wire funktionieren und sich mechanisch nicht mehr scharfstellen lassen. Sie heben vielleicht auch noch das Korrosions-Problem der Leica M9-Sensoren im Gedächtnis.

Notre Dame, Paris, 1893. Obwohl sich die Gelatine auf dem Glasnegativ zum Teil aufgelöst hat, erzählt das Bild immer noch viel aus dem Paris von 1893.

Umso wichtiger ist, wie wir mit den Apparaten und Objektiven umgehen, die noch aus mechanischen und analogen Zeiten stammen. Viele haben das Zeug, wirklich alt zu werden und zu geschichtlichen Zeugen zu werden, die sich auch in ferner Zeit verwenden lassen. So lange müssen wir Menschen es erstmal schaffen, wenn wir uns weiter mit Leuten wie Pete Hegseth in so wichtigen Positionen wie dem Verteidigungsminister der Vereinigten Staaten zufriedengeben (die Abstimmung ist noch im Gange, während ich diese Zeilen schreibe / Update: Er hat es leider geschafft mit der Mindestanzahl der Stimmen). Wer weiß, vielleicht können wir uns irgendwann alte Microchips im 3D-Drucker nachbauen und alte Elektronik selbst restaurieren, wahrscheinlicher ist es aber, dass die schöneren Kameras funktionslos in der Vitrine landen und der Rest langsam verschwindet.

Cathédrale Notre-Dame de Chartres 1890s
Cathédrale Notre-Dame de Chartres in den 1890er Jahren. Glasnegativ aus meinem Besitz

Wir sollten uns auch um Fotografien kümmern, die zwar chemischen Einflüssen ausgesetzt sind, aber trotzdem eine lange Lebensdauer haben und natürlich digitalisiert werden können. Glasplatten aus dem 19. Jahrhundert bekommen Sie heute teilweise hinterhergeworfen, wenn sich fast niemand findet, der ihren Wert erkennt, landen Sie im Müll oder vergammeln in feuchten Kellern. Ich wiederhole mich, aber gucken Sie mal, was Sie persönlich für die nachfolgenden Generationen retten können. Mich besorgt auch, wie sehr die Qualität der historischen Aufnahmen im Internet abnimmt, weil irgendwelche Trottel meinen, die Bilder mit KI verbessern zu müssen oder gleich neue Bilder zu schaffen von Ereignissen, zu denen es keine Originale gibt. Ich vermute fast, dass man die Zeit von der Erfindung des Internets bis zur Erfindung der Generativen KI später mal als eine Art Goldenes Zeitalter auffassen wird, in der Online-Inhalte eine später kaum noch erreichte Qualität aufwiesen. Das KI-Modelle kollabieren, weil sie zu viel KI-generierte Inhalte verdauen müssen, ist jedenfalls heute schon ein reales Problem.

Noch einmal zurück zur Fototechnik: Ich erwarte eine Reihe von neuen Kameras, die die Schwächen der Vorgängermodelle beheben. Die EOS R7 ist eine gute Kamera, aber der elektronische Verschluss wird zu langsam ausgelesen. Das wird bei der R7 Mark II anders sein, zudem wird die Voraufnahme richtige Raw-Aufnahmen speichern und nicht ein Sonderformat wie bisher. Bei Nikon wird die Voraufnahme hoffentlich auch nicht mehr auf das JPEG-Format beschränkt sein. Sony wird eine A7R VI herausbringen, die keine Einschränkungen im AF zu Gunsten der Bildqualität mehr haben wird. Die Auslesezeiten bei elektronischem Verschluss werden noch kürzer werden, manche Kameras werden gleich auf einen Global Shutter setzen, der praktisch gleichzeitig ausgelesen werden kann. Das macht Blitzgeräte mit kürzeren Abbrennzeiten sinnvoll, denn die möglichen Blitzsynchronzeiten werden kürzer werden als die Zeit, in der der Blitz sein Licht abgibt. Mit offenen Blenden gegen das Tageslicht anzublitzen, ohne HSS nutzen zu können, wird so möglich, setzt aber für optimale Ergebnisse neue Blitzgeräte voraus.

