Sony A7R III Erfahrungsbericht

Ich habe die A7R III seit dem ersten Tag der Lieferbarkeit in Verwendung. Auch wenn Sony nur mein Zweitsystem neben Canon ist, kann ich nach fast 30.000 Aufnahmen einen fundierten Erfahrungsbericht schreiben.

Die Bildqualität des Sensors ist tatsächlich hervorragend, die Kamera ist deutlich schneller geworden und lässt sich auch besser bedienen als der Vorgänger. Ich würde sie wieder kaufen, um ein Fazit vorwegzunehmen, aber die Kamera bei weitem nicht perfekt. In diesem Bericht werde ich hauptsächlich auf die Schwächen eingehen und ich werde ihn auch bei Sony posten, weil Sony genau mitliest. Meine Kritikpunkte an der A7R II hat Sony bei der A7R III fast alle behoben. Nicht meinetwegen natürlich, aber doch, weil das Userfeedback genau ausgewertet wurde.

Der elektronische Verschluss ist zwar absolut leise, aber leider auch nur beschränkt einsetzbar. Wenn Sie unkomprimiertes Raw eingestellt haben, benötigt die Kamera selbst bei 1/8000 s Belichtungszeit 1/13 s, um das ganze Bild auszulesen. Entsprechend stark ist der Rolling-Shutter-Effekt. Wenn Sie flimmerndes Licht haben, erhalten Sie eine starke Streifenbildung. Bei bestimmten Kunstlichtquellen oder stärker bewegten Motiven können Sie den elektronischen Verschluss also gleich wieder vergessen. Bei komprimiertem Raw liest die Kamera immerhin doppelt so schnell aus.

Der gleiche Effekt schränkt auch die Nutzbarkeit des Pixelshift-Modus ein. Denn die Kamera verwendet dabei immer den unkomprimierten leisen Modus. Wenn Sie blitzen, brauchen Sie also Belichtungszeiten von mindestens 1/13 s, der Abstand zwischen den 4 Belichtungen beträgt mindestens eine Sekunde, die Gesamtaufnahmezeit also mindestens 3 s. Das können andere besser.

Apropos andere können das besser: Ich habe es in drei Monaten nicht ein einziges Mal erlebt, dass die Sensorreinigung ein Staubkorn entfernt hätte. Und ich rede von Staubkörnern, die mit einem kleinen Gummiblasebalg problemlos zu entfernen waren. Das ist bei Olympus oder Canon deutlich besser. Gerade bei einer Spiegellosen, bei der der Sensor nah hinter dem Bajonett offen liegt, sollte eine bessere Methode zu finden sein.

Der Autofokus der A7R III ist bei Gesichtern hervorragend, wenn man die Kamera in AF-C machen lässt, ist er auch bei anderen Motiven oft sehr gut. Wenn man allerdings mehr Kontrolle übernehmen möchte, schwächelt das System bei kleineren Messfeldern aber deutlich. Immerhin können Sie in der Suchervergrößerung mit einem Fadenkreuz praktisch auf den Punkt scharf stellen, wenn auch nicht immer schnell. In der Gesamtheit ist der AF aber mit einer guten DSLR zu vergleichen. Der Sucher selbst lässt einen aber langsamer reagieren und auch nicht so schnell mitführen, wie das bei einer DSLR möglich wäre. Bei Personen ist die A7R III überlegen, bei schnellen Vögeln eher eine DSLR. Auch deswegen, weil die großen Teles noch nicht auf dem Markt sind, nach 100-400 mm Zoom ist bislang Schluss. Canon- oder Sigma-Teles funktionieren zwar mit Adapter, aber nicht auf dem Level, den Sport- oder Naturfotografen von guten DSLRs gewohnt sind. Insgesamt funktioniert der AF mit Adapter aber deutlich besser als an der A7R II.

