Im letzten Jahr habe ich auf alle Reisen verzichtet, in diesem Sommer nutzte ich, frisch geimpft, die Gelegenheit für eine Fotoreise nach Norwegen. Ich war seit 2016 nicht mehr dort und auch die Inzidenzen sprachen eher für Norwegen als für Frankreich. 2016 sah ich dort schon deutlich mehr E-Autos als heute in Deutschland, inzwischen ist der Anteil der Neuzulassungen bei über 75%. Überspitzt könnte ich sagen, es gab in Norwegen nur E-Autos und Wohnmobile. Wenn der Trend so weiter geht, muss ich in zehn Jahren auf Campingplätzen erst einmal erklären, was ein Zelt ist. Den Wechsel zum E-Auto werde ich allerdings auch, so bald es für mich sinnvoll möglich ist, vollziehen. Immerhin waren kaum Kreuzfahrtschiffe unterwegs und wenn dann nur kleine. Auch die damit verbundenen Reisebusse waren selten.
Der Klimawandel war auch in Norwegen deutlich spürbar, der Sommer war sonnig und zu trocken, das Laub an den Fjordhängen war Ende Juli schon oft herbstfarben, ich konnte Löschhubschrauber beobachten und habe mir den Rückgang der Gletscher angeschaut, die ich von früheren Reisen kannte. Besonders deutlich wurde mir das beim Besuch des Briksdalsbreen. 2003 gab es etliche Anbieter von Gletscherwanderungen, die auch ungeübte Touristen auf den Gletscher brachten. Damals ging der Gletscher bis an den Gletschersee und das über die volle Breite. Diese Angebote waren alle verschwunden, nur noch gute Bergsteiger könnten heute die Gletscherzunge in der Höhe über dem See erreichen. Schilder mit Instagram-Tags und junge Frauen, die sich vor dem Gletscher noch mal nachschminken, waren 2003 auch noch in weiter Ferne. In ein paar Jahren wird man den Gletscher vielleicht gar nicht mehr sehen und es werden weniger Touristen in das Tal kommen.
Wenn Sie den Vergleich selbst ziehen möchten, unter diesem Link ist die Situation 2003 und 2008 zu sehen. Die Auswirkungen in Norwegen waren sicher weniger dramatisch als die Flutkatastrophe in Deutschland oder die Brände im Mittelmeerraum (oder als das, was wir vor der Hurrikan- und Waldbrandsaison in diesem Jahr noch erwarten), aber die Geschwindigkeit der Veränderung hat mich dennoch überrascht. Nun bin ich nicht als Klimawandelleugner bekannt und Hoimar von Ditfurth hat mit die Auswirkungen der CO2-Zunahme in meinen Kindertagen schon erklärt. Trotzdem dachte ich bis vor wenigen Jahren, dass uns noch etwas mehr Zeit bleiben würde.
Ich bin froh, wieder reisen zu können, wenn sich die Tourismusindustrie nicht wieder auf das Vorkrisenniveau erholt, würde mich das trotzdem freuen. Die klaren Himmel im letzten Jahr ohne Flugzeugabgase fand ich sehr schön und den Qualm der Kreuzfahrtschiffe habe ich auch nicht vermisst. Ich selbst möchte in Zukunft CO2-neutral unterwegs sein und dem Massentourismus noch mehr aus dem Weg gegen als vorher schon. Das ich trotzdem ein Teil des Overtourism bin, weiß ich, mal sehen, wohin mich das noch führt.
Zurück zur Fotografie: In den letzten Jahren habe ich das digitale Mittelformat zu schätzen gelernt und hatte nun meine Fuji GFX mit, hauptsächlich mit dem 45mm- und dem 80mm-Objektiv (umgerechnet 36 und 63mm Brennweite, also sehr gemäßigte Bildwinkel). Die Canon R5 mit dem RF100-500mm-Objektiv musste natürlich trotzdem mit, das ist eine Kombination, die ich wirklich sehr zu schätzen gelernt habe. Das TS-E 24mm f3,5L II ließ sich praktischerweise an beiden Kamerasystemen gut verwenden. Ich habe zu analogen Zeiten viel mit der Hasselblad und der Sinar gearbeitet, also mit Seitenverhältnissen von 1:1 und 5:4, die 4:3 der Fuji liegen mir sehr, das 3:2 von Vollformat finde ich zunehmend eigenartig. Ich ertappe mich in den letzten Jahren immer öfter, wie an den Seiten (oder oben und unten beim Hochformat) etwas abschneide.