Das wird alles so technisch so gut, dass es die Anforderungen für die meisten fotografischen Aufgaben übererfüllt, die hochkorrigierten Objektive liefern zusammen mit der Softwarekorrektur so exakte Ergebnisse, dass auch wieder einen Bedarf an weniger perfekten Abbildungen geben wird. Das ist kein neues Phänomen, ich habe hier ein Buch vor mir liegen, in dem sich Hans Windisch aus Berlin über „jene niederschmetternde mikroskopische Genauigkeit, die das moderne Objektiv z.B. bei Porträts gibt“ beklagt. Das steht im „Photofreund Jahrbuch“ Jahrgang 1929/30. Es ist kein Wunder, dass z.B. ein Biotar 75mm f1,5-Nachbau aus chinesischer Produktion hohe Verkaufszahlen erreicht hat. Das ist eine Konstruktion aus den 30er Jahren, die sicher keine perfekte Bildschärfe erzeugt, aber einen sehr eigenen Charakter hat, der sich mit irgendwelchen nachträglich hinzugefügten Effekten überhaupt nicht vergleichen lässt.

Das TTArtisan 75mm f1,5. ein Biotar-Nachbau, erzeugt ein sehr spezielles Bokeh

In manchen Bereichen sind wir bereits an den technischen Grenzen angelangt, die Quantenausbeute, d.h. die Effektivität der Messung von eintreffenden Photonen, ist heute schon so hoch, dass keine ganze Blende Steigerung mehr drin ist. Nur wenn die Filter vor dem Sensor verschwinden würden und die Farbe über die Eindringtiefe in den Sensor gemessen würden, wie es Sigma mit der Foveon Technik versucht, wäre noch mehr drin, weil dann nicht zwei Drittel des Lichts ausgefiltert würde, um die Farbe aufzeichnen zu können. In der Praxis ist die Technik aber mit anderen Schwierigkeiten behaftet, so dass es sehr unwahrscheinlich ist, dass sie mittelfristig an den Bayersensoren vorbeizieht. Um Quantenpunktsensoren, die auch Vorteile bieten könnten, ist es eher ruhig geworden im Moment. Ich will damit nicht sagen, dass es nie einen Technologiesprung geben wird, aber ich rechne damit, dass die Verbesserungen bei neuen Sensoren hauptsächlich die Schnelligkeit und die Auflösung betreffen werden, dass wir bei Dynamikumfang und ISO-Leistung aber erstmal auf einem Plateau angekommen sind, von dem es auch nicht mehr so weit nach oben gehen wird. Beim Dynamikumfang lässt sich immerhin die Lichterzeichnung noch deutlich verbessern, z.B. über Dual-Gain-Sensoren. Die Schattenqualität ist aber dadurch begrenzt, dass bei schwachem Licht nicht mehr genug Photonen für alle Sensorpixel auftreffen und wir deren Aufzeichnung auch gar nicht mehr deutlich verbessern können.

Ich wünsche Ihnen ein gutes Jahr, vielleicht hilft Ihnen die Fotografie („shutter-therapy“) ja, etwas Ruhe und Erfüllung zu finden in Zeiten, die etwas anstrengend werden. Große Teile der Aufregung sind allerdings künstlich und man kann denen aus dem Wege gehen, ohne etwas zu verpassen. Es ist bei social media leider so, dass die Inhalte am besten zur Interaktion führen, die Streit provozieren. Das wird in den nächsten Jahren nicht besser werden, es kommen noch viel mehr KI-Bots dazu und Sie werden immer weniger sicher sein können, ob ein Akteur menschlichen Ursprungs ist. Verwenden Sie lieber reallife™, und gehen Sie raus und fotografieren, das kann auch analog sein.

Gelsenkirchen – Fotoarbeiten zur Entwicklung einer Stadt ab 7.3.24

Ein Hinweis auch in eigener Sache: Am 7. März. 2024 um 18.30 eröffnet im Wissenschaftspark Gelsenkirchen die Ausstellung „Gelsenkirchen – Fotoarbeiten zur Entwicklung einer Stadt“. Die Ausstellung findet im Rahmen des https://www.pixelprojekt-ruhrgebiet.de/ statt.

