Seit einer Woche habe ich die EOS 650D im Einsatz und möchte kurz von meinen Erfahrungen berichten, auch im Vergleich zur EOS 600D.
Das Beispielbild lässt sich durch einen Klick auf’s Bild in flickr öffnen und dort auch in voller Auflösung betrachten (40mm bei f4 an 650D, Lightroom-Standardeinstellungen)
Die Qualität von Bild und Video scheint mir, ohne bislang exakte Vergleichstest ausgeführt zu haben, recht ähnlich zur 600D, aber trotzdem hat die 650D ein paar echte Vorteile gegenüber dem Vorgänger:
- Der Touchscreen ist sehr schön geworden, die Bedienung ist damit schneller als mit dem Menütasten, er ist gut integriert in das Bedienkonzept. So kann man z.B. einstellen, dass die Kamera im Live View auf den Bereich scharfstellt, den man auf dem Screen berührt, und dann selbst auslöst. Bilder durchblättern und vergrößern funktioniert ebenfalls gut. Selbst als iPhone-gewohnter Profifotograf nervt mich nichts an der Umsetzung des Touchscreens, ich finde, dass man sich sehr schnell daran gewöhnen kann und es Spaß macht, damit zu arbeiten.
- Guter AF in Live View und Video: Der Autofokus ist immer noch keiner, der im Videobereich alles von alleine hinkriegt oder blitzschnell ist, aber die Kamera ist auch ohne Phasen-AF gut brauchbar und kann dort mehr als jede Canon vor ihr. Die Lösung ist nicht perfekt, aber viel besser als vorher. Eine richtige abschließende Meinung habe ich nach einer Woche aber noch nicht zu dem Thema.
- Besserer Phasen-AF: Alle AF-Sensoren sind nun Kreuzsensoren statt nur der in der Mitte, die Kamera ist damit auf dem Level der 60D
- Neuer Prozessor und schnellerer Bildtransport: Die Kamera schafft nun 5 Bilder pro Sekunde statt 3,7, allerdings ist bei RAW auch nach 6 Bildern Schluss, weil der Puffer nicht größer geworden ist.
- Stereomikrofon und manuelle Steuerung des Tons
- ON/OFF Schalter hat nun eine dritte Position Video, so kommt man schneller in den Videomodus.
- Volle Unterstützung neuer Techniken wie z.B. die Steuerung des Funkblitzsystems Speedlite 600EX-RT/Speedlite Transmitter ST-E3
Es gibt auch ein paar Nachteile gegenüber der 600D:
- Kein Digitalzoom (Video) mehr: Die 600D hatte einen Modus, der nur die mittleren 1920*1080 Pixel zur Videoaufzeichnung verwenden konnte und so eine virtuelle Brennweitenverlängerung um den Faktor drei bewirkte, also als ob Sie mit 300mm statt mit 100mm Brennweite filmen würden
- Empfindlicher gegenüber schlechten SD-Karten: Billige SD-Karten, die in der 600D klaglos funktionieren, können in der 650D Aussetzer zeigen. Dafür kann die 650D nichts, es liegt an der höheren Geschwindigkeit der Kamera und an mangelhafter Implementation der Standards seitens der Kartenhersteller.
- Die 600D ist momentan ca. 200€ billiger.
Mein Fazit: Die 650D ist eine sehr gelungene Weiterentwicklung der 600D. Sie regt mit dem ausklappbaren und berührungsempfindlichen Bildschirm zu kreativen Bildgestaltungen an, ihr Bedienkonzept ist gleichzeitig einfacher und mächtiger geworden, AF und Geschwindigkeit sind besser. Eine Kamera, die wirklich Spaß macht und gute Qualität liefert. Wer gerade einsteigt und für den 200€ eine Menge Geld sind, die er lieber in ein Objektiv steckt, der bekommt aber auch mit der 600D eine prima Kamera. Wer die neuen Möglichkeiten wirklich nutzt, der bekommt für die 200€ aber auch einen deutlichen Mehrwert.
Das neue EF 40mm f2,8 STM
Canon hat mit der EOS 650D ein neues Pancake-Objektiv vorgestellt, das allerdings auch an Vollformatkameras funktioniert. Das EF 40mm f2,8 STM wiegt nur 130g, ist nicht so viel größer als ein Gehäusedeckel und schon für gute 200€ zu bekommen. Die Verarbeitung ist recht gut, der AF leise aber nicht wahnsinnig schnell (allerdings auch keine Krücke), zum manuellen Fokussieren muss man es auf MF umschalten, aber auch dann macht das wenig Spaß, weil die Verstellwege sehr klein sind und man so nicht besonders schnell genau arbeiten kann.
Die optische Qualität ist allerdings absolut hervorragend, die Schärfe ist schon bei Offenblende sehr gut, etwas abgeblendet super. An einer Vollformat vignettiert es aber bei Blende 2,8 deutlich.
40 mm sind an einer Vollformat eine sehr schöne Normalbrennweite, das Objektiv ist brillant und streulichtunempfindlich.
Die rechnerische Normalbrennweite für Vollformat ist 42,6mm. Das 40mm ist also viel näher am Ideal als ein 50mm Objektiv. Durch das geringe Gewicht und die hohe optische Leistung ist es ein Objektiv, das man wirklich gerne mitnimmt. An einer Vollformat macht es aber noch mehr Spaß als an einer APS-C. Mein Fazit: Absolute Empfehlung.
UPDATE: Die Bildqualität beim RAW ist praktisch nicht zu unterscheiden zu der der 600D. Der Autofokus ist besser geworden, in Vergleichsaufnahmen mit dem 70-200mm f2,8L IS pumpt oder springt die 600D etwas, während die 650D sich sofort den Fokuspunkt holt. Der AF im Livebild-Modus folgt bewegten Zielen recht sanft (auch mit dem 70-200, nicht nur mit STM-Objektiven). Die Touch-Bedienung macht immer noch Spaß, gerade wenn man wie ich mit mehreren verschiedenen Kameras arbeitet, muss man sonst immer kurz umdenken, der Touchbildschirm ist aber so intuitiv, dass man die traditionelle Menusteuerung oft sein lässt. Dass das neue Blitzsystem jetzt voll unterstützt wird, wird für die meisten Anwender der 650D erst dann richtig interessant, wenn auch die günstigeren Blitze mitspielen. Insgesamt ist die 650D eine runde Kamera geworden, mit der es Spaß macht zu arbeiten und die wirklich gute Bildqualität liefert.