Die Touchscreen-Unterstützung ist halbherzig, immerhin können Sie den Fokuspunkt verschieben. Wenn Sie das Sucherfeld in der Suchervergrößerung verschieben wollen, dann macht die Kamera das andersherum als beim Fokusfeld und für meine Anforderungen auch viel zu langsam. Auslösen über den Touchscreen geht nicht, das Menü können Sie darüber auch nicht bedienen.

Einer der Punkte, der mich wirklich nervt, ist, dass sich die Kamera oft gar nicht bedienen lässt, wenn die Kamera noch auf die Speicherkarte schreibt. Und was mich auch nervt, ist, dass in der Suchervergrößerung nicht die Blende oder Belichtungszeit angepasst werden kann. Die Bedienung ist etwas übersichtlicher geworden, immerhin haben die Reiter jetzt Überschriften. Aber das geht noch besser.

Meine Kamera hat öfter Probleme mit der Speicherkarte, vor allem im Slot I, die Karten selbst sind nicht das Problem, die laufen in den anderen Kameras problemlos, einmal in Amsterdam hat die Kamera ca. 35 Bilder hintereinander nicht auf die Karte geschrieben. Das war das einzige Mal, aber dass die Kamera die Speicherkarte neu eingesetzt haben möchte, passiert öfter. Ich vermute eine mechanisch nicht so gute Umsetzung der Kontakte. Genau wie beim Blitzschuh. Wer den entworfen hat, sollte bitte von Sony in die Hifi-Abteilung versetzt werden und nichts mehr bauen dürfen, was die Leute auch mit vor die Tür nehmen.
Wie wetterfest die Kamera ist, habe ich nicht wirklich ausprobiert, aber ich würde auch nicht zuviel erwarten. Sony könnte das meinetwegen genauer kommunizieren, als sie das jetzt tun.

Die Akkulaufzeit ist jetzt zwar recht gut, aber es gibt keine Fremdakkus und Sony kann wohl im Augenblick nicht liefern, ich habe jedenfalls von einigen gehört, dass Sie keine Akkus kaufen konnten. So etwas darf nicht passieren.

Die Bildqualität der Sony ist gut, bei langen Belichtungen habe ich allerdings Probleme mit Hotpixeln. Hier sollte Sony einen Weg finden, der weder Hotpixel- noch Star-Eater-Probleme mit sich bringt.

30s bei ISO 3200. Hotpixel sind leider immer noch ein Thema

Der Bildstabilisator ist super, gerade für alte manuelle Objektive.
Das neue Betriebssystem macht die Kamera schneller, es gibt aber keine Apps mehr. Den Touchless Shutter vermisse ich, den hätte Sony ruhig mit in die Firmware packen können. Die Umschaltung zwischen Sucher und Bildschirm ist manchmal immer noch ungenau. Generell dürfte der Sucher ruhig dann erst angehen, wenn das Auge nur noch wenige cm entfernt ist.

Die Verbindung mit dem Smartphone für die GPS-Koordinaten bricht mit dem iPhone 7 oft ab und muss immer händisch wieder aufgebaut werden. Wer genau daran Schuld ist, weiß ich nicht, aber es ist nicht praxistauglich.

Für die A7R IV wünsche ich mir: Einen schnelleren Sucher, einen besseren Spot-AF, weniger Bedienbremsen und mehr Responsiveness, robustere Auslegung und Wetterabdichtung, eine gute Touchscreen-Umsetzung, einen schnelleren leisen Verschluss, einen schnelleren Pixelshift-Modus (am besten so schnell wie die Serienbildfrequenz), den zweiten Kartenslot auch in UHS-II. Etwas mehr Auflösung wäre schön, aber mit den 42MP kann ich ganz gut leben.

Und, nach den ganzen Kritikpunkten: Insgesamt eine gute Kamera, inzwischen ernst zu nehmende Konkurrenz zur DSLR und ein großer Schritt nach vorne von der A7R II. Die meisten Nachteile sind gar keine technischen, sondern eher Designschwächen. Da kann Sony noch aufholen und vor allem früh den Profis Prototypen  in die Hand drücken.

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