Die Ausstellung ist bis zum 21.6 zwischen 8 und 17.30 zu besichtigen, der Eintritt ist frei.

Mein Beitrag ist eine Reihe zu Vestia Fleischkonserven, die ich 1995 mit der Großbildkamera aufgenommen habe

In eigener Sache: Diverse Verkäufe aus dem Fotobereich

Ich habe einige Dinge in meinem Besitz aus unterschiedlichen Gründen nicht mehr in Verwendung. Diese würde ich gerne verkaufen.

In der ersten Kategorie sind Neuerwerbungen für mein Unternehmen, und die ich mit ausgewiesener MWSt. und 6 Monaten Gewährleistung verkaufe:

  • Canon Speedlite 320EX: ebenfalls wenig verwendet, da nicht funktauglich. OVP. 60€
  • Novoflex NEX/NIK: Adapter Nikon F-Objektive an Sony E-Mount inkl. Kunststoffbox. 70€

In der zweiten Kategorie sind Dinge, die ich nicht neu gekauft habe, die also differenzbesteuert werden, aber es gibt natürlich eine Rechnung und 6 Monate Gewährleistung.

  • Mitakon Speedmaster 50mm f0,95 II für Sony E-Mount: Ich mag das Objektiv, aber habe keine Kamera mehr dafür. Ich würde es gegen eine Version für Canon EF tauschen, falls das für jemanden interessant sein sollte. Mit Kunstlederkiste und Streulichtblende. 300€

Preise zzgl. Versand oder Selbstabholung. Bei Interesse oder Fragen eine Mail an info@westbild.de

Bilder folgen evtl, ich kann bei Interesse welche machen und zuschicken.

Das Große Buch der Objektive und andere E-Books günstiger

Mein Verlag schickte mir eine Mail, dass bestimmte E-Books bis zum 6.1.2023 um die Hälfte günstiger zu bekommen sind.

https://www.rheinwerk-verlag.de/e-book-preisaktion/#fotografie?GPP=westphalen

Unter anderem ist das große Buch der Objektive dabei:
https://www.rheinwerk-verlag.de/das-grosse-buch-der-objektive-technik-ausruestung-und-fotografische-gestaltung/?GPP=westphalen

Wer lieber Bücher auf Papier kauft, in der nächsten Zeit erscheinen Bücher von mir über die EOS R7, die EOS R10, die EOS R6 Mark II und die neue Ausgabe der neuen Fotoschule.

Ein Blick in die Glaskugel für 2022

Wie immer um diese Zeit, versuche ich, in die nähere Zukunft des Fotomarkts zu schauen und etwas über die voranschreitenden Entwicklungen zu reflektieren. Wie gut oder schlecht das gelingt, können sie in den vergangenen Jahresvorschauen überprüfen.

In den nächsten Monaten wird der Fotomarkt sicher nicht die Schlagzeilen beherrschen, weil die nächste Welle der Pandemie die vermutlich stressigste von allen werden wird. Für alle, die inzwischen dreimal geimpft sind, wird sie deutlich weniger bedrohlich sein als vor einem Jahr, aber insgesamt hat sie das Potenzial, sehr viele zu treffen und auch Abläufe außerhalb der Krankenhäuser stark durcheinanderzubringen. In den Monaten darauf wird der Fotomarkt auch nicht die Schlagzeilen beherrschen, weil er außer für uns Fotobegeisterte eine unbedeutende Nische geworden ist, die Zeiten, in denen es in fast jedem Haushalt eine „richtige“ Kamera gab, sind endgültig vorbei. Aber auch abgesehen von den Smartphones, die die Kameras zu einem großen Teil ersetzt haben, gibt es für die Hersteller von Bildsensoren und Objektiven genug zu tun. Weltweit gibt es mehr als eine Milliarde Überwachungskameras, fast 2/3 davon in China, ein Durchschnittsneuwagen besitzt mehr als eine Kamera, die Zahl und die Qualität wird noch zunehmen, je mehr wir uns dem autonomen Fahren nähern. In Industrie, Wissenschaft und Robotik wächst der Bedarf auch, viele der Techniken aus diesen Bereichen wirken zurück auf die Fotografie. Meine EOS R5 kann Menschen, Tiere und Kraftfahrzeuge recht zuverlässig erkennen und im Fokus behalten, etwas, woran eine DSLR aufgrund der sehr viel kleineren Sensoren für die Fokusermittlung scheitern würde.

