Canon hat heute offiziell die EOS R vorgestellt, die Gegen die Sony A7 III und die Nikon Z6 antreten wird. Sie hat ein neues RF-Bajonett mit gleichem Durchmesser wie EF, aber nur 20mm Auflagemaß. Zudem ist die elektronische Kommunikation deutlich schneller geworden, weil Canon den schnellsten AF anbieten möchte. Das Bedienkonzept ist deutlich weiter als bei der Konkurrenz, zumindest ist das meine persönliche Meinung. Canon betont sehr, dass die Kamera um die neuen optischen Möglichkeiten für die Objektiventwicklung herumgebaut wurde und die ersten Objektive für die Kamera sehen auch sehr spannend aus, jedenfalls deutlich aufregender als das, was Nikon vorgestellt hat. Um die Objektive muss man sich aber ohnehin keine Sorgen machen, da alle EF-Objektive ohne Einschränkung funktionieren sollen. Canon hat gleich verschiedene Adapter vorgestellt, der einfachste kostet nur um 100€, wenn man den Einstellring dabei haben möchte oder einen Filtereinsatz, wird es etwas teurer.
Das System überzeugt mich dabei ganz, die Kamera selbst hat noch ein paar Einschränkungen, die ich auf Dauer gerne los werden würde:
- Keinen IBIS: Der Sensor hat keinen Stabilizer, den ich für einen der großen Vorteile bei Spiegellosen Kameras halte, zumal man damit auch alte Objektive mit Stabi verwenden kann.
- Nur eine Speicherkarte: Immerhin UHS II, aber bei einer echten Profikamera dürfen es gerne zwei sein. Nikon hat das auch nicht und Sony hat das schlecht implementiert, als bei mir die eine Karte zickte, wurden wichtige Bilder auch nicht auf die zweite geschrieben. Hier können also alle gerne noch mal nachlegen.
- Bei Nachführ-AF wird die Kamera langsamer, auf nur 5 oder sogar noch weniger Bilder pro Sekunde.
- 4K-Video ist nicht mit der vollen Sensorfläche möglich
Das war es auch schon im Wesentlichen. Die Kamera liegt mit 2499€ UVP 400€ über dem damaligen Einstiegspreis der 6D Mark II, kommt in vielem aber der 5D Mark IV nahe und übertrifft Sie auch in ein paar Aspekten.
Der AF soll bis -6LW (bei f1,2) ud bis f11 Anfangsblende gut funktionieren. Die Kamera hat einen Puffer für 47 Raws, das ist mehr als bei den Mitbewerbern, der Sucher wird wahrscheinlich auch etwas besser als bei der Sony A7 III. Die Kamera hat einen ganz leisen vollelektronischen Verschluss (als Option, der mechanische bleibt natürlich), der aber wahrscheinlich wie bei Sony auch für schnelle Bewegungen nicht geeignet sein wird, da es dann zu deutlichen Rolling-Shutter-Effekten kommt. Für Konzerte oder Trauungen ist das jedoch ideal.
Die Kamera wird wunderbar zu bedienen sein für FullHD-Videos, bei 4K ist der starke Cropfaktor jedoch indiskutabel für professionelle Nutzer. Wer Video als Hauptanwendung nutzt, wird mit anderen Kameras glücklicher, zumindest, wenn er mehr als FullHD oder 60fps bei FullHD benötigt.
EF- und EF-S-Objektive werden sich verwenden lassen, aber EOS M und EOS R sind getrennte Welten, die keinen gegenseitige Adaptierung ermöglichen. Da hat es Sony besser, die APS-C-Kameras sind kompatibel mit den Vollformat-Sonys, allerdings ist dafür der Bajonett-Durchmesser auch deutlich kleiner, was sich auf lange Sicht als Nachteil für Sony herausstellen kann. Die bequemen Zeiten sind für Sony jedenfalls vorbei, aber für Sony-Fotografen wird das nur zu besseren Kameras führen, Konkurrenz ist gut für den Endkunden. Das was jetzt gerade in der zweiten Jahreshälfte 2018 geschieht, wird den Fotomarkt über Jahrzehnte prägen. Neue Bajonette von großen Herstellern kommen nur alle zig Jahre, EF ist von 1987.