Fujifilm hat gestern eine neu Kamera vorgestellt, die X-Half bzw. X-HF1. Der Name bezieht sich auf das Halbformat. Die Idee hinter dem ursprünglichen Halbformat ist, statt auf einem Kleinbildfilm Querformate mit 36×24 mm aufzunehmen, halb so große Hochformate auf den Film zu belichten, um so doppelt so viele Aufnahmen pro Film und kleinere, leichtere und günstigere Kameras zu ermöglichen. Die Olympus Pen von 1959 ist ein prominentes Beispiel.
Die Kamera simuliert die Arbeit mit Film, es gibt einen optischen Sucher und zwei Displays auf der Rückseite, eines um mit einer Wischbewegung die Filmsimulation anzuwählen und eines als Sucher direkte Rückschaumöglichkeit (Wiedergabe mit Play ist aber möglich). Das Design erinnert an eine Leica M, vielleicht sogar etwas zu sehr, die Kamera ist aber deutlich leichter und kleiner. Es gibt sogar einen Filmtransporthebel und einen Filmmodus, bei dem man die Simulation nicht wechseln und nur den optischen Sucher verwenden kann, bis man den Film zu Ende belichtet hat (oder abbricht). Das ist so weit ganz charmant und auch schön anzusehen, aber hat großes Potential zur Enttäuschung.
Die Kamera hat nur einen 1-inch-Sensor, was eine branchenweite beschönigende Bezeichnung für einen Sensor ist, der tatsächlich nur gut 8×13 mm groß ist. Die Kamera hat eine Festbrennweite, die 32 mm an Vollformat entspricht. Und sie zeichnet nur JPEGs, aber keine Raws auf. Es gibt nur einen kleinen LED-Blitz und der Blitzschuh hat keine Kontakte. Auf der technischen Seite entspricht sie also einer günstigen Kompaktkamera, kostet allerdings 799 € UVP.

Es wird sicher Menschen geben, die mit so einer Kamera Spaß haben werden und die auch nicht vor dem Preis zurückschrecken. Wer Fotoblogs wie dieses liest, ist aus dieser Phase aber wahrscheinlich schon längst herausgewachsen.
Möchten Sie einen Profi-Tip, wie man den allerbesten Film-Look bekommt? Mit Film. Eine vernünftige Spiegelreflexkamera mit Objektiv lässt sich ohne Suchen für 100 € finden, mit etwas Erfahrung und Zeit auch für 20 € auf dem Flohmarkt. Bis man die Preisdifferenz durch Filmmaterial aufgeholt hat, haben die meisten X-HF1-Nutzer die Kamera wahrscheinlich schon beiseite gelegt. Eine gebrauchte Digitalkamera ohne technische Einschränkungen finden Sie ebenfalls günstiger.
Verstehen Sie mich nicht falsch, ich mag den Experimentiergeist von Fujifilm und denke auch, dass die Kamera kein Flop wird, aber ich kenne niemanden, dem ich sie empfehlen würde.
Mehr unter: https://www.fujifilm-x.com/de-de/products/cameras/x-hf1/