Der AF einer EOS R5 macht solche Aufnahmen einfacher als jede DSLR (500mm, f7,1, 1/2000s)

Auch deswegen haben wir die DSLR in diesem Jahr beerdigt, Nikon und Canon haben mit der Z9 und der R3 Kameras herausgebracht, die ihre Top-DSLRs übertreffen. Und sie haben klargemacht, dass ihre letzte Top-DSLR auch die letzte bleiben wird. Nur Pentax, die das Pentaprisma der SLR schon im Namen tragen, bekennt sich weiterhin ganz zur DSLR. 2021 war das Jahr, in dem die Spiegellosen endgültig vorbeigezogen sind. Dazu brauchte es Sensoren, die sich schnell genug auslesen lassen, um zeitlich feinaufgelöste Daten für die Bewegungsermittlung zu liefern, Prozessoren, die diese Daten in Echtzeit sinnvoll inklusive Bilderkennung auszuwerten und Sucher, die so schnell und hochaufgelöst sind, dass wir den optischen Sucher der Spiegelreflex nicht mehr vermissen. Das bedeutet aber auch, dass viele DSLR-Objektive jetzt schon nicht mehr in der Produktion sind und nur noch Lagerbestände abverkauft werden. Viele der EF-Objektive z.B. werden Sie bald nicht mehr neu kaufen können. Dafür werden wir in 2022 wohl RF-Objektive auch von Sigma und anderen sehen, der Markt verschiebt sich stark zu den Spiegellosen.

Vermutlich als nächstes wird der mechanische Verschluss verschwinden. Er war bei einer Digitalkamera hauptsächlich notwendig, um den Sensor nur für eine kurze Zeit zu belichten, die kürzer war, als die Auslesezeit des Sensors. Ansonsten hätten Sie mit einem starken Rolling-Shutter-Effekt zu kämpfen und würden beim Blitzen nur einen Teil des Bildes belichten. Sobald aber die Auslesezeit in den Bereich der Blitzsynchronzeit kommt, verschwinden die Vorteile des mechanischen Verschlusses weitgehend und man kann auf dieses aufwendige und anfällige Bauteil verzichten. Die erste professionelle Kamera, die das tatsächlich auch so macht, ist die Nikon Z9, sie hat nur noch einen mechanischen Hilfsverschluss, der den Sensor beim Objektivwechsel bedeckt, um ihn vor Staub zu schützen.

Bei den Sensoren gibt es zwar immer schnellere Auslesezeiten, ob bald eine Kamera mit einem echten Global Shutter (zeitgleiches Auslesen des gesamten Sensors) kommt, ist aber weiterhin ungewiss. Mit gebogenen Sensoren rechne ich abseits von kleinen, integrierten Lösungen nicht, auch wenn sie immer mal wieder in Gerüchten auftauchen. Alternativen zu Sensoren mit Bayermuster sind allerdings langsam fällig, bislang sind Alternativen wie Foveon sind nur in Nischen zu finden, genau wie Quantum Dot Sensoren. Auflösung und Lichtempfindlichkeit aktueller Sensoren sind schon sehr gut, aber ich würde mir einen höheren Dynamikumfang wünschen, der es möglich macht, das, was das Auge wahrnehmen kann, in einer einzigen Belichtung zu erfassen. Noch kürzere Auslesezeiten würden auch weniger Blitzleistung erfordern, wenn sich der Blitz gegen das Tageslicht durchsetzen soll.

Ich denke auch, dass die Zeit, in der wir spezielle Cinema-Versionen zu Systemkameras sehen, langsam zu Ende gehen wird. Von der EOS R5 wird es bald eine C-Version geben, bei der kommenden R1 gehe ich davon aus, dass sie beide Bereiche perfekt beherrschen wird. Die Frage ist auch, ob es sich bei einem schrumpfenden Markt noch lohnt, eine große Modellvielfalt zu pflegen, eine Sony A7C halte ich z.B. für verzichtbar und es scheint, dass Sony die im Moment auch nicht weiterproduziert. Es werden sicher noch kleine Vloggerkameras erscheinen oder große Filmkameras, die nicht für die Fotografie gedacht oder geeignet sind, aber das man eine Systemkamera in Foto- und Videoversion aufspaltet, ist technisch nicht mehr notwendig.

