EOS RP vorgestellt

Canon hat mit der RP das Einsteigermodell der R-Reihe auf den Markt gebracht, es wird schon Ende Februar für 1499€ inkl. EF-Adapter im Handel verfügbar sein. Es ist die kleinste und leichteste Vollformatkamera der Welt, Sie wiegt nur 485g inkl. Akku. Der Sensor ist fast gleich dem der 6D mark II, nur die Mikrolinsen wurden für die spiegellose Kamera optimiert.

Die technischen Daten können Sie unter https://www.canon.de/cameras/eos-rp/specifications/ nachlesen. Ich werde mich hier mit eine Zusammenfassung und ersten Einschätzung begnügen,

Die EOS RP. Bild:Canon

Die Kamera ist gut geeignet für Porträts und schwaches Licht, das AF funktioniert auch bei wenig Licht noch sehr gut und der Augen AF funktioniert jetzt schon so gut wie bei der EOS R nach dem nächsten Firmware-Update. Das Objektivangebot ist sehr gut, auch wenn die meisten RF-Objektive für teurere Kameras als die RP entworfen wurden, die EF-Objektive arbeiten mit dem Adapter mindestens genauso gut wie an einer Canon DSLR. Der Sucher ist gut und der Touchscreen kann anders als bei Sony alles. Wer von einer APS-C-Kamera aufsteigt, wird, wenn es nicht gerade die professionell ausgerichtete 7D Mark II war, sich sofort gut zurecht finden, da die Bedienung sehr der 800D oder 80D ähnelt. Wenn man bedenkt, dass die ähnliche 6D Mark II für 2099€ auf den Markt kam, ist der Preis der EOS RP sehr beachtlich, auch weil sie die 6D Mark II in einigen Punkten übertrifft. Sie kann 4K Video, allerdings mit Crop, ohne DualPixel-AF und bei schnellen Bewegungen mit Rolling-Shutter Effekt. Sie bringt auch eine Funktion für automatisches Focus-Stacking mit, die RP nimmt bis zu 199 Bilder mit unterschiedlichem Fokus auf, die Sie später zu einem Bild mit riesiger Schärfentiefe z.B. in Digital Photo Professional kombinieren können. 4K-Timelapse unterstützt sie ebenfalls.

Der günstige Preis bringt auch Einschränkungen mit sich. Die Kamera macht nur 5 Bilder pro Sekunde, mit Nachführmessung 4. Der Akku (LP-E17) ist recht klein. Der leise Verschluss lässt sich nur in einem vollautomatischen Szenenmodus verwenden (wie auch bei der M50), allerdings ist der mechanische Verschluss auch recht leise. Dafür unterstützt er maximal eine 1/4000s und 1/180s Blitzsynchronzeit. Es gibt keinen IBIS, nur eine Software-Bildstabilisierung im Video und natürlich viele Objektive mit Stabilisator.

Auf der anderen Seite unterstützt die Kamera schnelle UHS-II-Speicherkarten und der Puffer ist erst nach 50 Raws voll (also nach mindestens 10s). Selbst danach wird sie mit einer schnellen UHS-II Karte die Bilder noch zugig wegschreiben können, ob sie im CRaw überhaupt an ihre Puffergrenze kommt, werde ich ausprobieren müssen, im JPG tut sie das jedenfalls nie.

Die EOS RP ist keine Kamera für Sport oder 4K-Video, wer mit HD auskommt oder hauptsächlich fotografiert wird die Kamera wahrscheinlich besser finden, als die reinen Daten vermuten lassen. Und selbst wer diese Kamera für völlig uninteressant hält, wird wahrscheinlich von ihr profitieren, weil Vollformat durch sie günstiger wird und die anderen Hersteller in der einen oder anderen Form reagieren werden.


