Canon EOS 5D Mk III Kurzkritik

Canon hat heute die neue EOS 5D MkIII vorgestellt und ich möchte die Informationen, die im Moment verfügbar sind, zu einer ersten Einschätzung zusammenfassen:

Obwohl die Kamera der direkte Nachfolger der 5D MKII oder vielleicht eher ein Upgrade zu dieser sein wird, ist sie mehr verwandt zur EOS 7D und 1D-X. Von der ersten hat sie große Teile des Bedienkonzeptes geerbt, das zugegebenermaßen auch viel besser als das von der 5D MKII ist, von der letzteren den Pro-AF (fast ganz) und die Videomöglichkeiten (Timecode, Kompressionarten, Qualität). Der neue Sensor hat nun lückenlose Mikrolinsen und bessere Rauschunterdrückung on chip, das bedeutet aber auch, dass wir mit dieser Chiptechnik nun langsam am Ende angekommen sind, was das Rauschverhalten angeht, viel besser wird es von hier aus wohl nicht mehr werden (Software-Rauschunterdrückung mal ausgenommen, aber das wird dann auch den alten Kamera-RAWs zu gute kommen). Im JPEG sind so ca. 2 Stufen besseres Rauschverhalten herausgekommen, man kann davon ausgehen, dass es im RAW weniger sein wird.

Bild: Canon

Die Hauptneuerung neben unzähliger technischer Verbesserungen ist der Autofokus, der nun wirklich auf professionellem Niveau liegt, während er vorher einer Amateurkamera würdig war. Der mittlere Sensor der MkII hat mich zwar manchmal in seiner Schnelligkeit und Genauigkeit bei schlechtem Licht überrascht, aber die Abdeckung des Sucherfeldes war schwach und der AF in manchen Situationen fast unbrauchbar, die Kollegen mit einer Nikon D700 oder D3 noch locker in den Griff bekommen konnten.

Zwei andere Details heben die Kamera vom semiprofessionellen Level ab: Der 100% Sucher und der zweite Kartenschacht (SD-Card). Die Belichtungsreihen sind endlich ausreichend (bis zu 7 Belichtungen, +-3 Blenden, Belichtungskorrektur +-5 Blenden), HDR und Mehrfachbelichtungen sind innerhalb der Kamera möglich, das Auto-ISO ist endlich ein echtes (arbeitet auch in M) und sehr gut konfigurierbar. 6 Bilder/Sekunde sind eine deutliche Verbesserung gegenüber den 3,9 des Vorgängers.

Die Videoqualität wird auch aufgrund der Sensortechnik besser sein, die alte 5D MkII hat Sensorzeilen übersprungen und so mehr Moirés erzeugt. Es gibt endlich einen Kopfhörerausgang, um Audio auch während der Aufnahme zu überprüfen, die Einstellungen lassen sich am hinteren Einstellrad nur durch drüberstreichen (klein Klick nötig, auch touchsensitiv bedienbar) justieren.

Nikon hat interessanterweise einen anderen Weg beschritten als Canon, sie haben die Fortschritte in der Sensortechnik hauptsächlich der Auflösung zu Gute kommen lassen (36MP). Auch wenn ich mir so eine Kamera für manche Situationen gewünscht habe, denke ich doch, dass Canon eine runde Allroundkamera gebaut hat, die meine fotografischen Bedürfnisse sehr gut abdeckt, wahrscheinlich besser als die D800 es tun würde, wobei ich diese zugegebenermaßen auch kaufen würde und glücklich damit werden könnte, wenn ich Nikon-Fotograf wäre. Ich weiß auch, dass es für einen Profi oft schwierig ist, manchmal sogar unmöglich, die 21MP der 5D MKII wirklich zu nutzen, aber ich hatte auch Situationen, wo die Kamera die Auflösung begrenzt hat (24TSE, 100IS oder 70-200IS II eignen sich gut für solche Tests).

Mein Fazit ist, dass ich die Kamera bereits bestellt habe. Ob das für andere genauso sinnvoll ist, muss jeder selbst entscheiden. Wer den AF nicht so sehr braucht, wie z.B. Landschafts- und Architekturfotografen, der wird mit der Mk II, die im Programm bleibt und deutlich günstiger sein wird als die MKIII, ebenso gute Bilder machen.

Ich habe mit der 5D MK II über 100.000 Bilder geschossen, ich halte sie nach wie vor für eine sehr gute Kamera, aber ich muss auch sagen, dass Canon praktisch alles, was mich an der MKII in bestimmten Situationen gestört hat, behoben hat. Dazu gehören auch solche Details wie eine Verriegelung des Modus-Wahlrads oder ein zweiter Joystick fürs Hochformat am Batteriegriff.

Sie werden in den Blogs jetzt ganz viele Begeisterte und viele Enttäuschte finden, aber auf lange Sicht wird sich zeigen, dass Canon mit der MkIII ein wirklich gutes Werkzeug auf den Markt gebracht hat.

Eine interessante Neuerung ist das neue DPP, dass einen Großteil der Abbildungsfehler heraus rechnen will, viel mehr als Lightroom kann. Diese Technik wird aber mit RAWs aller Canon-Kameras seit 2006 zusammenarbeiten. Dass das Blitzsystem nun auch Funktechnik verwendet, wird ebenfalls nicht auf die neue Kamera beschränkt sein.

UPDATE: langsam tauchen die ersten RAW-Dateien im Web auf, unter http://labs.adobe.com/technologies/cameraraw6-7/ lässt sich ein Camera-RAW-Plugin herunterladen, das auch die Files der 5D Mk III unterstützt.

3 Gedanken zu „Canon EOS 5D Mk III Kurzkritik

  1. Mich würde es intressieren on es Sonn macht von einer EOS 5 D auf eine EOS 5D Mark 3 zu wechseln ?

    Ich lese leider im Internet sogut wie immer die vergleiche zwischen 5D MARK II und 5D Mark III aber kein Vergleich zwischen 5 D Mark (I) und 5 D MARK III

    Ich würde mich auch über genauere informationen sehr freuen.
    Mit freundliche Grüße

    Schuberth

    • Moin Herr Schuberth,

      zwischen der Mark I und II lagen eine Verdopplung (fast) der Auflösung und eine sehr viel bessere ISO-Qualität. Und natürlich Video. Jetzt kommt mit der Mark III ein Profi-AF und ein besseres Gehäuse, 100% Sucher, mehr Geschwindigkeit und ein paar neue Möglichkeiten noch dazu.
      Die 5D Mark III wird für Sie eine neue Welt sein. Trotzdem würde ich Ihnen raten: Warten Sie noch bis nach der Photokina. Canon ist kurz davor, eine günstige Vollformatkamera vorzustellen, die die meisten Verbesserungen gegenüber ihrer 5D zu einem deutlich günstigeren Preis bieten wird.

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