Ich rechne schon damit, dass einige Kameragehäuse vor der Vorstellung stehen, Canons EOS R wird vier Jahre alt, auch die RP kann eine Auffrischung gebrauchen. Ich vermute, dass das EOS-M-System keine lange Zukunft haben wird und stattdessen bald eine APS-C mit RF-Mount kommen wird. Später ist auch eine EOS R1 absehbar. Bei Sony wartet die A9 II und die A7RIV auf einen Nachfolger. Ich denke aber, dass wir in der ersten Jahreshälfte kaum etwas in den Händen werden halten können, sondern nur Ankündigungen mit späterer Lieferbarkeit sehen werden. Mit noch späterer, wenn China es nicht schaffen sollte, Omikron unter Kontrolle zu halten, was schwieriger als alles bisher werden wird. Chipkrise und Lieferprobleme werden uns nicht nur in diesem Bereich noch eine Weile begleiten und wir können nur hoffen, dass sie nicht durch zusätzliche Ereignisse verschlimmert wird. Eine ernsthafte Taiwankrise wäre eine Katastrophe, aber auch „Kleinigkeiten“, wie die Zerstörung einer Fabrik durch Brand oder Überschwemmung/Tsunami etc. können weitreichende Folgen haben. Vor ein paar Jahren wurden Chips teuer, weil eine der Fabriken, die den Kunststoff für die Ummantelung herstellte, ausgefallen war. Im Moment werden die Folien knapp, die für die Isolation der Platinen sorgen. Ein Teil der Probleme rührt aber auch daher, dass wir unsere knappen Ressourcen verschwenden, indem z.B. riesige Bitcoin-Miner-Farmen aufgebaut werden oder Festplatten für „proof-of-space“-Cryptowährungen verbraucht werden. Es kann auch sein, dass die Zeiten, in denen fast alles kurzfristig verfügbar ist, langsam ganz vorbei gehen, nicht weil ich eine große Wirtschaftskrise erwarte, sondern weil die Wirtschaft soviel wichtige Dinge erledigen muss, während gleichzeitig Ressourcen knapper werden oder wir uns es aus anderen Gründen nicht leisten können, diese zu verbrauchen. Das muss aber kein Nachteil sein.

Der Trend weg von Lightroom und hin zu anderen Raw-Konvertern, vor allem zu CaptureOne, hat sich bei mir und befreundeten Profikolleg:innen fortgesetzt. In der neuen Version beherrscht CaptureOne auch HDR und Panoramen, damit gibt es eigentlich keine echten Gründe mehr für Lightroom, es sei denn, Sie verwenden Plugins wie z.B. Negative Lab Professional, die nur für LR verfügbar sind.

Die Verbreitung von Mittelformatkameras hat ebenfalls zugenommen, auch weil die Preise langsam in Regionen ankommen, die auch zu analogen Zeiten für Mittelformatkameras normal waren. Die Unbezahlbarkeit ist eindeutig vorbei, eine Fujifilm GFX 50S II ist günstiger zu haben als eine Canon EOS R5, selbst 100MP bekommen Sie jetzt für unter 6000 €. Immer noch viel Geld, aber noch vor einer Weile hätten Sie eher 40.000 € anlegen müssen, bei geringerer Alltagstauglichkeit. Die ist immer noch nicht so hoch, wie beim Vollformat, ich denke aber, dass in den nächsten zwei bis drei Jahren ein Sensor für Mittelformat kommen wird, der sich sehr schnell wird auslesen lassen und auch einen schnelleren und genaueren AF ermöglichen wird. Ich halte es auch für möglich, dass eine noch kleinere und günstigere Mittelformatkamera auf den Markt kommen wird, die den Systemeinstieg noch weiter erleichtern wird.