Canon hat zeitgleich sechs RF-Objektive vorgestellt:

  • RF 85mm F1.2 L USM
  • RF 85mm F1.2 L USM DS (Defocus Smoothing, Apodization für weicheres Bokeh)
  • RF 24-70mm F2.8 L IS USM
  • RF 15-35mm F2.8 L IS USM
  • RF 70-200mm F2.8 L IS USM
  • RF 24-240mm F4-6.3 IS USM

Zwei professionelle 85er, die „heilige Dreifaltigkeit“ der Profifotografen (Weitwinkelzoom, 24-70 ind 70-200 in f2,8) und ein Superzoom, das vielleicht das einzige Objektiv dieser Reihe war, bei dem Canon die EOS RP im Blick hatte. Die anderen machen zwar an einer RP auch sehr viel Spaß, richten sich aber in Qualität und Preis eher an Profis. Alles Objektive kommen 2019, Preise und Verfügbarkeit sind aber noch offen.

EOS R Firmware 1.1.0

Wie schon im EOS R Buch angekündigt, hat Canon nun das erste Firmware-Update für die EOS R herausgebracht. Sie können es unter

https://www.canon.de/support/consumer_products/products/cameras/digital_slr/eos-r.aspx?type=firmware

herunterladen. Das wichtigste neue Feature ist die Unterstützung von Serienbildern mit dem leisen Verschluss. Es wurden auch einige Fehler behoben, von denen ich nur einen auch selbst erfahren habe: Wenn man die Kamera ins Hochformat dreht, blieben die Sucherwerte manchmal im Bild stehen statt darunter .
Augen-AF im Nachführmodus ist, anders als ich das von Canon auf der Photokina erfahren habe, diesmal noch nicht dabei. Ich komme allerdings mit der Gesichtserkennung normalerweise gut hin.
Ich hatte meine EOS R noch auf Filmen eingestellt, dann ist der Firmware-Menüeintrag unter SET UP6 nicht sichtbar. Stellen Sie sie also auf Foto, wenn Sie updaten möchten.

Für das RF24-105L IS STM steht ebenfalls eine neue Firmware bereit (2.0), diese sollten Sie auch gleich installieren, falls Sie das Objektiv besitzen.

Erfahrungen mit der EOS R

Ich arbeite seit dem ersten Tag der Verfügbarkeit (9.Oktober 2018) mit der EOS R und habe inzwischen gut über 20.000 Aufnahmen mit ihr gemacht und mit Holger Haarmeyer ein Buch über sie geschrieben. Mit Canon arbeite ich seit den 90er Jahren und mit spiegellosen Kameras seit 2014. Obwohl die Kamera nicht perfekt ist, ist sie in manchen Beziehungen die beste Canon und die beste Spiegellose, die ich je besaß.

Momentan kann ich die EOS R am besten mit meiner EOS 5D Mark IV und meiner Sony A7R III vergleichen. Die 5D Mark IV ist solider gebaut und hat zwei Speicherkartenslots, unter harten Bedingungen würde ich sie deswegen wahrscheinlich vorziehen. Die EOS R hat aber den deutlich besseren AF, genauer, mit viel größerer Abdeckung und bei schwachem Licht besser. Zudem lässt sich der AF-Punkt auch beim Blick durch den Sucher mit dem Daumen auf dem Touch-Bildschirm verschieben. Mit dem Klappbildschirm ist sie auch eine kreativere Kamera.

Der AF der EOS R reicht extrem weit an den Bildrand, meine 5D Mark IV hätte wahrscheinlich schon längst den Fokus verloren.