rolling shutter effect der Fujifilm GFX100S Mittelformatkamera
Dieses Bild ist so in der Kamera entstanden. Die langsame Auslesezeit des elektronischen Verschlusses der GFX100S zeichnet das Drehen der Kamera nach der Auslösung mit auf

Bei den Blitzgeräten geht der Trend weiter zu Fremdherstellern. Nikon hat sogar einen Vertrag mit Nissin geschlossen, um die Versorgung mit Systemblitzen für das Z-System sicherzustellen. Fremdhersteller wie Godox sind inzwischen innovativ und liefern TTL-kompatible Akkublitze vom kleinen Aufsteckblitz bis hin zu 1200J Energie. Auch hier geht der Trend eindeutig zu Lithium-Ionen-Akkus, die schneller und ausdauernder sind als NiMH-Akkus. Allerdings auch nicht so standardisiert wie AA-Zellen.

Ein weiterer Trend führt zum Dauerlicht. LED-Technik ist günstig und gut geworden, ist hell genug bei ca. achtmal weniger Stromaufnahme als bei Glühlicht. Viele Leuchten sind obendrein über den gesamten Farbbereich regelbar, so dass Filter überflüssig werden. Vorteile sind, dass Sie auch für Video verwendbar sind oder für automatisches Fokusstacking, dass viele Kameras nur mit dem elektronischen Verschluss unterstützen, der oft nicht mit Blitz zusammen verwendbar ist.

Bei den Objektiven zeichnet sich eine Verbreiterung des Angebots ab, Zooms werden lichtstärker oder auch lichtschwächer, weil die Spiellosen auch mit kleinen Anfangsblenden fokussieren können. Festbrennweiten kommen in früher eher unüblichen Werten wie 45,65,70 oder 75mm, es gibt vermehrt sehr lichtstarke oder auch günstige Objektive ohne AF. Bei den besseren Objektiven werden Abbildungsfehler bewusst als Stilmittel verwendet. Das Fujifilm GF80mm f1,7 (für Mittelformat) besitzt zum Beispiel bei Offenblende ein paar ganz bewusst übriggelassene Abbildungsfehler, um dem Ergebnis bei immer noch sehr guter Schärfe mehr Charakter zu verleihen. Das Canon RF 100mm f2,8L Macro ist mit einem Ring ausgestattet, der die Sphärische Aberration in zwei Richtungen verändern kann. Dadurch ändert sich das Bokeh und die Bildschärfe verringert sich deutlich. Natürlich können Sie einen ähnlichen Look auch mit alten Objektiven erreichen. Das machen in der Fotografie schon einige, bei den Filmern gehört es schon zum Standard und etliche Objektive werden gerade deutlich teurer, weil sie aufgekauft werden, um ein Rehousing für den Kinobereich zu erfahren. Ein Olympus OM Zuiko-W 21mm f2 geht heute für mindestens 2000 € weg (gerade fand ich nur ein einziges Angebot, dass 3850 € kosten sollte), aber auch ein verhältnismäßig häufiges Objektiv wie das Canon FD 35mm F2 S.S.C. hat seinen Preis in der letzten Zeit verdoppelt.

KI ist ein großer Trend in der Bildbearbeitung, zum Teil auch in der Bilderstellung. Manches davon ist spannend und eröffnet neue Möglichkeiten, zum Beispiel GANs und Deepfake-Software, in der Bildbearbeitung sorgt sie aber leider oft nur dafür, den Zuckerguss noch dicker zu machen, die Bilder noch glatter zu bügeln und Landschaftsfotos zu erzeugen, die drei verschiedene Sonnenstände für den Himmel, den Mond und die Landschaft haben. In den Smartphones wird oft schon stark optimiert, ohne dass wir das extra einschalten müssen. Mich langweilt das eher und ich habe meine fotografische Arbeit 2020 darauf konzentriert, dokumentarisch und frei von jeder Retusche zu fotografieren. Zum einen haben ich mit http://ruhrstadt-revisited.de/ eine Arbeit aus meinem Fotodesignstudium wieder aufgenommen, zum anderen mit https://flusslandschaften.westbild.de/ eine Serie von Flusslandschaften in Nordrhein Westfalen aufgenommen. Und wenn ich für Kunden Dinge visualisieren soll, die es noch nicht gibt, verwende ich dafür heute eher die 3D-Software Blender als Photoshop, auch weil es mir ermöglicht, gleich mehrere Ansichten aus unterschiedlichen Perspektiven zu erzeugen.