Im Verhätnis zur A7R III ist der AF bei schwachem Licht deutlich besser, die Kamera ist ergonomischer und der Sucher ist besser, vor allem auch wieder bei schwachem Licht. Da verschwimmt der Sonysucher, während die Canon klar bleibt. Die Bedienung und der Touchbildschirm sind bei der Canon auch besser. Die Sony liegt beim Sensor und beim IBIS vorn, IBIS hat die EOS R leider gar nicht. Das Top-Display der EOS R ist ebenfalls ein Vorteil, der Blitzschuh ist robust und Canons Blitzsystem ist auch besser. Ebenso ist die manuelle Scharfstellung bei Canon besser gelöst. Dafür hat die Sony mehr Auflösung und ist trotzdem schneller. Ich hatte eine Reihe von Veranstaltungen bei schwachem Licht zu fotografieren, zu denen ich die Sony und die Canon mitgenommen habe. Mit der Zeit hat sich die Canon als die Kamera herausgestellt, mit der ich unter in diesen Bedingungen lieber gearbeitet habe und mehr AF-Treffer hatte. Was nicht heißen soll, dass die Sony bei anderen Aufgaben auch hinten liegen würde, das ist ebenfalls eine sehr gute Kamera. Ein Vorteil der Canon ist, dass sie beim Ausschalten den Verschluss zu macht, so dass der Sensor nicht verdreckt. Das ist bei der Sony ein echtes Problem, zumal die interne Sensorreinigung bei mir noch nie auch nur ein einziges Staubkorn entfernt hat. Ein Blasebalg in der Kameratasche ist bei der Sony Pflicht.

Das RF35mm f1,8 STM besitzt ein angenehmes Bokeh

Ich arbeite hauptsächlich mit EF-Objektiven, sowohl mit dem mitgelieferten Adapter als auch mit einem zusätzlichen Einstellring-Adapter. EF-Objektive funktionieren ohne Einschränkungen an der EOS R. Wenn es überhaupt eine Veränderung zu vorher gibt, ist es eine Verbesserung, weil der AF der EOS R auch bei schwierigen Objektiven (50mm f1,2L USM, 85mm f1,2L USM) sehr exakt ist. Ich habe ein RF35mm f1,8 STM gekauft, auch um einen Vergleich zu nativen Objektiven zu haben. Außer der Schnellansicht, die für mich keinen so großen Unterschied macht und der Anzeige der Einstellentfernung bei manueller Scharfstellung im Sucher ist nichts zu bemerken. Das RF-Bajonett macht ganz andere Objektive möglich, Canon hat für dieses Jahr wohl schon acht Neuerscheinungen in der Pipeline, während es um EF eher sehr ruhig bleiben wird. Das RF35 bildet mit der EOS R eine schöne kompakte Einheit, der AF ist sehr schnell, die Schärfe sehr gut, das Bokeh angenehm aber nicht langweilig. Es verzeichnet sichtbar, aber nur, wenn Sie keine Objektivkorrektur verwenden. Im Nahbereich geht es bis 1:2. Ich mag es, es wäre schön, wenn Canon auch ein 50er und ein 85er in gleicher Qualität und Lichtstärke anbieten würde, im Moment konzentrieren Sie sich aber eher auf teurere Profiobjektive, wohl auch, um der kommenden Profi-EOS-R den Boden zu bereiten. Zuerst wird aber am 14.2. die EOS RP vorgestellt, die deutlich günstiger, kleiner und leichter als die EOS R wird.

Ich würde die EOS R wieder kaufen und bin insgesamt positiv überrascht. Ob das die richtige Kamera für Sie ist, müssen Sie allerdings abwägen. Sie könnte schneller sein, IBIS wäre nicht schlecht und ein zweiter Speicherkartenslot wäre auch sinnvoll. Spätestens Anfang 2020 wird Canon sicher eine bessere (und teurere) R bringen, am 14.2 wird Canon wohl die günstigere und leichtere EOS RP vorstellen, die Kamera soll sogar leichter werden als eine EOS 800D. Und die EOS R wird selbst auch noch besser werden nach dem nächsten Firmwareupdate, das Augen AF im Serienbild und Serienaufnahmen mit dem geräuschlosen Verschluss bringen wird. Als Start in ein neues System ist die EOS R gelungen, aber es wir noch viel kommen, was über sie hinausgehen wird.