https://www.ibfdo.de/
Solartankstelle für Elektroboote, 3D-Rendering

Wenn Corona endemisch geworden sein wird, wird uns wieder klarer werden, dass wir noch viel größere Probleme zu lösen haben. Der Klimawandel schreitet schneller voran als die meisten von uns das erwartet haben, auch in Deutschland haben wir 2021 erfahren, welch katastrophale Auswirkungen er mit sich bringt. Der wahre Preis einer Tonne CO2 ist nicht der, zu dem man sie an anderer Stelle am günstigsten einsparen kann, sondern der, den man aufwenden muss, um sie wieder aus der Atmosphäre zu entfernen. Zuzüglich des Methans, dass durch die Erwärmung freigesetzt wird oder des CO2s, dass durch die verstärkten Waldbrände entsteht. Zuzüglich der Schäden, die durch die Fluten, Trockenheiten, Stürme, Brände, das Artensterben etc. zusammenkommen. Wenn Sie zu zweit nach Neuseeland fliegen, erzeugen Sie zwischen 12 und 24t CO2 (hin und zurück), bei kürzeren Strecken weniger, aber immer noch enorme Mengen. Ich kann mir im Moment nicht vorstellen, in den nächsten Jahren noch in ein Flugzeug zu steigen und mein nächstes Auto wird mit Sicherheit batterieelektrisch. Den Haushalt habe ich schon lange auf 100% Ökostrom und Ökogas umgestellt. Und selbst damit komme ich noch lange nicht dahin, wo ich sein müsste, damit mein C02-Fußabdruck umweltverträglich wäre. Sie können das für sich selbst unter https://uba.co2-rechner.de/de_DE/ ausrechnen. Vieles davon wird allerdings von alleine besser werden, indem die Unternehmen, deren Kunde ich bin, ihre CO2-Bilanz verbessern, aber ich werde auch noch sehr viel ändern müssen, damit ich in einen wirklich umweltverträglichen Bereich komme.

Auch wenn sich manches vielleicht in der Produktion verzögern wird, die Entwicklung geht weiter, auch abseits der Fotografie. Alleine in den letzten Tagen wurde das James Web-Teleskop erfolgreich gestartet und ein chinesischer Tokamak hat es geschafft, für 17min. 70 Millionen Grad aufrecht zu erhalten. Vor nicht allzu langer Zeit liefen Kernfusionsreaktoren nur Sekunden. Bis zum praktischen Einsatz wird es noch sehr lange dauern, aber die Erfolge machen Mut, dass wir das hinkriegen können. Wie schnell Impfstoffe gegen Sars-CoV-2 in Menge verfügbar waren, macht ebenfalls Hoffnung für die Zukunft. Wir werden sehr viele Probleme lösen und Krisen entschärfen müssen, aber wir stehen auch nicht mit leeren Händen da. Ich wünsche Ihnen ein erfolgreiches, gesundes und angenehmes Jahr, machen Sie was draus.

Fokus-Testgrafik für 5D-Mark IV-Buch

Im neuen 5D Mark IV Buch ist auf Seite 354 leider die Vorschau und nicht die Vektorgrafik gedruckt worden. Für die beschriebene Art der Fokuskorrektur ist das ohne Belang, da bei der empfohlenen Entfernung die Kamera eh nicht mehr auflöst, aber wer die Grafik auch für andere Zwecke gerne perfekt haben möchte, findet Sie hier zum Download:

Testgrafik als PDF zum Download

https://fotoschule.westbild.de/wp-content/uploads/2014/01/Siemens_Testbild-Westbild.pdf

Es ist ohnehin praktischer, eine einzelne Seite an der Wand zu befestigen, als das ganze Buch irgendwo aufzustellen. Die Verwendung der Grafik ist natürlich nicht auf die Leser meiner Bücher beschränkt, sie darf von jedem heruntergeladen und weitergegeben werden.